Die Großherzoglich Badische Hofmalerin Sophie Reinhard

(1775-1844)

 

von

 

Edwin Fecker

 

 

 

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Einleitung

Das Leben und Werk der Großherzoglich Badischen Hofmalerin Sophie Reinhard wurde bisher niemals eingehend beschrieben und kein Versuch unternommen, ein Verzeichnis ihrer Werke zusammenzutragen. Dieser Mangel geht auf die Kunstgeschichtsschreibung der vergangenen Jahrhunderte zurück, in der man(n) die Kunst von Frauen überwiegend als unbedeutend erachtete. Erst als Germaine Greer 1979 auf die gewichtige Rolle der Frauen in der bildenden Kunst hinwies, nachdem in Los Angeles eine Ausstellung über Künstlerinnen von 1550 bis 1950 ein weltweites Echo gefunden hatte, entwickelte sich in der Kunstgeschichte ein Umdenken, das zum Aufarbeiten der Lücken in der Beschreibung des Lebens und Werkes zahlreicher Künstlerinnen beitrug.[1]

 

In den darauf folgenden Jahren wurde verschiedentlich kurz über die Künstlerin Sophie Reinhard berichtet. Eine Dokumentation des Stadtarchivs Karlsruhe aus dem Jahre 1992 über „Karlsruher Frauen 1715-1945“ informierte zwar über Sophie Reinhard ohne aber das Leben und Werk dieser bedeutenden Karlsruherin eingehender zu behandeln und manchen verbreiteten Irrtum in den kunsthistorischen Nachschlagewerken über ihre biographischen Daten auszuräumen, was mit Hilfe der Karlsruher Archive leicht möglich gewesen wäre.[2] An diesem Zustand veränderte auch die Ausstellung des Jahres 1995 „Frauen im Aufbruch? Künstlerinnen im deutschen Südwesten“ nicht viel.[3] Wirklich eingehend befasste sich mit der Künstlerin erst die Kunstausstellung in Gotha und Konstanz im Jahre 1999 mit dem Titel „Zwischen Ideal und Wirklichkeit. Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850“.[4] Ins Gedächtnis der Karlsruher wurde die Künstlerin jüngst durch einen historischen Kriminalroman von Petra Reategui zurückgerufen, der in der Zeit Weinbrenners im frühen neunzehnten Jahrhundert in Karlsruhe spielt.[5]

 

Insbesondere mit der Reise der Künstlerin nach Italien hat sich 2009 Kathrin Seibert intensiv beschäftigt und die Reisevorbereitungen sowie den Aufenthalt in Rom näher beschrieben. Ferner hat sie das künstlerische Werk der Sophie Reinhard, soweit es die Quellen erlauben, mit den Werken anderer Künstlerinnen jener Zeit verglichen und die Wirkung des Studiums in Italien auf das spätere Schaffen der Künstlerin aufgezeigt.[6]

 

Die nachfolgende Schilderung des Lebens der Künstlerin kann nur einen ersten Überblick geben und soll Anregung zur weiteren Beschäftigung mit ihrem Werk sein. Um dies zu erleichtern, werden die handschriftlichen Quellen, soweit sie mir zugänglich waren, beigefügt. Ferner soll dadurch dem Leser die Möglichkeit gegeben werden, die handschriftlichen Quellen selbst zu bewerten und zu interpretieren. Außerdem enthalten diese Quellen viele neue Hinweise auf bildende Künstler, die anfangs des 19. Jahrhunderts in Rom tätig waren. Sie verdienen es weiter ausgeschöpft zu werden.

 

Der angefügte Werkkatalog kann selbstverständlich ebenfalls nur als ein erster zaghafter Versuch einer Auflistung der Werke von Sophie Reinhard gesehen werden, der sicherlich noch vieler Ergänzungen bedarf. Er soll aber den Leser ermuntern zur Vervollständigung der Werkübersicht selbst beizutragen und Lücken zu füllen.


 

Herkunft, Ausbildung und Wanderjahre

Sophie Karoline Friederike Petronella Reinhard wurde am 9. Juni 1775 in Kirchberg in der linksrheinischen, ehemals badischen, Grafschaft Sponheim geboren.[7] Die Grafschaft wurde nach ihrer Besetzung durch französische Truppen 1794 im Jahre 1801 für über ein Jahrzehnt Teil Frankreichs. Ihr Vater Maximilian Wilhelm Reinhard, geboren 1748 in Karlsruhe, war zunächst von 1772 bis 1783 fürstlich badischer Hofrat und Amtmann in Kirchberg und Birkenfeld in der Hinteren Grafschaft Sponheim,[8] danach von 1783 bis 1792 Landschreiber und Hofrat in Lörrach im Oberamt Rötteln im Markgräfler Land[9] und zuletzt Staatsrat und Direktor der badischen Brandversicherungsanstalt in Karlsruhe.[10]

 

Als junges Mädchen lebte Sophie Reinhard von 1783 bis 1792 in Lörrach. Ihre beiden jüngeren Brüder, Wilhelm Emanuel, geb. 1776 in Kirchberg und Carl Friedrich, geb. 1780 in Birkenfeld, besuchten in Lörrach das dortige Pädagogium, wo Tobias Günttert seit 1779 als Prorektor und Johann Peter Hebel seit 1783 als Hilfslehrer tätig waren.[11] Das wichtigste Unterrichtsfach war Latein, was Hebel unterrichtete, außerdem wurden evangelische Religionslehre, Geschichte und Geographie, aber auch französischer Sprachunterricht von einem Lehrer namens Colthien, Musik von dem Stadtzinkenist Gebhard und Zeichenunterricht von dem Maler Eberhard Frick erteilt.[12] Dagegen ist davon auszugehen, dass Sophie Reinhard selbst und ihre beiden jüngeren Schwestern Elisabetha Henrietta, geb. 1778 in Birkenfeld, und Carolina Sophia, geb. 1784 in Lörrach, von einem Hauslehrer unterrichtet wurden. Ob Sophie Reinhard damals schon Zeichenunterricht bekam, lässt sich nicht nachweisen. Johann Peter Hebel schreibt in seinem Vorwort zu ihren Radierungen „Zehn Blätter nach Hebels Alemannischen Gedichten“, die 1820 bei Mohr und Winter in Heidelberg verlegt wurden: „Schon oft haben Personen, welche die alemannischen Gedichte mit ihrem Beifall ehren, den Wunsch geäußert, daß Kupfer dazu in getreuer Nachbildung der nationalen Tracht und Eigenthümlichkeit des Völkleins, das in ihnen lebt, gegeben werden möchten. Ein Versuch, der in der dritten Auflage der Gedichte gemacht wurde, ist nur wenig gelungen. Sophie Reinhard, die selbst einige Jahre in jener Gegend gelebt hat, und für sie eine treue Erinnerung und Liebe bewahrt, hat diese Aufgabe vollkommen erreicht.“[13] Die Familie von Maximilian Reinhard, insbesondere seine Frau, kam während der Amtszeit Reinhards in Lörrach mit Hebel und der Pfarrerfamilie Günttert in freundschaftlichen Kontakt, der auch in der nachfolgenden Karlsruher Zeit andauerte.[14]

 

Sophie Reinhard dürfte ihre künstlerische Ausbildung um 1793 im Alter von 18 Jahren an der Zeichenschule von Philipp Jakob Becker begonnen haben, als ihr Vater von Lörrach nach Karlsruhe versetzt wurde. Schließen lässt sich dies aus den Tagebuchaufzeichnungen des Karlsruher Kaufmanns Wilhelm Christian Griesbach, der am Sonntag den 13. August 1797 von einer Begegnung mit ihr in Steinbach berichtet,[15] wohin er mit Gustel Lindemann, Sophie Brauer, seiner Tante und seinem Onkel Hemeling einen Ausflug unternommen hatte: „es waren sehr viele Damen da, unter andern auch, die Sophie Reinhardt, die ich wegen ihrem génie immer bewundere, obgleich so manches an ihr tadelhaft seyn soll.“[16] Sie muss also 1797 in Karlsruhe schon eine beachtete Künstlerin gewesen sein. Ihr Vater lässt den Großherzog Karl Ludwig von Baden in einem Brief wissen, dass seine Tochter beim Galeriedirektor Philipp Jakob Becker mehrjährigen Unterricht erhalten habe.[17] Dort gehörten die Zeichnung, das Aquarell und das Pastell, aber auch die Miniaturmalerei zum Ausbildungsprogramm. Becker tat sich jedoch weniger als Künstler, denn als Leiter der neugegründeten Kunstsammlung und als Lehrer an der im Herbst 1786 eröffneten Zeichenschule hervor, konnte demnach Sophie Reinhard zwar ein solides künstlerisches Rüstzeug bieten, zu höherer Ausbildung reichten seine Fähigkeiten aber nicht.[18] Aus der Studienzeit bei Galeriedirektor Becker sind zwei Zeichnungen von Sophie Reinhard erhalten, die sie nach seinen Vorlagen fertigte und die für die Ausbildung bei ihm Programm sind.[19] Von ihm stammt ein Portrait in Pastell von Sophie Reinhard aus dem Jahre 1803, welches auf ein damals freundschaftliches Verhältnis zwischen Lehrer und Schülerin schließen lässt.[20] Die früheste bekannte Arbeit von Sophie Reinhard datiert auf das Jahr 1799. Es handelt sich um eine Miniatur, das Portrait einer älteren Dame darstellend.[21] Aus dieser Zeit dürfte auch die Miniatur „Mädchen mit Buch“ stammen, die sich im künstlerischen Nachlass Beckers befand.[22]

 

 

Frühestes bekanntes Portrait von Sophie Reinhard im Alter von 28 Jahren.

Pastell auf Pergament von Philipp Jakob Becker aus dem Jahre 1803.

© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1977-4

 

Um eine bessere Ausbildung zu erhalten, schickte der Vater seine Tochter 1807 nach München. Da ihr dort als Frau eine Immatrikulation an der neu konstituierten Kunstakademie verwehrt und deren Eröffnung ohnehin erst 1808 zu erwarten war, nahm sie bei Galeriedirektor Christian von Mannlich Privatunterricht. Während ihres Studienaufenthaltes in München freundete sich Sophie Reinhard mit der Malerin Margarete Geiger an, die ebenfalls bei Mannlich studierte. Aus dieser Zeit sind zwei Zeichnungen „Sophie Reinhard beim Kopieren“ und „Margarete Geiger beim Malen in Schleißheim“ erhalten, welche die Künstlerinnen im Jahre 1807 voneinander gefertigt haben.[23] Margarete Geiger war schon 1806 in München angekommen, und wie ihren Briefen zu entnehmen ist, war sie in kurzer Zeit mit den meisten Münchner Künstlern, darunter auch mit dem designierten Direktor der Kunstakademie Johann Peter von Langer und seinem Sohn Robert, bekannt geworden.[24]

 

In einem Brief vom 31. Juli 1807 schreibt sie an ihre Schwester: „Vermutlich werde ich künftige Woche in Schleißheim zubringen, worauf ich mich sehr freue! Wenn ich retourkomme, will ich den Brief des lieben Vaters beantworten und die Merkwürdigkeiten jener Galerie beschreiben. Es ist um so interessanter, da Herr v. Mannlich und ein Fräulein Reinhard aus Carlsruhe die kleine Reise mitmachen. Ihr Vater ist Geheimrat, sie hat so viel Liebe zur Kunst, daß sie sich ihr ganz widmet. Sie hat viel Talent, zeichnet mit schwarzer und weißer Kreide charmante Gruppen, just wie die Deinigen. … Wir harmonisieren sehr gut zusammen, copieren in der Galerie, durchstreifen miteinander die Kirchen und zeichnen alles ab, was in unseren Augen taugt. Sie ist sehr solid und vernünftig, ich bin sehr froh eine solche Kunstfreundin gefunden zu haben.“[25] Ihrem Vater schreibt sie am 16. August: „Nun möchten Sie auch etwas von Schleißheim hören, nicht wahr? Es gefiel mir und meiner Kollega, Frl. Reinhard von Carlsruhe, so wohl, daß wir gerne diesen Sommer ganz da zugebracht hätten, wenn wir nicht Logis in München gehabt hätten. Wir logierten mit Herrn Mannlich ganz allein in dem großen Schloß von 400 Zimmern und 4000 Gemälden. Mannlich hatte den ganzen Tag mit den altdeutschen Bildern zu tun und in der Legende zu studieren, und wir zeichneten zuerst nach Martin Schön, nach Beham, Poless und Holbein, dann gingen wir zu den Italienern, wo ich die Fortuna von Guido Reni nachzeichnete.“[26]

 

 

 

Margarete Geiger beim Malen in Schleißheim.

Aquarell von Sophie Reinhard, 1807.

Privatbesitz Schweinfurt

 

Im Schleißheimer Schloss lernten die beiden Künstlerinnen den späteren Schlachtenmaler Albrecht Adam kennen, der dort ebenfalls nach alten Meistern kopierte. In seinen Lebenserinnerungen charakterisiert er Sophie Reinhard folgendermaßen: „Bei einem hellen Verstande hatte sie sehr viel Witz, welcher leicht in bittere Wahrheiten überging, die aber verständige Menschen nicht verletzen konnten, weil es wirklich Wahrheiten waren; auch wurden sie immer bald wieder durch ihr treffliches Gemüth und eine ihr eigenthümliche Ruhe ausgeglichen. Ohne gerade schön zu sein, hatte sie ein angenehmes Aeußere, ein gewisser ironischer Zug schwebte fast immer um ihren Mund und kleidete sie gut.

Mit diesen Eigenschaften, verbunden mit der großen Achtung, welche ich vor ihr hatte, verschaffte sie sich bald, und nicht zu meinem Nachtheil, einen bedeutenden Einfluß auf mich. Nicht umsonst hatte sie mich, als ich sie in der Gallerie zum erstenmale sprach, ersucht, ihr mein Vertrauen zu schenken, dieses wurde auch nach und nach so groß, daß ich ihr über die kleinste meiner Handlungen Rechenschaft ablegte.“[27]

 

Charakteristisch für das selbstbewusste Auftreten der Künstlerin ist eine Begebenheit, die sich in der Schleißheimer Galerie zutrug, als Albrecht Adam eine dort angefertigte Kopie zu einem außerordentlich niedrigen Preis an einen Kunsthändler verkauft hatte. „Eines Morgens war ich wieder wie gewöhnlich sehr frühe in der Gallerie; es wurden erst nach und nach die grünen Vorhänge aufgezogen. Da erschien bald nach mir … Sophie Reinhardt aus Karlsruhe. Sie wünschte mir einen guten Morgen, sprach von gleichgültigen Dingen und ging mit mir durch die ganze Gallerie, was ich gewöhnlich that, ehe ich zu arbeiten begann. Wir kamen bis in den letzten Saal, da lenkte sie das Gespräch auf meine Handelschaft. Sie nahm mich auf eine Vertrauen erregende Weise in eine Art Verhör, aus welchem Grunde ich diese schöne Copie um solchen Spottpreis verkauft hätte und wie ich zu der Bekanntschaft mit diesem Menschen gekommen sei, warnte mich ernstlich und sagte: »Sie sind so jung und talentvoll und scheinen mir noch wenig mit dem Treiben in der großen Welt bekannt zu sein; hüten Sie sich vor diesem und ähnlichen Menschen, sie sind gefährlich für junge Leute. Es ist ein Mäkler, der mit allem Geschäfte treibt und er steht nicht in dem besten Rufe. Solche Menschen ziehen gerne junge Leute an sich, besonders wenn sie bemerken, daß diese talentvoll und unerfahren in ihren Manipulationen sind, strecken ihnen wohl auch etwas Geld vor, um ihnen ihre Arbeiten abdrücken zu können, und ehe man sich dessen versieht, ist man an sie gebunden. Schenken Sie mir Ihr Vertrauen und unterrichten Sie mich über Ihre Verhältnisse, ich besitze die Gunst der Königin Karoline und habe Zutritt bei ihr, vielleicht kann ich etwas für Sie thun.« Es leuchtete aus allem hervor, daß sie vermuthete, ich hätte aus Geldverlegenheit meine Arbeit so wohlfeil hergegeben. Ich versicherte sie, daß ich das aus keinem andern Grunde that, als weil ich eben der ersten kleinen Copie, welche ich hier gemacht, keinen höhern Werth beigelegt hatte. Der Mann habe bezahlt, was ich begehrt, mehr könne man ihm nicht zumuthen. Was übrigens eine nähere Bekanntschaft mit diesem Menschen betreffe, werde ich mir ihre Warnungen gewiß zu Herzen nehmen; er habe mir vom ersten Augenblicke an, wo ich ihn gesehen, ohnehin keinen Vertrauen erregenden Eindruck gemacht. Ich dankte ihr so verbindlich, als ich konnte, für ihre Theilnahme und sagte, daß ich für das, was ich vielleicht für meine Arbeit zu wenig erhalten habe, mich jetzt schon reichlich dadurch entschädigt sehe, daß diese Veranlassung mir das Vergnügen, eine so achtbare Dame kennen zu lernen, verschafft habe.“[28]

 

Im September berichtet Margarete Geiger ihrer Schwester: „Vor einigen Tagen machte ich mit meiner Reinhard und einem kleinen, geschickten Bildhauer namens Kirchmaier einen Spaziergang. Wir gingen eine Stunde von hier nach Harlaching, wo Claude Lorrain gewohnt hat. ... Die schöne Gegend ist ganz seiner würdig! Der Weg führt durch eine Pappelallee über mehr als 100 Wehre oder kleine Wasserfälle; der Ort selbst liegt auf einer Anhöhe, von wo aus München in der Ferne in seiner ganzen Größe erscheint. Schade, daß der Wind so ging und wir gar nicht zeichnen konnten! Doch waren wir vergnügt, denn die Reinhard lacht so gerne wie Du. Sie läßt Dich wie ich bitten, wieder einmal was von Deinen Geniestreichen zu schicken, dafür schickt sie Dir was aus ihrem Taschenbuch. Wir zeichnen immer miteinander. Neulich malten wir ein junges, sehr schönes griechisches Profil miteinander, in Pastell auf graues Papier. Das Pendant dazu soll ein junger Russe werden, der einen ganzen Ganymedeskopf hat.“[29]

 

Am Ende Oktober 1807 schreibt Margarete Geiger ihren Eltern: „Von dem grauen Papier, worauf Reinhard malt und worauf das Schleißheimer Mädchen ist, werde ich nächstens etwas schicken. Sie malt auch auf Ölgrund, der frißt aber sehr viel Farbe. … Vorige Woche zeichnete ich bei Reinhard 12 Hände, nämlich Abgüsse von Wachs, die Herrn Direktor Langer gehören. Damit wir uns das Studieren noch leichter und angenehmer machen können, so ziehe ich künftigen Monat zu Frl. Reinhard, wo wir heller, reinlicher und ruhiger logiert sind. … Meine Adresse schreiben Sie künftig so: An Mademoiselle G. bei Madame LeSuire, nächst dem Maxtore No 208, über 3 Stiegen.“[30] Einige Wochen später schreibt sie an die Eltern: „Wir leben wie ein paar Eheleute zusammen, nämlich noch in Flitterwochen. Einer Studentenhaushaltung sieht es auch manchmal bei uns gleich, doch immer einer weiblichen, da hat meine liebe Mutter recht. Wir machen Toilette, kochen, essen, lachen, necken, flicken, stricken und plaudern ganz weiblich, aber doch verträglich miteinander.“[31]

 

Mit Albrecht Adam veranstalteten Sophie Reinhard und Margarete Geiger kleine Kompositionswettbewerbe, über die Margarete Geiger ihrer Schwester im Winter 1808 brieflich berichtet: „Wir componieren, was das Zeug hält, ein junger Künstler, namens Adam, ist in unserer Zeichenkonkurrenz, wozu auch Du eingeladen bist, wir geben nämlich Themen aus Gedichten auf, welche alle Samstage erst gezeigt werden, wir haben schon inventiert aus Bürger Dein Favoritgedicht Leonardo und Blendina, den Bruder Graurock etc. etc.“ [32]

 

Im Frühjahr 1808 traf in München Jakob Wilhelm Huber aus Zürich ein, um sich künstlerisch fortzubilden. Sowohl in der Galerie studierte er seinen Lebenserinnerungen zufolge[33] fleißig die Alten Meister, als auch zeichnete er eifrig nach der Natur. Doch bereits nach sechs Monaten beschloss er, nach Wien weiterzureisen. „In Gesellschaft von Frl. Geiger der Tochter des Malers Geiger, von Wilhelm Lohmeier aus Meiningen und Sophie Reinhard aus Karlsruhe, der verdienstvollen Urheberin von Radirungen zu Hebels allemannischen Gedichten, bestieg er ein Floss und kam nach fünftägiger Reise in der Kaiserstadt an.“

 

Am 23. Juni schreibt Margarete Geiger auf der Reise nach Wien aus Passau an ihre Eltern: „Ich und Reinhard hatten das Glück, ganz charmante Reisegefährten zu bekommen, nämlich einen jungen Landschaftsmaler namens Huber aus Zürich und einen jungen Kaufmann Lohmayer aus Memmingen, der lange in der Schweiz war. Wir wurden von einer Escorte von 10 Malern, worunter auch der alte, ehrliche Kellerhoven war, ans Wasser geleitet, wo es viel Grämen gab. Das Frühstück nahmen wir bei Langers ein. Von ihnen fiel mir der Abschied sehr schwer wie auch von Frohbergs, in denen ich so gute Freunde fand.“[34]

 

Schon kurz nach der Ankunft in Wien am 27. Juni berichtet Margarete Geiger im Juli 1808 an ihre Schwester über das Kunststudium in Wien, wo Frauen an der Akademie wie in München ebenfalls nicht zugelassen waren. „Reinhard malt im Hause des Herrn Direktor v. Füger, um die Behandlung der Ölfarben zu erlernen. Wir speisten schon einige Male bei ihm. Er ist uns in allem sehr gefällig, und wenn er ins Plaudern kommt, ist nicht wieder von ihm loszukommen. Er ist ein Mann von außerordentlichem Kunstfeuer. Das Erfinden ist ihm sehr leicht, nur wäre zu wünschen, daß er die Natur auch manchmal zu Rate zöge. Er verläßt sich zuviel auf sein Gedächtnis und behandelt die Farbe als Hauptsache. Die Academie haben wir auch gesehen. Sie ist sehr gut eingerichtet und hat eine Menge Schüler, die sich alle mit Gott entschlossen haben, Künstler zu werden“.[35] Sophie Reinhard lernte dort den Maler und Radierer Karl Ruß sowie den Landschaftsmaler Josef Abel näher kennen. Mit Karl Ruß teilten Sophie Reinhard und Margarete Geiger ihre Neigung, Trachten der verschiedenen Stände und deren landsmannschaftliche Unterschiede genau zu beobachten und in Zeichnungen festzuhalten. Zu beiden Künstlern entwickelte Sophie Reinhard ein besonders freundschaftliches Verhältnis. Allerdings hat diese Freundschaft nicht über die Wiener Jahre hinaus gedauert.[36]

 

Bei Heinrich von Füger wurden die beiden Künstlerinnen mit Sicherheit auch in der Miniaturmalerei unterrichtet, denn Füger galt damals in Wien als einer der bedeutendsten dieses Genres.[37] Naheliegend ist die Ausbildung in dieser Kunstsparte schon deshalb, weil die Miniaturmalerei in jener Zeit als eine Art des künstlerischen Broterwerbs galt, den man für Künstlerinnen als besonders geeignet ansah. Sophie Reinhard muss denn auch später eine geschätzte Miniaturmalerin gewesen sein.[38]

 

Für beachtenswert weitblickend halte ich ein Zitat aus einem Brief von Margarete Geiger, die damals aus Wien an ihren Vater schreibt, als sie von der geplanten Hochzeit ihrer Schwester erfuhr, die ebenfalls Künstlerin war: „Ihr Talent betrauere ich, das bald sein Grab in der Wiege finden wird. Doch es steigen daraus wieder Freuden, die ihr und Ihnen das Leben würzen werden und die keine Phantasie zaubern kann.“[39] Weiter schreibt sie in diesem Brief vom 2. September 1808 an ihren Vater: „Nun will ich auch etwas von Kunst schwätzen. … Heute besuchte ich in der Augustinerkirche das Grabmal der Herzogin Christina, wohin ich oft mit Reinhard wallfahre. Sie kennen es wohl aus dem Kupferstich und der Beschreibung, die aber kaum ein Gedanke davon sind. Der Schöpfer Canova schuf aus Steinen trauernde Gestalten, woran aber auch nur der Stein irdisch ist.[40] Weiter schreibt sie: „Reinhard ging heute nach Pressburg mit ihren Landsleuten, um die Krönung der Kaiserin dort zu sehen. Ich gab ihr den Auftrag, sich nach Herrn Vetter Friedrich zu erkundigen. Sie läßt danken für das öftere Andenken in Ihren Briefen.“[41]

 

Im zweiten Feldzug gegen Österreich standen im Mai 1809 Napoleons Truppen vor Wien und nahmen die Stadt am 11. und 12. unter schweren Beschuss. Huber konnte sich in den Keller des Palastes von Baron Natorp flüchten, wo auch Sophie Reinhard, die Gräfin Isabella von Beroldingen und die Fürstin Kinsky den Einschlag der Bomben und Granaten miterlebten. Um drei Uhr Morgens endete die Beschießung und die siegreiche französische Armee zog daraufhin in Wien ein.[42] An ihre Schwester schreibt Margarete Geiger: „Was mich für meine Todesangst etwas entschädigt, ist, daß mich heute ein paar Bekannte von München besuchten: mein guter Graf Frohberg und der Bataillenmaler Adam, welcher mit ihm reiste, um sein Fach zu studieren.“ Zwei Monate später schreibt Margarete Geiger ihrer Schwester: „Ich male jetzt meine Sofie Reinhard, wohin sich meine arme Muse gleich einem schüchternen Täubchen flüchtete. Sie wird das Pendant zu Deinem Portrait. Sie versucht dafür, meine Venusgestalt zu verewigen und zu verherrlichen.“[43] Die Kriegswirren und der Tod ihres Vaters müssen für Margarete Geiger so belastend gewesen sein, dass sie dadurch geschwächt, von einem nach der Eroberung der Stadt ausgebrochenen Fieber befallen wurde, dem sie am 4. September erlag.[44] Sicherere Zeiten entstanden erst wieder durch den Friedenschluss auf Schloss Schönbrunn am 14. Oktober 1809.

 

Jetzt konnte Sophie Reinhard es wagen, zusammen mit Jakob Wilhelm Huber nach Karlsruhe zu reisen, da in Wien an eine weitere künstlerische Ausbildung in diesen unruhigen Zeiten nicht mehr zu denken war. „Hier wurde er von ihren Verwandten so freundlich aufgenommen, dass er sich entschloss, von October 1809 bis Ende August 1810 dort zu bleiben und Unterricht im Zeichnen und Malen zu geben.“[45] Sophie Reinhard entfaltete in dieser Zeit in Karlsruhe eine bemerkenswerte künstlerische Aktivität. Ihrem Bekannten Albrecht Adam berichtet sie am 7. März 1810: „Ich fange nächste Woche ein groses Bild an aus Göthes Wahlverwandschaften, dieß und das Portrait meiner Mutter (meinen V. habe ich schon gemahlt).“[46]

 

 

Portraits der Eheleute Maximilian und Jacobina Reinhard.

Ölgemälde von Sophie Reinhard, 1810.

© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2648 und 2647

 

Aus Goethes Roman, der im Jahr zuvor erschienen war, griff sie die zwei dramatischen Szenen vom Ende des zweiten Teiles auf, in der einen sitzt Ottilie mit dem toten Kind im Kahn und in der anderen liegt sie auf dem Totenbett. Hofrat Heinrich Meyer schrieb am 20. April 1810 aus Weimar in einem Brief an Goethe: „Vor ein paar Tagen brachten mir Fremde aus Carlsruhe einen Brief von Weinbrenner und zugleich die beyliegenden Contradrücke von Zeichnungen, die, wie Sie sehen, ein geschicktes Mädchen daselbst (Tochter eines Geheimraths Reinhard) nach den Wahlverwandtschaften verfertigt. Sie wolle, schreibt Weinbrenner, bald nach Rom reisen, um daselbst weiter zu studieren“[47], worauf Goethe am 27. April aus Jena antwortete: „Die beyden Contradrucke folgen auch. Das gute Kind kann wohl was und könnte noch mehr lernen, aber das Schlimmste ist: sie denkt falsch wie die sämmtliche Theecompanie ihrer Zeitgenossinnen; denn in unsrer Sprache zu reden, so hole der Teufel das junge künstlerische Mädchen, das mir die heilige Ottilie schwanger aufs Paradebett legt. Sie wissen besser als ich, was ich sage. Jene können nicht vom Gemeinen und Niederträchtigen, von der Amme, von der Madonna los kommen, und dahin zerren sie alles, wenn man sie auch gelinde davon zu entfernen wünscht. Das todte, wirklich todte Kind gen Himmel zu heben, das war der Augenblick der gefaßt werden mußte, wenn man überhaupt solches Zeug zeichnen will − so wie im andern Falle in der Capelle für mahlerische Darstellung nichts gelten kann, als das Herantreten des Architekten. Aber wo sollte das Völklein, bey allem freundlichen Antheil, hernehmen, worauf es ankommt!“[48] Trotz dieser kritischen Anmerkungen ließ Goethe beide Blätter auf der Kunstausstellung 1811 in Weimar der Öffentlichkeit zeigen.[49]

 

 

 

Ottilie mit totem Kind im Kahn. Szene aus Goethes Wahlverwandtschaften.

Kreidezeichnung von Sophie Reinhard, 1810.

Klassik Stiftung Weimar, Museen/Inv.-Nr. KK 7245

 

Im Journal des Luxus und der Moden wird im Jahrgang 1810 berichtet, dass Dem. Reinhard, eine bekannte Malerin, demnächst nach Italien abreisen wird. „Sie hat eine Madonna mit dem Kinde, ein zartes gemüthliches Bild, welches ohne Affektion an die alten italienischen Bilder erinnert, und einige sehr gute Portraits geendigt, auch aus Göthe’s Wahlverwandtschaften Stoff zu einem lieblichen Bilde, Ottilie mit dem Kinde auf dem See, genommen.“[50]


 

Italienreise 1810 bis 1814

Ende August 1810 brach Sophie Reinhard zusammen mit Jakob Wilhelm Huber zu einer Reise nach Italien auf, von der sie sich neue künstlerische Anregungen versprach. Über den Verlauf dieser Reise bis nach Mailand sind wir durch den Vater der Künstlerin Maximilian Wilhelm Reinhard sehr gut informiert.[51] „Meine Tochter, die Frau meines Sohns,[52] Herr Huber ein geschickter Landschaftmaler aus Zürich, und ich fuhren in einem guten Miethwagen am 23. August 1810 früh um fünf Uhr von Karlsruhe ab, aßen in Achern zu Mittag und übernachteten in Offenburg. Bei dem angenehmen Sommerwetter und der heiteren Stimmung, in der wir uns befanden, waren wir mit diesem ersten Tag unserer Reise wohl zufrieden, ungeachtet das fruchtbare schöne Land, durch das wir fuhren, uns schon lange bekannt war, mithin uns das Vergnügen nicht gewähren konnte, das denen zu Theil wird, die in einem schlechteren Lande wohnen, und es zum erstenmal sehen.“ „Den 24. Morgens früh fuhren wir bei gleich schönem Wetter von Offenburg durch das schöne Kinzigthal an Gengenbach vorbei, bis an das Wirtembergische Städtchen Hornberg, das in einem sehr engen Thale liegt, in seinen engen Straßen kaum Platz für die sich bewegenden Wagen hat, und, wie man sagt, nebst der Herrschaft Nellenburg und einigen anderen Besitzungen, die zusammen 45.000 Einwohner enthalten, von Wirtemberg an Baden abgetreten werden soll.“[53] „Einige Stunden nach unserer ferneren Reise kamen wir nach Krummenschiltach, einer Wirtembergischen Poststation mitten im Schwarzwald. … Nachdem unsere Pferde mit etwas Brot gestärkt waren, setzten wir unsern Weg über das Wirtembergische Dorf St. Georgen fort, und kamen endlich Abends spät nach dem badischen Städtchen Villingen, wo wir in der Post unsere Herberge fanden.“[54]

 

„Von Villingen führte uns der Weg über Donaueschingen, wo wir uns aber nicht länger aufhielten, als nöthig war, um auf dem Markte, über den wir fuhren, Kirschen zu kaufen, deren in Karlsruhe schon mehrere Wochen lang keine mehr zu haben waren. Den Ursprung der Donau, das wohleingerichtete und einträgliche Brauhaus kannte ich schon, so wie die verehrungswürdige Fürstin, welche über ihren einzigen Sohn die Vormundschaft führt, und ihren vorzüglichen Geschäftsmann, den Geheimrath v. Kleiser. Mittags kamen wir an das badische Zollhaus an der Gränze des Schweizerkantons Schaffhausen, das zugleich ein Wirthaus ist.“[55] „Nachmittags erstiegen wir einen bedeutenden Berg zwischen Zollhaus und Schaffhausen – den Randen – der besonders auf der Seite gegen Schaffhausen ziemlich jähe ist. … Schaffhausen mit seinen nahe gelegenen Orten hat schon viel Weinbau, den wir eine lange Strecke von 16 Stunden vermißt hatten, und nun mit Freuden wieder vor uns sahen.“[56]

 

Nach einer Fußwanderung zum Schloss Laufen und über die Treppe hinunter bis an den tosenden Schaffhausener Wasserfall, lies sich die Reisegesellschaft mit einem Kahn über den Rhein setzen, und erreichte „das Dorf Neuhausen, wo wir unseren Wagen antrafen, mit dem wir gegen Mittag nach Eglisau kamen, wo wir – wie in Schaffhausen, recht gute Bewirthung, aber auch stärkere Zeche, als in unserem Schwaben, fanden. Abends, gegen 8 Uhr, kamen wir unter Donner und Blitz in Zürich an. … Im Hause des älteren Malers Huber, Vaters unseres Reisegefährten, fanden wir die freundlichste Aufnahme.“[57]

 

Von Huber wurden die Gäste mit den Züricher Künstlern und Architekten jener Zeit bekannt gemacht, darunter Karl Schulthess, Konrad Gessner, Konrad Usteri und Hans Kaspar Escher, ein Schüler von Weinbrenner. Man besuchte gemeinsam die Füßlische Kunsthandlung und die Sammlung von Originalgemälden Salomon Gessners, welche seine Witwe in ihrem Wohnhaus in der Münstergasse zeigte. Für Sophie Reinhard, die noch kurz vor der Abreise nach Italien ein Gemälde nach Salomon Gessners Idylle „Der erste Schiffer“ fertig gestellt hatte,[58] muss dieser Besuch besonders wichtig gewesen sein.

 

Am Montag den 3. September verließen sie Zürich Richtung Italien. Mit der Kutsche fuhr die Reisegesellschaft, der sich der alte Johann Kaspar Huber angeschlossen hatte, nach Zug. Über den Zugersee gelangten sie mit dem Schiff nach Arth, um anschließend wieder mit der Kutsche nach Brunnen zu fahren, wo sie übernachteten.

 

„Am folgenden Morgen gingen wir bei guter Zeit zu Schiff. … Von Flühelen, wo wir landeten, kamen wir nach Altdorf, einem ansehnlichen Orte, und von da durch schöne fruchtbare Gefilde, zwischen nah gelegenen hohen steilen Bergen, an die schnellfließende Reuß, die oben auf dem Gotthardt entspringt, und nun unsere beständige Begleiterin bis dahin war, und endlich nach Am Steeg, von wenigen Häusern, wo das Fahren ein Ende hat, und die Reise zu Fuße oder zu Pferde fortgesetzt werden muß,“[59] um nach Wassen, der letzten Übernachtungsstation vor der Passhöhe zu gelangen. Bei regnerischem Wetter erreichten sie am nächsten Tag, den 5. September, bei Eintritt der Dämmerung die Passhöhe. Da das Hospiz auf der Passhöhe sich als nicht mehr bewohnbar erwies, mussten sie notgedrungen den Abstieg beginnen, um unter großer Gefahr um 9 Uhr in der Nacht in Airolo anzukommen.

 

In der nächsten Tagreise über „Vaido und Poleggio kamen wir Abends nach Bellinzona, wo wir die Nacht zubrachten, und am folgenden Tage auf einer seit wenigen Jahren über den Monte Genere gebauten schönen Chaussee über Lugano, wo wir sogleich ein Schiff mietheten, und Capo di Lago, wo wir einen Wagen nahmen, nach Como.“[60] „Am folgenden Tag, den 8. September, kamen wir über Barbesina, einem kleinen Flecken halbwegs Mailand, wo wir etwas aßen, das für Frühstück und Mittagessen gelten mußte – Nachmittags 3 Uhr nach Mailand.“[61] Nach dreieinhalb Tagen Aufenthalt reisten Johann Kaspar Huber, Amalia Reinhard und Maximilian Wilhelm Reinhard am 12. September auf demselben Weg, wie sie gekommen waren, nach Karlsruhe zurück. Jakob Wilhelm Huber und Sophie Reinhard in Begleitung ihres Hundes trennten sich von der Reisegesellschaft, um sich auf den Weg nach Rom zu machen.[62]

 

Über Piacenza, Bologna, Florenz und Siena erreichten die beiden Ende September 1810 Rom, wo sie eine geräumige Wohnung in der Nähe von Trinità dei Monti anmieteten.[63] Sie machten von den mitgebrachten Empfehlungsschreiben an den Kupferstecher Wilhelm Friedrich Gmelin aus Badenweiler sowie an die beiden bedeutenden Landschaftsmaler Johann Christian Reinhart und Joseph Anton Koch Gebrauch, um mit dem Kreis der deutschen Künstler in Rom in Kontakt zu kommen.[64]

 

Wenige Wochen später, am 11. Oktober 1810 kam Karl Friedrich von Uexküll mit seiner Gattin in Rom an, mit dem Sophie Reinhard gut bekannt war, und in dessen Begleitung sie ebenfalls nach Italien zu reisen versucht hatte, was der Schriftverkehr zwischen der Künstlerin und dem Freiherrn von Uexküll im Frühjahr und Sommer 1810 belegt. Gemäß einem Eintrag in seinem Tagebuch traf sich Uexküll noch am Tag seiner Ankunft mit dem Kunsttischler Karl Roos, mit Johann Martin von Rohden und Sophie Reinhard. Tags darauf besuchte er mit seiner Frau und Sophie Reinhard das Kapitol, das Kolosseum und die Basilika San Giovanni in Laterano.[65]

 

Eine bedeutende Empfehlung für ihre Weiterbildung in Rom hatte Sophie Reinhard durch ein Schreiben des Münchner Galeriedirektors Christian von Mannlich an Friedrich Müller erhalten, der am 23. November 1810 wie folgt antwortete: „Eure Hochwohlgebohren hätten mit keinem angenehmern Auftrage mich beehren mögen, als derjenige welchen Hochdero lezteres Schreiben enthält, worinnen Sie mir die Fräulein Sophia Reinhart aus Carlsruh empfehlen. Besagtes Frauenzimmer ist schon seit einem Monathe hier angelangt, und ich hatte seitdem ihre Bekanntschafft schon bey einem meinem Freunde dem Herrn Baron von Ixenküll aus Stuttgard, der mit seiner Gemahlin seit einigen Wochen gleichfalls sich hier befindet, gemacht, und wir waren überein gekommen daß Sie nächstens mir die Ehre eines Besuches in meinem Studium gönnen würde; allein nach dem Empfange von Hochdero Schreiben verfügte ich mich so gleich in ihre Wohnung, um nach Eure Hochwohlgebohrnen Anweißung ihr meine Dienste an zu biethen. Sie nahm diesen Beweiß von unverdienter Gnade, wie Sie sich ausdruckte, von unsrer Huldreichsten Monarchinn, nicht ohne die augenscheinlichste Rührung auf, und versicherte daß Sie einer so erhabnen und mächtigen Beschüzerin ihren Danck selbsten schrifftlich zu Füßen legen werde. Ich habe bey dieser Gelegenheit einige Arbeiten gesehen, die Sie aus Deutschland mit gebracht; es fehlt ihr nicht an Talent und gutem Willen, allein Haupttheilen von nothwendigen Kenntnißen, besonders die von einer richtigen Proporzion der menschlichen Figur, so wohl nach pathognomisch-plastischer, als auch mahlerisch-perspectivischer Ansicht und hinnlängliches Verständniß der Harmonie für das Colorit mangeln ihr noch sehr, um mit sicherem Fuße in eignen Produckten vorschreiten oder aus den Studien großer Muster, besonders den Wercken des Raphaels den gehörigen Nuzen ziehen zu dürffen. Ich habe nicht unterlaßen diß, bey meinen Auffmunterungen auf eine schickliche Weiße ihr mercken zu laßen, und Sie hat es mit Danck aufgenommen. Alles was in meinem Vermögen stehet, werde ich anwenden um Eure Hochwohlgebohrnen Auftrag und in diesem den Willen unsrer huldreichsten und gnädigsten Königin zu erfüllen; daher darnach trachten, daß besagte Fräulein um so früher zum Ziele ihrer Wünsche und ihres Glückes gelangen möge; denn der reine Mensch kann doch nur wahre Genugthuung in der Ausübung deßjenigen finden, was er als das würdigste in sich erkannt und wozu die Natur Beruff und Sehnsucht in ihn gelegt hat. Ich werde nächste Woche Sie in die Studien der berühmtesten Künstler, die meistens meine Freunde sind, begleiten und von meiner Seite besonders empfehlen, damit ihr solche jederzeit offen stehen.

Im Betrachte aber wegen der Erlaubtniß die französische Academie zu besuchen, die seit Eure Hochwohlgebohren Abweßenheit von Rom eine ganz andre Ansicht angenommen, und wie vermutlich Hochdenenselben bekannt ist, nun in die Villa Medicis verlegt worden, habe ich für zuträglich erachtet, an S. Ellz. den Herrn Bischoff von Chersoneß nach Neapel zu schreiben, damit solche in dieser Hinnsicht mich mit einem besondern Empfehl ausrüsten. Dieses habe ich darum als nothwendig geglaubt, weil die dortige zahlreiche Gipssammlung, welche durch den Fleiß des lezt verstorbnen Direcktors um vieles vermehrt worden, von Individuen und Pensionären aus verschiedenen Nazionen häuffig besucht wird, worunter nicht selten sich auch ungezogne Leute finden, um auf diese Weise für das Fräulein hiebey desto kräfftigere Rucksicht aus zu würcken und ihr eine höhere Achtung zu versicheren.“[66]

 

Gern gesehener Gast bei den Abendgesellschaften, die der pensionierte württembergische Staatsrat Karl Friedrich Freiherr von Uexküll und seine Frau im Winter 1810/1811 in Rom veranstalteten, waren Joseph Anton Koch, Johann Martin von Rohden, Friedrich Müller und natürlich Sophie Reinhard. Eine Zeichnung von Joseph Anton Koch schildert einige Gäste einer solchen Abendgesellschaft vom Winter 1810/1811, darunter Sophie Reinhard und der Maler Rudolph Suhrlandt.[67]

 

Die Familie Uexküll bewohnte auf dem Monte Pincio zwei schöne Zimmer im Haus des englischen Bildhauers, Malers und Kunsthändlers Alexander Day an der Piazza Trinità dei Monti Nr. 11, wo auch schon Johann Anton Koch gewohnt hatte.[68] Sophie Reinhard wohnte nebenan. Uexkülls Reisebegleiter Carl Urban Keller, der dort auch wohnte, hat den Ausblick von der „Casa Dai“ auf die Stadt dargestellt. Zu sehen ist der Obelisco Sallustino, der 1789 auf der Piazza Trinità dei Monti aufgestellt worden war, und der Palazzo Zuccari mit dem Porticus mit seinen vier Säulen sowie in der Ferne die Kuppel des Petersdomes.[69] Das Haus von Alexander Day schloss sich an den säkularisierten Konvent von Trinità dei Monti an, von dem es nur durch seinen Garten getrennt war.[70] An diesem Haus mündete die Via Felice, die später in Via Sistina umbenannt wurde, auf die Piazza Trinità dei Monti.

 

 

Gäste einer Abendgesellschaft bei Karl Friedrich Freiherr von Uexküll und dessen Gattin Elisabeth von Uexküll.

Zeichnung von Joseph Anton Koch. Obere Reihe von links: Sophie Reinhard, Baron Kniphausen, Signora Day.

Untere Reihe von links: Rudolph Suhrlandt und Joseph Anton Koch (dieser gezeichnet von Suhrlandt).

© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1986-38

 

Die Ehe des Hausvermieters Day scheint ziemlich problematisch gewesen zu sein, denn in einem Brief an Uexküll in Neapel schreibt Sophie Reinhard ein Jahr nach ihrem Einzug: „ich glaube beinah, Sie oder Hr. von Rak, hat sich an ihm einen üblen Geschäftsträger gewählt, seine Frau war mehrere Monathe auser dem Hauß, wohnt aber jetzo wieder im Hauß ihres Mannes, doch oben wo Sie wohnten, da sie fürchtet der Sohn möchte zum zweitenmal glücklich seyn in seinem Versuch sie umzubringen.“[71] Day selbst wohnte gegenüber im Palazzo Zuccari, wo er eine Wohnung im ersten Obergeschoss gemietet hatte.[72] Der Palazzo Zuccari trug damals die Hausnummer Piazza Trinità dei Monti Nr. 14 und war eine bedeutende Adresse der Deutsch-Römer auf dem Monte Pincio. Einen guten Eindruck, in welcher Umbebung das Ehepaar Uexküll und Sophie Reinhard auf dem Monte Pincio gewohnt haben, schildern ein Stich von Domenico Amici aus dem Jahre 1839 und eine Vedute von Carl Billmark aus dem Jahre 1852.[73]

 

Im Palazzo Zuccari hatte Johann Christian Reinhart seit 1793 eine Wohnung bezogen, hier hat Winckelmann nach seiner Ankunft in der Ewigen Stadt gewohnt, später Goethes Freund Rat Reiffenstein, der Kunstkritiker Carl Ludwig Fernow und Joseph Anton Koch. Dort residierte ab 1815 der Preußische Generalkonsul Salomon Bartholdy und ließ von Peter Cornelius, Friedrich Overbeck, Wilhelm Schadow und Philipp Veit einige Räume seiner Wohnung mit den Fresken der Josephs-Geschichte ausmalen.

 

 

Vedute von Domenico Amici aus dem Jahre 1839 mit Blick auf den Obelisco Sallustiano, den Palazzo Zuccari und das Wohnhaus von Alexander Day neben der Kirche Trinità dei Monti auf dem Monte Pincio (linke Abbildung); Vedute von Carl Billmark aus dem Jahre 1852 mit Blick auf das ehemalige Wohnhaus von Alexander Day, daneben die Mauer mit dem Zugangstor zu seinem Garten (Bildnachweise: E. Fecker)

 

Aus den Tagebucheintragungen des Freiherrn von Uexküll geht hervor, dass Sophie Reinhard mit vielen damals in Rom lebenden Künstlern recht schnell bekannt war. So besuchte sie zusammen mit Uexküll am 3. November 1810 den Kupferstecher Conrad Martin Metz, am 6. November Gottlieb Schick, um sein neues Bild zu sehen.[74] Zugegen waren dabei auch Uexkülls Stuttgarter Reisebegleiter Dr. Keller und Dr. Straehlin. Am 25. November besuchten sie gemeinsam mit Friedrich Müller den Klassizisten und späteren Präsidenten der Accademia di San Luca Vincenzo Camuccini, um seine Alten Meister und seine eigenen Werke zu sehen. Vom 29. bis 31. Dezember unternahmen sie mit Joseph Anton Koch eine Fahrt nach Tivoli, wo sie mit den Malern Christian Freye, Johann Martin von Rohden, Gottlieb Friedrich Steinkopf und Ferdinand Ruscheweyh zusammentrafen. Am 31. Januar 1811 besuchten sie den Bildhauer Giuseppe Boschi, bei dem Uexküll für 60 Piaster ein Modell der „Reiterstatue des Mark Aurel“ anfertigen ließ und Sophie Reinhard die Abschlagzahlungen im Laufe des Jahres besorgte.[75] Im weiteren Verlauf des Jahres ist ein Besuch zusammen mit Franz Eberhard bei dem Bildhauer Vincenzo Pacetti und bei Bertel Thorvaldsen verzeichnet. Kurz vor ihrer Reise nach Neapel unternahmen die Uexkülls vom 6. bis 8. Mai 1811 gemeinsam mit Sophie Reinhard, Martin von Rohden und Franz Eberhard eine Rundreise nach Albano, Ariccia (mit dem Park des Palazzo Chigi), Rocca di Papa am Monte Cavo, Genzano, an den Specchio di Diana genannten See und nach Nemi.[76]

 

Freiherr von Uexküll berichtete über die Beobachtungen in Italien in seinen „Fragmenten“, einer für seine Freunde gedruckte Sammlung von Briefen. Er erwähnt, dass er sich über die bei ihm verkehrenden Künstler, zu denen Voogd, Rohden, Wagner, Gmelin und andere zählten, in diesen Briefen nicht besonders äußern möchte, weil sie seines Lobens nicht bedürften. „Aber von einer noch nicht ganz, wie sie es verdiente, bekannten Künstlerin will ich sie unterhalten. Mademoiselle Reinhard aus Carlsruh hat ihre in München angefangenen, in Wien fortgesetzten Studien in Rom so sehr erweitert und mit so großem Erfolge sich gebildet, daß im historischen Fache sie wohl einer Angelica Kaufmann an die Seite gesetzt werden kann. Sie hat der Schwierigkeiten, die unsere Sitten im Studieren einer Person ihres Geschlechtes in den Weg legen, unerachtet in selbigem solche Fortschritte gemacht, daß, wer ihre Compositionen sieht und mit denen der Angelica Kaufmann vergleicht, mir nicht Unrecht geben wird. Man ziehe von den wirklichen Verdiensten dieser Frau das ab, was eine frühe Bildung, ein vieljähriger Umgang mit Künstlern, Aufmunterungen aller Art, die Tuba der Bewunderung, in die ihre Freunde in England stießen, der Enthusiasmus, den dieses erzeugte, der Ton der Mode, das Zuströmen aller Fremden zu ihr, die damals Italien überschwemmten, ihre gekrönten Mäcenaten, die goldenen Zeiten, die damals für die Kunst obwalteten, und vor allen Dingen die Stufe, auf der die Kunst stund, als Mengs erst anfing, zu wirken, und sie zugleich, in der Periode zu arbeiten und bekannt zu werden, und man sehe, was ihr sonst übrig bleibt, als das Verdienst des Portraitirens, worin sie unstreitig mit den berühmtesten ihrer Zeitgenossen die Palme theilt.“[77]

 

Erhalten ist aus dieser Zeit die Zeichnung eines „Italienischen Mädchens“, welches sich in der Sammlung Uexküll befindet.[78] Die Zeichnung ist wohl während Uexkülls Aufenthalt in Rom von Sophie Reinhard angefertigt worden, denn sie behandelt das Thema in der für die deutschen Maler jener Zeit typischen Manier.[79]

 

Im Morgenblatt für gebildete Stände vom 12. Juli 1811 heißt es in den Korrespondenz-Nachrichten aus Rom: „Demois. Reinhard, eine deutsche Künstlerinn, die mit vielem Erfolg ihre Neigung zur Mahlerey in Wien und München zuerst ausgebildet hat, hat nach einem fünfmonatlichen Aufenthalt in Rom auch hier die erste Probe ihres Talentes und Fleisses gegeben in einem einfachgedachten historischem Bilde. Es stellt in einem gothischen Dom die junge Euphrasia vor, welche von ihrer Mutter in ein Kloster geführt war, und auf die Frage der Nonnen: Was ihr das Liebste sey? – ein Kreuz umarmt. Der kindlichreine, innige, unschuldsvolle Blick des sich an das Kreuz schmiegenden und hinaufsehenden kleinen Mädchens ist vortrefflich dargestellt. Drey Nonnen in einer angenehmen Gruppe bezeugen ihre freudige Verwunderung. Im nähern Grunde kniet die betende Mutter der Euphrasia. Das Bild, das etwa 3 Fuß Breite und 4 Fuß Höhe hat, ist wohl durchdacht, hat eine kräftige Farbe, und viele Harmonie. Es macht der Künstlerinn doppelte Ehre, da sie selber die strengste Beurtheilerinn desselben ist.“[80]

 

Ende September 1811 berichtet die Künstlerin dem Ehepaar Uexküll in einem Brief nach Neapel,[81] dass sie drei Wochen in Tivoli verbracht habe und dass sie von da „zu Esel“ die vierzig Kilometer nach Subiaco weitergereist sei, nicht ohne Stolz anzumerken, dass sie den Esel meisterhaft reite, was für eine Frau in jener Zeit als außergewöhnlich anzusehen ist. Auch ihre Freundin Bianca Milesi, hat sich später dem als störrisch bekannten Fortbewegungsmittel anvertraut, was eine Zeichnung von Sophie Reinhard in ihrem Italienischen Skizzenbuch belegt.[82]

 

Im Dezember 1811 besuchte Sophie Reinhard den Exponenten der sog. Nazarener-Bewegung in Rom, den Lübecker Maler Friedrich Overbeck, um bei ihm namens der Königin Caroline Friederike Wilhelmine von Bayern ein Gemälde in Auftrag zu geben. Mit der evangelischen Königin Caroline, die mit dem katholischen Maximilian von Bayern seit 1797 verheiratet war, hatte Sophie Reinhard während ihrer Studienzeit in München mehrfach persönlichen Kontakt, der sich zu einer lebenslangen Freundschaft entwickelte. Selbst im Testament der Königin aus dem Jahre 1839 wird Sophie Reinhard mit einem Andenken bedacht.[83] Caroline war eine geborene Prinzessin von Baden und der ebenfalls evangelischen Sophie Reinhard sicher schon von Karlsruhe her bekannt, zumal sie gleichfalls in der Zeichenschule des Hofmalers Phillip Jakob Becker ausgebildet wurde[84] und damals in Karlsruhe nur eine geringe gesellschaftliche Distanz zwischen dem Hof und der beamtenbürgerlichen Oberschicht bestand.[85] Overbeck vermerkt in seinem Tagebuch: Am Montag, den 16. Dezember „schrieb ich an Sutter, als es klopfte und die Frl. Reinhard in großer Hast und Freude hereintrat, und mir ankündigte, daß sie mir etwas angenehmes zu sagen habe! Dann zog sie einen Brief hervor und nachdem sie mir erzählt hatte, daß sie vor kurzem an die Königin von Bayern über mich und meine Arbeiten geschrieben habe, las sie mir daraus die Worte vor: »Von dem Maler O. wünsche ich und bitte Sie mir ein Bild zu bestellen; und mit dem Preise seien Sie nicht so gar gewissenhaft, denn wenn man etwas Schönes erwartet, läßt man sich die Kosten nicht reuen« – Ich war so sehr vor Freunde überrascht, daß ich keine Silbe herauszubringen vermochte!“[86]

 

Overbeck hatte bereits schon vor dem Besuch von Sophie Reinhard eine Zeichnung von der Anbetung der heiligen drei Könige ausgeführt,[87] und schreibt in seinem Tagebuch weiter: „Mittwoch den 18ten [Dec.] ging ich zur Frl. Reinhard mit der kleinen Zeichnung, die sie billigte und zu malen rieth. – Nun ist es also ausgemacht, ich male die Anbetung der heiligen drei Könige, meinen Lieblingsgegenstand, und male ihn für eine fromme kunstliebende Königin!“[88] Bereits am 23. Dezember begann er den Karton zu zeichnen und schon im Februar 1812 das Gemälde auszuführen, welches er 1813 vollendete. Die Darstellung in Overbecks Tagebuch gibt aber nicht die ganze Geschichte wieder. Vielmehr schildert ein Brief von Sophie Reinhard vom 22. November 1812 an den Freiherrn von Uexküll den wirklichen Ablauf dieser Gemäldebestellung. Sie ging nämlich zunächst nicht von der Königin aus, sondern wurde von Sophie Reinhard bei dieser angeregt und auch der Preis für das Gemälde, den Overbeck ursprünglich mit 20 Louisd’ors veranschlagt hatte, wurde von Sophie Reinhard auf 40 Louisd’ors heraufgesetzt. Es offenbart sich hier ein Wesenszug von Sophie Reinhard, die immer wieder ihre Künstlerfreunde zu unterstützen suchte, indem sie ihre Beziehungen geltend machte, und ihnen dringend benötigte Aufträge beschaffte. So hat sie sich darum bemüht, dass Freiherr von Uexküll bei Jakob Wilhelm Huber, der öfters in Geldnöten war, insgesamt vier radierte Kupferplatten ankaufte, die Huber zum Druck von besonders beliebten Landschaftsansichten von Rom und der Campagna fertigte.

 

In den Abrechnungen über das Geld, welches Sophie Reinhard in Rom für den Freiherrn verwaltete, sind als seine Arbeiten die Veduten des Klosters San Onofrio, die Ruinen des Sonnentempels im Giardino Colonna und das Kloster Trinità dei Monti auszumachen.[89] Jakob Wilhelm Huber hat seit der Ankunft der beiden in Rom zunächst an der derselben Adresse wie Sophie Reinhard gewohnt, ab Ende 1812 muss Huber aber eine andere Wohnung bezogen haben, dennoch haben sich die beiden weiterhin häufig gegenseitig besucht und gemeinsam Reisen unternommen. Ob unter den Platten auch die bekannte Radierung des Blicks durch das Schlüsselloch des Eingangstores in den Garten der Kirche S. Maria del Priorato auf dem Aventin war, der im Hintergrund die Kuppel der Peterskirche erkennen lässt, ist nicht nachzuweisen. Dass diese Radierung bei dem Verleger Johann Friedrich von Cotta in Stuttgart gedruckt und verlegt wurde, mit dem Uexküll in regem Kontakt stand, könnte aber ein Hinweis sein.[90]

 

 

Eine der ersten Radierungen, die Jakob Wilhelm Huber in Rom angefertigt hat, wo er zusammen mit Sophie Reinhard Ende September 1810 angekommen war. Die Radierung zeigt das Kloster St. Agnese fuori le mura und ist bezeichnet: J. W. Huber f. Roma 1811

(Bildnachweis: E. Fecker)

 

Die eigenen künstlerischen Fortschritte, welche sie in Italien machte, flogen Sophie Reinhard nicht zu, sondern waren hart erarbeitet, an Uexküll schreibt sie nach Stuttgart: „Ich hätte Ihnen früher auf Ihren Brief vom 4. Januar geandwortet, wenn ich nicht durch allerley neue Studien worunter auch die Anatomie gehört wäre abgehalten worden, ich muß jeden Morgen nach S. Vitale lauffen, und dort sitze ich in Gesellschaft noch zweier Mahlerinnen (die eine von Bologna die andere von Mailand) 6 bis 7 Stund vor einem Stück Fleisch das nicht immer ganz angenehm anzusehn ist, und zeichne mir in kaltem Zimmer Finger und Füsse ganz starr, Sie können denken daß ich dann Abends nicht fähig zum schreiben bin, waß Sie heute meinem Brief anmerken werden“[91]  und wenig später schreibt sie ihm: „Ich habe mein Bild fertig, und zeichne nun fleißig nach Model Weiblich und Männlich, ich finde die Anatomie bekommt mir wohl, und ich komme weiter, sogar Koch lobt mich, der nie mit mir zufrieden war.“[92] Bei dem fertig gestellten Bild dürfte es sich mit großer Sicherheit um das Gemälde „Die heilige Elisabeth mit dem Jesusknaben“ handeln, denn in einem Brief der Künstlerin aus Rom an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll vom 22. November 1812 schreibt sie, dass sie auf eine Pension aus Karlsruhe hoffe und weiter: „meine Elisabetha schikte ich daher vor einem Monat nach“ Karlsruhe,[93] dort wurde das Gemälde laut einem Brief ihres Bruders vom 12. Januar 1813 dem Hof übergeben.[94]

 

Von den wenigen bekannten Gemälden, welche die Künstlerin in Italien malte, ist in den vorhandenen Quellen kein Hinweis zu finden, der belegen würde, dass die Künstlerin dort ein Gemälde verkauft hätte. Vielmehr lebte sie nach eigener Auskunft von ihrem Vermögen, von dem sie, wie sie dem Freiherrn Uexküll mitteilt, bereits 6000 Gulden „verzehrt“ habe.[95] Dieser Betrag von 6000 Gulden liegt deutlich über dem, was andere deutsche Künstler in Italien zur Verfügung hatten. Von der Künstlerin Marie Ellenrieder, die zehn Jahre nach Sophie Reinhard Rom besuchte und mit ihrer Freundin Katharina von Predl in einer gemeinsamen Wohnung an der Piazza di Spagna lebten, ist bekannt, dass sie für die Reise nach Italien und zurück etwa 500 Gulden benötigte und dass sich der Lebensunterhalt in Rom auf etwa 800 Gulden pro Jahr belief.[96]

 

Mit Datum vom 20. September 1813 schreibt Sophie Reinhard an Albrecht Adam: „Ich wohne seit Jahr und Tag im Hause einer jungen schönen Mailänderin nahmens Milesi dies Mädchen wiedmet sich mit seltenem Eifer der Kunst, ist reich geachtet gut, und meine Freundin, ich gehe zu ihr in die Kost, im Sommer machen wir kleine Reisen zusammen, kurz ich habe würklich hierin viel Glück sie gefunden zu haben, und nie hätte ich gedacht daß in Italien eine Freundin für mich zu finden wäre, ich fand sie.“[97] Bianca Milesi war zusammen mit ihrer Mutter im Oktober 1810 über Pistoria und Florenz nach Rom gereist und hatte sich dort ein Atelier eingerichtet. Unter den Künstlern, die sie in Rom kennen lernte, ist vor allen der Bildhauer Antonio Canova zu nennen, der sie nach Kräften förderte und mit dem sie bald eine innige und dauerhafte Freundschaft verband.[98]

 

 

Portrait der Malerin und Schriftstellerin Bianca Milesi.

Lithographie nach einer Zeichnung von Camilla Guiscardi

(Bildnachweis: E. Fecker)

 

Eine der oben erwähnten Reisen führte Sophie Reinhard am 21. Juni 1812 zusammen mit Bianca Milesi,[99] mit Joseph Rebell[100] aus Wien und Jakob Wilhelm Huber nach Neapel. „Schon am zweiten Tage war die Gesellschaft in Terracina, wo der Anblick des bewegten Meeres einen unauslöschlichen Eindruck auf sie machte. Bis Gaëta nahmen die Wanderer zur Bedeckung dreissig Mann Infanterie vom Regiment Isenburg mit, die damals in Neapel in Dienst stand, eine Vorsichtsmassregel, die durchaus nöthig, da erst kurz zuvor zwei Wagen mit Reisenden nicht weit von Terracina entfernt ausgeraubt worden waren. In Mola di Gaëta wurde zu Mittag gegessen, in St. Agata am Carigliano übernachtet. Am vierten Tage erreichte man, von der steten Furcht vor den Räubern begleitet, über Capua fahrend, Neapel.“[101]

 

„Am 6. Juli fuhren sie dann mit den Damen zur Insel Ischia hinüber, wo Frl. Milesi die Bäder brauchen sollte, und richteten sich für vier Wochen in Casamicciola häuslich ein, mit einem General-Permiss versehen, nach der Natur zeichnen zu dürfen, so viel sie wollten.“ „Anfangs August siedelten die Freunde von Casamicciola nach dem Städtchen Ischia über, wo sie bis zur definitiven Rückkehr nach Neapel blieben.“ „In Neapel trennte sich die Gesellschaft; die Damen giengen sofort wieder nach Rom, Rebell und Huber jedoch erst Mitte October“.[102]

 

Sophie Reinhard schildert die Reise nach Neapel in einem Brief vom 22. November 1812 an Freiherrn von Uexküll in Stuttgart: „Sie wissen welchen Verlust ich erlitten habe, ach ich verlohr das liebste das beste waß ich auf dieser Welt hatte, aus Verzweiflung entschloß ich mich mit meiner Freundin Milesi nach Neapel und Ischia (wo sie die Bäder braucht) zu reisen, in Neapel wurde ich in den ersten Tagen ernstlich krank, litt viel, und ging noch krank nach Ischia, wo ich 2 Monate mit meinem Schmerz ohne allen Genuß lebte, keine Briefe konnte ich erhalten bis ich endlich nach Neapel ging mich dort an die Gesandschaft wandte, und mit Mühe von sechs Briefen die dort für mich anlangt waren 3 erhielt, unter diesen 3 Briefen war einer meines Bruders der mir erklärte ich solle bis künftiges Frühjahr in Rom bleiben, da mein guter Vatter vor seinem Todte mich seegnend den Wunsch geäußert habe, er wolle nicht daß sein Todt meine Abreise beschleunige, ich kehrte also nach 3 Monat Abwesenheit nach Rom, wo ich mein Quartier durch Zoll besezt fand, zog daher zur Schwiege von Koch, die nach wenige Tagen die paravecosa bekam, sich zum Erstaunen aller, wieder erholte, doch bald wieder am nehmlichen Übel zum zweitenmal darnieder lag, sich zwar auch wieder zimlich erholte, inzwischen hatte ich satt, an zweimonatlicher Hunde Zeit die ich so verlebte, ohne Bedienung, in beständigem Ekel, ich zog daher ehegestern von quatro fontane nach S. Vitale, neben cavallier de Rossi, in das nehmliche Haus meiner Freundin Milesi, wo ich zwar zimlich entfernt von allen Deutschen, aber bey meiner lieben edlen Freundin lebe, die sich mit 22 Jahren, mit seltenem Eifer der Kunst wiedmet, bey der ich Kost und Bedienung habe, allein für zimlich wenig Geld – in Neapel, gefiel mir’s nicht, – und hier haben Sie en gros meine qualvolle lezte 6 Monat!“[103]

 

Sophie Reinhard hatte vor der Reise nach Neapel ihre Wohnung auf dem Monte Pincio aufgegeben und da diese nach ihrer Rückkehr weitervermietet war, fand sie für kurze Zeit eine Bleibe bei der Schwiegermutter von Anton Koch in der Via delle Quattro Fontane, bis sie am 20. November 1812 bei ihrer Freundin Bianca Milesi einzog, die nahe der Kirche San Vitale in der Nachbarschaft des befreundeten Dichters Giovanni Gherando de Rossi wohnte.

 

Auf Bianca Milesi scheint Sophie Reinhard einen nachhaltigen Einfluss gehabt zu haben, denn aus der jungen Dame mit den Gewohnheiten einer bedeutenden Mailänder Familie wurde eine ernsthafte Künstlerin, was sie einzig Sophie Reinhard zu verdanken hatte. Laut dem ersten Biographen von Bianca Milesi soll ihr Sophie Reinhard ihre eigenen Lebensgrundsätze nahegelegt haben, indem sie ihr sagte: „Il faut choisir entre le monde et la peinture, entre le rôle d’idole à éventail et celui d’artiste laborieuse. Si vous voulez arriver à un résultat, commencez par renoncer aux sucreries sociales; acceptez qu’on vous traite comme honnête créature qui ne s’occupe que de la forme et de la couleur; recherchez les critiques plutôt que les hommages, et ne vous rappelez jamais que vous êtes une illustrissima et gentilissima signora.[104] Sophie Reinhard wird dort als eine jener Frauen mit männlichen Wesenszügen geschildert, welche ihren Weg im Leben machen, ohne sich um Hindernisse oder Einwände zu kümmern.[105]

 

„Im Sommer 1813, am 26. Juni, machte Huber mit Sophie Reinhard und der Milesi einen Abstecher nach Orvieto, wo nächst der herrlichen Natur die grossartigen Fresken des Luca Signorelli im Dome Maitanis und der goldene Wein die Künstler anzog. Der Umstand, dass unter den Mitreisenden sich Peter Cornelius befand, sollte dem Aufenthalt in der alten Etruskerstadt einen erhöhten Reiz verleihen.“[106] Durch Bianca Milesi wurde Cornelius bei der Familie Gualtieri eingeführt, die ihn bei dieser Gelegenheit bat, ein Wandgemälde von Pietro Perugino in der Kapelle der Familie Gualtieri im Dom zu restaurieren. In Dom ließen Bianca Milesi und Sophie Reinhard auf eigene Kosten, ein Gerüst unter die Kuppel bauen, um die Gemälde von Luca Signorelli und Cortona besser kopieren zu können.[107]

 

Aus den Zeichnungen im Italienischen Skizzenbuch von Sophie Reinhard lässt sich ferner schließen, dass die Künstlerinnen auch die nördlich von Orvieto gelegene Ortschaft Città della Pieve besuchten, in der sich das Elternhaus von Pietro Perugino befindet und wo sie die dort erhaltenen Fresken Peruginos studiert haben.

 

„Bevor die Künstler nach Rom zurückkehrten, gingen sie noch nach Bolsena, um dort dem Fest der Schutzpatronin des Städtchens beizuwohnen. Es wird am 12. August gefeiert, durch lebende Bilder auf öffentlichem Platze, von Musik und Böllerschüssen begleitet, durch Stiergefechte, Ballspiele, Tanz und andere Ergötzlichkeiten.“[108]

 

Besonders eindrucksvoll waren das lebende Bild vom Martyrium der Schutzpatronin Bolsenas, der Heiligen Christina, bei dem die Darstellerin, welche die Rolle der Christina spielte, vor ihren Henkern kniete und aus ihrem Mund die Zunge herausgerissen wurde. Es wird erzählt, dass es sich dabei um eine Schafszunge gehandelt habe, die, um den Ekel zu vermeiden, vorher abgekocht worden war.[109]

 

„Bis spät in die Nacht hinein dauerte die Feier; erst nach zwei Uhr kamen die Gäste wieder in Orvieto an. Nun rüsteten sie sich zum Abschied, der am 29. August stattfand und ihnen nicht gerade leicht geworden zu sein scheint. Am Fusse des Montefiascone nahm man mit dem Marchese Gualtieri in einer kleinen Osteria noch ein gemeinsames Mahl ein, bei dem der herrliche Muscatwein, der sogenannte Est-Est-Est nicht fehlen durfte, und dann giengs frohen Muthes der Siebenhügelstadt zu.“[110]

 

Friedrich Müller schreibt 1813 in einem Brief aus Rom an den Oberhofprediger und Vertrauten der Königin Caroline von Bayern Dr. Ludwig Friedrich von Schmidt in München: „Gerne würde ich Eure Hochwohlgebohren, mit Nachrichten von verschiedenen interreßanten Arbeiten meiner verehrten Freundin der Fräulein Sophia unterhalten wenn mein Gemüth gegenwärtig nicht für solches unternehmen zu befangen wäre, ich verspahre aber dis mir auf heitere augenblicke, welche ich mir bald durch Hoch dero gütiges vielvermögendes Beywürcken verspreche, nur füge ich dis einzige hier bey, daß Fräulein Sophie starcke Fortschritte in der Kunst gethan und daß mann den Aufenthalt von Italien, in ihren Arbeiten durch die Studien welche sie im Vatican nach Raphael und in Orvieto nach Signorelli und Pietro Perugino gemacht, deutlich gewahr werde.“[111] Dies verdeutlicht ein um 1812 entstandenes Portrait einer jungen Künstlerin, welche in das Gewand der Madonnen Peruginos und Raphaels gekleidet und, wie Dürer im Selbstbildnis von 1500, die Haare in einzelne lange Locken aufgelöst, dargestellt ist.[112] Dieses monogrammierte Gemälde, welches sich heute im Besitz der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe befindet, wird in der Tradition der Vorbesitzer als Bildnis einer jungen Römerin bezeichnet. Im Bericht über den Erwerb durch die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe wird das Gemälde als „Junge Römerin (Selbstbildnis?)“ betitelt.[113] Zeitlich wäre es dann durch einen Brief von Friedrich Müller einzuordnen, der am 24. Februar 1813 aus Rom an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll schreibt: „Mad. Reinhard … hat … jüngsthinn ein braves Portrait von sich selbst gemahlt.“[114]

 

Im Katalog der Ausstellung „Zwischen Ideal und Wirklichkeit“ spricht Bärbel Kovalevski dann von einem „als »Junge Römerin« bezeichneten Selbstbildnis“, womit sich die Ansicht, es handle sich um ein Selbstbildnis der Künstlerin, verfestigte.[115] Zehn Jahre später hat sich Katrin Seibert mit diesem bedeutenden Portrait eingehend beschäftigt und kommt nach einem Vergleich mit Portraits von Sophie Reinhard zu dem Schluss, dass es sich wohl kaum um ein Selbstportrait Sophie Reinhards handeln könne. „Nachdem das vermeintliche Selbstbildnis keine Übereinstimmungen mit den anderen Portraits der Künstlerin aufweist, … und die hier Dargestellte mit ihrem wallenden Haar kaum eine Frau von 35 bis 40 Jahren sein kann, gilt es zu fragen, wer sich dahinter verbirgt? Die Dargestellte aufgrund der Tatsache, daß sie in der Linken einen Silberstift als Malerattribut hält, für Sophie Reinhard zu halten, ist problematisch.“[116] Um den Mund der Dargestellten schwebt auch kein „gewisser ironischer Zug“, den das geschulte Auge des Malers Albrecht Adam an Sophie Reinhard beobachtet hat.[117]

 

 

Junge Römerin (Selbstbildnis?).

Ölgemälde von Sophie Reinhard, um 1812

© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2645

 

Katrin Seibert stellt sich die Frage, welche andere Künstlerin die Dargestellte sein könnte und legt Beweise vor, dass es sich um Sophie Reinhards italienische Freundin Bianca Milesi handeln müsse. Von ihr hat Sophie Reinhard in ihrem Skizzenbuch eine um 1813 entstandene Zeichnung angefertigt und „obwohl ihr Gesicht im Vollprofil gezeichnet ist, ist die große Ähnlichkeit zum Bildnis der jungen Römerin deutlich zu erkennen.“ [118] Bianca Milesi war damals 23 Jahre alt, was zum Alter der „Jungen Römerin“ ausgezeichnet passt. Ein Vergleich der „Jungen Römerin“ mit dem Portrait von Bianca Milesi, welches Camilla Guiscardi als Halbfigur gezeichnet hat,[119] räumt die letzten Zweifel aus, dass die Dargestellte Bianca Milesi ist.

 

Durch Sophie Reinhards Bekanntschaft mit zahlreichen Künstlern, die sich damals in Rom aufhielten, war ihr eine ständige wohlwollende Kritik zuteil, die ihr Fortkommen natürlich ebenfalls förderte. Dazu zählten neben Koch insbesondere die Künstler Catel, Cornelius, Overbeck und Zoll, gelegentlich auch Eberhard, Leipold, Madrazo, Reinhart, Rohden und Steinkopf. Mit Anton Koch verband sie mehr als eine Freundschaft auf künstlerischer Ebene. Sie hat sich mehrfach für ihn bei Uexküll verwendet, er möge doch dem damals ständig in Geldnot befindlichen Künstler ein Gemälde abkaufen und seiner Tochter Elena war sie zusammen mit Uexküll Taufpatin.[120]

 

Das Spätjahr 1813 war von den Ereignissen der Weltgeschichte überschattet. Die Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 leitete mit dem Sieg der Alliierten über Frankreichs Armee die Befreiung aus dem Joch Napoleons über Europa ein. Dieser Sieg wirkte sich auch auf die Situation in Rom aus, wo seit 1809 die weltliche Herrschaft des Papstes durch Napoleon aufgehoben worden war. Mit dem Sieg über Napoleon fürchtete der Gouverneur von Rom General de Miollis um seine Stellung und suchte durch die repressiven Mittel eines Polizeistaates jeglichen Widerstand im Keime zu ersticken. Erst als der König von Neapel Joachim Murat sich von Napoleon distanzierte, änderte sich auch für Rom die Situation und Papst Pius VII. – seit 1812 in Frankreich interniert – konnte am 3. Juni 1814 wieder in Rom Einzug halten und der Kirchenstaat wurde wieder hergestellt.

 

Im Dezember 1813 war Sophie Reinhard zusammen mit Bianca Milesi nochmals umgezogen. In einem Brief an Freiherr von Uexküll vom 20. Juni 1814 schreibt sie: „Ich wohne nun seit 7 Monat, im Pallast des Cardinal Albani, neben Müller, der Bruder meiner Freundin wohnt auch bey uns, dadurch hat das stille Künstlerleben eine andere Wendung genommen, wir haben Kutschen und Pferde, X X. ich freue mich aber über diese Veränderung gar nicht, und gedenke des stillen kleinen Häußchens alle monti! wo mehr gearbeitet wurde, mit Wehmuth!“[121] In dem mondänen Palazzo Albani in der Via delle Quattro Fontane, in dem auch Winckelmann von 1760 bis 1768 gewohnt hatte,[122] scheint sich die Künstlerin nicht wohl gefühlt zu haben.

 

Aus einem Brief von Friedrich Overbeck vom 16. Februar 1814 adressiert an Bianca Milesi in Florenz geht hervor, dass Bianca Milesi zu diesem Zeitpunkt nicht in Rom gewesen zu sein scheint.[123] Overbeck bittet sie, seinem Freund Giovanni Colombo[124] 18 Scudi zu bezahlen, die sie von Sophie Reinhard wieder bekommen werde, was diese ihm brieflich versichert habe. Dies ist ein weiterer Hinweis, dass Sophie Reinhard sich immer wieder um das Wohl ihrer Malerkollegen gekümmert hat.

 

Sophie Reinhard reiste am 26. Juni 1814 von Rom ab, um nach Karlsruhe zurückzukehren.[125] Diese Abreise dürfte ziemlich überhastet stattgefunden zu haben, denn nur wenige Tage zuvor am 20. Juni hatte sie noch an Uexküll geschrieben, dass sie bald nach Castel Gandolfo reisen wolle, wo sich schon seit 14 Tagen Bianca Milesi aufhalte.[126] An ihrer Stelle vermietete Bianca Milesi Jakob Wilhelm Huber zwei Zimmer in ihrem in Castel Gandolfo gemietetem Landhaus und übertrug ihm die künstlerische Ausbildung ihres Bruders Carlo. Aus der Autobiographie Hubers ist außerdem zu entnehmen, dass die Künstlerin ihm auch finanziell unter die Arme griff.[127] Bianca Milesi scheint in diesen Jahren vornehmlich Portraits bedeutender Zeitgenossen gemalt zu haben.

 

Ihre schriftstellerische Tätigkeit begann Bianca Milesi 1813 mit einer Biographie der italienischen Mathematikerin Maria Gaetana Agnesi[128] und zurückgekehrt nach Mailand im Jahre 1815 mit einer Beschreibung des Lebens der bedeutenden griechischen Lyrikerin Sappho.[129]

 

 

Portrait des Chirurgen Giambatista Monteggia (1762-1815).

Kupferstich von Ernesta Bisi Legnani nach einem Gemälde von Bianca Milesi (um 1816).[130]

Bezeichnet: Bianca Milesi dip = Ernesta Bisi Legnani dis. et inc.

darunter: G. B. MONTEGGIA DA LAVENO Professore in Chirurgia

(Bildnachweis: E. Fecker)

 

Ihre pädagogischen Schriften, für die sie über Italien hinaus bekannt geworden ist, beginnt sie erst zu verfassen, nachdem sie 1825 Mutter eines Sohnes geworden war und einen Mangel an Büchern über die schulische Bildung von Kindern und Jugendlichen festgestellt hatte. Ihre Bekanntschaft mit der englischen Schriftstellerin Mary Edgeworth ließ sie zu einer großen Verehrerin ihrer pädagogischen Ideen werden und übersetzte deren Werke ins italienische. Sie hat aber auch selbst Bücher für den Unterricht von Kleinkindern[131] und zum Unterricht in Naturkunde verfasst.[132]

 

 

Portrait des Dichters Gian Carlo Di Negro (1769-1857).

Kupferstich von Giuseppe Longhi nach einem Gemälde von Bianca Milesi.[133]

Bezeichnet: Bianca Milesi dip.   Ge. Longhi inc. 1822.

darunter: G. C. DI NEGRO. Patrizio Genovese.

(Bildnachweis: E. Fecker)


 

Großherzoglich Badische Hofmalerin

Noch während des Aufenthaltes in Rom hatten zunächst der Vater von Sophie Reinhard und nach dessen Tod am 16. Mai 1812 ihr Bruder Wilhelm Reinhard beim Großherzog Karl Ludwig die Bitte vorgetragen, ihr aus Haushaltsmitteln des Staates ein Gehalt zu gewähren, wie es dem kürzlich verstorbenen Hofmaler Schroeder zuteil geworden sei. Mit Schreiben vom 15. Januar 1813 teilt das Geheime Kabinett dem Bruder mit, dass der Großherzog ein Gehalt von 800 Gulden genehmigt habe, verbunden mit der Verpflichtung, „daß sie von Zeit zu Zeit eine Arbeit einzuliefern oder auch, auf deßfalls anderweit erhaltende Weisung, Unterricht im Zeichnen zu ertheilen gehalten seyn solle.“[134] Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass bei der Ernennung zur Hofmalerin, verbunden mit dem großzügigen Gehalt von 800 Gulden,[135] die bayerische Königin Caroline, als geborene Prinzessin von Baden, ihre familiären Beziehungen zum Großherzoglichen Hof geltend gemacht hat. Denn im Jahre 1812 war der Staatshaushalt durch die Ausrüstung und Verpflegung der badischen Truppen, die am Russlandfeldzug Napoleons teilnehmen mussten, besonders in Anspruch genommen, weshalb unter solchen Bedingungen üppige Pensionen für Künstler normalerweise nicht zu erwarten waren. Sophie Reinhard waren durch die Bestellung zur Hofmalerin die damit verbundenen Rechte und Pflichten übertragen worden, den Titel Hofmalerin erhielt sie mithin aber nicht.[136] Im Handbuch für Baden und seine Diener ist sie demnach unter der Rubrik Hofmaler aufgeführt. Hinter ihrem Namen steht im Gegensatz zu Marie Ellenrieder nicht der Titel Hofmalerin.[137]

 

Als eine unterstützende Maßnahme zur Erlangung einer „Pension“ kann ferner die Überreichung eines Gemäldes an den Badischen Hof gewertet werden. Sophie Reinhard ließ durch ihren Bruder eine „Heilige Elisabeth“ überbringen, die sie im Verlaufe des Jahres 1812 in Rom gemalt und von dort aus nach Karlsruhe geschickt hatte.[138]

 

Sophie Reinhards Entschluss Mitte 1814 nach Karlsruhe zurückzureisen, hing wohl mit dem Umstand zusammen, dass ihre Jugendliebe Wenzel Freiherr von Kapaun[139] in der Nähe von Karlsruhe stationiert wurde. Er gehörte den österreichischen Truppen an, die zusammen mit den Alliierten nach der Völkerschlacht von Leipzig die französischen Truppen auf die westliche Rheinseite drängten. Im Zuge dieser Kriegshandlungen wurde Oberstleutnant Kapaun in die Nähe von Karlsruhe verlegt. Sophie Reinhard berichtet Albrecht Adam: „vor 16 Jahren musste ich dem Wunsche entsagen ihn zu besitzen, weil er Leutnant, und ohne Vermögen war, seit dem hörte ich oft durch die 3te Hand er habe den Schwur, den er mir schriftlich gab, mich oder keine zu heirathen nicht gebrochen, und hänge noch immer liebend an mir, nun kommt er zu meiner Mutter alle paar Tage, da er nur 2 Stund von C. R. im Quartier liegt, spricht nur von mir, sucht das Zimmer auf wo mein Portrait hängt ist nicht da wegzubringen, und hat sogar die gemahlten Hände schon verküßet, meiner Mutter erklärt daß er nie heirathen werde, wenn er nicht noch so glücklich sey, mich zu besitzen, nun als Oberstleutnant könne er mir ein besseres Glück mit seiner Hand anbiethen, haben Sie eine solche Treue schon erlebt? ach Adam ich habe niemand mit dem ich hierüber sprechen könnte, aber die ganze Jugendliche Liebe lebt wieder in meinem alten Herzen auf! ich konnte nicht wiederstehn ihm sogleich zu schreiben, daß es mich herzlich freut sichere Nachricht seines Wohlergehens zu haben, und zu wissen daß ich noch in seinem Andenken lebe, daß ich gewünscht hätte sein Schiksal hätte ihn in meine Nähe geführt, damit der innige Wunsch ihn in diesem Leben noch einmahl zu sehn erfüllt wäre.“[140]

 

Da sie nach ihrer Rückkehr nach Karlsruhe entschlossen war, Kapaun zu heiraten, ersuchte sie den Großherzog um Heiratserlaubnis, welche ihr mit Schreiben des Großherzoglichen Geheimen Kabinetts[141] vom 22. Juli 1815 erteilt wurde: „Seine königliche Hoheit haben der Mahlerin Dlle. Sophie Reinhard von hier die Erlaubniß zur Verehelichung mit dem KK. Oesterreichischen Oberst-Lieutenant von Kappaun, im Chevauxlegers-Regiment von Vincent, unter unabgekürzter Belassung ihres jährlichen Gehalts von Achthundert Gulden, auch im Ausland, jedoch mit der ihr p And No. 67 den 15 Jenner 1813. auferlegten Verbindlichkeit, daß sie von Zeit zu Zeit eine Arbeit einzuliefern habe, zu ertheilen geruhet.“ Die Ehe kam allerdings nicht zustande.

 

Wenzel von Kapaun scheint es mit dem im Jahre 1798 schriftlich gegebenen Schwur Sophie Reinhard oder keine zu heiraten, nicht so ganz genau genommen zu haben, denn er hatte 1803 Maria Josepha Cleopha Gräfin von Engl zu Wagrain geheiratet. Diese Ehe blieb aber kinderlos.[142] Ob dieses gebrochene Eheversprechen, der Grund dafür war, dass die Ehe mit der Künstlerin nicht zustande kam, war nicht festzustellen. Kapaun starb im Juni 1816.[143]

 

Sophie Reinhard wohnte nach ihrer Rückkehr aus Italien zunächst in Karlsruhe.[144] Die überstürzte Heimreise und das Scheitern der geplanten Heirat mit Wenzel von Kapaun, scheint ihr äußerst peinlich gewesen zu sein, denn am 4. Mai 1815 berichtete sie dem Freiherrn von Uexküll, dass sie jegliche Besuche meide, weil sie den boshaften Spott nicht leiden könne. Nur mit Weinbrenner und Haldenwang pflegte sie sich noch über künstlerische Dinge zu unterhalten. Vielleicht hat diese Peinlichkeit dazu geführt, dass Sophie Reinhard nach Heidelberg umzog, denn mit Schreiben vom 28. Oktober 1816 lässt sie dem Großherzog Karl Ludwig durch ihren Bruder Wilhelm als Pflichtbild ein Gemälde überbringen, welches den Traum des Markgrafen Karl Wilhelm von der Stadtgründung Karlsruhes bildlich darstellt.

 

Im Spätjahr 1817 unternahm Bianca Milesi eine Reise durch die Schweiz. Sie besuchte Basel, Zürich, Konstanz, St. Gallen und Stuttgart, um sich in Heidelberg mit ihrer Freundin Sophie Reinhard zu treffen.[145] Gemeinsam reisten die beiden nach Karlsruhe, wo Bianca Milesi von der Familie Reinhard herzlich empfangen wurde. In Karlsruhe schenkte sie besonders dem Haus von Sophies Bruder Wilhelm besondere Aufmerksamkeit und vermerkte in ihrem Reisetagebuch: „La maison de M. Guillaume Reinhard est le logis le mieux distribué que j’aie jamais vu; je prends là de bonnes notes pour arranger le cabinet de ma mère lorsque nous serons de retour à Milan.“[146]

 

Die Prinzessin Amalie Christiane von Baden, die Zwillingsschwester der Caroline von Baden, Königin von Bayern, bot ihr Empfehlungsschreiben für eine Reise an, welche Bianca Milesi zusammen mit Sophie Reinhard in das Österreichische Kaiserreich und nach Sachsen führen sollte, zu der die beiden Ende des Jahres 1817 aufbrachen. Sie besuchten Wien und in ihrem Tagebuch vermerkt Bianca Milesi, dass sie am 16. Januar 1818 die zugefrorene Donau im Pferdeschlitten überquerten. Ihre Reise führte Donau abwärts durch das damalige Ungarn nach Comorn, dem heutigen Komárno in der Slowakei und nach Budapest. Dort statteten die beiden Künstlerinnen der Baronin Johanna von Vay geb. Adelsheim, einer guten Freundin von Sophie Reinhard, einen längeren Besuch ab. Die Baronin, welche ihren Vater, der Oberforstmeister in Kandern war, und ihre Mutter im Kindesalter verloren hatte, verbrachte nach dem Tode des Vaters das Frühjahr 1785 bei der Familie Reinhard in Lörrach, bis sie von der Familie des Regierungsrats Karl Wilhelm Friedrich Freiherr von Drais (1755-1830) in Pflege genommen wurde und dann in Karlsruhe aufwuchs.[147] Aus den gemeinsam verbrachten Kinderjahren entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft zwischen Johanna und Sophie. In einem Brief aus Pest vom 25. Januar 1818 an Amalie von Drais, einer Tochter des genannten Freiherrn, schreibt die Baronin über den Besuch: „Doppelt wohl that mir unter diesen Verhältnissen der Besuch meines Bruders und später der der guten Sophie Reinhardt und ihrer wirklich liebenswürdigen Begleiterin; Louis verließ mich wieder im Dezember, letztere sind aber noch hier und bleiben hoffentlich noch einige Monate; für ihre Kunst finden sie freilich in Pest wenig Nahrung, Bianka treibt sich aber in der großen Welt herum und erntet Beifall, wo sie bekannt wird, Sophie malt den ganzen Tag über und die Abende verstreichen uns unter traulichen Gesprächen vom Vaterland und von unserer Jugend. Die Wege, die die Vorsehung uns führte, waren sehr verschieden, und darum sind auch unsere Ansichten nicht immer gleich, aber nur meistens das Konventionelle trennt uns; über das, was den wahren Werth des Daseins ausmacht und sich noch über seine Dauer hinaus erstreckt, sind wir völlig einig.“[148]

 

Wann genau die beiden Künstlerinnen ihre Reise fortgesetzt haben, ist nicht überliefert. Es ist aber naheliegend, dass sie zum Ende des Winters im April 1818 aufgebrochen sind. Den Reisenotizen von Bianca Milesi ist zu entnehmen, dass sie sich auf den Weg nach Dresden gemacht haben. Diese Reiseroute verlief normalerweise über Prag und weiter durch das Erzgebirge nach Norden. In Dresden besuchten sie den Pädagogen und Schriftsteller Carl August Böttiger und das Denkmal von Jean-Victor Moreau, der dort als General auf Seiten der Alliierten schwer verwundet wurde und am 2. September 1813 gestorben war. Bei Bianca Milesi scheint dieser Besuch einen tiefen Eindruck hinterlassen zu haben.[149]

 

Da eine Nachricht von Bianca Milesi an Carl August Böttiger vom 3. Mai 1818, die sie in Dresden geschrieben hat, über ihre bevorstehende Weiterreise erhalten ist, wissen wir sicher, dass sich die beiden Freundinnen am 4. Mai 1818 auf den Weg machten, um in Jena Johann Wolfgang von Goethe zu besuchen.[150] Da sie aber nur mit einer zweispännigen Kutsche unterwegs waren, konnten sie nicht den direkten Weg über Leipzig nach Jena wählen, sondern sie fuhren zunächst nach Weimar, um von dort aus weiter nach Jena zu gelangen. Für den direkten Weg wäre wegen der steilen Anstiege eine vierspännige Kutsche erforderlich gewesen.

 

In Weimar war ein Besuch bei der Gräfin von Edling vorgesehen, der aber nicht zustande kam, weil die als Philanthropin bekannte Gräfin verreist war und auch ein weiterer dort geplanter Besuch bei dem Verleger und Schriftsteller Friedrich Johann Justin Bertuch fand nicht statt, weil dieser ebenfalls verreist war.[151]

 

Ein undatiertes Billet von Karl Ludwig von Knebel an Goethe weist darauf hin, dass Major Knebel, der in Jena wohnte, den Besuch bei Goethe anbahnen sollte, denn er schreibt: „Du wirst es mir wohl nicht für ungut nehmen, wenn ich Dir diesen Nachmittag eine schöne liebenswürdige Italienerin zuschicken werde? Sie ist aus Mailand und kommt hieher Dich zu sehen. Diesen Abend reist sie wieder ab. Ihr Name ist Biancha, noch Fräulein und Malerin. Ihre Begleiterin ist Mslle. Reinhard aus Carlsruh, seit ein paar Jahren in Heidelberg, gleichfalls Malerin. Roux wird sie Dir bringen. Nun bitten sie nur, daß Du ihnen die Stunde bestimmen möchtest. – Vielleicht magst Du sie mit Deinem Wagen an die Teufelsdächer bringen lassen, die sie gerne sehen möchten. Es sind gute Geschöpfe, und sie haben die Welt gesehen. Ich würde sie selbst begleiten, wenn ich nicht zu matt wäre.“[152]

 

Bianca Milesi berichtet später ihrem Dresdner Bekannten Carl August Böttiger über den Besuch in Jena: „Dort war der Major Knebel sehr gefällig; aber Göthe, wegen die schlechten umstände seiner Gesundheit, war … nicht sichtbar.“[153]

 

Von Jena, über Weimar und Erfurt gelangten die beiden Künstlerinnen nach Gotha, wo sie vom Hofrat Madelung[154] zum Herzog August von Sachsen-Gotha und Altenburg geführt wurden, der sie mit großer Freundlichkeit empfing und sie zum Diner einlud. Bei dieser Gelegenheit kam der Herzog auf einen von ihm verfassten Gedichtband zu sprechen und überreichte den beiden Damen ein Exemplar.[155]

 

Auf der Weiterreise nach Eisenach besuchten sie die Wartburg[156] und machten sich Anfang Juli auf den Rückweg nach Karlsruhe. Auffällig ist, dass Bianca Milesi in ihren Tagebucheintragungen über die gemeinsame Reise mit Sophie Reinhard an keiner Stelle über Kunst spricht.[157] Offensichtlich waren inzwischen politische und soziale Fragen mehr in den Blickpunkt ihres Interesses gerückt. Ungewöhnlich ist ferner, dass sie die Reise mitten im Winter antraten, wo Eis und Schnee das Fortkommen mit der Kutsche rasch unmöglich machen konnte. Die Wetterereignisse des Jahres 1816 hätten sie warnen können. Das Jahr hatte außergewöhnlich kalt begonnen und das Frühjahr und der Sommer waren so niederschlagsreich, dass sich durch Ernteausfall eine Hungersnot im südlichen Teil Mitteleuropas entwickelte.

 

Denkbar ist, dass der Zeitpunkt der Reise mit dem Scheitern der Ehe von Bianca Milesi mit dem Maler Hendrik Voogd zusammenhing und dass sie den Trost ihrer Freundin suchte und brauchte, ohne über die ungünstige Jahreszeit ihrer Reise von Mailand nach Heidelberg nachzudenken.

 

Bianca Milesi verabschiedete sich in Karlsruhe von ihrer Freundin und reiste nach einem Aufenthalt in Baden-Baden[158] im Juli 1818 nach Mailand zurück, wo sie Anfang August eintreffen wollte.[159] Bianca Milesi blieb noch über Jahre hinweg mit Sophie Reinhard freundschaftlich verbunden. Am 28. März 1827 schreibt diese an Albrecht Adam: „Die Bianca Milesi ist in Genua glücklich geheirathet seit 2 Jahr, und Mutter eines Sohns. Vor 2 ½ Jahr war sie auch bey mir hier, und zwar 4 Wochen, nebst ihrer Mutter.“[160] Mit ihrem Ehemann, dem Arzt Benedetto Mojon, zog Bianca Milesi im Mai 1833 nach Paris, wo sie am 8. Juni 1849 an Cholera verstarb.

 

Im Frühjahr 1818 wurde in Karlsruhe von 48 Gründungsmitgliedern – darunter Johann Peter Hebel und andere hochgestellte, kunstbegeisterte Personen sowie Karlsruher Künstler – ein Kunstverein ins Leben gerufen, der bereits vom 12. bis zum 19. April 1818 eine Kunstausstellung im „Museum“ veranstaltete.[161] Sophie Reinhard gehörte nicht zum Kreis der Gründungsmitglieder. Von ihr wurden bei dieser Ausstellung zwei Gemälde aus der Großherzoglichen Galerie gezeigt, die sie dem Großherzog geschenkt[162] bzw. als Pflichtbild dort eingeliefert hatte. Den im handschriftlichen Katalog der Ausstellung aufgeführten Gemälden „Der Tod der heiligen Catharina“ und „Elisabeth und Johannes als Kind“ ist jeweils der Vermerk beigefügt „gehört in die Großh. Gallerie“.[163] Das Gemälde „Tod der Katharina von Siena“ ging im 2. Weltkrieg verloren, das Gemälde „Die heilige Elisabeth mit dem Johannesknaben” ist noch heute im Besitz der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.[164] Das Gemälde entstand 1812 während des Romaufenthaltes der Künstlerin. In einem Brief von Sophie Reinhard aus Rom an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll vom 22. November 1812 schreibt sie, dass sie auf eine Pension aus Karlsruhe hoffe und weiter schreibt sie „meine Elisabetha schikte ich daher vor einem Monat nach“ Karlsruhe, [165] dort wurde das Gemälde laut einem Brief ihres Bruders vom 12. Januar 1813 dem Großherzoglich Badischen Hof übergeben.[166]

 

 

Die heilige Elisabeth mit dem Johannesknaben.

Ölgemälde von Sophie Reinhard, 1812

© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 508

 

Das Gemälde zeigt die heilige Elisabeth, wie sie ihren Sohn Johannes unterrichtet. Sie sitzen in einer südlichen Landschaft im Vordergrund des Bildes auf einer Wiese. Elisabeth ist im Profil dargestellt und Johannes der Täufer halb zum Beschauer gewandt, bekleidet mit einem Fellüberwurf, hält in den Armen einen Kreuzstab samt Kreuzfahne, auf der „Agnus Dei“ zu lesen ist. Katrin Seibert, die sich ausführlich mit der Symbolik der Bekleidung, der aufgeschlagenen Bibel auf dem Schoß der heiligen Elisabeth, den Attributen des Johannes und dem Früchtestillleben zu seinen Füßen beschäftigt, zählt dieses Gemälde zu den bedeutendsten, welche Sophie Reinhard gemalt hat.[167]

 

Auf der Karlsruher Ausstellung von 1818 waren neben Sophie Reinhard auch Carl Kuntz (Vater)[168] und Rudolf Kuntz (Sohn)[169] mit mehreren Gemälden vertreten. Von Franz Joseph Zoll,[170] dem Sophie Reinhard 1814 bei seiner Heimreise aus Rom behilflich war, wurde das Gemälde „Hercules und Hebe“ aus dem Besitz des Großherzogs gezeigt.

 

Auf Franz Joseph Zoll war Sophie Reinhard nicht gut zu sprechen, was aus ihrem Brief aus Rom vom 5. Januar 1814 an Albrecht Adam in Mailand hervorgeht, in dem sie schreibt: „verzeihn Sie daß ich Ihnen schon wieder durch eine Empfehlung plagte, aber ich konnte nicht anderst handeln, wenn ich dem festen Vorhaben nachleben will die Tugenden meines Vatters womöglich nachzuahmen, so mußte ich Z. mehr behülflich seyn als ich dem liebsten Freunde hätte seyn können, denn – er ist mehr mein Feind als Freund, denn die man liebt gefällig zu seyn ist kein Verdienst, aber denen die uns hassen böses mit gutem zu vergelten, darin liegt ein hohes Gefühl, ich that das lieber Adam mit Z. der immer mich hier drükte wo er konnte, und vornehmlich wegen meiner Pension Neid und Haß gegen mich trägt, er ist ein roher verstellerischer Mensch der überhaupt viel wiederliches für mich hat, inzwischen trug ich 2 Jahre alles gedultig, und mit Hülfe Ihrer Gefälligkeit konnte ich meinen immer dienstfertigen Betragen gegen ihn, noch die Krone aufsetzen; Genug sagen Sie wie Ihnen der Hr. gefiel? und wie er von mir sprach? mit Ihnen gewiß als wäre ich ihm sehr lieb? übrigens lassen Sie sich dadurch nicht mißtrauisch machen, und erweißen Sie allen die ich Ihnen empfehle Gefälligkeit doch merken Sie sich wohl, daß es dann hauptsächlich gilt wenn ich schreibe, ich werde alles waß Sie meinem Freunde thun ansehn als hätten Sie es mir selbst gethan.[171] Diese außergewöhnlich selbstlose Verhaltensweise der Künstlerin spiegelt vollkommen die Erziehung durch ihren evangelisch-reformierten Vater wider, den sie offensichtlich, auch über seinen Tod hinaus, sehr verehrte.

 

Sophie Reinhard zog spätestens 1818 wieder von Heidelberg nach Karlsruhe zurück. Wo sie zunächst gewohnt hat, ist nicht zu belegen.[172] In dieser Zeit beschäftigte sich die Künstlerin mit der Anfertigung einer Serie von Radierungen nach Hebels Alemannischen Gedichten. Die zehn Blätter erschienen 1820 als Mappenwerk bei Mohr und Winter in Heidelberg. In einem Geleitwort lobt der Dichter die Künstlerin für ihre getreue Nachbildung der Markgräfler Trachten und die erkennbare Eigentümlichkeit des dortigen Völkleins. Die Radierungen der einzelnen dargestellten Gedichte sind mit Untertiteln aus der ersten Ausgabe der Gedichte von 1803 versehen. In Schorns Kunstblatt von 1820 erscheint eine ausführliche und lobende Rezension über das Werk mit dem Hinweis, dass es demnächst bei Brönner in Frankfurt herausgegeben werde, was wohl der ursprünglichen Absicht entsprach.[173] Im Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst von 1822 wird über Sophie Reinhard berichtet,[174] dass sie im Sommer von Karlsruhe nach Mailand reist und sich gegenwärtig mehr mit dem Radieren als mit der Ölmalerei beschäftigt.

 

Ihrem väterlichen Freund aus römischen Tagen Freiherr von Uexküll überreichte sie mit Schreiben vom 2. August 1820 ein Exemplar ihres Hebelschen Werkes und bittet ihn gleichzeitig, sechs weitere Exemplare, die sie ihm zukommen lassen möchte, in seinem Bekanntenkreis zu verkaufen. Ferner teilte sie Uexküll mit, dass ihre Mithilfe beim Verkauf des Mappenwerkes ihren Plan, in diesem Jahre nach Italien zu reisen, zunichte gemacht habe.

 

Johann Wolfgang von Goethe, dem die Künstlerin mit Brief vom 14. August 1820 ein Exemplar der Radierungen nach Hebels Alemannischen Gedichten überreicht hatte,[175] bemerkt zu den Illustrationen in einem Brief vom 1. September 1820 an Heinrich Meyer: „Ich habe schon wieder drey Bogen parat zum nächsten Hefte. Freylich, wenn man in der Einsamkeit immer fortwirkt, so häuft sich genug zusammen. Zu Hebels Gedichten hat eine Sophie Reinhardt zu Carlsruhe geistreiche Radirungen gefertigt, die gleichfalls eine gemäßigte ehrenvolle Erwähnung verdienen.“[176] Aus dem Brief der Künstlerin an Goethe wird ersichtlich, dass Sophie Reinhard bei den Illustrationen zu den Alemannischen Gedichten das erste Mal mit der Radiernadel arbeitete. Es ist zu vermuten, dass sie sich Rat bei den zum Freundeskreis um Friedrich Weinbrenner zählenden Kupferstechern Christian Haldenwang oder Carl Ludwig Frommel holen konnte, der damals gerade seinen Stich „Ariccia bei Rom“ nach einer eigenen Zeichnung fertig stellte.[177] Die Qualität der Stiche, die Sophie Reinhard zu Hebels Gedichten anfertigte, zeugen davon, dass sie sich intensiv mit dieser Drucktechnik auseinandergesetzt hatte. Sie erwecken keinesfalls den Eindruck eines Erstlingswerkes.

 

In der Abend-Zeitung vom 11. August 1821 sieht Karl August Böttiger in seinem Artikel über Kunst und Alterthum die Notwendigkeit, einer Sammlung von Radierungen „in rühmlicher Anerkennung zu gedenken, welche wir der trefflichen Künstlerin Sophie Reinhard in Mannheim verdanken. Sehr oft hatten Freunde von Hebel’s allemannischen Gedichten – und wer ist dieß nicht? – gewünscht, daß Kupfer dazu in getreuer Nachbildung der Trachten und Eigenthümlichkeiten des Völkleins, das in diesen Liedern noch lange fortleben wird, gegeben werden möchten. Eine feinsinnige diesseits und jenseits der Alpen gebildete Künstlerin hat durch die von ihr selbst komponirten und radirten 10 Blätter diesen Wunsch so schön erfüllt, daß wir nicht zu loben brauchen, was sich beim ersten Anblick selbst lobt. Die Künstlerin lebte einige Jahre in der Gegend, wo jene Lieder einheimisch sind, und es ist ihr wunderbar gelungen, nicht nur das Gemüthvolle des Dichters selbst aufzufassen und in Ausdruck und Composition wiederzugeben, sondern selbst das Landesübliche in Kostüm und kraftvollen Körperbau der Bewohner jener Gegend wiederzugeben. Das schöne Bild des Statthalters von Schopfheim ist auch in dieser Hinsicht charakteristisch. Wie an ihr die vollständige weibliche Tracht der Verheiratheten, so stellt sich in Kätchen neben dem Kapuziner die leichte, jungfräuliche Tracht der ächten alten marggräfler Kleidersitte dar, so wie überhaupt die drei Blätter zum Carfunkel einen wahren, jedes Gefühl schauerlich ergreifenden Cyclus bilden. Die Hebelschen Gedichte haben auch im nördlichen Deutschland mit Recht viel Bewunderer gefunden und würden derer noch viel mehr zählen, wenn es nur jener Mundart kundige Vorleser unter uns gäbe. Diese mit zartem Sinn und doch kräftig aufgefaßten Bilder sprechen in keiner uns unverständlichen Mundart zu uns. Man weiß beim ersten Blick, was jedes sagen will und bekommt dann doch wohl auch Lust, das Lied in der Ursprache kennen zu lernen.“[178]

  

 

Portrait des Mundartdichters Johann Peter Hebel.

Kupferstich von Christian Friedrich Müller nach eigener Zeichnung aus dem Jahre 1810. 

Abzug vor aller Schrift um 1814 (Bildnachweis: E. Fecker)

 

Es ist naheliegend, dass die Idee zur Ausführung der Radierungen zu Hebels Alemannischen Gedichten auf eine Anregung des Dichters zurückgeht, was auch die Beigabe von Hebels Vorwort offenbart. Johann Peter Hebel wurde 1783 als Vikar am Pädagogium in Lörrach angestellt, mit dessen Leiter Tobias Günttert sich Hebel anfreundete und zu dessen Schwägerin Gustave Fecht er eine lebenslange enge Beziehung pflegte, ohne sie zu heiraten. Die Familie Reinhard war ebenfalls 1783 von Birkenfeld nach Lörrach gezogen, wo Hofrat Maximilian Reinhard, der Vater der damals achtjährigen Sophie, das Amt des Landschreibers im Oberamt Rötteln übernahm.[179] Johann Peter Hebel wurde 1791 an das Gymnasium in Karlsruhe berufen, das er ab 1808 als Direktor leitete und Maximilian Reinhard kehrte mit seiner Familie 1792 in seine Geburtsstadt zurück, wo er zum wirklichen Geheimrat und später zum Staatsrat aufstieg.[180]

 

Hebel hatte 1803 erstmals seine Alemannischen Gedichte veröffentlicht und es steht außer Zweifel, dass die Familie Reinhard, die in Karlsruhe ganz in der Nähe von Hebel wohnte, dort weiterhin die in Lörrach entstandene freundschaftliche Beziehung pflegte und an seinem dichterischen Erfolg Anteil nahm. In den Folgejahren war Johann Peter Hebel seinerseits immer über die künstlerische Laufbahn von Sophie Reinhard unterrichtet, denn er zählte wie sie zu einem Freundeskreis von Architekten, Künstlern und Gelehrten, der öfters bei Friedrich Weinbrenner zu Gast war. Weinbrenners Haus bildete besonders für einen Kreis Karlsruher Künstler und Gelehrter den Mittelpunkt, zu denen neben Sophie Reinhard unter anderen die Künstler Philipp Jakob Becker, Carl Ludwig Frommel, Carl und Rudolf Kuntz, Franz Joseph Zoll, Feodor Iwanowitsch Kalmück, Joseph und Carl Sandhaas sowie Christian Haldenwang, der Botaniker Carl Christian Gmelin, der Ingenieur Johann Gottfried Tulla und wie erwähnt, der Dichter Johann Peter Hebel sowie der Lehrer für Kunstgeschichte an Weinbrenners Bauschule Aloys Schreiber zählten.[181]

 

Mit den Künstlern Feodor Iwanowitsch Kalmück, Franz Joseph Zoll und Carl Ludwig Frommel teilte Sophie Reinhard, außer der Auszeichnung zum Hofmaler, die gemeinsame Erinnerungen an römische Tage. Feodor Iwanowitsch Kalmück hatte sie in Rom im Jahre 1810 getroffen,[182] Franz Joseph Zoll war kurz nach ihr in Rom angekommen und blieb dort bis Anfang 1814,[183] Carl Ludwig Frommel kam 1813 nach Rom und blieb dort bis 1817.[184] Feodor Iwanowitsch Kalmück, der bis etwa 1816 bei Friedrich Weinbrenner in dessen Haus am Ettlinger Tor wohnte, war 1806 zum Hofmaler, mit einer jährlichen Besoldung von 1500 Gulden, bestellt worden,[185] Carl Ludwig Frommel wurde 1818 mit einem Gehalt von 800 Gulden zum Hofmaler und Professor ernannt[186] und Franz Joseph Zoll erhielt diese Auszeichnung 1821.[187]

 

Im Jahre 1821 richtete der Karlsruher Kunstverein seine zweite Ausstellung für Kunst und Industrie aus. Sophie Reinhard beteiligte sich mit dem Gemälde „Die heilige Cecilie“ und dem Aquarell „Ein ländliches Fest im Oberland wegen Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahre 1783, der Ehrentag Carl Friedrichs“. An dieser Ausstellung in Karlsruhe nahm auch zum ersten Mal die Konstanzer Künstlerin Marie Ellenrieder mit dem Gemälde „Eine kleine Madonna im Profil“ teil.[188] Spätestens bei dieser Ausstellung im Jahre 1821 muss die 1829 ebenfalls zur Großherzoglich Badischen Hofmalerin ernannte Künstlerin die Bekanntschaft von Sophie Reinhard gemacht haben, denn ein Jahr später, am 12. Oktober 1822, besuchte Marie Ellenrieder auf ihrer Reise nach Italien Bianca Milesi in Mailand.[189] Die Empfehlung, sie zu besuchen, konnte nur von Sophie Reinhard stammen.

 

Das Aquarell „Ein ländliches Fest im Oberland wegen Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahre 1783, der Ehrentag Carl Friedrichs“, welches die Künstlerin 1821 ausstellte, deutet ebenfalls auf die Nähe von Sophie Reinhard zu Johann Peter Hebel hin. Dem Aquarell ist am Unterrand ein gedrucktes Gedicht in alemannischer Mundart anmontiert, das später auch im Karlsruher Beobachter vom 23. Juli 1846 erschienen ist und dort Johann Peter Hebel als Autor bezeichnet.[190] Die Hebelforschung konnte aber bis heute die Handschrift dieses Gedichtes nicht auffinden, weshalb seine Urheberschaft nicht als ganz sicher gilt.[191] Ferner berichtet das Kunstblatt aus Karlsruhe am 28. Januar 1822: „Fräulein Reinhard hat einige geistvolle Zeichnungen aus der biblischen Geschichte vollendet“, was auf eine Absprache mit Hebel zurückgehen könnte, der damals ebenfalls an seinen „Biblischen Geschichten“ arbeitete, die 1824 – allerdings ohne Illustrationen zum Text – bei Cotta erschienen.[192]

 

 

  

Ländliches Fest aus Anlass der Aufhebung der Leibeigenschaft in Baden am 23. Juli 1783 durch Markgraf Carl Friedrich.

Aquarell von Sophie Reinhard, 1821.

© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. P. K. I 489-169

 

Das Aquarell „Ländliches Fest aus Anlass der Aufhebung der Leibeigenschaft in Baden“ erinnert an das Reskript von Markgraf Karl Friedrich aus dem Jahre 1783. Den Entschluss die Leibeigenschaft aufzuheben hatte der Markgraf aus völlig freien Stücken auf seinem Jagdschloss Stutensee gefasst, wo er den Tod seiner geliebten Frau Caroline Louise von Hessen-Darmstadt betrauerte. Mit diesem Reskript gewährte er seinen Untertanen uneingeschränkte Freizügigkeit und entband sie von vielen Abgaben, Gefällen und Taxen. Zum Dank für die Aufhebung der Leibeigenschaft wurde in zahlreichen Gemeinden Badens Denkmäler errichtet und der Tag der Aufhebung am 23. Juli wurde Anlass für immer wiederkehrende Gedenkfeiern.

 

Ab dem Jahre 1821 wurden in Karlsruhe vom Badischen Kunstverein in einem Abstand von zwei Jahren Ausstellungen für Kunst und Industrie veranstaltet, an denen sich Sophie Reinhard regelmäßig mit Gemälden und Zeichnungen beteiligte, so an den Ausstellungen in den Jahren 1821, 1823, 1825, 1827 und 1829. Die 1820er Jahre können wir, aufgrund dieser Vielzahl von Ausstellungsbeteiligungen und ausgestellten Werken, als die erfolgreichsten und produktivsten Jahre ihres künstlerischen Schaffens bezeichnen.

 

Aus diesen Jahren dürfte ein Scherenschnitt der Stuttgarter Künstlerin Luise Duttenhofer stammen, den sie von Sophie Reinhard angefertigt hat, wie sie vor einer aus gotischem Maßwerk bestehenden Balustrade sitzt und darauf ihren Ellenbogen aufstützt. Der Scherenschnitt stammt aus dem Nachlass der Künstlerin Luise Duttenhofer und ist heute im Besitz des Deutschen Literaturarchivs Marbach.[193] Es gibt Hinweise darauf, dass Sophie Reinhard vorhatte im Frühjahr 1821 nach Stuttgart zu reisen[194] und bei dieser Gelegenheit hätte sie mit Luise Duttenhofer zusammentreffen können, denn die beiden hatten viele gemeinsame Bekannte, wie die Gebrüder Boisserée, Joseph Anton Koch, Johann Christian Reinhart, Gottlieb Schick, Freiherr von Uexküll, Eberhard von Wächter und Friedrich Weinbrenner.

 

 

Scherenschnitt von Luise Duttenhofer „Sophie Reinhardt.“ (Bildnachweis: DLA-Marbach)

 

In einem ähnlichen Alter wie im Scherenschnitt von Luise Duttenhofer dürfte Sophie Reinhard gewesen sein, als ein unbekannter Künstler von ihr ein Portrait lithographierte.[195] Die Künstlerin in Halbfigur nach links, vor neutralem Hintergrund, trägt eine Rüschenhaube und ein Cape, das mit einem Spitzenkragen abschließt.

 

Sophie_Reinhard

 

Portrait „Sophia Reinhard Malerin“. Lithographie eines unbekannten Künstlers.

Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung © Foto: Staatsgalerie Stuttgart

 

Im Jahre 1821 wurde Sophie Reinhard von ihrem jahrelangen Reisebegleiter Jakob Wilhelm Huber besucht, der als angesehener Künstler aus Italien nach Zürich zurückgekehrt war. Er hatte zuvor die Königin Pauline von Württemberg und deren Mutter in Stuttgart besucht und war von dort nach Karlsruhe weitergereist, um sich mit dem Galeriedirektor Ludwig Frommel und mit Sophie Reinhard zu treffen. Danach reiste er nach Bruchsal und Darmstadt weiter, um dort seinen alten Freund, den Architekten und Weinbrennerschüler Georg Moller zu besuchen, den er wohl 1810 nach dessen Rückkehr aus Rom und Paris in Karlsruhe kennen gelernt hatte. Jakob Wilhelm Huber reiste weiter über Frankfurt zurück nach Mannheim, wo der befreundete Architekt Dyckerhoff[196] wohnte und die verwitwete Großherzogin Stephanie ihm eine Wohnung im Schloss antragen ließ, mit der Bedingung, ihren Töchtern Luise und Josephine im Zeichnen und Malen Unterricht zu erteilen. Seine innere Unruhe trieb ihn aber schon nach einem Monat zurück nach Zürich.[197]

 

Mit Verfügung vom 12. Juni 1823 wurden alle Hofmaler vom Großherzoglichen Oberhofmarschallamt aufgefordert über die Erfüllung der auferlegten Verbindlichkeiten bei der Bewilligung der Besoldung Rechenschaft abzulegen.[198] Die Liste der aufgeforderten Künstler wiederholt neben der Höhe der Besoldung den Wortlaut der auferlegten Pflichten. Bei Sophie Reinhard werden als Besoldung 800 Gulden genannt und zu den Pflichten ist vermerkt: „Hat von Zeit zu Zeit eine Arbeit einzuliefern, oder auch auf desfalls anderweit erhaltende Weisung Unterricht im Zeichnen zu ertheilen.“[199]

 

Sophie Reinhard antwortet am 24. Juni 1823, dass sie ihren Pflichten bestens nachgekommen sei und schreibt: „In dessen Gemäßheit habe ich unterthänigst überreicht, des Großherzogs Karl Königliche Hoheit

Elisabeth und Johannes [1812],

die sterbende Catharina von Siena [1817],

der Traum von Margraf Karl Wilhelm, oder die Erbauung von Karlsruhe [1816].

des regierenden Großherzogs Königliche Hoheit

die heilige Cecilie [1821],

zehn radirte, von mir componierte Blätter zu Hebels Allemannischen Gedichten [1820],

das Fest bey Aufhebung der Leibeigenschaft [1821],

und die Margräfin Anna, wie sie Gaaben unter Arme und Kranke spendet [1823], wartet zu gleicher Bestimmung lediglich auf gehörige Empfänglichkeit für den Oelfirniß.“[200]

Überraschenderweise zählt die Künstlerin die „Zehn Radierungen nach Hebels Alemannischen Gedichten“ vom Jahre 1820 ersatzweise ebenfalls zu ihren „Pflichtbildern“. Offensichtlich hat sie ein Exemplar dem Großherzoglichen Hof zukommen lassen und damit ihre Pflicht als Hofmalerin für das Jahr 1820 erfüllt.

 

Die Künstlerin hatte auf den Kunstausstellungen 1825 und 1827 mehrere ihrer Gemälde gezeigt, darunter 1825 das Historienbild „Markgraf Christoph I. von Baden (1453-1527) empfängt Gesandte Kaiser Maximilians“, das sich heute in der Kunsthalle Karlsruhe befindet und vermutlich Pflichtbild für das Jahr 1825 gewesen ist.[201] Nach der Kunstausstellung im Jahre 1829, wo Sophie Reinhard vier Gemälde ausstellte, darunter das Historienbild „Tod des Torquato Tasso“, hat sie sich erstaunlicherweise bis zu ihrem Tod im Jahre 1844 an den Ausstellungen in Karlsruhe nicht mehr beteiligt, ganz im Gegensatz zu den anderen Hofmalerinnen und Hofmalern, wie z. B. Marie Ellenrieder, Rudolf Kuntz und Franz Joseph Zoll, welche in diesen Jahren immer zahlreich mit Gemälden und Zeichnungen vertreten waren.

 

 

Tod des Torquato Tasso.

Ölgemälde von Sophie Reinhard, um 1829.

© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1744

 

Wie schon im Jahre 1810 lässt sich Sophie Reinhard Anfang der 1820er Jahre wieder von einem Schauspiel Goethes inspirieren, um eine Szene aus dem Leben des bedeutenden italienischen Dichters Torquato Tasso in ihre bildliche Sprache zu übersetzen.

 

Erstmals zeigte sie auf der Karlsruher Kunstausstellung des Jahres 1823 ein Aquarell mit dem Titel „Tod des Tasso im Kloster San Onofrio“ und wenige Jahre später auf der Karlsruher Kunstausstellung des Jahres 1829 das erwähnte Ölgemälde, welches das Thema „Tod des Torquato Tasso“ nochmals aufgreift. Dargestellt ist Tasso, von einem Mönch gestützt, betend auf seinem Sterbebett im Kloster San Onofrio. Der Priester, der ihm das Sakrament der Krankensalbung, die sogenannte Letzte Ölung, gespendet hat, verlässt gerade den Raum und die neben dem Sterbebett knienden Personen scheinen untröstlich über den herannahenden Tod zu sein und beten für seine Aufnahme in das ewige Leben, das durch die von links in das Zimmer hereinfallenden Sonnenstrahlen symbolisiert wird. Bei diesem Historienbild, das sich heute im Besitz der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe befindet, dürfte es sich um ein Pflichtbild für den Großherzoglichen Hof handeln. Das Gemälde wurde mit der Überführung der Staatlichen Galerie im Schloss Mannheim 1937 von der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe übernommen.[202]

 

Neben der regen Beteiligung der Künstlerin an den Karlsruher Kunstausstellungen der 1820er Jahre, war für Sophie Reinhard der Bau eines eigenen Hauses in Karlsruhe ein bedeutendes Ereignis. Dass sich eine Frau in der damaligen Zeit selbst an den Bau eines Hauses heranwagte, ist als außergewöhnlich zu bezeichnen, und kann nur mit ihrer unbeirrbaren Durchsetzungsfähigkeit und Willenskraft erklärt werden. Im Juni 1827 wurde namens der Erben Friedrich Weinbrenners von der Großherzoglich Badischen Polizeidirektion der Residenz, als zuständige Behörde für die Stadtplanung, bei der Großherzoglichen Baudirektion der Antrag gestellt, am Südrand des Weinbrennerschen Anwesens, vom Ettlinger Tor bis zum Erbprinzengarten (heute Nymphengarten), eine neue Straße anzulegen.[203] Die projektierte Straße erhielt später den Namen Linden-Straße. Sie hatte ursprünglich neun Parzellen und sollte von der parallel verlaufenden Kriegsstraße durch eine Ahamauer und einen 2,7 Meter tiefen und 3 Meter breiten Ahagraben getrennt werden.[204] Endgültig wurden in der Straße zehn Bauplätze ausgewiesen, von denen der Platz mit der Nummer 5 von Sophie Reinhard erworben wurde, auf dem sie sich anschließend ihr eigenes Haus baute.

 

 

Entwurf der Bebauung am Südrand des Weinbrennerschen Anwesens vom Ettlinger Tor bis zum Erbprinzengarten im Jahre 1827. Aufteilung in neun Baugrundstücke längs der geplanten Linden-Straße. Sophie Reinhard bebaute den Platz mit der Nummer 5

(Vorlage und Aufnahme: Generallandesarchiv Karlsruhe, Bestand 422 Nr. 316)

 

Um den Zugang zu der neuen Straße zu schaffen, musste die südlich an das Wohnhaus Weinbrenners anschließende Mauer und ein Schuppen abgerissen und das Wacht- und Zollhaus am Ettlinger Tor umgebaut werden, was gemeinsam von den Weinbrennerschen Erben und der Stadt Karlsruhe hälftig bezahlt wurde.[205] Mit den Erben wurde ferner vereinbart, dass sie am westlichen Rand des Grundstückes so viel Gelände abzutreten hatten, damit dort später eine Verlängerung der Lammstraße bis hin zur Kriegsstraße möglich würde. Der Umbau des Wacht- und Zollhauses begann noch im Herbst dieses Jahres, dürfte sich aber bis 1828 hingezogen haben, sodass wir annehmen können, dass Sophie Reinhard 1829 mit dem Bau ihres Hauses beginnen konnte. Sie wird dort ab 1831 im Adressbuch der Stadt Karlsruhe als Hausbesitzerin und Bewohnerin des Hauses mit der Nr. 5 genannt.[206]  Jedenfalls war die Bebauung der Straße 1833 nahezu abgeschlossen.[207]

 

Drais-Denkmal vor dem Reinhardschen Haus, ehemals Lindenstraße 5, heute Kriegsstraße 126

(Bildnachweis: Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVb 55 und 8/BA Schlesinger A39/83/3/5, Foto erschienen in den Badischen Neuesten Nachrichten vom 21. August 1961)

 

 

 

1878 wurde der Ahagraben eingeebnet, sodass zwischen der Lindenstraße und der Kriegsstraße nur noch ein Grünstreifen vorhanden war. Die Lindenstraße wurde dadurch ein Teil der Kriegsstraße. Die Häuser der Lindenstraße wurden folglich in die Nummerierung der Kriegsstraße einbezogen und das Reinhardsche Haus erhielt die Hausnummer Kriegsstraße 52.[208] Auf dem Grünstreifen wurde 1893 direkt vor dem Reinhard’schen Haus ein Denkmal für den Erfinder des Zweirads (sog. Draisine) Karl Friedrich Christian Freiherr von Drais (1785-1851) errichtet.[209]

 

Im Zuge des Umbaues der Kriegsstraße in den 1960er Jahren musste das Drais-Denkmal dem Straßenbau weichen und wurde 1963 in der Beiertheimer Allee erneut aufgestellt. Heute trägt das ehemalige Wohnhaus von Sophie Reinhard die Hausnummer Kriegsstraße 126. Das Haus war ursprünglich ein Stockwerk niedriger. Das Dachgeschoss wurde erst in den 1970er Jahren aufgesetzt, indem der Dachstuhl − leider zu Ungunsten der Ansicht der Hausfront − durch einen Kniestock angehoben wurde.

 

 

Reinhardsches Haus (zweites von links) mit aufgesetztem Stockwerk in der zur Schnellstraße ausgebauten Kriegsstraße (Bildnachweis: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A8b/32/1/re, Foto erschienen in den Badischen Neuesten Nachrichten vom 25. März 1980)

 

Die Häuser östlich des Reinhardschen Hauses wurden 2003 bis zum Ettlinger Tor abgerissen und an deren Stelle das gleichnamige Einkaufszentrum errichtet.

 

 

Die Wohnhäuser Lindenstr. 6 (Hauptmann Klose) und 5 (Sophie Reinhard), heute Kriegsstr. 128 und 126 sowie rechts anschließend das Einkaufszentrum

(Foto: E. Fecker)

 

Größere Reisen scheint Sophie Reinhard nach der Reise mit Bianca Milesi nicht mehr unternommen zu haben. Außerhalb von Karlsruhe sind die Künstlerin und ihre Verwandtschaft mehrfach in Baden-Baden als Kurgäste feststellbar. So z. B. Anfang August 1819, wo gleichzeitig Königin Caroline und König Maximilian I. von Bayern, aber auch Ober-Baudirektor Weinbrenner zugegen waren und sie am Dienstag den 3. August den Kunstsammler Sulpiz Boisserée traf, der in seinem Tagebuch vermerkt: „Nachmittags Lichtenthal. Mamsel Reinhard gröblich einbildnische Künstlerin und doch eine gute derbe Person.“[210] Anfang August 1826 ist sie nochmals in dem dortigen Badewochenblatt aufgeführt, wo gleichzeitig Marie Ellenrieder zusammen mit ihren Freundinnen Vincenti und Biedenfeld kurten.[211]

 

 

Lebensabend in Karlsruhe

Wie bereits erwähnt, nahm die Künstlerin 1831 nicht mehr an der Ausstellung des Badischen Kunstvereins in Karlsruhe teil und gleichzeitig werden die Nachrichten über die Künstlerin ab diesem Zeitpunkt äußerst spärlich, weshalb es schwer ist, ihren künstlerischen Lebenslauf bis zu ihrem Tod im Jahre 1844 genauer nachzuzeichnen. Es scheint naheliegend, dass die Abneigung, welche die Königin Caroline für den ab 1830 aus der sog. Hochberger Linie zur Herrschaft gelangten Großherzog Leopold von Baden, hegte, auch für ihre Parteigängerin Sophie Reinhard Folgen hatte, über die wir nur Mutmaßungen anstellen können, denn der Nachlass der Königin Caroline, der über diese Zeit hätte Aufschluss geben können, ist im 2. Weltkrieg verbrannt.[212]

 

Sicher jedoch ist, dass die Abneigung der Königin Caroline gegen die Hochberger, darauf beruhte, dass sie eine unbedingte Anhängerin der damals weit verbreiteten Theorie war, dass die 1820 verstorbene Gräfin Hochberg, die mit dem Großvater Carolines in morganatischer Ehe verheiratet war, den am 29. September 1812 geborenen Sohn ihres Bruders Großherzog Karl Ludwig auf dem Krankenbett durch ein sterbenskrankes Kind vertauscht habe, sodass durch den Tod dieses Säuglings am 29. Oktober den Kindern der Hochberger Linie die Thronfolge eröffnet war.

 

Neue Nahrung erhielt das Gerücht der Kindsentziehung, als am 26. Mai 1828 in Nürnberg ein 15 bis 16 Jahre alter Junge auftauchte, der kaum des Redens mächtig war und bei seiner Befragung mit kindlich großen Buchstaben den Namen Kaspar Hauser auf einen Zettel schrieb. Diesen Findling hielten danach viele, so auch Königin Caroline, für den tot geglaubten badischen Erbprinzen, ohnedass dies je wirklich bewiesen werden konnte.

 

Mit dem Regierungsantritt Großherzogs Leopold im Jahre 1830 wurde das Gerücht über Kaspar Hauser als bayerische Intrige überall in Baden kolportiert, und wie der Bruder des Großherzogs in seinem Tagebuch vermerkt, mit der Absicht nach dem Aussterben der Zähringer Linie die Ansprüche Bayerns auf die rechtsrheinische Pfalz öffentlichkeitswirksam zu beeinflussen.[213] Um diesen Gerüchten entgegenzutreten, ließ Großherzog Leopold fast alle Vertrauten seines Vorgängers Großherzog Ludwig vom Hof entfernen,[214] darunter der Bruder der Künstlerin Staatsrat Wilhelm Reinhard, der 1831 in den Ruhestand versetzt wurde.[215] Ob auch Sophie Reinhard betroffen war, konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Jedenfalls sind von ihr nach 1830 keine Pflichtbilder für den Hof bekannt geworden und im Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums Baden auf das Jahr 1834 werden als Hofmaler nur noch Friedrich Helmsdorf und Rudolph Kuntz sowie als Hofmalerin Marie Ellenrieder aufgeführt. Schon der Wegweiser für die Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1831 verzeichnet die Künstlerin als wohnhaft in der Lindenstraße 5. Ihrem Namen ist aber keine Berufsbezeichnung beigefügt, wie dies z. B. bei Christian Haldenwang der Fall ist, wo als Berufsbezeichnung Hofkupferstecher angegeben ist.[216] Oder das Adressbuch der Haupt- und Residenzstadt Carlsruhe für das Jahr 1832, das laut Angaben des Herausgebers nach Unterlagen der Großherzoglichen Behörden verfasst wurde, verzeichnet Sophie Reinhard ebenfalls ohne Berufsbezeichnung, während Demoiselle Ellenrieder als Hofmalerin aufgeführt ist.[217]

 

Sophie Reinhard starb am 17. Dezember 1844 im Alter von über 69 Jahren in Karlsruhe.[218] Das Haus in der Lindenstraße ging in den Besitz ihres Schwagers Christoph Jakob Eisenlohr und dessen Ehefrau Caroline Sophia geb. Reinhard über und wurde ab 1846 von dessen Söhnen Otto und Max Eisenlohr bewohnt.[219] Dorthin sind auch Teile des künstlerischen Nachlasses gelangt, die 1977 von der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe übernommen wurden.[220] Ein anderer Teil des künstlerischen Nachlasses, der an ihre Schwester Caroline Sophia Eisenlohr übergegangen war, wurde kurz nach deren Tod am 20. Dezember 1853 in Karlsruhe versteigert. Die Versteigerung des Nachlasses fand am 9. und 10. Januar 1854 statt und enthielt nicht näher bezeichnete Handzeichnungen von Sophie Reinhard und deren Zeichen- und Malerapparate.

 


Dank

Bei meinen Nachforschungen fand ich vielerlei Hilfe von Archiven, Bibliotheken und Museen. Namentlich habe ich mich für wichtige Hinweise und Veröffentlichungsgenehmigungen aufs Herzlichste zu bedanken bei Herrn Archivamtmann Michael Bock, Generallandesarchiv Karlsruhe, Frau Andrea Brandl, Stadt Schweinfurt, Museen und Galerien, Herrn Adrian Braunbehrens, Herrn Archivar Peter Casper, Kirchberg im Hunsrück, Frau Dr. Jutta Dresch und Herrn Oliver Sänger vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe, Frau Jacqueline Kolesch, Markgräflich Badische Verwaltung Salem, Herrn Archivamtsrat Löffelmeier, Stadtarchiv München, Frau Dr. Michaela Engelstätter, Frau Dr. Dorit Schäfer und Konservator Dieter Peter von der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Katja Schmalholz, Stadt Karlsruhe, Kulturamt, Stadtarchiv Karlsruhe, Herrn René Simmermacher, Staufen i. Br., Frau Conny Vogt, Klassik Stiftung Weimar und Frau Renate Würsch von der Universitätsbibliothek Basel, Abteilung Handschriften und Alte Drucke.

 


 

[1] Germaine Greer, The Obstacle Race. The fortunes of women painters and their work, Berlin 1979 (deutsche Übersetzung Frankfurt/M. 1980)

[2] Karlsruher Frauen 1715-1945. Eine Stadtgeschichte. Hrsg. Stadt Karlsruhe – Stadtarchiv. Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Bd. 15, Karlsruhe 1992. Diese Lücke wurde 2015 durch René Gilbert mit einem Artikel über die Künstlerin im Stadtlexikon des Stadtarchivs Karlsruhe geschlossen http://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0458 (Zugriff vom 11.09.2016)

[3] Gerlinde Brandenburger-Eisele, Von Hofmalerinnen und Malweibern, Karlsruher Künstlerinnen im 19. Jahrhundert, in: Ausst.-Kat. Frauen im Aufbruch? Künstlerinnen im deutschen Südwesten 1800-1945, Städtische Galerie Karlsruhe, 25. März 1995 bis 28. Mai 1995; Städtische Galerie Villingen-Schwenningen, 18. Juni 1995 bis 6. August 1995. Hrsg. Stadt Karlsruhe – Städtische Galerie

[4] Zwischen Ideal und Wirklichkeit – Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, herausgegeben von Bärbel Kovalevski, Ausst.-Kat. Schlossmuseum Gotha und Rosgartenmuseum Konstanz, Konstanz, Ostfildern-Ruit 1999 (s. a. den Artikel über Sophie Reinhard in: Jochen Schmidt-Liebich, Lexikon der Künstlerinnen 1700-1900, Deutschland, Österreich, Schweiz, München 2005)

[5] Petra Reategui, Weinbrenners Schatten, Köln 2014

[6] Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, München 2009, Bd. 1, S. 75f. und 232f.

[7] Laut Eintrag im Familienbuch der reformierten Pfarrei Kirchberg wurde Sophie Reinhard geboren am 9. Juni 1775. Vater: Maximilian Wilhelm Reinhard fürstlich Badischer Hofrat, Oberamtmann und Amtschreiber in Kirchberg (1772-1776), dann Amtmann in Birkenfeld; Mutter: Jacobina Pastert, verheiratet mit Maximilian Reinhard seit dem 19. August 1774 (vergl. Michael Frauenberger, Familienbuch der reformierten Pfarrei Kirchberg 1656-1875, Veröff. der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e.V. Sitz Köln, Nr. 212, Köln 2005, S. 607)

[8] Karl von Wechmar, Handbuch für Baden und seine Diener, Heidelberg 1846, S. 113

[9] Johann Peter Hebel, Briefe der Jahre 1784-1824, Gesamtausgabe, herausgegeben von Wilhelm Zentner, Karlsruhe 1957, Bd. 2, S. 869

[10] Laut Eintrag im Standesbuch der reformierten Gemeinde von Karlsruhe starb am 16. Mai 1812 der großherzoglich badische Geheime Rat und Direktor der Brandversicherungsanstalten im Alter von 63 Jahren 4 Monaten und 21 Tagen. Seine Tochter Sophie verewigte diesen Todestag auf dem Blatt „Auf einem Grabe“ zu Hebels alemannischen Gedichten, dessen Grabkreuz die Inschrift trägt „Hier/ruhet/MAX REINHARD/geb./25. Dec./1748/gest./16. Mai/1812“

[11] Karl Herbster, Die Röttler Landschule und das Lörracher Pädagogium, in: Das Markgräfler Land, 9. Jg., 1938, Anhang: Verzeichnis der Schüler von 1766 bis 1802, Nr. 255 und 417

[12] Ebd., S. 124

[13] Johann Peter Hebel, Vorwort zu: Zehn Blätter nach Hebels Alemannischen Gedichten, componirt und radirt von Sophie Reinhard, Heidelberg 1820

[14] Wie Anm. 9

[15] Bei diesem Ort Steinbach ist wohl Langensteinbach bei Karlsruhe gemeint. Dort ließ Markgraf Karl Wilhelm im frühen 18. Jahrhundert einen Sauerbrunnen fassen und ein herrschaftliches Wohn- und Badegebäude erbauen. Der nur drei Wegstunden von Karlsruhe entfernte Ort entwickelte sich dadurch zu einem beliebten Bade- und Ausflugsort des badischen Herrscherhauses und der gehobenen Karlsruher Gesellschaft (vergl. Johann Ludwig Klüber, Beschreibung von Baden bei Rastatt und seiner Umgebung, Tübingen 1810, Teil 2, S. 241ff.). Mitte des 19. Jahrhundert war die Quelle versiegt und der Ausflugsort kam außer Mode

[16] Susanne Asche, Unmündigkeit und Emanzipation, Die Geschichte der Frauen des Bürgertums 1800 bis 1845, Ein Überblick, in: Ausst.-Kat. Frauen im Aufbruch? Künstlerinnen im deutschen Südwesten 1800-1945, Städtische Galerie Karlsruhe und Städtische Galerie Villingen-Schwenningen 1995. Hrsg. Stadt Karlsruhe − Städtische Galerie, S.110 (zitiert aus dem Tagebuch im Stadtarchiv Karlsruhe 7/NL 1 (Nachlass Griesbach)/49). Wilhelm Christian Griesbach (1772-1836) war ab 1809 Bürgermeister von Karlsruhe und 1818 einer der Gründungsvorstände des Badischen Kunstvereins in Karlsruhe

[17] Brief des Maximilian Wilhelm Reinhard an Carl Großherzog von Baden vom 1. April 1812

[18] Karl Obser, Galeriedirektor Philipp Jakob Becker und sein künstlerischer Nachlaß, in: Oberrheinische Kunst, Bd. 8, 1939, S. 154ff.

[19] Rudolf Theilmann und Edith Ammann, Die deutschen Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1978, S. 450, Nr. 2898 und 2899

[20] Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1977-4 mit Beckers Bezeichnung: „Zum Beweis meiner/ Freundschaft gebe ich/ Ihnen dies Bild/ PJ Becker/ Carlsruhe den 26ten dec 1803“ (vergl. Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 15, 1978, S. 97-120, Abb. 19)

[21] Leo R. Schidlof, The miniature in Europe in the 16th, 17th, 18th and 19th centuries, Graz 1964, Bd. 2, S. 669

[22] Karl Obser, Galeriedirektor Philipp Jakob Becker und sein künstlerischer Nachlaß, in: Oberrheinische Kunst, Bd. 8, 1939, S. 172

[23] Wie Anm. 4, Abb. D7, S. 132 und D13, S. 134

[24] Margarete Geiger, Briefe der Malerin aus Würzburg, Bamberg, München und Wien an ihre Familie in Schweinfurt 1804-1809, Einführung Erich Schneider. Friederike Kotouč (Hrsg.), Schweinfurter Museumsschriften, 12/1987, Nürnberg 1987, S. 20

[25] Ebd., S. 80

[26] Ebd., S. 83

[27] Albrecht Adam, Aus dem Leben eines Schlachtenmalers, Selbstbiographie nebst einem Anhange, herausgegeben von Hyazinth Holland, Stuttgart 1886, S. 38

[28] Ebd., S. 36

[29] Margarete Geiger, Briefe der Malerin aus Würzburg, Bamberg, München und Wien an ihre Familie in Schweinfurt 1804-1809, Einführung Erich Schneider. Friederike Kotouč (Hrsg.), Schweinfurter Museumsschriften, 12/1987, Nürnberg 1987, S. 90f.

[30] Ebd., S. 94f. Dort auch der Hinweis „Herr Direktor Langer und Herr Professor Langer besuchen uns oft.“ Hieraus muss geschlossen werden, dass der Einfluss der beiden Langer auf die künstlerische Entwicklung von Sophie Reinhard und Margarete Geiger ebenso hoch einzuschätzen ist wie die Anleitung beim Kopieren Alter Meister durch Christian von Mannlich. Es steht außer Zweifel, dass die beiden Künstlerinnen an der Kunstakademie zu studieren begonnen hätten, wenn dies nach deren Konstitution zulässig gewesen wäre. Umso außergewöhnlicher erscheint es, dass Marie Ellenrieder 1813 dort als erste Frau zum Studium zugelassen wurde

[31] Ebd., S. 98

[32] Ferdinand Gademann, Das Zeichenbuch der Katharina Geigerin, Würzburg 1929, S. 16

[33] Carl Brun, Kreuz- und Querzüge eines Schweizer Malers, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1885, N. F. XLV, S. 5

[34] Margarete Geiger, Briefe der Malerin aus Würzburg, Bamberg, München und Wien an ihre Familie in Schweinfurt 1804-1809, Einführung Erich Schneider. Friederike Kotouč (Hrsg.), Schweinfurter Museumsschriften, 12/1987, Nürnberg 1987, S. 116

[35] Ebd., S. 120

[36] Brief der Künstlerin an Albrecht Adam im Stadtarchiv München vom 13. Januar 1810

[37] Ernst Lemberger, Meisterminiaturen aus fünf Jahrhunderten, Stuttgart 1911, S. 10 und Anhang S. 35. Heinrich Friedrich von Füger (1751-1818), Maler aus Heilbronn, kam 1774 nach Wien. Zu seinen Schülern in der Miniaturmalerei zählen Johann Baptist Anker, Anton Berger, Johann Baptist Drechsler, Ferdinand Freiherr von Lütgendorff-Leinburg, Johann Wachtel, Michael Weichselbrunn und Nanette Windisch. Siehe dazu auch das Werkverzeichnis Fügers von Robert Keil, Heinrich Friedrich Füger 1751-1818, Wien 2009, welches belegt, dass sich sein Werk zum größeren Teil aus Miniaturmalereien zusammensetzt. Daneben nimmt die Beschäftigung mit Klopstocks „Messiade“ auch zur Zeit der Ausbildung von Sophie Reinhard von 1808 bis 1809 einen wichtigen Teil seines Schaffens ein

[38] Ernst Lemberger, Bildnis-Miniatur in Deutschland von 1550 bis 1850, München 1909, S. 98; Harry Blättel, Internationales Lexikon Miniatur-Maler Porzellan-Maler Silhouettisten, München 1992, S. 752

[39] Margarete Geiger, Briefe der Malerin aus Würzburg, Bamberg, München und Wien an ihre Familie in Schweinfurt 1804-1809, Einführung Erich Schneider. Friederike Kotouč (Hrsg.), Schweinfurter Museumsschriften, 12/1987, Nürnberg 1987, S. 123

[40] Ebd., S. 123. Den Schöpfer der Grabpyramide in der Augustinerkirche für die Erzherzogin Marie Christine (1742-1798), den römischen Bildhauer Antonio Canova, lernte Sophie Reinhard später in Rom persönlich kennen

[41] Ebd., S. 123. Maria Ludovika Beatrix von Modena (1787-1816) wurde am 6. Januar 1808 mit ihrem Vetter Kaiser Franz vermählt und am 9. September 1808 in Pressburg zur ungarischen Königin gekrönt

[42] Carl Brun, Kreuz- und Querzüge eines Schweizer Malers, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1885, N. F. XLV, S. 6

[43] Margarete Geiger, Briefe der Malerin aus Würzburg, Bamberg, München und Wien an ihre Familie in Schweinfurt 1804-1809, Einführung Erich Schneider. Friederike Kotouč (Hrsg.), Schweinfurter Museumsschriften, 12/1987, Nürnberg 1987, S. 134f. Aus den Lebenserinnerungen Adams geht hervor, dass die beiden eine Freundschaft verband, die weit über eine flüchtige Bekanntschaft hinausging. Albrecht Adam war mit Johann Nepomuk Graf von Frohberg-Montjoye (1763-1814) durch Margarete Geiger bekannt geworden

[44] Ebd., S. 29. Sophie Reinhard setzte der Freundin auf dem Blatt „Auf einem Grabe“ zu Hebels alemannischen Gedichten ein Denkmal. Neben dem Grabkreuz mit dem Namen ihres Vaters steht ein zweites kleineres Grabkreuz mit dem Namen „M. Geiger“ (vergl. Kovalevski, Anm. 4, S. 134)

[45] Carl Brun, Kreuz- und Querzüge eines Schweizer Malers, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1885, N. F. XLV, S. 7

[46] Brief der Künstlerin an Albrecht Adam im Stadtarchiv München vom 7. März 1810

[47] Max Hecker (Hrsg.), Goethes Briefwechsel mit Heinrich Meyer, Weimar 1919, Bd. 2, Nr. 340, S. 282. Unter Contradrucken werden Zeichnungsabklatsche verstanden, die mit Hilfe von Spiritus hergestellt werden. Diese Technik hat auch Philipp Jakob Becker, der erste Lehrer der Künstlerin, angewandt (vergl. R. Armin Winkler, Die Frühzeit der deutschen Lithographie, München 1975, S. 34)

[48] Goethes Werke. Herausgegeben im Auftrag der Großherzogin Sophie von Sachsen. IV. Abteilung: Goethes Briefe, Weimar 1887-1912, Bd. 21, S. 249f., WA-Nr. 21/5964, http://www.zeno.org/nid/20004860705 , Zugriff vom 10. Oktober 2014

[49] Wie Anm. 4, S. 154

[50] Kunst- und andere Nachrichten aus Carlsruhe, in: Journal des Luxus und der Moden, herausgegeben von Carl Bertuch, Weimar 1810, 25. Bd., S. 443f.

[51] Maximilian Wilhelm Reinhard, Nachricht von einer Reise nach Mailand im Jahr 1810, in: Wilhelm Reinhard, Ernst und Laune, aus meinen alten Papieren, Carlsruhe und Baden 1838, 2. Bd., S. 91ff.

[52] Wilhelm Reinhard, der Sohn des Maximilian Wilhelm Reinhard, war seit dem 26.06.1803 mit der Amalia Meier, Tochter des geheimen Raths Emanuel Meier und der Wilhelmine geborene Maler verheiratet (vergl. Armin G. Meyer und Sabine Meyer-Carillon, Ortsfamilienbuch Karlsruhe, Teil 2, Reformierte Kirche 1722-1821, Karlsruhe 2014, S. 358). Das Paar wurde statt in Karlsruhe „extra parochiam“ in Welschneureut verheiratet (vergl. Eintrag im Standesbuch Karlsruhe: reformierte Gemeinde, 1804, GLA Karlsruhe Bestand 390 Nr. 1932)

[53] Maximilian Wilhelm Reinhard, Nachricht von einer Reise nach Mailand im Jahr 1810, in: Wilhelm Reinhard, Ernst und Laune, aus meinen alten Papieren, Carlsruhe und Baden 1838, 2. Bd., S. 94

[54] Ebd., S. 95

[55] Ebd., S. 97

[56] Ebd., S. 98

[57] Ebd., S. 102

[58] Brief der Künstlerin an Albrecht Adam im Stadtarchiv München vom 13. Januar 1810

[59] Maximilian Wilhelm Reinhard, Nachricht von einer Reise nach Mailand im Jahr 1810, in: Wilhelm Reinhard, Ernst und Laune, aus meinen alten Papieren, Carlsruhe und Baden 1838, 2. Bd., S. 118

[60] Ebd., S. 125

[61] Ebd., S. 130

[62] Carl Brun, Kreuz- und Querzüge eines Schweizer Malers, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1885, N. F. XLV, S. 7

[63] Eine Reise mit der Postkutsche von Mailand nach Rom nahm ungefähr 13 Reisetage in Anspruch

[64] Carl Brun, Kreuz- und Querzüge eines Schweizer Malers, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1885, N. F. XLV, S. 8

[65] Horst Vey, Die Sammlung des Freiherrn von Üxküll (1755-1832) und ihre späteren Geschicke, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 42, 2005, S. 89

[66] Rolf Paulus und Gerhard Sauder (Hrsg.), Friedrich Müller genannt Maler Müller, Werke und Briefe, Briefwechsel, Kritische Ausgabe, Teil 1: Briefwechsel 1773-1811, Heidelberg 1998, S. 564f.

[67] Otto von Lutterotti, Joseph Anton Koch 1768-1839, Berlin 1940, Z 424, S. 263, heute im Besitz der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1986-38

[68] Horst Vey, Die Sammlung des Freiherrn von Üxküll (1755-1832) und ihre späteren Geschicke, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 42, 2005, S. 88 nennt als Hausnummer Piazza Trinità die Monti Nr. 11. Dagegen vermerkte Karl Friedrich Freiherr von Uexküll auf der Rückseite der Zeichnung Z 424 (Otto von Lutterotti, Joseph Anton Koch 1768-1839, Berlin 1940, S. 263) „Mein und meiner Frau Abendsgesellschaft im Winter 1810/11 in Rom Trinità di Monte, Casa Day, Nr. 12“.

[69] Horst Vey, Die Sammlung des Freiherrn von Üxküll (1755-1832) und ihre späteren Geschicke, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 42, 2005, S. 88, Abb. 6

[70] Yves Bruley, De la Révolution au Romanisme, in: La Trinité-des-Monts redécouverte, Ausst.-Kat. herausgegeben von Yves Bruley, Rom 2002, S. 170, Cat. n. 42 „Giardino del Sig. Dei“

[71] Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 26. September 1811

[72] Francesca Curti und Lothar Sickel, Dokumente zur Geschichte des Palazzo Zuccari 1578-1904, Ergänzungspublikation zu 100 Jahre Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte. Der Palazzo Zuccari und die Institutsgebäude 1590 – 2013, herausgegeben von Elisabeth Kieven unter Mitarbeit von Jörg Stabenow, München 2013, S. 228, Abb. 18

[73] Géraud Poumarède, Les escaliers de la Trinité-des-Monts ou lappropriation collective dun monument national, in: La Trinité-des-Monts redécouverte, Ausst.-Kat. herausgegeben von Yves Bruley, Rom 2002, S. 79, Cat. n. 11

[74] Dabei dürfte es sich wohl um das Gemälde Christus erblickt im Traum das Kreuz“ handeln. Eine Kopie erwarb Moritz von Schwind 1858 für Eduard Friedrich von Uexküll (vergl. Anm. 61, S. 99). Aus dem Besitz seiner Nachfahren gelangte es in die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Inv.-Nr. 2788). Vergleiche auch: Gottlieb Schick. Ein Maler des Klassizismus, herausgegeben von Ulrike Gauß und Christian von Holst, Ausst.-Kat. Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart-Bad Cannstatt 1974, Kat.-Nr. 179, S. 164

[75] Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 15. Januar 1815

[76] Horst Vey, Die Sammlung des Freiherrn von Üxküll (1755-1832) und ihre späteren Geschicke, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 42, 2005, S. 91ff.

[77] Karl Friedrich von Uexküll-Gyllenband, Fragmente über Italien. In Briefen an einen Freund, 1811, S. 109f.

[78] Horst Vey, Die Sammlung des Freiherrn von Üxküll (1755-1832) und ihre späteren Geschicke, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 42, 2005, S. 88. Es ist nicht auszuschließen, dass die Zeichnung erst später in die Sammlung Uexküll gelangte, denn der Nachlass von Karl Friedrich von Uexküll ging nach seinem Tod an seinen Neffen Eduard Friedrich Freiherr von Uexküll (1800-1862) über, der am Karlsruher Hof Kammerherr und Oberforstrat war. Er vermehrte die geerbte Sammlung (S. 97) und besaß wie Sophie Reinhard in Karlsruhe in der Lindenstraße ein Haus ( http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/116065 , Zugriff vom 24. Mai 2013)

[79] Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, München 2009, Bd. 1, S. 236 und Bd. 2, S. 187, Abb. 200

[80] Morgenblatt für gebildete Stände, No. 166, 1811, S. 664

[81] Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 26. September 1811

[82] Italienisches Skizzenbuch der Künstlerin im Besitz der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, fol. 17: „Bianca Milesi a Somaro/d’al vero“

[83] Dorothea Minkels, Elisabeth von Preussen, Königin in der Zeit des AusMärzens, Norderstedt 2007, S. 300

[84] Karl Obser, Galeriedirektor Philipp Jakob Becker und sein künstlerischer Nachlaß, in: Oberrheinische Kunst, Bd. 8, 1939, S. 160

[85] Olivia Hochstrasser, Hof, Stadt, Dörfle – Karlsruher Frauen in der vorbürgerlichen Gesellschaft (1715-1806), in: Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Bd. 15, 1992, S. 97

[86] Margaret Howitt, Friedrich Overbeck. Sein Leben und Schaffen, Freiburg i. Br. 1886, Bd. 1, S. 220f.

[87] Johann Friedrich Overbeck 1789-1869, herausgegeben von Andreas Blühm und Gerhard Gerkens, Ausst.-Kat. Lübeck 1989 S. 195, Abb. 79

[88] Margaret Howitt, Friedrich Overbeck. Sein Leben und Schaffen, Freiburg i. Br. 1886, Bd. 1, S. 221f.

[89] Abrechnungen im Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 5. Februar 1812 und als Anlage zum Brief vom 15. Januar 1815

[90] Sehnsucht Italien. Corot und die frühe Freilichtmalerei 1780-1850, Ausst.-Kat. Museum Langmatt, herausgegeben von Felix A. Baumann, Baden/Schweiz 2004, S. 171. Ein weiterer Hinweis, der diesen Gedanken nährt, ist die Tatsache, dass sich die Vorzeichnung zu der Radierung „St. Peter im Schlüsselloch“ aus dem Jahre 1811 in der Sammlung des Freiherrn von Uexküll befand (vergl. Horst Vey, Die Sammlung des Freiherrn von Üxküll (1755-1832) und ihre späteren Geschicke, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 42, 2005, Abb. 7, S. 90)

[91] Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 5. Februar 1812

[92] Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 10. Mai 1812

[93] Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 12. November 1812

[94] Brief des Bruders von Sophie Reinhard Regierungsrat Wilhelm Reinhard an das Großherzogliche Geheime Kabinett in Karlsruhe vom 12. Januar 1813

[95] Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 10. Mai 1812

[96] Margarete Zündorff, Marie Ellenrieder : Ein deutsches Frauen- und Künstlerleben, Konstanz 1940, S. 30

[97] Brief der Künstlerin an Albrecht Adam im Stadtarchiv München vom 20. September 1813

[98] Émile Souvestre, Blanche Milesi-Mojon. Notice biographique, Angers 1854, S. 29f.

[99] Bianca Milesi (1790-1849), Malerin und Schriftstellerin aus Mailand (siehe Arianna Arisi Rota, Milesi, Bianca, in: Dizionario Biografico degli Italiani, Vol. 74, Roma 2010, S. 477-480)

[100] Joseph Rebell (1787-1828), Landschaftsmaler und Radierer aus Wien

[101] Carl Brun, Kreuz- und Querzüge eines Schweizer Malers, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1885, N. F. XLV, S. 9. Laut Hela Baudis, Rudolph Suhrlandt (1781-1862) Grenzgänger zwischen Klassizismus und Biedermeier, Inauguraldissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Philosophie der Philosophischen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, 2007, S. 101 nahm an der Reise auch Rudolph Suhrlandt teil, der aber, weil er krank war, in Velletri zurückbleiben musste. Nach den dort zitierten Erinnerungen Suhrlandts brach die Reisegruppe bereits am 18. Juni 1812 in Rom auf

[102] Carl Brun, Kreuz- und Querzüge eines Schweizer Malers, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1885, N. F. XLV, S. 9f. Laut einem Brief der Künstlerin an Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 22. November 1812 reisten Sophie Reinhard und Bianca Milesi Mitte September nach Rom zurück. Ferner teilt Sophie Reinhard mit, dass sie jetzt bei ihrer Freundin Bianca Milesi nahe San Vitale wohnt

[103] Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 22. November 1812

[104] Émile Souvestre, Blanche Milesi-Mojon. Notice biographique, Angers 1854, S. 32

[105] Ebd., S. 31. Ob diese Charakterisierung wirklich zutreffend ist, ist schwer zu sagen, da Souvestre nicht die eigene Anschauung schildert, sondern auf die Darstellung von Zeitgenossen zurückgreift

[106] Carl Brun, Kreuz- und Querzüge eines Schweizer Malers, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1885, N. F. XLV, S. 10. Laut einem Brief der Künstlerin an Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 3. Juli 1813 fand diese Reise nach Orvieto erst im Juli 1813 statt

[107] Émile Souvestre, Blanche Milesi-Mojon. Notice biographique, Angers 1854, S. 34

[108] Carl Brun, Kreuz- und Querzüge eines Schweizer Malers, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1885, N. F. XLV, S. 11

[109] Émile Souvestre, Blanche Milesi-Mojon. Notice biographique, Angers 1854, S. 35

[110] Carl Brun, Kreuz- und Querzüge eines Schweizer Malers, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1885, N. F. XLV, S. 11

[111] Rolf Paulus und Gerhard Sauder (Hrsg.), Friedrich Müller genannt Maler Müller, Werke und Briefe, Briefwechsel, Kritische Ausgabe, Teil 2: Briefwechsel 1812-1825, Heidelberg 1998, S. 694

[112] Vergl. Ellen Spickernagel, Zwischen Ideal und Wirklichkeit. Künstlerinnen der Goethezeit zwischen 1750 und 1850. Schloßmuseum Gotha, 1.4.-18.7.1999. Rosgartenmuseum Konstanz 7.8.-10.10.1999, in: kritische berichte – Zeitschrift für Kunst und Kulturwissenschaften, Bd. 27, Nr. 4/1999, S. 88

[113] Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 15, 1978, S. 100, Abb. 3

[114] Rolf Paulus und Gerhard Sauder (Hrsg.), Friedrich Müller genannt Maler Müller, Werke und Briefe, Briefwechsel, Kritische Ausgabe, Teil 2: Briefwechsel 1812-1825, Heidelberg 1998, S. 666

[115] Zwischen Ideal und Wirklichkeit – Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, herausgegeben von Bärbel Kovalevski, Ausst.-Kat. Schlossmuseum Gotha und Rosgartenmuseum Konstanz, Konstanz, Ostfildern-Ruit 1999, S. 290

[116] Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, München 2009, Bd. 1, S. 232ff.

[117] Albrecht Adam, Aus dem Leben eines Schlachtenmalers, Selbstbiographie nebst einem Anhange, herausgegeben von Hyazinth Holland, Stuttgart 1886, S. 38

[118] Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, München 2009, Bd. 1, S. 240ff.

[119] Camilla Guiscardi (1806 ca.-1865 ca.), Malerin und Zeichnerin aus Genua, verheiratet mit Emanuele Gandolfi. Sowohl das Geburts- als auch das Todesjahr sind nicht genau bekannt

[120] Vergl. die Briefe der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 20. Juni, 26. September und 27. November 1811

[121] Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 20. Juni 1814

[122] Vergl. Friedrich Noack, Das Deutschtum in Rom, seit dem Anfang des Mittelalters, Stuttgart 1927, Bd. 2, S. 649

[123] Bayerische Staatsbibliothek München, Abteilung Handschriften, Signatur: Autogr. Overbeck, Friedrich an Bianca Milesi (Rom 16.02.1814)

[124] Giovanni Colombo (1782-1853), Maler aus Palazzolo, der in Wien studierte und sich in Rom seit 1810 den Nazarenern um Franz Pforr und Friedrich Overbeck angeschlossen hatte.

[125] Carl Brun, Kreuz- und Querzüge eines Schweizer Malers, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1885, N. F. XLV, S. 12

[126] Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 20. Juni 1814

[127] Carl Brun, Kreuz- und Querzüge eines Schweizer Malers, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1885, N. F. XLV, S. 13ff.

[128] Bianca Milesi, Vita di Maria Gaetana Agnesi, in: Vite e ritratti d’ illustri italiani, Quaderno Primo, Padova, Tipografia Bettoni, 1813. Mit einem Portrait der Mathematikerin Maria Gaetana Agnesi von Maria Longhi

[129] Bianca Milesi, Vita di Saffo, in: Vite e ritratti di donne illustri, Padova, Tipografia Bettoni, 1815. Mit einem Portrait der Lyrikerin Sappho von Bianca Milesi

[130] Frontispiz in: Enrico Acerbi, Della Vita di Giambatista Monteggia Professore di Chirurgia, Milano 1816 

[131] Bianca Milesi Mojon, Prime letture pe’ fanciulli di tre in quattro anni, Milano, Fontana 1831

[132] Bianca Milesi Mojon, Lezioni elementari di storia naturale ad uso dei fanciulli, Milano, Pirotta, 1838. Das Büchlein wurde 1840 unter dem Titel A Glance at Natural History auch in englischer Sprache veröffentlicht

[133] Frontispiz in: Gian Carlo Di Negro, Sermoni sacri in terza rima, Genova, tipografia Ponthenier, 1825

[134] Schreiben des Großherzoglichen Geh. Kabinetts vom 13. Januar 1813

[135] Als Vergleich mögen die 300 Gulden dienen, welche Marie Ellenrieder 1829 bei ihrer Ernennung zur Hofmalerin zugesprochen bekam

[136] Wilfried Rößling, Kunstgeschichten aus der Residenz, in: Kunst in der Residenz – Karlsruhe zwischen Rokoko und Moderne, herausgegeben von Siegmar Holsten, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Heidelberg 1990, S. 28

[137] Karl von Wechmar, Handbuch für Baden und seine Diener, Heidelberg 1846, S. 94

[138] Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 22. November 1812 sowie Schreiben ihres Bruders Regierungsrat Wilhelm Reinhard an das Großherzogliche Geheime Kabinett vom 12. Januar 1813 (GLA Karlsruhe Bestand 56 Nr. 382)

[139] Wenzel Freiherr von Kapaun von Swogkow, geb. am 4. September 1768 im böhmischen Jungbunzlau (heute: Mladá Boleslav) seit 1811 Oberstleutnant im Österreichischen Chevaulegers-Regiment Nr. 4 Baron von Vincent (vergl. Schreiben des Großherzoglichen Geh. Kabinetts vom 22. Juli 1815)

[140] Brief der Künstlerin an Albrecht Adam im Stadtarchiv München vom 5. Januar 1814

[141] Brief vom 22. Juli 1815 (GLA Karlsruhe Bestand 56 Nr. 382)

[142] Gerhard Geßner (Hrsg.), Österreichisches Familienarchiv. Ein genealogisches Sammelwerk, Neustadt a. d. Aisch 1969, Bd. 3, S. 261

[143] Oberstleutnant Wenzel Freiherr von Kapaun von Swogkow, geb. am 4. September 1768 im böhmischen Jungbunzlau (vergl. Johann Svoboda, Die Theresianische Militärakademie zu Wiener-Neustadt und ihre Zöglinge von der Gründung der Anstalt bis auf unsere Tage, Bd. 1, Wien 1894, S. 191), starb am 8. Juni 1816 (vergl. Militär-Schematismus des österreichischen Kaiserthums, Wien 1816, S. 571)

[144] Die Mutter von Sophie Reinhard bewohnte das Haus in der Hospitalstraße 67 (http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/146466 . Die Hospitalstraße wurde später in Markgrafenstraße umbenannt)

[145] Émile Souvestre, Blanche Milesi-Mojon. Notice biographique, Angers 1854, S. 41. Bianca Milesi scheint wie Sophie Reinhard 1815 eine Verbindung mit einem Mann eingegangen zu sein, die wenig später scheiterte. Friedrich Müller schreibt am 20. Mai 1815 aus Rom an Ferdinand Glöckle: „Die Castalische Jungfrau Bianca Milesi, die ihre Rosenzeit mit so vielem Enthusiasmus dem Studium der Mahlerey widmen wollte, hat kürzlich auf einmahl Sinn u Geschmak verändert und sich mit dem holländischen Landschaftsmahler Wogt verheyrathet. Beyde sind kürzlich von hier nach Mayland abgereißt und unser guter Tiroler Johan Raffeiner begleitete ihn um seine Studien in der Chirurgie u. Medizin in Mayland fortzusezen“ (vergl. Rolf Paulus und Gerhard Sauder (Hrsg.), Friedrich Müller genannt Maler Müller, Werke und Briefe, Briefwechsel, Kritische Ausgabe, Teil 2: Briefwechsel 1812-1825, Heidelberg 1998, S. 716). Herrn Federico Piscopo verdanke ich den Hinweis, dass in Italien „Castalische Jungfrau“ spöttisch für „unschuldiges Fräulein“ steht. Laut Émile Souvestre, S. 36ff. reiste Bianca Milesi am 16. April 1815 in Begleitung ihrer Magd und ihres alten Deutschlehrers aus Rom ab, um am 8. Mai in Mailand anzukommen. Von einer Begleitung durch den holländischen Landschaftsmaler Hendrik Voogd (1768-1839) und den Mediziner Dr. Johann Stefan Raffeiner (1785-1861) ist in seiner Schilderung keine Rede

[146] Émile Souvestre, Blanche Milesi-Mojon. Notice biographique, Angers 1854, S. 42. Das Haus von Wilhelm Reinhard in der Spitalstraße 41 (heute Steinstr. 23) wurde laut Valdenaire 1812 von dem Zimmermeister Kuentzle nach einem Plan von Friedrich Weinbrenner erbaut. „Dieser bemerkenswerte Entwurf ist sowohl im Architektonischen Lehrbuch Weinbrenners als auch im Skizzenbuch von Schumacher dargestellt“ (vergl. Arthur Valdenaire, Friedrich Weinbrenner, sein Leben und seine Bauten, 2. Auflage, Karlsruhe 1926, S. 135). Die neuere Forschung datiert den Bau auf 1813/1814 (vergl. Hea-Jee Im, Karlsruher Bürgerhäuser zur Zeit Weinbrenners, Mainz 2004, S. 260 und Joachim Kleinmanns, Klassische Größe – einfache Gestalt, Weinbrenners Werke, in: Friedrich Weinbrenner 1766-1826, Architektur und Städtebau des Klassizismus, Ausst.-Kat. der Städtischen Galerie Karlsruhe und des Südwestdeutschen Archivs für Architektur und Ingenieurbau am KIT, Petersberg 2015, S. 440)

[147] Franz Bene (Hrsg.), Baronin Johanna von Vay, geborene Freiin von Adelsheim, geboren in Pforzheim, den 5. August 1776, gestorben in Golop, den 26. Februar 1863, Wien 1864, S. 20

[148] Ebd., S. 118ff.

[149] Émile Souvestre, Blanche Milesi-Mojon. Notice biographique, Angers 1854, S. 42ff.

[150] „Sono alla vigilia della mia partenza“ Brief von Bianca Milesi an Carl August Böttiger vom 3. Mai 1818 (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Historisches Archiv, Signatur: HA, Nachlässe: Böttiger, Carl August, K.18, Brief: Milesi-Mojon, Bianca an Böttiger, Carl August, Dresden, 03. Mai 1818)

[151] Brief von Bianca Milesi an den Pädagogen und Schriftsteller Carl August Böttiger vom 16. Juli 1818, geschrieben in Baden-Baden (siehe Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Historisches Archiv, Signatur: HA, Nachlässe: Böttiger, Carl August, K.18, Brief: Milesi-Mojon, Bianca an Böttiger, Carl August, Baden bey Rastad, 16. Juli 1818)

[152] Briefwechsel zwischen Goethe und Knebel (1774-1832), 2. Teil, Leipzig 1851, Nr. 351, S. 19. Die dort vor genommene Datierung des Billets auf 1810 müsste 1818 lauten. Eine Antwort an Knebel war nicht zu finden. Entsprechend dem Inhalt des Billets musste es wohl, dem damals in Jena weilenden Goethe überbracht und die gewünschte Antwort dem Überbringer mündlich mitgegeben worden sein. Wie aus Goethes Briefen geschlossen werden kann, weilte er von Ende April bis Ende Juni 1818 in Jena, wo er tagsüber meist in einem Zimmer mit Erker im Gasthof „Zur grünen Tanne“ an der Camsdorfer Brücke arbeitete.

[153] Brief von Bianca Milesi an den Pädagogen und Schriftsteller Carl August Böttiger vom 16. Juli 1818, geschrieben in Baden-Baden (siehe Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Historisches Archiv, Signatur: HA, Nachlässe: Böttiger, Carl August, K.18, Brief: Milesi-Mojon, Bianca an Böttiger, Carl August, Baden bey Rastad, 16. Juli 1818)

[154] Karl Ernst August Wilhelm Madelung (1776-1849), Geheimer Hofrat am Hofe des Herzogs August in Gotha. Hofrat Madelung war u. a. dafür zuständig, die Erlaubnis für einen Besuch der Gothaer Kunstkammer zu erteilen, die normalerweise der Öffentlichkeit nicht zugänglich war (vergl. Ilka Voermann, Die Kopie als Element fürstlicher Gemäldesammlungen im 19. Jahrhundert, Berlin 2012, S. 330 f.). Ob die beiden Künstlerinnen die Kunstkammer besichtigt haben, ist nicht überliefert

[155] Émile Souvestre, Blanche Milesi-Mojon. Notice biographique, Angers 1854, S. 45

[156] Es ist kein Zufall, dass Bianca Milesi ausgerechnet die Wartburg in Eisenach besuchte, die seit dem Wartburgfest vom 18. Oktober 1817 den deutschen Burschenschaften als Symbol für die Abschaffung der Kleinstaaterei und die Bildung eines einheitlichen deutschen Staates galt. Eine vergleichbare Bestrebung zur Bildung eines italienischen Nationalstaates, dem sog. Risorgimento, unterstützte Bianca Milesi leidenschaftlich

[157] Émile Souvestre, Blanche Milesi-Mojon. Notice biographique, Angers 1854, S. 45

[158] Im Badwochenblatt für die Großherzogliche Stadt Baden, Jg. 1818, S.109, ist Bianca Milesi, Malerin aus Mayland, im Verzeichnis der vom 9. bis 11. Juli 1818 dahier angekommenen Badegäste aufgeführt

[159] Belegt ist der Zeitpunkt durch einen Brief von Bianca Milesi an den Pädagogen und Schriftsteller Carl August Böttiger vom 16. Juli 1818, geschrieben in Baden-Baden (siehe Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Historisches Archiv, Signatur: HA, Nachlässe: Böttiger, Carl August, K.18, Brief: Milesi-Mojon, Bianca an Böttiger, Carl August, Baden bey Rastad, 16. Juli 1818)

[160] Brief der Künstlerin an Albrecht Adam im Stadtarchiv München vom 27. März 1827. Laut Émile Souvestre, Blanche Milesi-Mojon. Notice biographique, Angers 1854, S. 60, fand die Hochzeit mit dem Arzt Dr. Benedetto Mojon am 24. Januar 1825 statt. Der Aufenthalt von Bianca Milesi und ihrer Mutter im Herbst 1824 in Karlsruhe findet weder in der Biographie von Émile Souvestre noch in jener von Maria Luisa Alessi Erwähnung

[161] Das Museum in Karlsruhe ging aus einer 1784 gegründeten Lesegesellschaft hervor, die sich seit 1795 Gesellschaft Museum nannte. Weinbrenner entwarf 1813 ein repräsentatives Gebäude für die Gesellschaft, welches an der Ecke Lammstraße/Lange Straße errichtet wurde. Im Karlsruher Museum verkehrten Mitglieder der fürstlichen Familie ebenso wie Gelehrte, z. B. Johann Peter Hebel, Künstler und hohe Beamte (vergl. Ausst.-Kat. Stephanie Napoleon 1789-1860, Karlsruhe 1989, S. 115)

[162] Vergl. Brief des Wilhelm Reinhard vom 12. Januar 1813 an die Hofverwaltung in Karlsruhe. Entsprechend dem Brief der Künstlerin über abgelieferte Pflichtbilder für den Großherzoglichen Hof vom 24. Juni 1823, scheint sie dieses Gemälde bereits als „Pflichtbild“ betrachtet zu haben

[163] GLA Karlsruhe Bestand 69 Badischer Kunstverein/1. Carsten Sternberg geht in seiner Dissertation über Die Geschichte des Karlsruher Kunstvereins auf diese Ausstellung näher ein und beschreibt Seite 23 das Gemälde „Elisabeth und Johannes als Knabe“ von Sophie Reinhard

[164] Jan Lauts und Werner Zimmermann, Katalog neuere Meister 19. und 20. Jahrhundert, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1971, S. 346 und 193

[165] Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 22. November 1812

[166] Brief des Bruders der Künstlerin Regierungsrat Wilhelm Reinhard an das Großherzogliche Geheime Kabinett vom 12. Januar 1813 (GLA Karlsruhe Bestand 56 Nr. 382)

[167] Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, München 2009, Bd. 1, S. 233

[168] Carl Kuntz (1770-1830), Maler aus Heidelberg, seit 1805 Badischer Hofmaler

[169] Rudolf Kuntz (1797-1848), Schüler seines Vaters Carl. Wurde 1832 zum Badischen Hofmaler ernannt

[170] Franz Joseph Zoll (1770-1833), Maler aus Möhringen/Baden, lebte von 1811 bis Dezember 1813 in Rom. 1821 bis 1825 war er Zeichenlehrer an der Universität Freiburg und dann Lehrer an Weinbrenners Bauschule in Karlsruhe

[171] Brief der Künstlerin aus Rom an Albrecht Adam in Mailand vom 5. Januar 1814

[172] Im Wegweiser für Karlsruhe wird sie erstmals 1823 im alphabetischen Register der Hausbewohner, als wohnhaft in der Kreuzstraße 14, aufgeführt http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/145843

[173] Ludwig Schorn, Kunstblatt, 1. Jg., Tübingen 1820, S. 319: „Leicht in italienischer Manier radirte Blätter, worin anziehende Momente aus den schönsten Bildern des genialen Volksdichters Hebel mit eben so viel Gemüth und Phantasie als Kenntniß der eigenthümlichen Sitten und des Charakters des badischen Hochlandes – der schönen Heimath der allemannischen Lieder – dargestellt sind.“ Im Kunstblatt, 1. Jg., Tübingen 1820, S. 59 werden die Radierungen folgendermaßen angekündigt: „Zwölf Blätter aus Hebels Gedichten, von unserm Reinhardt gezeichnet und radirt, werden nächstens bey Brönner in Frankfurt ausgegeben werden, und wir behalten uns eine nähere Anzeige in diesen Blättern vor.“ Zum angekündigten Erscheinen der Blätter bei Karl Heinrich Brönner in Frankfurt a. M. siehe den Brief der Künstlerin an den Verleger vom 7. März 1820. Das Schreiben lässt Meinungsverschiedenheiten zwischen Sophie Reinhard und Karl Heinrich Brönner erkennen, die wohl dazu geführt haben, dass die Radierungen letztendlich bei Mohr und Winter in Heidelberg verlegt wurden.

[174] Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst, Wien, Bd. 13, 1822, S. 286

[175] Brief der Künstlerin an Johann Wolfgang von Goethe vom 14. August 1820 im Goethe- und Schiller-Archiv Weimar sowie Christian Schuchardt, Goethe’s Kunstsammlungen, Erster Theil, Jena 1848, S. 218

[176] J. W. von Goethe, Brief an Heinrich Meyer vom 1. September 1820, wohl mit Bezug auf die Zeitschrift „Ueber Kunst und Alterthum“ http://www.zeno.org/nid/20004860802

[177] Rudolf Theilmann, Carl Ludwig Frommel 1789-1863. Zum 200. Geburtstag, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1989, S. 14, Kat.-Nr. 77

[178] Karl August Böttiger, Kunst und Alterthum, in: Abend-Zeitung auf das Jahr 1821, herausgegeben von Theodor Heil und Friedrich Kind, Dresden 1821, 3. Bd., Nr. 192

[179] Badenscher gemeinnüziger Hof- und Staatskalender für das Jahr 1786, Karlsruhe und Kehl [1786], S. 72 und 114

[180] Karl von Wechmar, Handbuch für Baden und seine Diener, Heidelberg 1846, S. 113

[181] vergl. Arthur Valdenaire, Friedrich Weinbrenner, sein Leben und seine Bauten, 2. Auflage, Karlsruhe 1926, S. 323

[182] Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 20. Juni 1811

[183] Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 27. November 1811

[184] Rudolf Theilmann, Carl Ludwig Frommel 1789-1863. Zum 200. Geburtstag, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1989, S. 9ff.

[185] Margrit-Elisabeth Velte, Leben und Werk des Badischen Hofmalers Feodor Iwanowitsch Kalmück (1763-1832), Karlsruhe 1973, S. 37

[186] Rudolf Theilmann, Carl Ludwig Frommel 1789-1863. Zum 200. Geburtstag, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1989, S. 12

[187] Franz Joseph Zoll (1770-1833), Maler aus dem badischen Möhringen an der Donau, lebte von 1811 bis Dezember 1813 in Rom. Er wurde 1821 zum Großherzoglich Badischen Hofmaler ernannt. 1828 wurde er Galerieinspektor und 1831 Galeriedirektor in Mannheim (vergl. GLA Karlsruhe Bestand 56 Nr. 447)

[188] Bericht über die Kunst und Industrie-Ausstellung für 1821 erstattet von dem Vorstand des Kunst- und Industrie-Vereins für das Großherzogthum Baden. Karlsruhe, im October 1821, Karlsruhe, Verlag C. F. Müller

[189] Marie Ellenrieder, 3. Tagebuch, Rosgartenmuseum Konstanz (siehe Edwin Fecker (Hrsg.), Marie Ellenrieder : Der schriftliche Nachlass, Maulburg 2014, S. 453 oder  www.edwin-fecker.de/ellenrieder.htm )

[190] Karlsruher Beobachter, Nr. 59, Beilage zum Karlsruher Tagblatt vom 23. Juli 1846. Laut Redaktion des Karlsruher Beobachters handelt es sich um ein Gedicht von Johann Peter Hebel aus dem Nachlass von Sophie Reinhard

[191] Adrian Braunbehrens (Hrsg.), Sophie Reinhard, Zehn Blätter zu Hebels Alemannischen Gedichten, Neuauflage, Heidelberg 1996, S. 54

[192] Ludwig Schorn, Kunstblatt, 3. Jg., Tübingen 1822, S. 68

[193] Gertrud Fiege, Verzeichnis der Plastiken, Gemälde, Handzeichnungen, Scherenschnitte im Schiller-Nationalmuseum und Deutschen Literaturarchiv Marbach, Marbach am Neckar 1978, Bd. 2, S. 28, Inv.-Nr. 1513, 8,8 x 13,2 cm

[194] Brief der Künstlerin an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 10. März 1821

[195] R. Armin Winkler, Die Frühzeit der deutschen Lithographie, München 1975, Nr. 867, 43. Provenienz: Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. A 8660, 18,4 x 14,5 cm

[196] Nach eigenen Angaben durchstreifte Wilhelm Huber mit den Architekten Dyckerhoff und Ernst Adolf Oehl (1788-1861) das antike Rom, um Zeichnungen und Studien anzufertigen (vergl. Carl Brun, Kreuz- und Querzüge eines Schweizer Malers, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1885, N. F. XLV, S. 8). Der Weinbrenner-Schüler Ernst Adolf Oehl war schon vor Wilhelm Huber im März 1810 in Rom angekommen (vergl. Fritz Hirsch, 100 Jahre Bauen und Schauen, Karlsruhe 1932, Bd. 1, S. 418)

[197] Carl Brun, Kreuz- und Querzüge eines Schweizer Malers, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1885, N. F. XLV, S. 22ff.

[198] GLA Karlsruhe Bestand 56 Nr. 1570

[199] Ebd., Blatt 7ff.

[200] Ebd., Blatt 19ff.

[201] Jan Lauts und Werner Zimmermann, Katalog neuere Meister 19. und 20. Jahrhundert, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1971, S. 193: „Vom Hofmarschallamt 1830 an die Kunsthalle überwiesen.“

[202] Ebd., S. 194

[203] GLA Karlsruhe Bestand 422 Nr. 316

[204] Fritz Hirsch, 100 Jahre Bauen und Schauen, Karlsruhe 1932, Bd. 2, S. 445ff.

[205] Sein Wohnhaus in der Schlossstraße 30 hatte Friedrich Weinbrenner 1801 entworfen und gebaut. Im Gegensatz zum ursprünglichen Grundriss (vergl. Hea-Jee Im, Karlsruher Bürgerhäuser zur Zeit Weinbrenners, Mainz 2004, Abb. 119 bzw. Stadtarchiv Karlsruhe, 8/PBS XV 1419) sind im Plan von 1827 noch zwei Anbauten zur Gartenseite hin zu erkennen. Das Wohnhaus wurde 1873 zu Gunsten des Neubaues des Hotels Germania abgerissen.

[206] Wegweiser für die Großherzogliche Residenzstadt Karlsruhe, Karlsruhe 1831, S. 13 http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/391723 . Nach dem Tod der Künstlerin 1844 ging das Haus in den Besitz des Hofgerichtspräsidenten Christoph Jakob Eisenlohr über, der mit ihrer verstorbenen Schwester Caroline verheiratet war ( http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/495103 , Zugriff vom 24. Mai 2013). Durch die Errichtung eines Schulgebäudes auf dem Gelände des Hauses Lindenstraße Nummer 2 verschob sich 1875 die Hausnummerierung in der Lindenstraße und das Reinhardsche Haus trug jetzt laut Adreß-Buch der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe die Hausnummer 6

[207] Vergleiche Stadtplan von 1834, Stadtarchiv Karlsruhe, 8/PBS XVI 165 bzw. Abb. 269 bei Hea-Jee Im, Karlsruher Bürgerhäuser zur Zeit Weinbrenners, Mainz 2004

[208] Fritz Hirsch, 100 Jahre Bauen und Schauen, Karlsruhe 1932, Bd. 2, Abb. 12 nach S. 16

[209] Gerlinde Brandenburger u. a., Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, Karlsruhe 1987, S. 378ff.

[210] Hans-Joachim Weitz, Sulpiz Boisserée, Tagebücher 1808-1854, Bd. 1, Darmstadt 1980, S. 561

[211] Badewochenblatt zum Nutzen und Vergnügen der Badgäste in der großherzoglichen Stadt Baden, Jg. 1826, S. 245 und 261

[212] Adalbert von Bayern, Königin Caroline von Bayern und Kaspar Hauser, in: Der Zwiebelturm, Bd. 6, 1951, S. 102ff.

[213] Lore Schwarzmaier, Der badische Hof unter Großherzog Leopold und die Kaspar-Hauser-Affäre: Eine neue Quelle in den Aufzeichnungen des Markgrafen Wilhelm von Baden, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 134, N. F. 95, 1986, S. 247

[214] Ebd., S. 250

[215] Mit Erlass vom 4. Juli 1831 wurde der Direktor der „nunmehr aufgelösten Staats-Anstalten-Commission Staatsrath Reinhard, bis zu einer schicklichen Gelegenheit zu einer Wiedereinstellung in den Pensionsstand versetzt“ (GLA Karlsruhe Bestand 76 Nr. 6144). Damit verbunden war die Kürzung seines Gehalts von 3500 auf 3080 Gulden (GLA Karlsruhe Bestand 76 Nr. 6145). Bis 1833 wohnte er noch in seinem Haus in der Spitalstraße 41, welches ihm Friedrich Weinbrenner 1812 geplant hatte. Ab 1834 zog er zu seiner Schwester Sophie in die Lindenstraße 5 und verkaufte anschließend sein Haus in der Spitalstraße, wohl weil seine Frau Amalia im Dezember 1832 gestorben und seine Ehe kinderlos geblieben war. Ab 1838 ist er im Einwohnerbuch von Karlsruhe nicht mehr registriert. Vermutlich ist er nach Grünwinkel in den „Gutshof“ gezogen, den er samt Bierbrauerei und Essigsiederei am 18. Mai 1820 für 42595 Gulden erworben hatte (vergl. Manfred Fellhauer, Industrie, Handwerk und Gewerbe, in: Grünwinkel : Gutshof, Gemeinde, Stadtteil, herausgegeben von Manfred Fellhauer, Manfred Koch und Gerhard Strack, Karlsruhe 2009, S. 159ff. und Johann Peter Hebel, Briefe der Jahre 1784-1824, Gesamtausgabe, herausgegeben von Wilhelm Zentner, Karlsruhe 1957, Bd. 2, S. 685 und 897). Für diesen Betrieb hatte er u. a. 10000 Gulden Kapital von der Kirchenschaffnei Rheinbischofsheim geliehen, mit der er wegen ausstehender Zinsen in einem Rechtsstreit lag, der damit endete, dass seine Pension mit Beschluss vom 30. Mai 1834 bis zum Jahre 1841 gepfändet wurde (GLA Karlsruhe Bestand 76 Nr. 6144).

Einen weiteren Einblick in das glücklose Geschäftsgebaren von Wilhelm Reinhard bietet ein Rechtstreit, der sich um das Erbe des Hofmalers Feodor Iwanowitsch entwickelte. Nach den Akten, die vom Nachlass des am 27. Januar 1832 verstorbenen Hofmalers handeln, forderten die vier Erben (darunter der Bildhauer Johann Christian Lotsch in Rom und der Maler August Bootz aus Rastatt) vom Staatsrat Wilhelm Reinhard 1914 Gulden und 10 Kreuzer, welche sich laut Abrechnung vom 31. August 1831 noch in dessen Besitz befinden müssten. Staatsrat Reinhard beklagte, dass er noch keine abschließende Abrechnung von Feodors Besoldung als Hofmaler vorgenommen habe und wies außerdem darauf hin, „er seye nicht als Vermögensverwalter für Hr. Feodor anzusehen, er habe dessen Einnahmen und Ausgaben nur aus Freundschaft und Gefälligkeit besorgt“, was er seit April 1817 erledigte. Da Staatsrat Wilhelm Reinhard die Herausgabe des Guthabens zu verzögern suchte, verklagten ihn die Erben mit Datum vom 13. April 1832 die 1914 Gulden und 10 Kreuzer auszuzahlen und bekamen letztlich Recht (GLA Karlsruhe Bestand 206 Nr. 1300).

Der Kauf der Bierbrauerei und Essigsiederei in Grünwinkel hatte zu einem Zerwürfnis zwischen Staatsrat Reinhard und seinem vorgesetzten Minister Freiherr von Berstett geführt, mit der Folge, dass Reinhard 1822 aus der Direktion des Großherzoglich Badischen Staatsministeriums ausscheiden musste und erst 1827 wieder in den Staatsdienst zurückkehrte. 1849 verkaufte er den Betrieb für 27000 Gulden an Georg Sinner, dessen Vater Anton Sinner die Essigsiederei und die Bleizuckerfabrik schon seit geraumer Zeit in Pacht hatte. Die Brauerei war vorher schon aufgegeben worden.

Den Akten ist ferner zu entnehmen, dass Wilhelm Reinhard „am 26. November 1858 in Paris mit Tod abgegangen ist und keine Relicten hinterlassen hat“ (GLA Karlsruhe Bestand 76 Nr. 6144). Eine Veröffentlichung von Wilhelm Reinhard, Ueber jetzige Zeit und Deutschlands zeitgemäße Politik, Karlsruhe und Baden, 1831, dürfte der Beziehung zwischen Großherzog Leopold und dem Autor ebenfalls nicht förderlich gewesen sein, wenn er schreibt: „Die neueste französische Revolution [Juli 1830] ist ungemein wichtig als politische Begebenheit, aber noch ungleich wichtiger, folgenreicher, wir möchten sagen universal-historischer, als Stadium menschlicher Cultur, als Epoche der Menschengeschichte. Die Thatsache, daß ein König mit seiner Dynastie abgetreten, daß ein Volk seinen Oberherrn nach freier Wahl bestimmt, Verfassung, Institutionen und Gesetzgebung bereits im Sinne des neuen Impulses mehr oder weniger mobilisiert hat, ist groß, überraschend, im höchsten Grade interessant“ (S. 19)

[216] Polizei-Commissär Scholl (Hrsg.), Wegweiser für die Großherzogliche Residenzstadt Karlsruhe, Karlsruhe 1831, S. 97

[217] Johann Mall (Hrsg.), Adressbuch der Haupt- und Residenzstadt Carlsruhe, Karlsruhe 1832, S. 7

[218] Eintrag im Standesbuch der evangelischen Kirchengemeinde Karlsruhe 1844

[220] Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 15, 1978, S. 97-120

 

 

Werkkatalog

 

Im folgenden Katalog der Werke von Sophie Reinhard werden sämtliche Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphiken zeitlich geordnet aufgeführt, soweit über sie in den Quellen Hinweise zu finden waren. Von Vollständigkeit des Kataloges kann nicht gesprochen werden. Er bedarf in der Zukunft noch vieler Ergänzungen.

 

Der Werkkatalog ist in vier Gruppen eingeteilt:

- Gemälde

- Gemäldekopien

- Zeichnungen

- Druckgraphiken

 

Jeder Eintrag im Werkkatalog besteht aus dem Titel des Werkes, dem Entstehungsjahr, sofern nicht genau bekannt dem ungefähren Entstehungsjahr, der Technik, den Maßangaben, wenn vorhanden der Bezeichnung, dem Verbleib und Quellen sowie Kommentaren.

 

Bei den Maßangaben steht die Höhe vor der Breite. Alle Maße sind in Zentimetern angegeben.

 

Bei Beschreibungen des Bildinhaltes sind »Rechts« und »Links« vom Betrachter aus gesehen, mit Ausnahme der Bezeichnung von Körperteilen.

 

Bei dem im Werkkatalog angegebenen Verbleib sind im wesentlichen Werke aus öffentlichen Sammlungen aufgeführt. Werke im Privatbesitz werden nicht namentlich aufgeführt. 

 

Gemälde (Oel oder Pastell)

 

G 1      Brustbild einer alten Dame in schwarzem Kleid und weißer Haube. 1799

Miniatur auf Elfenbein

4,5 x 2,6 cm, oval, Bronzering

Signiert rechts „Reinhardt 1799“

Verbleib unbekannt

Leo R. Schidlof, The  miniature in Europe in the 16th, 17th, 18th and 19th centuries, Graz 1964, Bd. 2, S. 669

Paul Graupe, Portraitminiaturen des 16. bis 19. Jahrhunderts, Auktion 54, 7. November 1925, Los 108, S. 25

 

G 2      Mädchen mit Buch. Um 1800

Miniatur

Verbleib unbekannt

Karl Obser, Galeriedirektor Philipp Jakob Becker und sein künstlerischer Nachlaß, in: Oberrheinische Kunst, Bd. 8, 1939, S. 172

 

G 3      Caroline Eisenlohr geb. Reinhard (geb. 1784), Schwester der Künstlerin, Brustbild  nach links. Um 1806

Pastell auf Pergament

20,3 x 14,0 cm

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1977-8

Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 15, 1978, S. 119

Caroline Sophia Friederica Reinhard, wurde am 17. Februar 1784 als jüngste Tochter des Maximilian und der Jacobina Margaretha Petronella Reinhard in Lörrach geboren und starb am 20. Dezember 1853 in Karlsruhe. Sie war seit dem 18. Juni 1804 mit Christoph Jakob Eisenlohr verheiratet

 

G 4      Wilhelm Reinhard (geb. 1776), Bruder der Künstlerin, Brustbild  nach links. Um 1806

Pastell auf Pergament

20,9 x 16,0 cm

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1977-9

Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 15, 1978, S. 119

Wilhelm Emanuel Reinhard, wurde am 2. September 1776 als ältester Sohn des Maximilian und der Jacobina Margaretha Petronella Reinhard in Kirchberg geboren und starb am 26. November 1858 in Paris

 

G 5      Melida beobachtet die Vögel mit ihren Jungen. Szene aus Gessners Idylle „Der erste Schiffer“. 1810

Oelgemälde

Verbleib unbekannt

Brief von Sophie Reinhard an Albrecht Adam vom 13. Januar 1810

 

G 6      Portrait des Maximilian Wilhelm Reinhard, Vater der Künstlerin. 1810

Oel auf Leinwand

65 x 53 cm

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2648

Brief von Sophie Reinhard an Albrecht Adam vom 13. Januar 1810

Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 15, 1978, S. 101

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hrsg.), Neuerwerbungen für die Gemäldegalerie 1972-1984, Karlsruhe 1984, S. 74, Abb. Nr. 43

Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, München 2009, Bd. 1, S. 75, Bd. 2, S. 77 und 188, Abb. 202

Maximilian Wilhelm Reinhard, wurde am 25. Dezember 1748 als Sohn des Johann Jakob und der Sophia Friederica Reinhard, geb. Archenholtz, in Karlsruhe geboren und starb am 16. Mai 1812 in Karlsruhe. Er war seit dem 19. August 1774 mit Jacobina Margaretha Pastert verheiratet

 

 

Portrait des Maximilian Wilhelm Reinhard.

© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2648

 

G 7      Bildnis des Maximilian Wilhelm Reinhard, im Profil nach links. Um 1810

Oel auf Holz

11,4 x 9,5 cm

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2649

Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 15, 1978, S. 101

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hrsg.), Neuerwerbungen für die Gemäldegalerie 1972-1984, Karlsruhe 1984, S. 74, Abb. Nr. 44

 

 

Bildnis des Maximilian Wilhelm Reinhard, im Profil nach links.

© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2649

 

G 8      Portrait der Jacobina Reinhard, Mutter der Künstlerin. 1810

Oel auf Leinwand

62 x 51 cm

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2647

Brief von Sophie Reinhard an Albrecht Adam vom 7. März 1810

Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 15, 1978, S. 101

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hrsg.), Neuerwerbungen für die Gemäldegalerie 1972-1984, Karlsruhe 1984, S. 74, Abb. Nr. 42

Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, München 2009, Bd. 1, S. 76, Bd. 2, S. 77 und 188, Abb. 201

Jacobina Margaretha Petronella Pastert, wurde am 13. Juli 1755 als Tochter des Peter Georg und der Philippine Louise Pastert, geb. Fuchs, in Weitersbach geboren und starb am 27. Oktober 1826 in Karlsruhe. Sie war seit dem 19. August 1774 mit Maximilian Wilhelm Reinhard verheiratet

 

 

Portrait der Jacobina Reinhard geb. Pastert.

© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2647

 

G 9      Madonna mit dem Kinde. Um 1810

Oelgemälde

Verbleib unbekannt

Kunst- und andere Nachrichten aus Carlsruhe, in: Journal des Luxus und der Moden, hrsg. von Carl Bertuch, Weimar 1810, 25. Bd., S. 443 „Dem. Reinhardt … hat eine Madonna mit dem Kinde, ein zartes gemüthliches Bild, welches ohne Affektion an die alten italienischen Bilder erinnert, und einige sehr gute Portraits geendigt“.

 

G 10      Die heilige Euphrasia ein Kreuz umarmend. 1811

Oelgemälde

85,5 x 114 cm (3 Fuß x 4 Fuß, württembergisch)

Verbleib unbekannt

Johann Friedrich Cotta, Morgenblatt für gebildete Leser, 5. Jg., Tübingen 1811, S. 664 „Demois. Reinhard, eine deutsche Künstlerinn, die mit vielem Erfolg ihre Neigung zur Mahlerey in Wien und München zuerst ausgebildet hat, hat nach einem fünfmonatlichen Aufenthalt in Rom auch hier die erste Probe ihres Talentes und Fleisses gegeben in einem einfachgedachten historischem Bilde. Es stellt in einem gothischen Dom die junge Euphrasia vor, welche von ihrer Mutter in ein Kloster geführt war, und auf die Frage der Nonnen: Was ihr das Liebste sey? – ein Kreuz umarmt. Der kindlichreine, innige, unschuldsvolle Blick des sich an das Kreuz schmiegenden und hinaufsehenden kleinen Mädchens ist vortrefflich dargestellt. Drey Nonnen in einer angenehmen Gruppe bezeugen ihre freudige Verwunderung. Im nähern Grunde kniet die betende Mutter der Euphrasia. Das Bild, das etwa 3 Fuß Breite und 4 Fuß Höhe hat, ist wohl durchdacht, hat eine kräftige Farbe, und viele Harmonie. Es macht der Künstlerinn doppelte Ehre, da sie selber die strengste Beurtheilerinn desselben ist.“

Nach der Legende entstammte die heilige Euphrasia (380-410) einer vornehmen Familie aus Konstantinopel. Nach dem Tod des Vaters zog sie mit ihrer Mutter nach Ägypten, wo sie als siebenjähriges Kind in ein Kloster eintrat und dort bereits im Alter von 30 Jahren starb.

 

G 11    Die heilige Elisabeth mit dem Johannesknaben. 1812

Oel auf Leinwand

87,5 x 111,5 cm

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 508

In einem Brief der Künstlerin aus Rom an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll vom 22. November 1812 schreibt sie, dass sie auf eine Pension aus Karlsruhe hoffe und weiter: „meine Elisabetha schikte ich daher vor einem Monat nach“ Karlsruhe, dort wurde das Gemälde laut einem Brief ihres Bruders vom 12. Januar 1813 dem Hof übergeben.

Handschriftliches „Verzeichnis derjenigen Kunstwerke, welche bei der vom hiesigen Kunst Verein veranstalteten Kunst Ausstellung vom 12. bis 19. April 1818 im dem Museum dahier ausgestellt wurden“ Nr. 2 (GLA Karlsruhe 69 Badischer Kunstverein/1)

Brief der Künstlerin über abgelieferte Pflichtbilder für den Großherzoglichen Hof vom 24. Juni 1823

Friedrich von Bötticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1901, Bd. 2/1, S. 376, Nr. 8

Karl Koelitz, Katalog der Gemälde-Galerie. Staatliche Kunsthalle zu Karlsruhe, Karlsruhe 1920, Inv.-Nr. 508, S. 94

Arthur von Schneider, Die Förderung des Klassizismus durch den Badischen Kunstverein, in: 1818-1968, Festschrift zum 150jährigen Jubiläum des Badischen Kunstvereins Karlsruhe, Karlsruhe 1968, S. 43, Abb. 14

Jan Lauts und Werner Zimmermann, Katalog neuere Meister 19. und 20. Jahrhundert, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1971, Bd. I, S. 193 und Bd. II, S. 333

Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons, Ausst.-Kat. Württembergisches Landesmuseum Stuttgart, Stuttgart-Bad Cannstatt 1987, Bd. 1.2, S. 680, Nr. 1175

Frauen im Aufbruch? Künstlerinnen im deutschen Südwesten 1800-1945, Ausst.-Kat. Städtische Galerie Karlsruhe und Städtische Galerie Villingen-Schwenningen 1995, S. 38

Horst Vey, Die frühen Jahre der Karlsruher Kunsthalle, ihr erster Direktor, Hofmaler Becker und das Inventar von 1823, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 41, 2004, Inv.-Nr. 370, S. 138

 

 

Die heilige Elisabeth mit dem Johannesknaben.

© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 508

 

G 12    Junge Römerin (Selbstbildnis?). Um 1812

(laut Familientradition der Vorbesitzer, bei denen es sich um Verwandtschaft von Sophie Reinhard handelt, wurde das Gemälde als „Bildnis einer jungen Römerin“ betitelt)

Oel auf Leinwand auf Holz

69 x 55,4 cm

Signiert u. r. „SR (verschlungen)“

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2645

Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 15, 1978, Abb. 3, S. 99 und dem Text S. 100 „Junge Römerin (oder Selbstbildnis?)“ „Der Titel des Bildes geht auf die Familienüberlieferung zurück. Es könnte auch ein Selbstbildnis Sophie Reinhards sein; die Hand mit dem Zeichenstift ist im spiegelbildlichen Sinne als rechte Hand, als Malhand, zu verstehen.“

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hrsg.), Neuerwerbungen für die Gemäldegalerie 1972-1984, Karlsruhe 1984, S. 74, Abb. Nr. 39

Frauen im Aufbruch? Künstlerinnen im deutschen Südwesten 1800-1945, Ausst.-Kat. Städtische Galerie Karlsruhe und Städtische Galerie Villingen-Schwenningen 1995, S. 237

Zwischen Ideal und Wirklichkeit – Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850, herausgegeben von Bärbel Kovalevski, Ausst.-Kat. Schlossmuseum Gotha und Rosgartenmuseum Konstanz, Ostfildern-Ruit 1999, A 13, S. 291

Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, München 2009, Bd. 1, S. 238, Bd. 2, S. 187, Abb. 199 (Katrin Seibert vermutet, dass es sich bei der Dargestellten um die italienische Malerfreundin Bianca Milesi handelt, was nicht unbegründet zu sein scheint.)

Frederico Piscopo hat in seiner Monographie Bianca Milesi arte e patria nella Milano risorgimentale S, 44 ff und S. 57 aufgezeigt, dass die "Junge Römerin" ein Portrait der Bianca Milesi wiedergibt. Seine Argumentation beruht auf einem ebenfalls um 1812 entstandenen Portrait, welches Caspare Landi von ihr gemalt hat und Bianca Milesi ebenfalls als Malerin darstellt. Die Gesichtszüge in dem Portrait, welches Sophie Reinhard von Bianca Milesi gemalt hat, sind der Dargestellten verblüffend ähnlich (siehe auch: Francesca Romana Morelli (Hersausgeberin), Faces3, Galleria Carlo Virgilio, Catalogue TEFAF Maastricht, March 7–15, 2020, auf Seite 28 enthält der Katalog als Nr. 11 das Gemälde von Caspare Landi).

 

 

Junge Römerin (Selbstbildnis?).

© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2645

 

G 13    Die heilige Margarethe. Um 1813

Verbleib unbekannt

In einem Brief Friedrich Müllers vom 24. Februar 1813 an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll schreibt er aus Rom: „Mad. Reinhard arbeitet gegenwärtig an einer Zusammensetzung oder vielmehr Carton, zu einem Gemälde, welches die Heil. Margarethe im Gefängnis vorstellt welche von Engeln besucht und gespeißt wird. Die Disposition ist gefällig.“ Rolf Paulus und Gerhard Sauder (Hrsg.), Friedrich Müller genannt Maler Müller, Werke und Briefe, Briefwechsel, Kritische Ausgabe, Teil 2: Briefwechsel 1812-1825, Heidelberg 1998, S. 666.

 

G 14    Porträt einer jungen Dame. 1813

Miniatur auf Elfenbein

7,5 x 6,5 cm, oval, Goldreif

Signiert rechts unten „Reinhard/1813“

Privatbesitz

Auktionshaus Mehlis, 83. Auktion, 2016, Los 18

 

 

Portrait einer jungen Dame (Besitz E. Fecker)

 

 

G 15    Porträt von Johann Daniel Haas. Um 1815

Mischtechnik

8,5 x 6,0 cm, oval

Signiert rechts mittig am Rand „Reinhard“. Verso von fremder Hand bezeichnet „Johann Daniel Haas/Urgroßvater von Fred Grimmel“

Privatbesitz

Johann Daniel Haas (1780-1849), Tabakfabrikant aus Dillenburg, verheiratet mit Elisabeth Penner (1791-1860) aus Heidelberg (vergl. Hessische Biografie http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bio/id/3451 , Zugriff vom 19.12.2013)

 

 

Johann Daniel Haas, Tabakfabrikant aus Dillenburg (Foto: E. Fecker)

 

G 16    Traum des Markgrafen Karl Wilhelm. 1816

Oel auf Holz

32 x 45 cm

Zähringer Bildnissammlung, Inv.-Nr. K 232 (K für Karlsruher Schloss), vergl. Gerda Kircher, Zähringer Bildnissammlung im neuen Schloss zu Baden-Baden, S. 189. Dort als Pflichtbild bezeichnet.

Brief von Wilhelm Reinhard vom 28. Oktober 1816 an Karl Ludwig Großherzog von Baden und Antwortschreiben des Großherzogs vom 28. Oktober 1816

Brief der Künstlerin über abgelieferte Pflichtbilder für den Großherzoglichen Hof vom 24. Juni 1823

Horst Vey, Die frühen Jahre der Karlsruher Kunsthalle, ihr erster Direktor, Hofmaler Becker und das Inventar von 1823, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 41, 2004, Inv.-Nr. 282, S. 134

Wichtige Hinweise zu dem Gemälde verdanke ich Herrn René Simmermacher, Staufen i. Br.

Von dem Gemälde, dessen Verbleib unbekannt ist, besitzt das Stadtarchiv Karlsruhe ein Repro mit der Signatur 8/PBS I / 0605 (ohne Angabe des Künstlers).

Der Malstil und der mehrfach von der Künstlerin in Gemälden dargestellte Windhund, erlauben das Bildnis vom Traum des Markgrafen der Künstlerin Sophie Reinhard mit großer Sicherheit zuzuschreiben. Ganz eindeutig ist aber folgender Beweis: Wilhelm Reinhard schreibt im Auftrag seiner Schwester Sophie Reinhard in dem oben erwähnten Brief vom 28. Oktober 1816 an Karl Ludwig Großherzog von Baden: „Füglich soll ich wegen einer allenfallsigen Erinnerung, daß Markgrav Karl Wilhelm sich nicht ähnlich sehe, die unterthänigste Bemerkung beyfügen, daß sie zum Behuf dieser Ähnlichkeit einen alten Ducaten als einzigen Leitstern gehabt habe." Zwei Exemplare eines solchen Golddukaten aus dem Jahre 1721 besitzt das Badische Landesmuseum (Inventarnummern MK 5171 und MK 5172), der auf der Schauseite Karl Wilhelm mit einem kleinen gezwirbelten Schnauzbart wiedergibt, wie ihn auch der im Gemälde dargestellte Markgraf trägt (vergl. die Abbildung bei Oliver Sänger, Münz- und Geldwesen, Rheingold und Silberbergbau unter Karl Wilhelm, in: Karl Wilhelm 1679-1738,  Ausst.-Kat. Badisches Landesmuseum Karlsruhe, München 2015, S. 197 sowie Kat. Nr. 172 und die Beschreibung bei Johann Christian Sachs, Einleitung in die Geschichte der Marggravschaft Baden, Fünfter Theil, Carlsruhe 1773, S. 158: „Die fünfte, eine Ducate aus Rhein=Gold zeigt auf der Hauptseite des Marggraven Bild mit kurzen Haaren und einem Schnautzbärtlein, welches man auf keiner anderen Münze antrift“). Da es einzig den Golddukaten von 1721 gibt, auf dem der Markgraf mit einem Schnauzbart dargestellt ist, kann sich der Hinweis in dem Brief von Wilhelm Reinhard an den Großherzog Karl Ludwig nur auf diesen Golddukaten von 1721 beziehen, den die Künstlerin als Vorlage für ihr Gemälde gewählt hat. Nur sie hat diese Vorlage zweifellos verwandt, denn andere Darstellungen von Markgraf Karl Wilhelm, die uns heute wohlbekannt sind, standen Sophie Reinhard laut ihrer eigenen Aussage als Vorlage nicht zur Verfügung.

 

 

Traum des Markgrafen Karl Wilhelm (Foto: Archiv René Simmermacher)

 

G 17    Tod der Katharina von Siena. Um 1817

Oel auf Leinwand

Kriegsverlust 1944

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1562

Brief der Künstlerin über abgelieferte Pflichtbilder für den Großherzoglichen Hof vom 24. Juni 1823

Jan Lauts und Werner Zimmermann, Katalog neuere Meister 19. und 20. Jahrhundert, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1971, Bd. I, S. 346

Horst Vey, Die frühen Jahre der Karlsruher Kunsthalle, ihr erster Direktor, Hofmaler Becker und das Inventar von 1823, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 41, 2004, Inv.-Nr. 374, S. 138

Handschriftliches „Verzeichnis derjenigen Kunstwerke, welche bei der vom hiesigen Kunst Verein veranstalteten Kunst Ausstellung vom 12. bis 19. April 1818 im dem Museum dahier ausgestellt wurden“, Nr. 1 (GLA Karlsruhe Bestand 69 Badischer Kunstverein/1)

 

G 18    Heilige Cäcilia. Um 1819

Oelgemälde

Verbleib unbekannt

Ludwig Schorn, Morgenblatt für gebildete Stände/Kunstblatt, Tübingen 1819, S. 20: „Demoiselle Reinhardt hat, vor einiger Zeit, eine heilige Cäcilie in Oel vollendet, ein Bild von kleiner Dimension aber unsäglicher Anmuth. Es ist lebendig aus einem zarten Gemüth hervorgegangen. Die schöne blühende Jungfrau hat einen Kranz von Astern um das Haupt, und blickt fromm und demüthig zum Himmel.“

Friedrich von Bötticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1901, Bd. 2/1, S. 376, Nr. 1

 

G 19    Die heilige Cäcilie. Kniestück. 1821

Oel auf Leinwand

73 x 61 cm

Signiert und datiert u. r. „SR (verschlungen)/1821“

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2644

Kunst- und Industrie-Ausstellung Karlsruhe 1821, Katalog Teil I, No. 4

Joseph von Hormayr, Miscellen, in: Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst, Bd. 13, 1822, S. 232

Brief der Künstlerin über abgelieferte Pflichtbilder für den Großherzoglichen Hof vom 24. Juni 1823

Friedrich von Bötticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1901, Bd. 2/1, S. 376, Nr. 2

Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 15, 1978, S. 100

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hrsg.), Neuerwerbungen für die Gemäldegalerie 1972-1984, Karlsruhe 1984, S. 74, Abb. Nr. 40

Frauen im Aufbruch? Künstlerinnen im deutschen Südwesten 1800-1945, Ausst.-Kat. Städtische Galerie Karlsruhe und Städtische Galerie Villingen-Schwenningen 1995, S. 236

Zwischen Ideal und Wirklichkeit – Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850, hrsg. Bärbel Kovalevski, Ausst.-Kat. Schlossmuseum Gotha und Rosgartenmuseum Konstanz, Ostfildern-Ruit 1999, F 25, S. 181

 

G 20   

Porträt von Karl Hengstenberg. 1822

Miniatur

7,0 x 7,0 cm

Signiert rechts unten „Reinhard/..22“. Verso von fremder Hand bezeichnet „Karl Hengstenberg,/ Apotheker in Ronsdorf/ geb. 19. September 1797 in Ratingen,/ gest. 3. März 1875 in Düsseldorf/ verh. 18. Dezember 1821/ (dieses Bild wahrscheinlich um 1821)"

Privatbesitz 

Karl Hengstenberg (1797-1875) war verheiratet mit Klara Wilhelmine Melbeck (1792-1867) aus Elberfeld, von der eine unsignierte Miniatur (wohl von gleicher Hand) vorhanden ist.

Ob diese Miniatur tatsächlich von Sophie Reinhard gemalt wurde, lässt sich nicht mit vollkommener Sicherheit sagen.

 

 

Karl Hengstenberg, Apotheker in Ronsdorf (Foto © des Privatbesitzers)

 

 

 

G 21    Markgräfin Anna von Baden-Durlach (1540-1586) verteilt Almosen an Arme und Kranke. Um 1823

Oel auf Leinwand

60,3 x 53 cm

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2428

Kunst- und Industrie-Ausstellung Karlsruhe 1823, Katalog Nr. 9

Die Kunst- und Industrie-Ausstellung in Karlsruhe im Mai 1823, in Ludwig Schorn, Kunstblatt, 4. Jg., Tübingen 1823, S. 193

In einem Brief der Künstlerin über abgelieferte Pflichtbilder für den Großherzoglichen Hof vom 24. Juni 1823 heißt es zu diesem Gemälde: „wartet zu gleicher Bestimmung lediglich auf gehörige Empfänglichkeit für den Oelfirniß.“

Friedrich von Bötticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1901, Bd. 2/1, S. 376, Nr. 3

Jan Lauts und Werner Zimmermann, Katalog neuere Meister 19. und 20. Jahrhundert, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1971, Bd. I, S. 193 und Bd. II, S. 333

Kunst in der Residenz – Karlsruhe zwischen Rokoko und Moderne, hrsg. Siegmar Holsten, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Heidelberg 1990, S. 114, Nr. 26

Zwischen Ideal und Wirklichkeit – Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850, hrsg. Bärbel Kovalevski, Ausst.-Kat. Schlossmuseum Gotha und Rosgartenmuseum Konstanz, Ostfildern-Ruit 1999, F 26, S. 201

 

 

Markgräfin Anna von Baden verteilt Almosen an Arme und Kranke (Foto: Archiv René Simmermacher)

 

G 22    Beruhigung. An Frida. Um 1823

Oel auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Kunst- und Industrie-Ausstellung Karlsruhe 1823, Katalog Nr. 11

Ludwig Schorn, Kunstblatt, 4. Jg. Tübingen 1823, S. 193f. (Komposition nach dem Gedicht „Beruhigung. An Frida“ von Aloys Schreiber in: Cornelia. Taschenbuch für Deutsche Frauen auf das Jahr 1823, Heidelberg, S. 30f.). Zu dem Gemälde, dessen Idee auf den letzten beiden Versen des Gedichtes beruht:

„Mag im Strom versinken alles Leben,

Gottes Geist wird auf den Wassern schweben.“

führt Schorn weiter aus: „Die Ruhe und Ergebung in der weiblichen Gestalt macht mit der furchtbaren, schauerlichen Umgebung einen bedeutungsvollen Kontrast, und auch das Kolorit ist in diesem Sinne gewählt.“

Karl Nehrlich, Ueber die Kunst- und Industrie-Ausstellung für das Großherzogthum Baden von 1823 in Karlsruhe, Karlsruhe, 1823, S. 7 schreibt dazu: „Leicht hingeworfen, doch in seiner Einfachheit bedeutend. Der Hauptton ist zu violet.“

 

G 23    Die Heilige Familie mit Anna und dem Jesusknaben. 1825

Oel auf Leinwand

92,5 x 74 cm

Signiert und datiert unten auf dem Stein „SR (verschlungen) 1825“

Kunst- und Industrie-Ausstellung Karlsruhe 1825, Katalog Nr. 35

Friedrich von Bötticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1901, Bd. 2/1, S. 376, Nr. 4

Van Ham, 258. Auktion "Alte Kunst", 15. November 2007, Los 1115

 

 

Die Heilige Familie mit Anna und dem Jesusknaben.

© Foto: VAN HAM Kunstauktionen / Saša Fuis

 

G 24    Markgraf Christoph I. von Baden (1453-1527) empfängt Gesandte Kaiser Maximilians. 1825

Oel auf Leinwand

140 x 109,5 cm

Signiert und datiert unten Mitte „SR (verschlungen) 1825“

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2429

Kunst- und Industrieausstellung Karlsruhe 1825, Katalog Nr. 50

Jan Lauts und Werner Zimmermann, Katalog neuere Meister 19. und 20. Jahrhundert, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1971, Bd. I, S. 193 und Bd. II, S. 334

 

 

Markgraf Christoph von Baden empfängt Gesandte Kaiser Maximilians (Foto: Archiv René Simmermacher)

 

G 25    Bettelmönche von der Insel Ischia. Um 1827

Oel auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Kunst- und Industrieausstellung Karlsruhe 1827, Katalog Nr. 9

 

G 26    Ein Kind in einer Landschaft. 1827

Oel auf Leinwand

100 x 77 cm

Signiert und datiert u. li.: „SR (verschlungen) 1827“

Privatbesitz

Kunst- und Industrieausstellung Karlsruhe 1827, Katalog Nr. 29

 

G 27    Ruth in einer Landschaft. Um 1827

Oel auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Kunst- und Industrieausstellung Karlsruhe 1827, Katalog Nr. 76

Albrecht Adam, Aus dem Leben eines Schlachtenmalers, Selbstbiographie nebst einem Anhange, herausgegeben von Hyazinth Holland, Stuttgart 1886, S. 38

Friedrich von Bötticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1901, Bd. 2/1, S. 376, Nr. 5

 

G 28    Conradin von Schwaben und Friedrich von Österreich. Um 1827

Oel auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Kunst- und Industrieausstellung Karlsruhe 1827, Katalog Nr. 160

Friedrich von Bötticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1901, Bd. 2/1, S. 376, Nr. 6

 

G 29    Tod des Torquato Tasso. 1828

Oel auf Leinwand

121 x 160,5 cm

Signiert und datiert unten auf dem Stein „SR (verschlungen) 1828“

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1744

Übernommen 1937 aus der Gemälde-Galerie Mannheim

Kunst- und Industrieausstellung Karlsruhe 1829, Katalog Nr. 26

Ludwig Schorn, Kunstblatt, 11. Jg., Tübingen 1830, S. 45

Friedrich von Bötticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1901, Bd. 2/1, S. 376, Nr. 9

Jan Lauts und Werner Zimmermann, Katalog neuere Meister 19. und 20. Jahrhundert, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1971, Bd. I, S. 194 und Bd. II, S. 334

Achim Aurnhammer, Christina Florack-Kröll, Dieter Martin, Torquato Tasso in Deutschland, Gedenkausstellung zum 400. Todestag (25. April 1995) im Goethe-Museum Düsseldorf, Heidelberg 1995, S. 12 und Tafel 3

Hubertus Kohle, Das Tassobild der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts, in: Achim Aurnhammer (Hrsg.), Torquato Tasso in Deutschland, Berlin 1995, nach S. 316, Abb. 9

 

 

Tod des Torquato Tasso.

© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1744  

 

G 30    Pifferari vor einem Madonnenbild. Um 1829

Oel auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Kunst- und Industrieausstellung Karlsruhe 1829, Katalog Nr. 30

Ludwig Schorn, Kunstblatt, 11. Jg., Tübingen 1830, S. 46

 

G 31    Johannes Evangelista. Um 1829

Oel auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Kunst- und Industrieausstellung Karlsruhe 1829, Katalog Nr. 53

Ludwig Schorn, Kunstblatt, 11. Jg., Tübingen 1830, S. 45

 

G 32    Die heilige Maria. Um 1829

Oel auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Kunst- und Industrieausstellung Karlsruhe 1829, Katalog Nr. 54

Ludwig Schorn, Kunstblatt, 11. Jg., Tübingen 1830, S. 45

 

 

Zeitlich nicht einzuordnende Gemälde

 

G 33    König Artus’ Tafelrunde.

Oel auf Blech

25 x 22,5 cm

unbezeichnet

Münchner Privatbesitz (1975)

Eugen von Philippovich, Antje Middeldorf-Kosegarten, Johanna Felmayer-Brunswik, Feder, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. VII (1979), Sp. 916–967; RDK Labor, URL: http://www.rdklabor.de/w/?oldid=95622

Aus Karlsruher Privatbesitz, Gemälde Aquarelle Zeichnungen 1790-1940, Ausst.-Kat. Badischer Kunstverein Karlsruhe, Karlsruhe 1961, Nr. 139 „Das Rittermahl“. Leihgeber Herr Konservator Philipp Herrmann (siehe GLA Karlsruhe Bestand 69 Badischer Kunstverein, Zugang 1999-19 Nr. 38. Das Gemälde wird dort als „Das Verlobungsmahl“ tituliert).

 

G 34    Reiches Früchtestillleben mit Prunkkanne

Oel auf Leinwand

65,0 x 85,0 cm

Bezeichnet unten links Reinhard

Schuler, Auktion 107, 10. Dezember 2007, Los 4356 A

Dobiaschofsky, Auktion 21. Mai 2008, Los 906, Sophie Reinhard zugeschrieben, was jedoch zweifelhaft ist.

 

G 35    Bildnis einer jungen Frau.

Oel, auf Holz aufgezogen

57,5 x 47,5 cm

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2646

Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 15, 1978, S. 100

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hrsg.), Neuerwerbungen für die Gemäldegalerie 1972-1984, Karlsruhe 1984, S. 74, Abb. Nr. 41

 

G 36    Bildnis einer alten Dame.

Pastell auf Papier

52,2 x 39,8 cm

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 2650

Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 15, 1978, S. 101

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hrsg.), Neuerwerbungen für die Gemäldegalerie 1972-1984, Karlsruhe 1984, S. 74, Abb. Nr. 45

 

 

Gemälde und Zeichnungen nach anderen Meistern

 

GK 1   Büste des Heiligen Joseph nach Jan van Eyck. Um 1808

Zeichnung nach dem Oelgemälde in München

11,8 x 11,2 cm (5 Zoll x 4 Zoll 9 Linien, sächsisch)

Verbleib unbekannt

Gottlieb Abraham Frenzel, Die Kunstsammlung des Freiherrn C. F. L. F von Rumohr, Öffentliche Versteigerung Dresden den 19. October 1846 durch Robert Julius Köhler, Lübeck 1846, Los 3764

 

 

Zeichnungen

 

Z 1      Profilbildnis eines Knaben. Um 1800

Schwarze, braune und weiße Kreide auf Pergament

22,6 x 18,1 cm

Bez. Rs.: Wohnlich v. der Sophie

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1969-8

Rudolf Theilmann und Edith Ammann, Die deutschen Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1978, S. 450, Nr. 2897

Rudolf Theilmann und Edith Ammann, Die deutschen Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Abbildungen, Karlsruhe 1978, S. 417

Bei dem Dargestellten dürfte es sich um einen der Söhne des Hofrates Benjamin Christoph Wohnlich (1766-1814) handeln, vielleicht um Carl August Wohnlich, geboren am 11. Juli 1789 (vergl. Fritz Hirsch, 100 Jahre Bauen und Schauen, Karlsruhe 1928, Bd. II, S. 418).

 

Z 2      Brustbildnis einer Elsässerin im Oval, im Dreiviertelprofil nach links gewendet (Kopie nach Ph. J. Becker). Um 1800

Pinsel in Sepia und Grau über Bleistift auf gräulich-weißlichem Papier mit Wz.: HONIG/&/ZOONEN

18,5 x 14,7 cm

Bez. Rs.: Elßaßerin/Kopie nach Becker von Soph. Reinhard/Becker war Sofiens - maler - Lehrer

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1969-9

Rudolf Theilmann und Edith Ammann, Die deutschen Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1978, S. 450, Nr. 2898

Rudolf Theilmann und Edith Ammann, Die deutschen Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Abbildungen, Karlsruhe 1978, S. 417

 

Z 3      Brustbildnis eines englischen Stubenmädchens im Oval. Im Profil nach linke gewendet. Um 1800

Pinsel in Sepia über Bleistift auf elfenbeinfarbenem Papier

17,5 x 13,4 cm

Bez. Rs.: Englisches Stubenmädchen

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1969-10

Rudolf Theilmann und Edith Ammann, Die deutschen Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1978, S. 450, Nr. 2899

Rudolf Theilmann und Edith Ammann, Die deutschen Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Abbildungen, Karlsruhe 1978, S. 417  

 

Z 4      Carl Reinhard (geb. 1780), Bruder der Künstlerin, Brustbild nach links. Um 1800

darunter: Sinkendes Schiff, am Ufer ein Anker. Um 1808

Portrait und Schiff sind auf ein größeres Papierblatt untereinander geklebt und  beiderseits mit einer Bambuspflanze in Grisaillemalerei gerahmt.

Pinsel in Aquarell- und Deckfarben auf weißlichem Papier

26,3 x 21,3 cm

Portrait 20,1 x 21,3 cm

Sinkendes Schiff  4,6 x 14,4 cm

„Der Dargestellte ging als Kaufmann nach St. Thomas (Westindien) und ist 1807 oder 1808 auf See verschollen. Auf seinen Tod bezieht sich die untere Darstellung mit dem Schiffbruch. Sie wurde, zusammen mit dem sicher früher nach dem lebenden Modell entstandenen Portrait, auf ein größeres Blatt geklebt“ (siehe Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 15, 1978, S. 119f. und Abb. 20)

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1977-10

Carl Friedrich Reinhard, wurde am 16. April 1780 als zweitältester Sohn des Maximilian und der Jacobina Reinhard in Birkenfeld geboren und ertrank um 1807 bei einem Schiffbruch in der Karibik. Er war im März 1800 mit einem Empfehlungsschreiben des Markgrafen Carl Friedrich an den königl. dänischen Vice-General-Gouverneur Obrist von Mühlenfels nach der damals dänischen Karibikinsel St. Thomas abgereist, um als Handlungsbedienter im Hause des Bremer Kaufmanns Heinrich Rötgers tätig zu werden (GLA Karlsruhe Bestand 233 Nr. 959). Heinrich Rötgers wurde im Februar 1804 zum Konsul seiner Majestät des Königs von Preußen für St. Thomas in Westindien ernannt (zu Heinrich Rötgers siehe die Biographie in: Karl H. Schwebel, Bremer Kaufleute in den Freihäfen der Karibik. Von den Anfängen des Bremer Überseehandels bis 1815, Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen, hrsg. v. Adolf E. Hofmeister, Bd. 59, 1995, S. 251)

  

Z 5      Maximilian Wilhelm Reinhard (geb. 1748), Vater der Künstlerin, Brustbild, leicht nach rechts gewandt. Um 1806

Pinsel in Aquarell- und Deckfarben auf weißlichem Papier

20,5 x 17,1 cm

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1977-7

Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 15, 1978, S. 119

 

Z 6      Margarete Geiger beim Malen in Schleißheim. 1807

Aquarell

10,5 x 8 cm

Privatbesitz Schweinfurt

Rückseitig bezeichnet: [Hi]er überschickt Ihnen die Freundin S. R. das Portrait (welches aber nicht gleicht) von Margarethe Geiger; ‒ wäre es nicht möglich daß ich als Gegen Geschenk das Bild von Catharine G erhielte? Sey es in dem sie den Bloksberg auf dem Besen besucht, oder als Schöpferin der kindlichen Scizzen.

Sophie R.

Margarete Geiger, Briefe der Malerin aus Würzburg, Bamberg, München und Wien an ihre Familie in Schweinfurt 1804-1809, Einführung Erich Schneider. Hrsg. Friederike Kotouč, Schweinfurter Museumsschriften, 12/1987, Nürnberg 1987, S. 114

Bettina Baumgärtel, „…ihr werten Frauenzimmer, auf!“, Malerinnen der Aufklärung, Ausst.-Kat. Roseliushaus Bremen, Bremen 1993, Abb. 10, S. 39

Zwischen Ideal und Wirklichkeit – Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850, hrsg. Bärbel Kovalevski, Ausst.-Kat. Schlossmuseum Gotha und Rosgartenmuseum Konstanz, Ostfildern-Ruit 1999, D 13, S. 134

 

 

Margarete Geiger beim Malen in Schleißheim.

Aquarell von Sophie Reinhard, 1807.

Privatbesitz Schweinfurt

 

Z 7      Selbstbildnis. Um 1809

Schwarze und rote Kreide auf Pergament

12,1 x 9,0 cm

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1977-5

Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, München 2009, Bd. 2, S. 78, Abb. 208

Jutta Assel und Georg Jäger, Johann Peter Hebel, Alemannische Gedichte. Illustriert von Julius Nisle und Sophie Reinhard, Oktober 2013 http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/Images/db/wiss/bildende_kunst/illustrationen/hebel/alemannische_gedichte_nisle/Reinhard_Selbstbildnis__300x396_.jpg

Zugriff vom 11. Oktober 2013

 

Z 8      Maximilian Wilhelm Reinhard (geb. 1748), Vater der Künstlerin, ganze Figur nach links an einem Tisch sitzend. Um 1810

Deckfarben auf dünnem Karton

34,2 x 26,2 cm

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1977-6

Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 15, 1978, S. 119

 

Z 9      Ottilie mit totem Kind im Kahn. 1810

Schwarze Kreide auf Tonpapier

30,8 x 40,2 cm

Signiert unten links „Sophie Reinhard.“ Rechts unten von Sophie Reinhard bezeichnet „ zum ersten mahl drückte sie ein Lebendiges/an ihre nakte reine Brust, ach! und kein Lebendiges/Göthes Wahlverwandschaften“

Klassik Stiftung Weimar, Museen/Inv.-Nr. KK 7245

Zwischen Ideal und Wirklichkeit – Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850, hrsg. Bärbel Kovalevski, Ausst.-Kat. Schlossmuseum Gotha und Rosgartenmuseum Konstanz, Ostfildern-Ruit 1999, E 40, S. 135

Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, München 2009, Bd. 1, S. 243, Bd. 2, S. 192, Abb. 210

 

 

Ottilie mit totem Kind im Kahn. Szene aus J. W. v. Goethes Wahlverwandtschaften.

Klassik Stiftung Weimar, Museen/Inv.-Nr. KK 7245

 

Z 10    Ottilie auf dem Totenbett. 1810

Schwarze Kreide auf Tonpapier

30,4 x 40,2 cm

Signiert unten links „Sophie Reinhard.“ Rechts unten von Sophie Reinhard bezeichnet „Zärtliche Mütter brachten zuerst heimlich/ihre Kinder, die von irgend einem Übel behaftet/waren,         Göthes Wahlverwandschaften“

Klassik Stiftung Weimar, Museen/Inv.-Nr. KK 7244

Zwischen Ideal und Wirklichkeit – Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850, hrsg. Bärbel Kovalevski, Ausst.-Kat. Schlossmuseum Gotha und Rosgartenmuseum Konstanz, Ostfildern-Ruit 1999, E 39, S. 170

Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, München 2009, Bd. 1, S. 243, Bd. 2, S. 192, Abb. 209

 

 

Ottilie auf dem Totenbett. Szene aus J. W. v. Goethes Wahlverwandtschaften.

Klassik Stiftung Weimar, Museen/Inv.-Nr. KK 7244

 

Z 11    Italienisches Mädchen in Festtagstracht. Um 1810/1811

Aquarell über Bleistift

28,3 x 21,8 cm

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1986-62

Sammlung Karl Friedrich Emrich Freiherr von Uexküll-Gyllenband

Horst Vey, Die Sammlung des Freiherrn von Üxküll (1755-1832) und ihre späteren Geschicke, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 42, 2005, S. 88

Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, München 2009, Bd. 1, S. 236, Bd. 2, S. 77 und 187, Abb. 200

 

Z 12    Italienisches Skizzenbuch. Um 1813

48 elfenbeinfarbige Zeichenblätter mit einem Wz.: Wappen mit bekröntem Adler, darunter: B.

19,8 x 26,0 (Skizzenbuch); 19,0 x 25,2 cm (Blätter)

Vorsatzblatt, leer, danach sind die folgenden Blätter von 1 bis 47 durchnummeriert

Fol. 1 Verschiedene Pflanzen zwischen Steinen

Fol. 1r weiß

Fol. 2 Betender Mönch

Bez. l. u.: nach der Natur

Fol. 2r weiß

Fol. 3 Lesender Mönch

Bez. r. u.: nach der Natur

Fol. 3r weiß

Fol. 4 Rechter und linker Ärmel eines Kleides

Fol. 4r weiß

Fol. 5 Sitzende Frau nach links (Kleiderärmel wie Fol. 4)

Fol. 5r weiß

Fol. 6 Sitzender rauchender Mann

Fol. 6r weiß

Fol. 7 Flöte spielender Hirte

Bez. auf dem Stein: Giovanni Santalamaza/Capraro/18. anni/1813. Cacentione

Rechts daneben: Ziegenpelz weiß/Stiefel u. Schuh schw./Capinal u. Hosen/blau.

Fol. 7r weiß

Fol. 8 Brunnen in Landschaft mit Bäumen

Fol. 8r weiß

Fol. 9 Zwei Faltenstudien eines Mantels

Fol. 9r weiß

Fol. 10 Blick auf eine Häusergruppe in Rom

Bez. r. u.: Pallazzo Rospiliori/a Roma

Fol. 10r weiß

Fol. 11 Zwei Portraits

Bez. l. u.: Marianna von Mez, darunter in der Mitte: Portrait

Fol. 11r weiß

Fol. 12 Der Dom von Orvieto

Bez. r. u.: Duomo di Orvietto

Fol. 12r weiß

Fol. 13 Abtei in Orvieto

Bez. l. u.: Abtey zu Orvietto

Fol. 13r weiß

Fol. 14 Sitzender Christus mit Kelch

Bez. r. u.: nach einer alten Statue zu/Orvietto

Fol. 14r weiß

Fol. 15 Romantisches Gemäuer mit Hirten bei Orvieto

Bez. r. u.: Abbatia vicino d’orvietto

Fol. 15r weiß

Fol. 16 Umrisse zweier stehender Männer

Fol. 16r weiß

Fol. 17 Bianca Milesi, auf einem Esel reitend

Bez. u. r.: Bianca Milesi a Somaro/d’al vero

(http://swbexpo.bsz-bw.de/skk/detail.jsf?id=E36A4E0B404F00F633FD8EB2077FF1F0&img=1 , Zugriff vom 05. Juni 2013)

Fol. 17r weiß

Fol. 18 Architekturkulisse mit zwei Mönchen in Orvieto

Bez. r. u.: Cortile dei Dominicani/a Orvietto

Fol. 18r weiß

Fol. 19 Ansicht eines Stadttores in Orvieto und einer spinnenden Bäuerin

Bez. l. u.: Porta a Orvietto

Fol. 19r weiß

Fol. 20 Stadttor in Orvieto

Bez. l. u.: Porta della rocca a Orvietto

Fol. 20r weiß

Fol. 21 Brustbild eines männlichen Modells

Fol. 21r weiß

Fol. 22 Skizze eines knienden Königs und einer Frau nach dem Fresko von Perugino im Oratorio di Santa Maria dei Bianchi in Città della Pieve

Bez. u. Mitte: nach Pietro Perugino

Fol. 22r weiß

Fol. 23 Skizzen eines knienden  Königs und des heiligen Joseph nach dem Fresko von Perugino im Oratorio di Santa Maria dei Bianchi in Città della Pieve

Bez. u. Mitte: nach P. Perugino

Fol. 23r weiß

Fol. 24 Portrait des Pietro Perugino

Bez. r. u.: Pietro Perugino, 1504/Città della Piéve.

Fol. 24r weiß

Fol. 25 Eingang zur Chiesa di Sant’ Agostino in Città della Pieve

Bez. r. u.: Madonna delle/vechi chiusi fuori della/porta di St. Agostino di città/della Pieve. dipinta di/P. Perugino.

Fol. 25r weiß

Fol. 26 Portrait eines bärtigen Mannes

Fol. 26r weiß

Fol. 27 Sitzende Madonna mit Jesuskind auf dem Schoß nach dem Fresko von Perugino im Oratorio di Santa Maria dei Bianchi in Città della Pieve

Bez. u. Mitte: nach P. Perugino

Fol. 27r weiß

Fol. 28 Vaterhaus des Pietro Perugino in Città della Pieve

Bez. r. u.: Casa Paterna di Pietro Vannuci/detto Perugino, in città della/Pieve sua Patria.

Fol. 28r weiß

Fol. 29 Portal der Chiesa di Sant’ Agostino in Città della Pieve

Bez. r. u.: Porta di St. Agostino/città della Pieve

Fol. 29r weiß

Fol. 30 Kastell in Orvieto

Bez. r. u.: Castello a Orvietto

Fol. 30r weiß

Fol. 31 Palazzo dei Papi in Orvieto

Bez. r. u.: a Orvietto

Fol. 31r weiß

Fol. 32 Sechs Vogelstudien

Bez. r. u.: nach der Natur

Fol. 32r Durchzeichnung eines Vogels

Fol. 33 Zeichnende Frau und Brustbild eines Mannes

Bez. l. o.: ? Eißenlohr

Fol. 33r weiß

Fol. 34 Portrait einer Frau mit gelocktem Haar

Bez. r. u.: nach Natur

Fol. 34r weiß

Fol. 35 Sitzende Frau von vorne

Fol. 35r weiß

Fol. 36 Betende vor einem Altar mit Standbild des auferstandenen Christus’

Bez. r. u.: Composizion v. S R.

Fol. 36r weiß

Fol. 37 Cecha, Haushälterin bei Bianca Milesi

Bez.: Signora Cecha/bonna della Sca/Bianca

Fol. 37r weiß

Fol. 38 Epitaph für Martin Rethausen auf dem Campo Teutonico in Rom

Bez. auf dem Stein: MARTIN/RETHA/USIN./LAUTENMACHER/AUS SALZBURG/1542

Rechts daneben: Grabstein auf/dem Schweizer/Gotsacker zu R.

 Fol. 38r weiß

Fol. 39 Torbogen vor der Kirche San Saba in Rom

Bez. r. u.: S. Saba. Roma

Fol. 39r weiß

Fol. 40 Frauenportrait

Bez. r. u.: nach Natur

Fol. 40r weiß

Fol. 41 Studie eines Baumes, eines Hundes und ein Mädchenportrait

Fol. 41r weiß

Fol. 42 Kinderportrait

Fol. 42r weiß

Fol. 43 Sitzender Junge mit übereinandergeschlagenen Beinen

Bez. r. u: nach Natur Roma

Fol. 43r weiß

Fol. 44 Portrait einer jungen Frau

Fol. 44r weiß

Fol. 45 Pinie im Garten des Palazzo Colonna in Rom

Bez. r. u.: Pigna im Garten Collonna zu Rom

Fol. 45r weiß

Fol. 46 Sitzender Mann mit Hut

Fol. 46r weiß

Fol. 47 leer

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1969-7

Auf dem vorderen Umschlagdeckel ist ein Schildchen aufgeklebt mir dem  von fremder Hand geschriebenen Text: Sophia Reinhard’s/Röm. Skizzenbuch/v. 1813. Der vordere Innendeckel des Skizzenbuches enthält folgenden von fremder Hand geschriebenen Text: vermutl. 1813 s. Zeichnung „Capraro“/Skizzenbuch d. Malerin/Sophia Carolina, Friderica, Petronella Reinhard – der Schwester der Mutter meines Grossvaters/Hauptmann Max Eisenlohr/gezeichnet um 1813./Sophie Reinhard, die Erbauerin/des Lindenstrass-Häuschens (Kriegsstr. 52)/im Jahr 1826 – s. Grundstein daselbst./geb. 9. Juni 1775 zu Kirchberg/gest. 17. Dez 1844 zu Karlsruhe, B. 69 alt/Rob. Schnetzler. Herrsching/(Heimat Karlsruhe).

Die Skizzen und Zeichnungen lassen den Schluss zu, dass das Skizzenbuch von der Künstlerin um 1811 begonnen wurde (am 20. Juni 1811 schreibt sie an Freiherr von Uexküll: „Die nechste Woche gedenke ich nach Tivoli zu gehn, um einige Pflanzen zu zeichnen“), ab Fol. 12 werden Eindrücke ihrer Reise im Juli 1813 zusammen mit Bianca Milesi nach Orvieto und Città della Pieve, der Heimat Peruginos, dargestellt, ab Fol. 32 zeichnet sie mehrmals römische Motive.

Rudolf Theilmann und Edith Ammann, Die deutschen Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1978, S. 451, Nr. 2902

Zwischen Ideal und Wirklichkeit – Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850, herausgegeben von Bärbel Kovalevski, Ausst.-Kat. Schlossmuseum Gotha und Rosgartenmuseum Konstanz, Ostfildern-Ruit 1999, Abb. 38, S. 75, G 25, S. 211

Joachim Rees, Lust und Last des Reisens, Kunst- und reisesoziologische Anmerkungen zu Italienaufenthalten deutscher Maler 1770-1838, in: Frank Büttner und Herbert W. Rott (Hrsg.), Kennst Du das Land. Italienbilder der Goethezeit, Ausst.-Kat. Neue Pinakothek München, München und Köln 2005, S. 73, Abb. 8

Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, München 2009, Bd. 2, S. 77 und 189, Abb. 203 und 204, S. 190, Abb. 205 und 206, S. 191, Abb. 207

Viaggio in Italia, Künstler auf Reisen 1770-1880, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 2010, Nr. 17, S. 105

 

Z 13    Kindliche Treue. Die Flucht des Caspar Maler von Pforzheim nach Landau. 1818

Zeichnung

Stadtarchiv Pforzheim (laut Schreiben vom 14.07.2015 dort nicht mehr auffindbar)

Es ist zu vermuten, dass diese Zeichnung als Kupferstich im Taschenbuch „Rheinblüten“ erscheinen sollte. Vielleicht verzögerte sich die Fertigstellung der Zeichnung durch die Reise von Sophie Reinhard mit Bianca Milesi im Frühjahr 1818 nach Ungarn. Jedenfalls erschien tatsächlich im 1. Jahrgang, der von Friederike Robert herausgegebenen „Rheinblüten“, zu der Geschichte „Kindliche Treue“ ein Kupferstich, gezeichnet von Joseph Peroux, gestochen von Aloys Kessler. Verlegt wurden die „Rheinblüten“ seit 1819 von Gottlieb Braun, dem Bruder der Herausgeberin, in Karlsruhe. Für den 2. Jahrgang der „Rheinblüten“ fertigte Sophie Reinhard dann die Zeichnung zu dem Kupferstich „Adolph von Nassau“.

Hadwig Hoffmann, Die Familien-Stipendien-Stiftungen der Familie Maler in Baden, in: Archiv für Sippenforschung, 51. Jg., 1985, Heft 100, Abb. S. 285 „Caspar Maler floh nach der von den Schweden verlorenen Schlacht von Nördlingen (6. 9. 1634) mit seiner Familie vor den kaiserlichen Truppen von Pforzheim nach Landau in der Pfalz. Seine alte Mutter zog er auf einem Handkarren den weiten Weg bis zum Rhein. … In seinem „Badischen Sagenbuch“ hielt Eduard Brauer diese Flucht in Gedichtform fest und die Malerin Sophie Reinhardt illustrierte sie mit Hilfe von alten Familienbildnissen.“

 

 

Die Flucht des Caspar Maler mit seiner Familie von Pforzheim nach Landau. 

Stadtarchiv Pforzheim (Foto: Karl Deuchler, Pforzheim)

 

Z 14    Hans und Verene aus Hebels Alemannischen Gedichten. Um 1820

Bleistift auf beigefarbenem Papier mit Wz.: A F

26,6 x 22,0 cm

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. VIII 2211

Rudolf Theilmann und Edith Ammann, Die deutschen Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1978, S. 451, Nr. 2901

Rudolf Theilmann und Edith Ammann, Die deutschen Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Abbildungen, Karlsruhe 1978, S. 417

Schwarzwaldbilder Kunst des 19. Jahrhunderts, Ausst.-Kat. Städtische Galerie Karlsruhe, Karlsruhe 2016, S. 227, Abb. 3, S. 38

 

Z 15    Die Häfnet-Jungfrau aus Hebels Alemannischen Gedichten. Um 1820

Aquarell und Gouache

Verbleib unbekannt

Kunst- und Industrie-Ausstellung Karlsruhe 1823, Katalog Nr. 65

Ludwig Schorn, Kunstblatt, 4. Jg., Tübingen 1823, S. 195: „Aus der Hefnetjungfrau würde der treffliche Alemannische Sänger sein eignes Lied wieder herausdichten können, wenn es sich auch in seinem Gedächtniß bis auf die lezte Spur verwischt hätte. So muß man Poesie in Gestalt und Farbe übersetzen.“

Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst, 14. Jg., Wien 1823, S.116 („Trefflich hat sie in Gouache, „die Häfnetjungfrau“ aus Hebels alemanischen Gedichten ausgeführt, wie die übermüthige Jungfrau von ihrem stattlichen Schloß, über rothe Tücher zur Kirche schreitet, und über die Gräber des Freydhofs, bey dem Beinhause angelangt, von einem ehrwürdigen Greise, ernste Worte der Mahnung und Warnung hören muß. Im Hintergrund sieht man durch die offene Pforte in die Kirche hinein, wo das Hochamt bereits begonnen hat, und Altar und Priester von einem, durch bunte Fenster einfallenden Lichtstrahl herrlich beleuchtet sind.“)

Arthur von Schneider, Die Förderung des Klassizismus durch den Badischen Kunstverein, in: 1818-1968, Festschrift zum 150jährigen Jubiläum des Badischen Kunstvereins Karlsruhe, Karlsruhe 1968, S. 52

 

Z 16    Ländliches Fest aus Anlass der Aufhebung der Leibeigenschaft in Baden am 23. Juli 1783 durch Markgraf Karl Friedrich. 1821

Aquarell, Tuschpinsel und Deckfarben auf beigefarbenem Papier mit Wz.: J WHATMAN/1813

53,4 x 69,3 cm

Signiert und datiert u. r. von der Mitte „S. Reinhard fecit/1821“

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. P. K. I 489-169

Kunst- und Industrie-Ausstellung Karlsruhe 1821, Katalog Teil II, No. 1

Ludwig Schorn, Kunstblatt, 2. Jg., 1821, S. 311 „Voll Leben und Bewegung, trefflich angeordnet und gerundet, die Motive naiv, nicht gemein, wie bey so manchen Holländern und Flamändern.“

Brief der Künstlerin über abgelieferte Pflichtbilder für den Großherzoglichen Hof vom 24. Juni 1823

Karlsruher Beobachter, Nr. 59, 23. Juli 1846

Friedrich von Bötticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1901, Bd. 2/1, S. 376, Nr. 2

Karl Koelitz, Katalog der Gemälde-Galerie. Staatliche Kunsthalle zu Karlsruhe, Karlsruhe 1920, Neuerwerbungen 1882-1920, Inv.-Nr. 768, S. 113

Arthur von Schneider, Die Förderung des Klassizismus durch den Badischen Kunstverein, in: 1818-1968, Festschrift zum 150jährigen Jubiläum des Badischen Kunstvereins Karlsruhe, Karlsruhe 1968, S. 56

Rudolf Theilmann und Edith Ammann, Die deutschen Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1978, S. 450, Nr. 2900

Kunst in der Residenz – Karlsruhe zwischen Rokoko und Moderne, herausgegeben von Siegmar Holsten, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Heidelberg 1990, S. 113, Nr. 25

Karin Stober, Denkmalpflege zwischen künstlerischem Anspruch und Baupraxis, Stuttgart 2003, Abb. 3, S. 37 „Als Kulisse dienen heimische Fachwerkhäuser und die Lichtenthaler Klosterkirche“

Siehe dazu auch: Adrian Braunbehrens (Hrsg.), Sophie Reinhard, Zehn Blätter zu Hebels Alemannischen Gedichten, Neuauflage, Heidelberg 1996, S. 53

 

 

  

Ländliches Fest aus Anlass der Aufhebung der Leibeigenschaft in Baden am 23. Juli 1783 durch Markgraf Karl Friedrich.

Aquarell von Sophie Reinhard, 1821.

© Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. Inv.-Nr. P. K. I 489-169

 

Z 17    Biblische Geschichten. Um 1822

Zeichnungen

Verbleib unbekannt

Ludwig Schorn, Kunstblatt, 3. Jg., Tübingen 1822, S. 68: „Fräulein Reinhard hat einige geistvolle Zeichnungen aus der biblischen Geschichte vollendet.“

 

Z 18    Tod des Tasso im Kloster San Onofrio. Um 1823

Aquarell und Gouache

Verbleib unbekannt

Kunst- und Industrie-Ausstellung Karlsruhe 1823, Katalog Nr. 60

Ludwig Schorn, Kunstblatt, 4. Jg., Tübingen 1823, S. 195: „Als der unsterbliche Dichter des befreyten Jerusalems sein Ende herannahen fühlte, ließ er sich ins Kloster St. Onofrio in Rom bringen, und starb dort, unter dem Gebete frommer Mönche. Wir halten die Composition dieses Bildes für die vorzüglichste unter denen, welche die Künstlerin zur Ausstellung gegeben. Alles ist tief empfunden und die Zeichnung und Anordnung haben etwas Großartiges. Vielleicht hätte Tasso selbst weniger historisch aufgefaßt werden sollen. Allerdings hatte ein feindseliges Geschick jede Lust und Kraft seines Lebens zerstört, und sein Herz war im derben Leid gebrochen. Allein der Engel seiner lezten Stunde konnte ja den bösen Traum der Vergangenheit von seiner Stirne hinwegscheuchen, und das trübe Auge durch einen Blick nach oben erheitern. — Durch die Verbindung der Aquarell mit der Guaschmanier ist es der Künstlerin gelungen, mehr Kraft und Haltung in das Bild zu bringen, und der Oelmalerey näher zu kommen.“

 

 

Druckgraphik

 

D 1, I   Zehn Blätter nach Hebels Allemannischen Gedichten, componirt und radirt von Sophie Reinhard. (=Titel auf Original-Interimsumschlag).

Plattengröße ca. 31,5 x 26,5 cm; Bildgröße ca. 26,0 x 22,0 cm; Großfolio (Blattgröße unbeschnitten) ca. 55,5 x 43,0 cm.

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inv.-Nr. 1944-591 (gebundenes Exemplar mit eingebundenem Original-Interimsumschlag) und Inv.-Nr. 1950-163 bis 172, (beide Exemplare ohne Blattnummerierung), British Museum, Signatur 2003,0531.24.1-10 (http://www.britishmuseum.org/research/collection_online/collection_object_details.aspx?objectId=1336678&partId=1&searchText=&images=&people=134163&place=&from=&fromDate=&to=&toDate=&object=&subject=&matcult=&technique=&school=&material=&ethname=&ware=&escape=&museumno=&bibliography=&citation=&sortBy=producerSort&peoA=134163-3-14&plaA=&termA=&view=list&page=12).

Textblatt mit dem Vorwort von Johann Peter Hebel sowie Angaben zum Druckort und Verlag fehlen in den Exemplaren der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und des Britischen Museums.

Blatt 1 der Radierungen: Rechts unten signiert in kleiner Druckschrift: S. Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Der Carfunkel. „Hesch echt s Eckstei=Aß? s bidütet e rothe Carfunkel;

Blatt 2 der Radierungen: Rechts unten signiert in Schreibschrift: Sophie Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Der Carfunkel. „Nummen uf en einzig Wörtli!“ „Loß mi ungheit iez!

Blatt 3 der Radierungen: Unten mittig mit Lettern gedruckt: Der Charfunkel. „O mi bluetig Herz,“ so stöhnts no lisli im Falle,

Ohne Signatur.

Blatt 4 der Radierungen: Rechts unten signiert in Schreibschrift: S. Reinhard. fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Das Hexlein. se chunnt e Hexli wohlgimuth, und frogt no frey: „Hauts Messer gut?“

Blatt 5 der Radierungen: Rechts unten signiert in Schreibschrift: S. Reinhard fecit.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Hans und Verene. Chumm, lüpf mer Hans! Was fehlt der echt?

Blatt 6 der Radierungen: Unten mittig mit Lettern gedruckt: Gespenst an der Kanderer Straße. zlezt seit er: „Bini echterst, woni sott?“

Ohne Signatur.

Blatt 7 der Radierungen: Unten mittig mit Lettern gedruckt: Der Statthalter von Schopfheim. „Friedli, bischs?“ „I meins emol!“

Ohne Signatur.

Blatt 8 der Radierungen: Unten mittig mit Lettern gedruckt: Der Statthalter von Schopfheim. „Nu, se sagi Jo, i willich ordli regiere.“

Ohne Signatur.

Blatt 9 der Radierungen: Unten mittig mit Lettern gedruckt: Auf einem Grabe. Schlof wohl, schlof wohl im chüele Bett!

Ohne Signatur.

Blatt 10 der Radierungen: Unten mittig mit Lettern gedruckt: Der Wegweiser. Guter Rath zum Abschied. Doch wandle du in Gottis Furcht, i roth der, was i rothe cha!

Ohne Signatur.

 

D 1, II  Zehn Blätter nach Hebels Alemannischen Gedichten, componirt und radirt von Sophie Reinhard.

Heidelberg, bey Mohr und Winter. 1820.1

Plattengröße ca. 31,5 x 26,5 cm; Bildgröße ca. 26,0 x 22,0 cm; Großfolio (Blattgröße unbeschnitten) ca. 55,5 x 43,0 cm.

Art Institute Chicago, Gift of Dorothy Braude Edinburg to the Harry B. and Bessie K. Braude Memorial Collection, 2013.427 (http://www.artic.edu/aic/collections/artwork/129560?search_no=1&index=0), Universitätsbibliothek Heidelberg, Signatur C7259 Gross RES, Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Signatur 052C 8 RH (Original-Interimsbroschur mit montiertem Titelschild2 auf Vorderumschlag), Philadelphia Museum of Art, Accession-Nr. 1985-52-42085, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Signatur 53g/90010.

Textblatt mit dem Vorwort von Johann Peter Hebel.3

Blatt 1 der Radierungen: Rechts unten signiert in kleiner Druckschrift: S. Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Der Carfunkel. „Hesch echt s Eckstei=Aß? s bidütet e rothe Carfunkel;

Blatt 2 der Radierungen: Rechts unten signiert in Schreibschrift: Sophie Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Der Carfunkel. „Nummen uf en einzig Wörtli!“ „Loß mi ungheit iez!

(Rechts oben Blattnummerierung 2 aufgestempelt, bläuliche Stempelfarbe).

Blatt 3 der Radierungen: Rechts unten signiert in kleiner Druckschrift: S. Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Der Charfunkel. „O mi bluetig Herz,“ so stöhnts no lisli im Falle,

(Rechts oben Blattnummerierung 3 aufgestempelt, bläuliche Stempelfarbe).

Blatt 4 der Radierungen: Rechts unten signiert in Schreibschrift: S. Reinhard. fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Das Hexlein. se chunnt e Hexli wohlgimuth, und frogt no frey: „Hauts Messer gut?“

Blatt 5 der Radierungen: Rechts unten signiert in Schreibschrift: S. Reinhard fecit.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Hans und Verene. Chumm, lüpf mer Hans! Was fehlt der echt?

Blatt 6 der Radierungen: Rechts unten signiert in kleiner Druckschrift: S. Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Gespenst an der Kanderer Straße. zlezt seit er: „Bini echterst, woni sott?“

Blatt 7 der Radierungen: Rechts unten signiert in kleiner Druckschrift: S. Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Der Statthalter von Schopfheim. „Friedli, bischs?“ „I meins emol!“

Blatt 8 der Radierungen: Rechts unten signiert in kleiner Druckschrift: S. Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Der Statthalter von Schopfheim.4 „Nu, se sagi Jo, i willich ordli regiere.“

Blatt 9 der Radierungen: Rechts unten signiert in kleiner Druckschrift: S. Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Auf einem Grabe.5 Schlof wohl, schlof wohl im chüele Bett!

(Rechts oben Blattnummerierung 9 aufgestempelt, bläuliche Stempelfarbe).

Blatt 10 der Radierungen: Rechts unten signiert in kleiner Druckschrift: S. Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Der Wegweiser. Guter Rath zum Abschied. Doch wandle du in Gottis Furcht, i roth der, was i rothe cha!

(Rechts oben Blattnummerierung 10 aufgestempelt, bläuliche Stempelfarbe).

Ludwig Schorn, Kunstblatt, 1. Jg., Tübingen 1820, S. 59

Ludwig Schorn, Kunstblatt, 1. Jg., Tübingen 1820, S. 319

In einem Brief der Künstlerin über abgelieferte Pflichtbilder für den Großherzoglichen Hof vom 24. Juni 1823 sind die „zehn radirte und von mir componierte Blätter zu Hebels Allemannischen Gedichten“ ebenfalls aufgeführt.

Karl Goedeke, Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung, 2. Auflage, Dresden 1906, 7. Bd., S. 538.

Arthur Rümann,  Die illustrierten deutschen Bücher des 19. Jahrhunderts, Stuttgart 1926, S. 224, No. 1747.

 

1 Über den Verkaufspreis finden sich sehr unterschiedliche Angaben, welche zum einem auf die Umrechnung von Gulden-Währung in Taler-Währung zurückzuführen sein könnten oder der unterschiedliche Preis bezieht sich auf unterschiedliche Ausgaben:

Ludwig Schorn, Kunstblatt, 1. Jg., Tübingen 1820, S. 319. Preis: 5 Gulden 30 Kreuzer.

Allgemeiner Bericht von neuen Büchern, Landkarten, Musikalien und andern Kunstartikeln, April, Mai und Juni 1820, Heidelberg Mohr und Winter, S. 162. Preis: 8 Gulden 15 Kreuzer.

Johann Samuel Ersch, Handbuch der deutschen Literatur seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis auf die neueste Zeit, Leipzig 1823, 2. Bd., S. 70, Nr. 559. Preis: 7 Thaler 12 Groschen.

 

2 Titelschild ca. 21,5 x 34,5 cm klebt über dem aufgedruckten Titel und lautet: Zehn Blätter/nach/Hebels Alemannischen Gedichten,/componiert und radirt/von/

Sophie Reinhard./Heidelberg,/bey Mohr und Winter./1820.

 

3 Der Text des Vorwortes lautet: „Die Verlagshandlung dieser Blätter wünscht, daß ich sie mit einem Vorwort begleiten möge. Die Künstlerin erlaubt es, und ich spreche unbedenklich vor dem Publicum meine Freude an den schönen und sinnreichen Gestaltungen aus, welche sie geistreich und gemüthlich den Phantasieen der Dichtung gegeben hat. Mehreres darüber zu sagen enthalte ich mich. Es ist eine undankbare Bereitwilligkeit, dem Publicum loben zu wollen, was sich selber lobt, und denen, die Sinn und Gefühl haben, vorzusagen, was sie sehn und fühlen sollen. Nur Eins erlaube ich mir daher zu sagen, was sich nicht von selbst sehen und erkennen läßt. Schon oft haben Personen, welche die alemannischen Gedichte mit ihrem Beifall ehren, den Wunsch geäußert, daß Kupfer dazu in getreuer Nachbildung der nationalen Tracht und Eigenthümlichkeit des Völkleins, das in ihnen lebt, gegeben werden möchten. Ein Versuch, der in der dritten Auflage der Gedichte gemacht wurde, ist nur wenig gelungen. Sophie Reinhard, die selbst einige Jahre in jener Gegend gelebt hat, und für sie eine treue Erinnerung und Liebe bewahrt, hat diese Aufgabe vollkommen erreicht.

 

So sind sie in ihrem ganzen Thun und Wesen bis in ihr Inneres hinein, wie sie hier Theilweis erscheinen. Das schöne Bild der Tochter des Statthalters ist auch in dieser Hinsicht meisterhaft. Wie an ihr die vollständige weibliche, so stellt sich in Käthchen neben dem Kapuziner die leichtere jungfräuliche Tracht vollendet dar, und wer besonders die ältere und schönere sogenannte marggräfler Kleidung noch kannte, die sich immer mehr modernisirt und verkünstelt, der wird sie mit Vergnügen hier wieder finden, und dem Andenken aufbewahrt sehn. Verene am Brunnen ist in eine benachbarte vaterländische Nationaltracht eingekleidet, zu deren Wahl die aufmerksame Künstlerin, so wie zu dem Heiligenbilde auf dem Brunnen durch die Stelle: « Du hast mich aus dem Fegfeuer geholt » sich veranlaßt sah.

 

Noch bin ich der sinnreichen Künstlerin die Gerechtigkeit des Geständnisses schuldig, daß ich nur einige dieser Kunstwerke fast in ihren ersten Entwürfen, und die meisten erst in den vollendeten Abdrücken gesehen habe, und an allem Verdienst ihrer Anlage und der weiteren Ausführung einiger Gedanken keinen Antheil habe, auch nicht an den heiter launigten Zuthaten, welche die Einweihung des Statthalters umgeben.

                                                                                                                                            Hebel.“

 

4 An diesem Blatt ist besonders deutlich zu erkennen, dass Julius Nisle 1837 bei seinen Umrissen zu „J. P. Hebel’s allemanischen Gedichten“ auf die Vorlage von Sophie Reinhard zurückgegriffen hat. August Lewald schreibt dazu in Europa, Jg. 1837, Bd. 2, Seite 336: „Dieses sechste Blatt zu dem Statthalter von Schopfheim ist nach einem rad. Blatte von Sophie Reinhard gearbeitet, welches Hebel sehr hoch hielt. In dem jungen Manne links, der das beobachtende Auge auf die Gruppen richtet, hat unser Künstler sich selbst porträtirt.“

 

5 Auf dem Friedhof stehen Kreuze und Grabmale, welche die Namen von verstorbenen Verwandten und Freunden der Künstlerin tragen: Auf der linken Seite ein Steinkreuz mit der Inschrift A. MILESI (wohl Antonietta Milesi, die 1814 verstorbene Schwester ihrer Freundin Bianca Milesi) und darunter ein Holzkreuz mit dem Namen S. GRIESBACH (wohl Salome Griesbach). In der Mitte steht ein großes Steinkreuz mit dem Namen MAX REINHARD (Vater der Künstlerin, gestorben 1812) und auf der rechten Seite zwei mit einem gewundenen Kranz verbundene Kreuze, welche die Initiale W. M. und E. M. tragen und darunter ein Grabstein mit den Initialen C. R. (wohl für Carl Reinhard, Bruder der Künstlerin, der im März 1800 als Kaufmann nach St. Thomas/Westindien ging und um 1807 auf See verschollen ist) und daneben ein Kreuz mit der Inschrift M. Geiger (Margarete Geiger). Bei den Initialen W. M. und E. M. könnte es sich um die Eltern ihrer Schwägerin Amalia Reinhard handeln. Deren Vater war der wirkliche Geheimrat Emanuel Meier (gest. am 5. Juni 1817) und deren Mutter Wilhelmine Meier geb. Maler (verl. Armin G. Meyer und Sabine Meyer-Carillon, Ortsfamilienbuch Karlsruhe, Teil 2, Reformierte Kirche 1722-1821, Karlsruhe 2014, S. 358).

 

D 1, III Zehn Bilder zu den Alemannischen Gedichten von J. P. Hebel.1

Carlsruhe. [ca. 1820]2

(Titel auf Original-Interimsumschlag)

Plattengröße ca. 31,5 x 26,5 cm; Bildgröße ca. 26,0 x 22,0 cm; Großfolio (Blattgröße) ca. 46 x 34 cm.

Universitätsbibliothek Basel, Signatur: Hoff 831 Folio (https://www.e-rara.ch/bau_1/doi/10.3931/e-rara-56101 Zugriff vom 26.04.2019)

Das Blatt mit dem Vorwort von Johann Peter Hebel ist nicht vorhanden.

Blatt 1 der Radierungen: Rechts unten signiert in kleiner Druckschrift: S. Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Der Carfunkel. „Hesch echt s Eckstei=Aß? s bidütet e rothe Carfunkel;

Blatt 2 der Radierungen: Rechts unten signiert in Schreibschrift: Sophie Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Der Carfunkel. „Nummen uf en einzig Wörtli!“ „Loß mi ungheit iez!

Blatt 3 der Radierungen: Rechts unten signiert in kleiner Druckschrift: S. Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Der Charfunkel. „O mi bluetig Herz,“ so stöhnts no lisli im Falle,

Blatt 4 der Radierungen: Rechts unten signiert in Schreibschrift: S. Reinhard. fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Das Hexlein. se chunnt e Hexli wohlgimuth, und frogt no frey: „Hauts Messer gut?“

Blatt 5 der Radierungen: Rechts unten signiert in Schreibschrift: S. Reinhard fecit.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Hans und Verene. Chumm, lüpf mer Hans! Was fehlt der echt?

Blatt 6 der Radierungen: Rechts unten signiert in kleiner Druckschrift: S. Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Gespenst an der Kanderer Straße. zlezt seit er: „Bini echterst, woni sott?“

Blatt 7 der Radierungen: Rechts unten signiert in kleiner Druckschrift: S. Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Der Statthalter von Schopfheim. „Friedli, bischs?“ „I meins emol!“

Blatt 8 der Radierungen: Rechts unten signiert in kleiner Druckschrift: S. Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Der Statthalter von Schopfheim. „Nu, se sagi Jo, i willich ordli regiere.“

Blatt 9 der Radierungen: Rechts unten signiert in kleiner Druckschrift: S. Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Auf einem Grabe. Schlof wohl, schlof wohl im chüele Bett!

Blatt 10 der Radierungen: Rechts unten signiert in kleiner Druckschrift: S. Reinhard fec.

Darunter mittig mit Lettern gedruckt: Der Wegweiser. Guter Rath zum Abschied. Doch wandle du in Gottis Furcht, i roth der, was i rothe cha!

 

1 Im Gegensatz zu den Ausgaben D 1, I und D 1, II ist der Titel von „Zehn Blätter nach…“ leicht abgewandelt in „Zehn Bilder zu den …“.

2 Als Druckort ist im Gegensatz zur Ausgabe D 1, II Carlsruhe statt Heidelberg angegeben, Verleger sowie das Jahr des Druckes fehlen.

https://www.e-rara.ch/download/pdf/15133702?name=Zehn Bilder zu den Alemannischen Gedichten von J P Hebel (Zugriff vom 26.04.2019)

 

 

 

Titel auf dem Vorderumschlag der Interimsbroschur zu den Radierungen von Sophie Reinhard (Ausgabe D 1, I)

 

 

 

Titel auf dem Vorderumschlag der Interimsbroschur zu den Radierungen von Sophie Reinhard (Ausgabe D 1, III)

 

 

 

Blatt vier: Das Hexlein. nach Hebels Alemannischen Gedichten, Zeichnung und Radierung von Sophie Reinhard (Ausgabe D 1, I)

 

 

 

Blatt neun: Auf einem Grabe. nach Hebels Alemannischen Gedichten, Zeichnung und Radierung von Sophie Reinhard (Ausgabe D 1, II)

 

 

D 2      Adolph von Nassau, gezeichnet von Sophie Reinhard und radiert von Franz Hegi.

Bildgröße ca. 10,5 x 8,1 cm.

Rechts unten signiert: F. Hegi fec.

 

 

Adolf von Nassau,  gezeichnet von Sophie Reinhard und radiert von Franz Hegi (Bildnachweis: E. Fecker)

 

Kupferstich zu der historischen Novelle „Adolph von Nassau“ von Aloys Schreiber in Rheinblüten, 2. Jahrgang, Taschenbuch auf das Jahr 1822, Karlsruhe G. Braun. 1821.

In der „Erklärung der Kupfer“ Seite XVI ist zu dem Kupferstich zu lesen: „Das historische Blatt, nach einer schönen Zeichnung von unsrer geist- und gemüthreichen Sophie Reinhard, von Hegi trefflich radiert, ist durch die Erzählung Adolf von Nassau, wohin der Moment gehört, hinreichend erklärt.“ Mitherausgeberin der „Rheinblüten“ war Friederike Robert, Schwester des Verlegers Gottlieb Braun.1

Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Signatur ZA 1315,RH,2.1822 (siehe auch http://www.musenalm.de/abbild.php?iid=55888&aid=754 Zugriff vom 22.07.2015)

 

1 Friederike Robert war ursprünglich mit Giambatista Primavesi verheiratet. Nach ihrer Scheidung heiratete sie den Dichter und Publizisten Ludwig Robert, den Bruder der Schriftstellerin Rahel Varnhagen von Ense (vergl. Jutta Rebmann, Friederike Robert (1795-1832) – „Madame! Sie sind die schönste aller Frauen! : neue biographische Züge aus Friederikes Tagebuch von 1824, in: Vom Salon zur Barrikade : Frauen der Heinezeit, herausgegeben von Irina Hundt, Stuttgart 2002, S. 143-155).

 

 

Ausstellungen

(zeitlich geordnet)

 

1811

Beteiligung an der Kunstausstellung des freien Zeichen-Instituts in Weimar mit den Kreidezeichnungen „Ottilie mit totem Kind im Kahn“ und „Ottilie auf dem Totenbett“.

(Siehe dazu: Zwischen Ideal und Wirklichkeit – Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850, herausgegeben von Bärbel Kovalevski, Ausst.-Kat. Schlossmuseum Gotha und Rosgartenmuseum Konstanz, Ostfildern-Ruit 1999, S. 154 und Weimarische Kunstausstellung 1811, in: Journal des Luxus und der Moden, herausgegeben von Carl Bertuch, Weimar 1811, 26. Bd., S. 699ff.)

 

1818

Beteiligung an der Kunstausstellung des Kunstvereins Karlsruhe mit den Gemälden „Der Tod der heiligen Catharina“ und „Elisabeth und Johannes als Kind“ mit der Bemerkung „gehören der großh. Gallerie“.

(Siehe dazu: Handschriftliches Verzeichnis der Kunstausstellung im Museum in Karlsruhe vom 12. bis 19. April 1818, GLA 69 Badischer Kunstverein/1)

 

1821

Beteiligung an der Kunst- und Industrie-Ausstellung in Karlsruhe mit dem Gemälde „Die heilige Cecilie“ (Katalog Teil I, No. 4) und dem Aquarell „Ein ländliches Fest im Oberland wegen Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahre 1783, der Ehrentag Carl Friedrichs“ (Katalog Teil II, No.1).

(Siehe dazu: Rezension von Aloys Schreiber im Kunstblatt, 2. Jg. S. 311 sowie Bericht über die Kunst und Industrie-Ausstellung für 1821 erstattet von dem Vorstand des Kunst- und Industrie-Vereins für das Großherzogthum Baden. Karlsruhe, im October 1821, C. F. Müller)

 

1823

Beteiligung an der Kunst- und Industrie-Ausstellung in Karlsruhe mit den „Oel-Gemälden“ „Markgräfin Anna von Baden, geborene Pfalzgräfin von Veldenz, Mutter des Markgrafen Georg Friedrich, speist Arme und theilt Arzneien aus“ (Kat. Nr. 9), und „Composition nach Herrn Hofrath Schreibers Gedicht, Beruhigung an Frieda“ (Kat. Nr. 11), sowie mit den „Gemälden in Aquarell“ „Tasso’s Tod“ (Kat. Nr. 60) und „Die Hefnetjungfrau aus Hebels allemannischen Gedichten“ (Kat. Nr. 65).

(Siehe dazu: Kunstnachrichten aus dem Badischen, Schorns Kunstblatt, 4. Jg., S. 27 und Die Kunst- und Industrie-Ausstellung in Karlsruhe im Mai 1823, Schorns Kunstblatt, 4. Jg. S. 193ff. Markgräfin Anna von Baden speist Arme und theilt Arzneyen aus. – Komposition nach Aloys Schreibers Gedicht: Beruhigung. An Frida im neuesten Jahrgang der Cornelia, Taschenbuch für Deutsche Frauen auf das Jahr 1823, herausgegeben von Aloys Schreiber. Ferner Karl Nehrlich, Ueber die Kunst- und Industrie-Ausstellung für das Großherzogthum Baden von 1823 in Karlsruhe. Verlag G. Braun, Karlsruhe, sowie Katalog über die Kunst- und Industrie-Ausstellung für das Großherzogthum Baden von 1823 zu Karlsruhe, G. Braun)

 

1825

Beteiligung an der Kunstausstellung in der Akademie zu Prag zu Anfang des Jahrs 1825 mit dem Gemälde „Heilige Familie“.

(Siehe dazu: Die Kunstausstellung zu Prag im Jahr 1825, Kunstblatt, 6. Jg., S. 157 sowie Kunstausstellung in der Akademie zu Prag zu Anfang des Jahrs 1825, Prag, Haase, 1825)

 

Beteiligung an der Kunst- und Industrie-Ausstellung vom 10. bis 26. Mai 1825 in Karlsruhe mit den Gemälden „Heilige Familie“ (Kat. Nr. 35) und „Markgraf Christoph der erste, entläßt die Gesandten Kaiser Maximilian’s des ersten, welche ihn unter glänzenden Anerbietungen gegen seinen Freund den Churfürsten v. der Pfalz zum Krieg zu bewegen suchen, mit der Antwort: »Ehr u. Eid gilt bei uns mehr denn Land u. Leut.«“ (Kat. Nr. 50).

(Siehe dazu: Schorns Kunstblatt, 6. Jg., S. 193 sowie Katalog über die Kunst- und Industrieausstellung für das Großherzogthum Baden von 1825 zu Karlsruhe, C. F. Müller)

 

1827

Beteiligung an der Kunst- und Industrie-Ausstellung in Karlsruhe mit den Gemälden „Bettelmönche von der Insel Ischia“ (Kat. Nr. 9), „Ein Kind in einer Landschaft“ (Kat. Nr. 29), „Ruth“ (Kat. Nr. 76) und „Conradin von Schwaben und Friedrich von Österreich“ (Kat. Nr. 160).

(Siehe dazu: Schorns Kunstblatt, 8. Jg., S. 209:„Bettelmönche auf Ischia; ein Kind in einer Landschaft; Ruth; Conradin von Schwaben und Friedrich von Oestreich“ sowie Katalog über die Kunst- und Industrie-Ausstellung für das Großherzogthum Baden von 1827 zu Karlsruhe, G. Braun)

 

1829

Beteiligung an der Kunst- und Industrie-Ausstellung in Karlsruhe mit den Gemälden „Der Tod des Torquato Tasso im Kloster zu St. Onofrio zu Rom“ (Kat. Nr. 26), „Pifferari vor einem Madonnenbild“ (Kat. Nr. 30), „Johannes Evangelista“ (Kat. Nr. 53) und „Die heilige Maria“ (Kat. Nr. 54).

(Siehe dazu: Die Kunst- und Industrie-Ausstellung in Carlsruhe 1829, Schorns Kunstblatt, 11. Jg., Tübingen 1830, S. 45 sowie Katalog über die Kunst- und Industrie-Ausstellung für das Großherzogthum Baden von 1829 zu Karlsruhe, C. F. Müller)

 

1914

Die Frau im Buchgewerbe und in der Graphik, Sondergruppe der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik, Leipzig, 1914, 1. Auflage

(Nr. 990 „Radierung, Sophie Reinhardt, nach Held. Karlsruhe, Zähringer Museum.“) 

 

1961

Aus Karlsruher Privatbesitz, Gemälde Aquarelle Zeichnungen 1790-1940, Ausst.-Kat. Badischer Kunstverein Karlsruhe, Karlsruhe 1961

(Kat. Nr. 139 „Das Rittermahl“)

 

1981

Eden revisited, Graphic Works by German Romantic Artists, Exhibition Goethe House New York, introduction and catalogue by Anneliese Harding, New York 1981

(One plate of Illustrationen zu Hebels Alemannischen Gedichten „The Visit of the Little Witch“ is included as cat. 53)

 

1990

Kunst in der Residenz – Karlsruhe zwischen Rokoko und Moderne, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, herausgegeben von Siegmar Holsten, Heidelberg 1990

(„Ländliches Fest aus Anlass der Aufhebung der Leibeigenschaft in Baden am 23. Juli 1783 durch Markgraf Carl Friedrich“, „Markgräfin Anna von Baden-Durlach verteilt Almosen an Arme und Kranke“)

 

1995

Frauen im Aufbruch? Künstlerinnen im deutschen Südwesten 1800-1945, Ausst.-Kat. Städtische Galerie Karlsruhe, 25. März 1995 bis 28. Mai 1995 ; Städtische Galerie Villingen-Schwenningen, 18. Juni 1995 bis 6. August 1995. Hrsg. Stadt Karlsruhe Städtische Galerie, Karlsruhe 1995

(„Die heilige Elisabeth mit dem Jesusknabe, vor 1818“, „Die heilige Cäcilie, 1821“, „Junge Römerin, o. J.“)

 

Achim Aurnhammer, Christina Florack-Kröll, Dieter Martin, Torquato Tasso in Deutschland, Gedenkausstellung zum 400. Todestag (25. April 1995) im Goethe-Museum Düsseldorf, Heidelberg 1995

(„Tod des Torquato Tasso“, 1829)

 

1999

Zwischen Ideal und Wirklichkeit – Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850, hrsg. Bärbel Kovalevski, Ausst.-Kat. Schlossmuseum Gotha und Rosgartenmuseum Konstanz, Ostfildern-Ruit 1999

(„Margarete Geiger beim Kopieren, 1807“, „Die heilige Ottilie auf dem Totenbett, 1811“, „Ottilie mit totem Kind im Kahn, 1811“, „Dame auf einem Esel reitend, aus einem Skizzenbuch um 1813“, „Selbstbildnis, um 1812“, „Die heilige Cäcilie, 1821“, „Markgräfin Anna von Baden-Durlach verteilt Almosen, 1823“)

 

Biedermeier in Heidelberg 1815-1853, Ausst.-Kat. Kulturamt der Stadt Heidelberg 1999

(S. 37 „Profilbildnis eines Knaben“)

 

2005

Frank Büttner und Herbert W. Rott (Hrsg.), Kennst Du das Land. Italienbilder der Goethezeit, Ausst.-Kat. Neue Pinakothek München, München und Köln 2005

(S. 73, Abb. 8 „Dame auf einem Esel reitend, um 1813“)

 

2010

Viaggio in Italia, Künstler auf Reisen 1770-1880, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 2010

(S. 105 „Bianca Milesi, auf einem Esel reitend, Skizzenbuch, fol. 17, 1813“)

 

2011

Unser Schwarzwald, Romantik und Wirklichkeit, Ausst.-Kat. Augustinermuseum Freiburg, Gesamtleitung: Tilmann von Stockhausen, Konzeption: Maria Schüly, Katalogredaktion: Kathrin Fischer, Petersberg 2011

(S. 103 „Der Charfunkel“, „Gespenst an der Kanderer Straße“ aus den Illustrationen zu Hebels Alemannischen Gedichten)

 

2016

Schwarzwaldbilder – Kunst des 19. Jahrhunderts, Ausst.-Kat. Städtische Galerie Karlsruhe, Karlsruhe 2016

(S. 38 „Hans und Verene“ Zeichnung zu den Illustrationen zu Hebels Alemannischen Gedichten)

 

Bibliographie

 

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Zehn Blätter nach Hebels Alemanischen Gedichten, componiert und radirt von Sophie Reinhard, in: Europäische Annalen, herausgegeben von Ernst Ludwig Posselt, 11. Jg., Stuttgart und Tübingen 1820

 

Zehn Blätter, nach Hebels Alemannischen Gedichten, componirt und radirt von Sophie Reinhard, in: Konversationsblatt. Zeitschrift für wissenschaftliche Unterhaltung, herausgegeben von Franz Gräffer, 3. Jg., Wien 1821

 

Wilhelm Reinhard, Ueber jetzige Zeit und Deutschlands zeitgemäße Politik, Karlsruhe und Baden 1831

 

Wilhelm Reinhard, Ernst und Laune, aus meinen alten Papieren, Carlsruhe und Baden 1838

 

Arthur Rümann,  Die illustrierten deutschen Bücher des 19. Jahrhunderts, Stuttgart 1926

 

Johann Christian Sachs, Einleitung in die Geschichte der Marggravschaft Baden, Fünfter Theil, Carlsruhe 1773

 

Oliver Sänger, Münz- und Geldwesen, Rheingold und Silberbergbau unter Karl Wilhelm, in: Karl Wilhelm 1679-1738, Ausst.-Kat. Badisches Landesmuseum Karlsruhe, München 2015, S. 195-199

 

Jochen Schmidt-Liebich, Lexikon der Künstlerinnen 1700-1900, Deutschland, Österreich, Schweiz, München 2005

 

Arthur von Schneider, Karl Friedrich v. Uexküll (1755-1832) ein deutscher Kunstschriftsteller des Klassizismus, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 7. Bd., H. 4, 1938, S. 316-341

 

Arthur von Schneider, Badische Malerei des 19. Jahrhunderts, 2. Auflage, Karlsruhe 1968

 

Arthur von Schneider, Die Förderung des Klassizismus durch den Badischen Kunstverein, in: 1818-1968, Festschrift zum 150jährigen Jubiläum des Badischen Kunstvereins Karlsruhe, Karlsruhe 1968, S. 37-60

 

Christian Schuchardt, Goethes Kunstsammlungen, Erster Theil, Jena 1848

 

Lore Schwarzmaier, Der badische Hof unter Großherzog Leopold und die Kaspar-Hauser-Affäre: Eine neue Quelle in den Aufzeichnungen des Markgrafen Wilhelm von Baden, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. 134, N. F. 95, 1986, S. 245-262

 

Robert Schweitzer, Die alten und wertvollen Bestände der Stadtbibliothek, Der Wagen. Ein Lübeckisches Jahrbuch, 1992, S. 73-105 und 269-278

 

Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, 2 Bände, München 2009

 

Émile Souvestre, Blanche Milesi-Mojon. Notice biographique, Angers 1854

 

Ellen Spickernagel, Zwischen Ideal und Wirklichkeit. Künstlerinnen der Goethezeit zwischen 1750 und 1850. Schloßmuseum Gotha, 1.4.-18.7.1999. Rosgartenmuseum Konstanz 7.8.-10.10.1999, in: kritische berichte – Zeitschrift für Kunst und Kulturwissenschaften, Bd. 27, Nr. 4/1999, S. 87-90

 

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hrsg.), Neuerwerbungen für die Gemäldegalerie 1972-1984, Karlsruhe 1984

 

Carsten Bernhard Sternberg, Die Geschichte des Karlsruher Kunstvereins, Dissertation, Karlsruhe 1977

 

Karin Stober, Denkmalpflege zwischen künstlerischem Anspruch und Baupraxis, Stuttgart 2003

 

Helmut Tenner, Mannheimer Kunstsammler und Kunsthändler bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, Heidelberg 1966

 

Rudolf Theilmann und Edith Ammann, Die deutschen Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1978

 

Ulrich Thieme und Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig 1907

 

Michael Thimann, Raffael als Idee. Ein Künstlerphantasma der Romantik, Vortrag bei Fichter Kunsthandel, Frankfurt 2014

 

Karl Friedrich von Uexküll-Gyllenband, Fragmente über Italien. In Briefen an einen Freund, Cöln 1811

 

Arthur Valdenaire, Friedrich Weinbrenner, sein Leben und seine Bauten, 2. Auflage, Karlsruhe 1926

 

Margrit-Elisabeth Velte, Leben und Werk des Badischen Hofmalers Feodor Iwanowitsch Kalmück (1763-1832), Karlsruhe 1973

 

Horst Vey, Die frühen Jahre der Karlsruher Kunsthalle, ihr erster Direktor, Hofmaler Becker und das Inventar von 1823, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 41, 2004, S. 103-141

 

Horst Vey, Die Sammlung des Freiherrn von Üxküll (1755-1832) und ihre späteren Geschicke, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 42, 2005, S. 83-115

 

Ilka Voermann, Die Kopie als Element fürstlicher Gemäldesammlungen im 19. Jahrhundert, Berlin 2012

 

Karl von Wechmar, Handbuch für Baden und seine Diener, Heidelberg 1846

 

Hans-Joachim Weitz, Sulpiz Boisserée, Tagebücher 1808-1854, Bd. 1 bis Bd. 5, Darmstadt 1980 bis 1995

 

R. Armin Winkler, Die Frühzeit der deutschen Lithographie, München 1975

 

Zentralinstitut für Kunstgeschichte München (Hrsg.), Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. VII, München 1981

 

Margarete Zündorff, Marie Ellenrieder : Ein deutsches Frauen- und Künstlerleben, Konstanz 1940

 

 

Ausstellungskataloge

(zeitlich geordnet)

 

Katalog über die Kunst- und Industrie-Ausstellung für das Großherzogthum Baden von 1823 zu Karlsruhe, Karlsruhe 1823

 

Katalog über die Kunst- und Industrieausstellung für das Großherzogthum Baden von 1825 zu Karlsruhe, Karlsruhe 1825

 

Katalog über die Kunst- und Industrie-Ausstellung für das Großherzogthum Baden von 1827 zu Karlsruhe, Karlsruhe 1827

 

Katalog über die Kunst- und Industrie-Ausstellung für das Großherzogthum Baden von 1829 zu Karlsruhe, Karlsruhe 1829

 

Die Frau im Buchgewerbe und in der Graphik, Sondergruppe der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik, Leipzig, 1914, 1. Auflage

 

Aus Karlsruher Privatbesitz, Gemälde Aquarelle Zeichnungen 1790-1940, Ausst.-Kat. Badischer Kunstverein Karlsruhe, Karlsruhe 1961

 

1818-1968, Festschrift zum 150jährigen Jubiläum des Badischen Kunstvereins Karlsruhe, Redaktion G. Bussmann, Karlsruhe 1968

 

Gottlieb Schick. Ein Maler des Klassizismus, Ausst.-Kat. hrsg. von Ulrike Gauß und Christian von Holst, Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart-Bad Cannstatt 1974

 

Carl Friedrich und seine Zeit, Ausst.-Kat. Baden-Baden, Markgräflich Badische Museen, Karlsruhe 1981

 

Eden revisited, Graphic Works by German Romantic Artists, Exhibition Goethe House New York, introduction and catalogue by Anneliese Harding, New York 1981

 

Albrecht Adam und seine Familie. Zur Geschichte einer Münchner Künstlerdynastie im 19. u. 20. Jh., hrsg. Ulrike von Hase-Schmundt, Ausst.-Kat. Münchner Stadtmuseum vom 23. Oktober 1981 bis 15. Januar 1982, München 1981

 

Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons, Ausst.-Kat. Württembergisches Landesmuseum Stuttgart, Stuttgart-Bad Cannstatt 1987

 

Stephanie Napoleon Großherzogin von Baden 1789-1860, Ausst.-Kat. Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Karlsruhe 1989

 

Johann Friedrich Overbeck 1789-1869, hrsg. Andreas Blühm und Gerhard Gerkens, Ausst.-Kat. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, Lübeck 1989

 

Carl Ludwig Frommel 1789-1863, Zum 200. Geburtstag, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1989

 

Kunst in der Residenz – Karlsruhe zwischen Rokoko und Moderne, hrsg. Siegmar Holsten, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Heidelberg 1990

 

Gerhard Bott und Heinz Spielmann, Künstlerleben in Rom, Bertel Thorvaldsen (1770-1844), Ausst.-Kat. des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, Nürnberg 1992

 

175 Jahre Badischer Kunstverein Karlsruhe. Bilder im Zirkel, hrsg. Jutta Dresch und Wilfried Rößling, Ausst.-Kat. Badischer Kunstverein Karlsruhe, Karlsruhe 1993

 

Bettina Baumgärtel, „…ihr werten Frauenzimmer, auf!“, Malerinnen der Aufklärung, Ausst.-Kat. Roseliushaus Bremen, Bremen 1993

 

Frauen im Aufbruch? Künstlerinnen im deutschen Südwesten 1800-1945, Ausst.-Kat. Städtische Galerie Karlsruhe, 25. März 1995 bis 28. Mai 1995; Städtische Galerie Villingen-Schwenningen, 18. Juni 1995 bis 6. August 1995. Hrsg. Stadt Karlsruhe Städtische Galerie, Karlsruhe 1995

 

Achim Aurnhammer, Christina Florack-Kröll, Dieter Martin, Torquato Tasso in Deutschland, Gedenkausstellung zum 400. Todestag (25. April 1995) im Goethe-Museum Düsseldorf, Heidelberg 1995

 

Zwischen Ideal und Wirklichkeit – Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850, hrsg. Bärbel Kovalevski, Ausst.-Kat. Schlossmuseum Gotha und Rosgartenmuseum Konstanz, Ostfildern-Ruit 1999

 

Biedermeier in Heidelberg 1815-1853, Ausst.-Kat. Kulturamt der Stadt Heidelberg 1999

 

Max Kunze (Hrsg.), Antike zwischen Klassizismus und Romantik. Die Künstlerfamilie Riepenhausen, Ausst.-Kat. Winckelmann-Gesellschaft Stendal, 2001

 

Katja Herlach, Souvenir de Pompéi, Der Zürcher Vedutenmaler Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), Ausst.-Kat. Graphische Sammlung der ETH Zürich, 16. Januar bis 22. März 2002, Zürich 2002

 

Sehnsucht Italien. Corot und die frühe Freilichtmalerei 1780-1850, Ausst.-Kat. Museum Langmatt, herausgegeben von Felix A. Baumann, Baden/Schweiz 2004

 

Frank Büttner und Herbert W. Rott (Hrsg.), Kennst Du das Land. Italienbilder der Goethezeit, Ausst.-Kat. Neue Pinakothek München, München und Köln 2005

 

Viaggio in Italia, Künstler auf Reisen 1770-1880, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 2010

 

Stefan Borchardt, Wilhelm Friedrich Gmelin, Veduten und Ideallandschaften der Goethezeit, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Hohenkarpfen, Beuron 2010

 

Unser Schwarzwald, Romantik und Wirklichkeit, Ausst.-Kat. Augustinermuseum Freiburg, Gesamtleitung: Tilmann von Stockhausen, Konzeption: Maria Schüly, Katalogredaktion: Kathrin Fischer, Petersberg 2011

 

Karl Wilhelm 1679-1738, Ausst.-Kat. Badisches Landesmuseum Karlsruhe, München 2015

 

Friedrich Weinbrenner 1766-1826, Architektur und Städtebau des Klassizismus, Ausst.-Kat. der Städtischen Galerie Karlsruhe und des Südwestdeutschen Archivs für Architektur und Ingenieurbau am KIT, Petersberg 2015

 

Schwarzwaldbilder Kunst des 19. Jahrhunderts, Ausst.-Kat. Städtische Galerie Karlsruhe, Karlsruhe 2016

 

 

Quellen

(zeitlich geordnet)

1        [NL Adam, StA München Nr. 104]1                                                                        Karlsruhe d. 13. Jenner 1810

 

Lieber Adam;

 

Soeben erhalte ich Ihren zweiten Brief, der mich bestimmt Ihnen zu schreiben, längst wäre dieses geschehn, wenn mir nicht meistens alle Stimmung fehlte, die man haben muß um nicht gar zu langweilige Briefe zu schreiben. Daß ich Sie in Wien noch gerne gesehn hätte können Sie denken, daß mich Ihr glückliches Los, welches Ihnen in Mailand zufiel freut wissen Sie auch, also weiter im Text! – Ihren Bruder2 suchte ich gleich auf, und fand ihn in der Gallerie, in jenem Zimmer wo sich die Diener aufhalten, und saas mit der Brille auf der Nase, welche ihm sogleich abgesprochen, und nur beym arbeiten zugestanden wurde, ich ging mit ihm nachhaus, fand alles ordentlich, und recht hübsche Arbeiten, es kann allerdings etwaß aus ihm werden, daß er manchmal zu viel Geld ausgibt gestund er mir auf mein scharfes Examen aufrichtig, und versprach Besserung, ich habe ihm eine schöne Zeichnung welche Nördlingen darstellt, entführt, und das Pferd von Ihnen mitgenommen das Sie mir anwiesen, das Portrait auch von der Geiger3 gesehn – Bey der K.4 fand mein Vorsaz noch weiter zu gehn, ehe ich mich in M. auf die bewußte Art fixiere, Beifall und ich wurde in den schmeichelhaftesten Ausdrüken eingeladen mich alsdann wieder einzufinden, meine Gemälde fanden mehr Beifall als ich mir je hätte denken können, so auch hier, wo es nach wie einer Wahlfahrt zu der Madonna geht, einige aus Rom kommende Künstler sprachen mir besonders zu diesen Sommer nach Rom zu gehn, ob es passiert weiß ich nicht, hätte ich eine Reisegesellschaft so wäre mein Endschluß gefaßt, finde ich keine, so nehme ich für diesesmahl mit Paris vorlieb, daß ich nicht hier bleibe ist ganz gewiß denn leider liegen die 3 Monate welche ich noch nicht ganz hier war, wie soviel Jahre in meinem Gedächtniß, ich kann nicht vergnügt seyn! ich passe nicht mehr in den Zirkel denn ich hier fand, mein einziges Bestreben, ist in der Kunst weiter zu kommen und da sind wenige die etwaß verstehn, niemand der mir etwaß sagen könnte, ich sitze allein auf meinem Zimmer mahle zeichne, componiere, und wünsche auch oft sehnsuchtsvoll zu dem Original meines Portraits, von der guten auch gewiß glücklichen Geiger!5 meine gute Laune ist dahin, und recht gerne würde ich dieses obige Treiben nach Ruhe, mit dem kalten langen Schlaf vertauschen. Ich kann mir nicht denken daß je Glück für mich sich finden kann, das Hüttchen verwandelt sich in ein Schloß, die traulichen Freunde in Hofdamen! und mein Herz wird bey meinem vollen Beuttel leer bleiben! –

 

Hören Sie nichts von Ruß?6 Ich schrieb ihm bald nach meiner Ankunft, einen langen Brief, auch an Kirchner,7 von keinem erhielt ich Andwort, ich kann mir dieses nicht erklären, mit dem Abschied den besonders Ruß von mir nahm, mir ward ein solches Lebewohl von uns genommen wenn sich auch meine Fantasie den Abschied meines ersten Geliebten noch so feurig mahlt, so bleibt gegen diesem zurück, und doch ist`s nur Freundschaft, von beiden Seiten, dien und wer das rasche in`s Ruß Caracter kennt, dem wird nichts auffallen, aber auffallend bleibt doch immer sein Stillschweigen, das aber vieleicht eben ab auch durch das vieleicht zu rasche Wesen erklärt wird, denn alles waß zu weit vom gewöhnlichen abweicht, ist meistens von kurzer Dauer; so auch in der Freundschaft das Gegenstück von Ruß, nämlich Abel,8 schrieb mir ein in seiner Art heißen Brief, das zu dem Benehmen in den letzten Tagen als ich in Wien war ganz paßt, aber – mich lächert! er ist und bleibt Bruder Samuel, ohne daß ich mich zur Juela machen will, wird ihn danndoch am Ende von irgend einem schönen Händgen, ein Treff der Art versagt werden!

 

Dame Friedrich folgte uns auf unserer Reise bis Ulm, überall musste ich mit dem Aas unter einem Dache Nachten, endlich in Ulm nahm Sie einen andren Weg, uf und ich kam zufällig mit dem Theil ihrer Reisegefährten zusammen, die Gelegenheit hatten ihren schönen verbuhlten Caracter kennen, und verachten zu lernen, sie erzehlten mir Sachen die ekelhaft sind! und ekelhaft ist auch das daß Hr. v. Geiger9 so zärtlich und mit tausend Thränen von ihr Abschied nahm, sie an das halten ihres Versprechens errinnerte, und Briefe versprach zu schreiben, ja so stets mit dem alten schwachen Wohllüstling, mit Mühe konnte ich mich entschliessen vor wenig Tagen den ersten Brief an ihn zu schreiben. Von Schweinfurth erhielt ich keine Andwort, und so ist denn alles zerrissen durch den Tod! – in meinem Herzen aber, liegt tief die Erinnerung Trauer, ach auf immer verlohrene Freundschaft! ich habe verlohren waß nicht ersezt wird, und wonach mein Herz sich so lange sehnte, eine Freundin für Kopf, Herz und die Kunst! – ich bin ein armer armer Schelm!

 

Waß Sie mir in Ihrem ersten Brief von Ihren Eltern schreiben beunruhigt mich, und ich kann nicht fragen es ärgert mich wenn Sie auch in Briefen die fatale Gewohnheit bey behalten sich halb auszudrüken! auf meinem Zimmer konnte ich fragen, pressen bis es kam, aber von hier bis Mailand? es ist recht dumm von einem Hofmahler! sowie auch die Faust ich möchte in Augsburg nach allerley Straucheleien, und Augenmittelgen fragen! mein Gott, ich bin ja doch sonst nicht dumm noch gegen meine Freunde bös! das mögen wohl in Nördlingen die Caffé Basen thun, nein ich begreife nicht wie Sie dafür sich fürchten konnten! übrigens kam ich Nachts in Augsb. an und ging vor Tag wieder ab, sah also niemand, ich schwöre Ihnen aber daß selbst ein Aufenthalt von Jahren mich gewiß nicht verführt hätte, Fragen zu thun, welche engen Seelen Licht über eine Sache gegeben hätten, die ich nehme wie sie ist – und die ich nur insofern schädlich für Sie halte als ich glaube es könne Gewohnheit daraus werden, übrigens bleibe ich bey dem waß ich Ihnen sagte, wer wird ausschlagen wenn er gebethen wird, kein Jüngling von Leben und Feuer, vieleicht ein Abel, oder – der dessen Herz mit reiner Liebe an einem Mädchen hängt – also vergeben ist Ihnen dieses und anderes, aber hören Sie meine Bitte, und nehmen Sie sich in Acht! – ich fürchte immer!

 

Um das schöne Papier nicht unbeschrieben den weiten Weg zu schiken muß ich Ihnen doch auch ein Wort von meinen hießigen Arbeiten sagen, ich habe ein Bild aus Geßners Idillen gemahlt, aus dem ersten Schiffer das Mädgen als sie die Vögel mit ihren Jungen beobachtet,10 und sich dadurch auch nach Menschen sehnte, der Ausdruk des Kopfs, Unschuld und Melancholie ist mir gelungen, aber über das andere traue ich nicht zu urtheilen, das Portrait meines Vatters habe ich auch angefangen,11 das sehr ähnlich zu werden verspricht, dabey noch nach Gipsanatomie, basreliefs, gezeichnet, und auch 4 Sachen componierd, wovon ich wohl 2 mahlen möchte!

 

Huber12 ist fleißig, hat die Kost bey uns, bleibt aber immer der alte Kindskopf, der öfters gezankt muß werden, übrigens ist er wohl gelitten in unserem Haus, und ich hoffe er bekommt auf das Frühjahr Arbeit in einem Pallast für die Gräfin G.13 wo er sich Geld verdienen kann, der Brunnen mit den Pferden von Ihnen findet Beifall, ich hoffe er soll ihn gut anbringen.

 

Schreiben Sie mir waß Sie mahlen, und schreiben Sie überhaupt ausführlich so wie ich es thue, recht eng und auf dünnes Papier, die Briefe kosten sonst so viel, und ich lebe nicht wie Sie a la Midas.

 

Wie gings Ihnen mit dem Ring von der Geiger? sehen Sie nach den Alten? ich bitte schreibe Er ordentlich Adämle er is auch recht lieb und wird recht gekusselt wenn ich Ihn auf meiner Reise nach Rom besuche, kommt er nicht auch hin so kann er dann doch wieder eine Gouvernante brauchen, die Er an mir finden soll, kleide Er sich auch ordentlich und wenn Er mir einmal eine kleine kleine Skizze so von Trachten oder waß Er will schikte so wäre er recht artig. – Apropos Stunz14 war fürlich hier und hat mich mit seiner Tochter besucht, das Mädgen hat Talent, der Vatter ist mir aber ein unausstehlicher Schwätzer, der sogar die Sachen von Ruß so elend tadelte, daß beynah meine Gedult zu Ende ging, das ist ein wiederlicher Kerl! er hat sich nun in München ganz angesiedelt, und auf dem Anger15 ein Haus gekauft.

 

Adieu lieber Adam, leben Sie wohl, und erinnern Sie Sich recht oft Ihrer wahren Freundin

                                                                                                                                   Sophie Reinhard

                                                                                                                                   in der Spital Gasse.16

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Albrecht Adam aus dem Nachlass des Malers im Stadtarchiv München.

2 Heinrich Adam (1787-1862), Maler der Münchner Künstlerdynastie. Bruder von Albrecht Adam.

3 Margarete Geiger (1783-1809), befreundete Malerin aus Schweinfurt.

4 Königin Caroline von Bayern in München.

5 Die Freundin Margarete Geiger war einige Monate zuvor in Wien an Typhus gestorben.

6 Karl Ruß (1779-1843), Maler, Radierer und Lithograph. Enger Freund der Künstlerin in Wien.

7 Vielleicht Johann Jakob Kirchner (1796-1837).

8 Josef Abel (1764-1818), Historienmaler in Wien.

9 Wohl Herr von Geiger, Onkel von Margarete in Wien.

10 Salomon Gessner (1730-1788), „Der erste Schiffer“ zuerst erschienen in: Gedichte von S. Gessner, Zürich bey Orell Gessner und Comp. 1762. Die Anregung zu diesem Gemälde könnte Sophie Reinhard noch im Jahr zuvor bei Heinrich Füger in Wien erhalten haben. Füger hat sich mit Themen aus dem „Ersten Schiffer“ mehrfach befasst (vergl. Robert Keil, Heinrich Friedrich Füger 1751-1818, Wien 2009, S. 207, 321 und 362).

11 Maximilian Wilhelm Reinhard (1748-1812), Vater der Künstlerin.

12 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler aus Zürich.

13 Bei diesem Palastbau kann es sich nur um das Gräflich Hochbergische Palais am Rondellplatz in Karlsruhe handeln, das von 1798 bis 1814 von Friedrich Weinbrenner geplant und gebaut wurde (vergl. Fritz Hirsch, 100 Jahre Bauen und Schauen, Karlsruhe 1928, Bd.1, S. 22ff. und Friedrich Weinbrenner 1766-1826, Architektur und Städtebau des Klassizismus, Ausst.-Kat. der Städtischen Galerie Karlsruhe und des Südwestdeutschen Archivs für Architektur und Ingenieurbau am KIT, Petersberg 2015, Katalog Nr. 3.71-3.86).

14 Johann Baptist Stuntz (1753-1836) und seine Tochter Electrine Stuntz (1797-1847), später verh. Freifrau von Freyberg.

15 Am 28. September 1809 kaufte Johann Baptist Stuntz das Haus der Thekla von Stubenrauch am Unteren Anger Nr. 218 (vergl. Pankraz von Freyberg, Maria Electrine Freifrau von Freyberg geb. Stuntz (1797-1847), Oberbayrisches Archiv, Bd. 110, 1985, S. 12).

16 Das Haus der Familie von Maximilian Wilhelm Reinhard befand sich in Karlsruhe in der Spitalstraße (später umbenannt in Markgrafenstraße). Die Straße wurde Ende des 18. Jahrhunderts erschlossen (vergl. Fritz Hirsch, 100 Jahre Bauen und Schauen, Karlsruhe 1928, Bd. 1, S. 119ff.).

 

 

2              [NL Adam, StA München Nr. 104]1                                                                             C. R. d. 7 März

                                                                                                                                                               1810

 

Lieber Adam,

 

Heute erhielte ich Ihren Brief, den ich nicht würde abgewartet haben, sondern Ihnen längst schon wieder geschrieben hätte, wenn ich nicht in der Ungewissheit gewesen wäre ob Sie auch mein Schreiben richtig erhalten haben? – denn ich habe wichtige Dinge mit Ihnen abzuthun, mein Endschluß nächsten Sommer nach Rom zu gehn ist fest, ich gedenke im August von hier dort hin über Mailand abzugehn, ich frage daher ob es nicht möglich ist daß Sie auch ihre Reise dann mit mir antretten könnten? ich beschwöre Sie alles anzuwenden daß möglich ist, damit ich den Trost und die Freude habe in Ihrer Gesellschaft die lange und für mich furchbare Reise zu machen, daß ich dort in dem fremden Lande einen Menschen habe den ich als geprüften Freund und geschikten Künstler kenne, dem ich manchmal das Herz daß so sehr die Mittheilung bedarf ausschütten kann, der mir beistehe wenn ich trübe oder krank des Beistands bedarf! o lieber Adam lassen Sie Sich nicht (wie damal als ich u die Geiger2 so baten, Sie möchten nach W.3 mitgehn) auch diesmal vergeblich an Ihr Herz sprechen! bedenken Sie wie groß meine Freude wäre! Sie werden doch nicht viel länger mehr warten, sollten Sie aber früher gehn, so richte ich mich nach Ihnen wiewohl, es der beste Zeitpunkt in Ansehung der Jahreszeit seyn würde, auf jeden Fall thun Sie mir den Gefallen und erkundigen sich gleich bey Cassanova in Mailand wieviel es kostet mit eine Person mit Coffre nach Rom zu bringen wenn der Veturin die ganze Reise nebst Zehrung und Nachtquartier bestreitet, auch wie viel Zeit man zu dieser Reise braucht, alles recht bestimmt und ob man, im Fall ich allein gehn müsste, auch auf gute Gesellschaft zu rechnen wäre? fände ich keine Gesellschaft von hier bis Mailand, so wird mich mein Vatter so weit begleiten, aber von dort aus, wenn nicht mein guter Genius waltet daß Sie mitgehn, muß ich armer Schelm allein gehen! Ach Adam wie Feuer lasse ich mirs werden, und wie wenig Rosen unter den vielen Dornen! doch die Hoffnung daß ich das unbeschreibliche Vergnügen haben könnte, mit Ihnen zu gehn soll mich noch trösten, wenn ich nur recht bitten recht Ihnen alles ans Herz legen könnte! aber der Buchstabe ist so kalt, wie ein Kupferstück gegen ein Gemälde! gehn Sie doch mit der König schlägt Ihnen dies Gesuch gewiß nicht ab, das grosse Bild wird noch fertig, und al andere werden Sie in Rom mahlen so gut und besser als in Mailand, ich sehe Sie folglich alles anderes mündlich, nur das daß ich über den bösen Italiäner nicht bös bin!4 ohne ihn hätte ich keine Hoffnung Sie mit mir in R. zu sehn! – trösten Sie sich mit mir, mein altes Herz spielt mir der Streiche genug; unsere Beichten werden gegenseitig seyn! – doch zähle ich auch al auf Ihre Nachsicht und Verschwiegenheit! – am besten wäre es für mich, die Musen gäben mir Kraft in Rom ein nahmhaftes Bild zu mahlen, und dann kämen die wohlthätigen Partzen und trennten einen Faden, der mir zu dauernder Freude für mich werden kann, wohl der Geiger!5 Sie hat überwunden und ich! ach Gott wie werde ich glücklich, mit meinem verdammten weichen Herzen! – von der Geiger Schwester6 erhielt ich einen langen Brief, unter vielen Thränen sah ich die Schrift wieder, die ich in so paradiesischen Zeiten las! – ich habe ihr nun den Orde beschrieben und Anleitung gegeben wie man ihn paken soll, er hat ihnen keinen Buchstaben, seit der Anzeige des Todes geschrieben, auch nichts selbst die Verlassenschaft nicht von der G.7 geschikt ! o der elende Wicht! ich habe ihr von den Haaren in ein Medaillon gelegt, ich hoffe sie tragts gerne das Kind ist nur 4 Wochen alt geworden, auch habe ich der Schwester geschrieben waß ihr Künstler Leben betrift, damit es in Meusels Künstler Lexicon8 eingerükt werde.

 

Huber9 ist wohl, und fleißig es gefällt ihm hier – er wird Ihnen schreiben. Nun nochmahl die herzliche heiße Bitte, reisen Sie mit! waß werde ich Ihnen alles erzehlen! schreiben Sie ja bald, Sie können denken, daß ich auf Andwort sehnlichst harre, – noch eins dem armen Ruß geht’s übel, und ich bin vieleicht so glücklich seinem Schiksal eine bessere Wendung zu geben, vieleicht kommt er hier in Dienst. Ich fange nächste Woche ein groses Bild an aus Göthes Wahlverwandschaften,10 dieß und das Portrait meiner Mutter11 (meinen V. habe ich schon gemahlt) soll meine lezte hiesige Arbeit seyn, Adam Adam gehn Sie mit, lassen Sie nicht allein ziehn Ihre bis in den Tod treue

                                                                                                                                      S. R.

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard aus Karlsruhe:

                                                                                  „a Signore

                                                                       Alberto Adam, Pittore

                                                                       del vice Re nella Contrada

                                                                       della Passarella cassa Pozzi

                                                                       No 439.

                                                                                    à

                                                                                              Milano

aus dem Nachlass des Malers im Stadtarchiv München.

2 Margarete Geiger (1783-1809), befreundete Malerin aus Schweinfurt, mit der Sophie Reinhard gemeinsam in Wien studierte.

3 Wien.

4 Gemeint ist wohl Adams Dienstherr Eugène de Beauharnais.

5 Die am 4. September 1809 in Wien verstorbene Freundin Margarete Geiger.

6 Katharina Sattler geb. Geiger (1789-1861), Schwester der Margarete Geiger (vergl. Ferdinand Gademann, Das Zeichenbuch der Katharina Geigerin, Würzburg 1929).

7 Die in Wien verstorbene Margarete Geiger.

8 Johann Georg Meusel, Teutsches Künstlerlexikon, Lemgo.

9 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler aus Zürich.

10 Johann Wolfgang von Goethes Roman „Die Wahlverwandtschaften“ war erst ein Jahr zuvor in Tübingen bei Cotta erschienen.

11 Jacobina Reinhard (1752-1826), Mutter der Künstlerin.

 

 

3              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                [Karlsruhe, den 15. Juli 1810]

 

Hochwohlgebohrner Freyherr,

Hochgeehrtester Herr Geheimer Rath,

 

Schon vor mehreren Wochen erhielte ich durch die Gräfin Wrangel2 die Nachricht, Euer Excellenz würden sich vieleicht entschließen, mich bey Ihrer bevorstehenden Reise nach Rom, wohin ich zu gehn gedenke, in Ihre Gesellschaft aufzunehmen, und Hr. Professor Danneker3 würde desfalls an mich schreiben, da ich den Werth mit einem Manne der meine ganze Hochachtung und mein ganzes Vertrauen verdient, diese Reise zu machen, wohl kenne so wartete ich bisher mit Verlangen auf Nachricht von Hr. P. Danneker, und da diese bis jetzo nicht erfolgt ist nehme ich mir die Freiheit mich an Euer Excellenz selbst zu wenden, und zu fragen, ob ich wohl Hoffnung habe diese Reise in Gesellschaft Euer Excellenz vorzunehmen.

 

Von hier bis Zürich ist einer früheren Verabredung gemäß der Wagen mit 4 Personen besezt, von Zürich bis Mailand werde ich in Gesellschaft meines Vatters und meiner Schwägerin4 reisen, welche sich aber dort von mir trennen, und es wäre möglich daß ich, wenn sich keine Reisegesellschaft für mich fände von Mailand bis Rom, allein mit ganz fremden Menschen reisen müßte, ein Maler den ich kenne, und der in Mailand bey dem vice König angestellt ist5 wird sich zwar bemühn eine für mich passende Gelegenheit zu finden, aber im glücklichsten Fall wird kein Begleiter mir das seyn waß ich von Euer Excellenz Geborgenheit hoffe. – Meine Reise würde ich gegen das Ende vom Monat August antretten, meinen Weg über Stutgard nehmen wenn ich hoffen dürfte mit Euer Excellenz reisen zu können, jedoch sowohl in Abstich auf die Zeit, als die übrige Einrichtung meiner Reise, würde ich gerne alles so einrichten wie Sie wünschen. Ich habe die Ehre mit ausgezeichneter Hochachtung zu seyn

                                                                                                          Euer Excellenz

Karlsruhe d. 15 July 1810

                         gehorsamste

                                                                                                                                 Sophie Reinhard

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll (1755-1832) aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Gräfin Wrangel, vielleicht Caroline Sophie Reichsgräfin Truchseß von Waldburg (1777-1816), verh. seit dem 5. Mai 1801 mit August Ludwig von Wrangel.

3 Johann Heinrich von Dannecker (1758-1841), Bildhauer aus Waldenbuch, Professor an der Hohen Karlsschule in Stuttgart.

4 Amalia Reinhard geb. Meier (1784-1832), seit 1803 verheiratet mit Wilhelm Reinhard dem Bruder der Künstlerin.

5 Albrecht Adam (1786-1862), Schlachten- und Pferdemaler aus Nördlingen, den Sophie Reinhard aus ihrer Studienzeit in München und Wien kannte, war damals in Diensten des Vizekönigs Eugène de Beauharnais in Mailand.

 

 

4              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                               [Karlsruhe, den 22. Juli 1810]

 

Hochwohlgebohrner Freyherr,

Hochgeehrtester Herr Geheimer Rath,

 

Sie waren so gütig mir Ihren Reiseplan mitzutheilen, der in Rücksicht der kurzen Zeit die er erfordert, und des wenigen Geldes das er kosten wird, ganz nach meinem Wunsch wäre, wenn nicht dadurch die Reise meines Vatters scheitern müßte, auf mein Zureden entschloss sich, mein 62.jähriger Vatter,2 der seit 40jährigem Dienst nichts für sein Vergnügen that, bis Mailand mit zu gehn, er verspricht sich Vergnügen von dieser Reise, und ich hoffe eine Luftveränderung soll seine oft schwankende Gesundheit stärken, gerne würde sich aber mein guter Vatter jeden Plan zu seinem Vergnügen, aufgeben, wenn es mir nützen kann, so würde er auch gewiß ohne Anstand dieser Reise entsagen, wenn ich mit dem Herrn Geheimen Rath ginge, besonders da er das vortheilhafte in dieser Gesellschaft nach Rom zu reisen wohl einsieht, – Aber ich gestehe es offenherzig, daß ich fest entschlossen bin jede Reisegesellschaft wenn sie auch noch so angenehm für mich seyn sollte, lieber auszuschlagen wenn sich die Reise meines Vatters nicht damit vereinigen ließe, ich würde mir gewiß oft Vorwürfe machen die Ausführung dieses Plans gefördert zu haben, der so guten Folgen Eindruk auf seinen Geist und Körper haben kann! – ich danke Ihnen daher recht sehr, und bedaure daß ich nicht so glücklich seyn kann in Ihrer Gesellschaft diese Reise zu machen, ich hoffe der Himmel verlässt mich nicht und führt mir in Mailand wenigstens irgend einen ehrlichen Menschen zu, in dessen Gesellschaft ich versorgt bin, der Zufall hat schon oefters für mich gesorgt, wenn ich es nicht konnte, die Liebe zur Kunst hatt mich schon mehrere mahl in aehnliche Verlegenheiten gebracht. – Ich habe die Ehre mit Vollkommenster Hochachtung zu seyn

Euer Hochwohlgebohrn

 

Karlsruhe d. 22 July 1810

           gehorsamste Sophie

                                                                                                                               Reinhard

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll (1755-1832) aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Maximilian Wilhelm Reinhard (1748-1812), Vater der Künstlerin.

 

 

5              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                 [Karlsruhe, den 27. Juli 1810]

 

Hochwohlgebohrner Freyherr.

Hochgeehrtester Herr Geheimer Rath.

 

Ihren Brief vom 25. erhielte ich gestern, und mit einigem Vergnügen ergreife ich heute die Feder, um Ihnen zu andworten, und zu sagen daß ich nun hoffe ich werde mit Ihnen und mit Ihrer Gesellschaft nach Rom reisen können! – wenn unser Reiseplan bestehn kann, und Sie mich in Mailand aufnehmen wollen so weiß ich gar nichts mehr waß meine Hoffnung stören könnte, ich werde dann gerne alle meine Wünsche auf die Ihrigen beschränken, wir sind entschlossen zu Ende Augusts von hier weg zu reisen, reisen aber nicht bey Nacht, werden in Zürich 2 Tage bleiben, da ich aber weder den Weg noch irgend einen Gasthof in Mailand kenne so kann ich nicht bestimmen wann wir dort seyn können, und wo wir uns einfinden sollen, ich muß daher den Herrn Geheimen Rath bitten, selbst auszurechnen, wann wir dort seyn können, und wo wir uns einquartieren sollen? wir werden dann alles anwenden, um in Mailand zu seyn, bevor Sie dort ankommen, damit Ihre Reise nicht aufgehalten werde, mein Vatter, und meine Schwägerin bleiben ohne das mehrere Tage da, ehe sie Ihre Rükreise antretten, was ich mithehme ist ein kleiner Koffre, der meine Kleidung und Wesche enthält, ich gestehe daß ich mich von diesem nicht trennen mag, weil ich erfahren habe wie fatal das voran schiken unentbehrliche Sachen oft anfällt, als ich von Wien hier her reiste schikte ich einen Verschlag welcher meine Mahlkiste Farben Pinsel, und Gipsabgüsse enthielt, ich war 2 Monat hier bevor dieses ankam waß ich doch 4 Wochen vor meiner Abreise von Wien abschikte, und durch mein Freund besorgen ließ, der alles that, um diese Kiste bald hierher zu bringen. – Weiter weiß ich nichts mehr hi zu sagen was irgend einer Erwähnung bedürfte. – daß ich es für ein Glück halte wenn ich in Rom an Ihrer Frau Gemahlin3 eine Freundin finde, ist gewiß, ich lernte in Wien Verwande von ihr kennen die mir vieles von ihr sagten, das sie mir achtungswerth machte. –

 

Ich sollte es zwar bedauern wenn der Herr Geheimrath expres nach Carls R. kommen, aber ich muß gestehn daß ich es freylich wünsche, wenn sich dadurch der Reiseplan mit Ihnen zu gehn befestigt, und ich hoffe dieses gewiß. – Heute gehe ich nach Steinbach, wo ich bis Sonntag bleibe, längstens Montag früh wieder zurück komme. –

 

Ich habe die Ehre mich zu empfehlen

Karlsruhe d. 27 July 1810 

                          Sophie Reinhard

Wir werden über den Gothart gehn.

 

Mit Bedauern muß ich bysezen daß dieser Brief durch meine Schuld bis heute hier liegen geblieben ist. Den 2t Aug. 10. M. W. Reinhard. Geh. Rath.4

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll (1755-1832) aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Maximilian Wilhelm Reinhard (1748-1812), Vater der Künstlerin.

3 Elisabeth Freifrau von Uexküll geb. Hardegg (1771-1814), Gemahlin des Karl Friedrich von Uexküll.

4 Nachsatz beigesetzt von Maximilian Wilhelm Reinhard, dem Vater der Künstlerin.

 

 

6      [Thorvaldsens Museum, gmVI, nr. 46]1                                                                            [Rom] d. 17. Mai.

 

Hiebey folgt die Zeichnung zurück welche Sie die Güte hatten mir auf einige Zeit zu 

überlassen, wofür ich Ihnen auf das verbindlichste danke.

                                                                                                                                   Sophie Reinhard.

 

1 © Ernst Jonas Bencard, Kira Kofoed & Inge Lise Mogensen Bech (eds.): The Thorvaldsen Letter Archives, Letter of 17. Mai between Sophie Reinhard and Bertel Thorvaldsen http://brevarkivet.thorvaldsensmuseum.dk/letters/gmVI,nr.46 , Zugriff vom 24. Mai 2013

»All Signor/Torvalsen [in Rom].« Brief ohne Jahreszahl (möglich in den Jahren 1811 bis 1814).

 

 

7              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                              Rom am Himmelfahrts-

                                                                                                                                                                                      tag2

 

Für die Nachricht Ihrer glücklichen Ankunft in Neapel danke ich Ihnen recht sehr, es freut mich herzlich daß die Frau von Ixküll3 sich dort so gut gefällt, und ich hoffe daß der gute Erfolg der Seebäder auch Ihnen den dortigen Aufenthalt angenehm machen wird. Den Auftrag an den Kofferwirth besorgte ich sogleich, und bereits werden Sie einen Brief erhalten haben, den ich Samstag schon dort fand, als ich einen von meinem Vatter4 abholte, mit Erstaunen mußte ich in diesem Brief meines Vatters kein Wort von Lindemair5 zu finden, ich begreife gar nicht wo er steckt! – Huber6 ist heute 8 Tag mit Keller7 nach Aricia gegangen, die freundschaftliche Erinnerung an alle übrige Künstler habe ich ausgerichtet, nur Wagner8 sah ich noch nicht. Bey Matrazo9 sah ich das angefangene Bild von der F v. Guviez das mir ausnehmend wohl gefiel, und lezten Samstag war ich mit einer Gesellschaft von Künstlern in der Capelle von Fiesole,10 die mir weit besser gefiel als ich erwartete, ich war ganz erstaunt über die herrlichen Bilder! lezten Sonntag war ich ebenfalls in großer Gesellschaft in einer Vigre nicht weit von der Villa albano, wo wir zu Mittag assen und Abends im schönen Garten spazieren gingen, es ist mir leid daß ich diesen Ort erst jezo kennen lernte, vieleicht hätten Sie und Frau von Ixküll manchen Abend vergnügt dort hingebracht, man hat eine himmlische Aussicht, ist gut und billig bedient, in reinlichem Zimmer. – Inzwischen hat sich die Zahl meiner Hausgenossen vermehrt, ein junger Architect aus Kassel Nahmens Engelhart11 wohnt seit wenig Tagen bey Pollinis,12 er hat auch Empfehlungen an Sie. – Roos13 und seine Frau wollte ich heute besuchen traf aber niemand an; ich hinterließ aber die Nachricht Ihrer Glücklichen Ankunft der Alten Magd. Von der Rosa und Giuseppe sah und hörte ich seit Ihrer Abreise nichts, übrigens sah ich auch nie hinauf, da michs nicht freut die Fenster verschlossen zu sehn. Die Hitze und Zahl der Flöhe nehmen hier mit jedem Tag zu, inzwischen ist beides noch erträglich, und Rom bleibt immer schön wenn auch schmuzig hoffentlich wird die Reinlichkeit in Neapel nicht alle Annehmlichkeiten Roms überwiegen? An Kramer14 und Fischer15 mein Compl. – der Frau v Ixküll, und Ihnen empfehle ich bestens,

                                                                                                                                                             Sophie Reinhard

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard:

„a Monsieur

            le Baron dIxkull,

freres Breyer

à

Naples

aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Bei den Frères Breyer dürfte es sich um eine aus Stuttgart stammendes Familie handeln, die sich Ende des 18. Jahrhunderts in Neapel niederließ und dort Handel betrieb. 1808 ist in Neapel ein Ludwig Breyer nachweisbar.

2 Als Datum kommt nur der 23. Mai (Himmelfahrtstag) 1811 in Frage. Anlässlich seiner letzten Italienreise machte sich Freiherr von Uexküll mit seiner Frau am 14. Mai 1811 von Rom nach Neapel auf (vergl. Horst Vey, Die Sammlung des Freiherrn von Üxküll (1755-1832) und ihre späteren Geschicke, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 42, 2005, S. 94).

3 Elisabeth Freifrau von Uexküll geb. Hardegg (1771-1814), Gemahlin des Karl Friedrich von Uexküll.

4 Maximilian Wilhelm Reinhard (1748-1812), Vater der Künstlerin.

5 Wohl Karl Lindemann, Kaufmann aus Markirch/Elsaß, der mit Carl Ludwig Frommels ältester Schwester Katharina Philippina (1787-1829) verheiratet war.

6 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler aus Zürich.

7 Wohl Dr. Carl Urban Keller (1772-1844), Advokat und dilettierender Zeichner aus Marbach bei Stuttgart.

8 Johann Martin Wagner (1777-1858), Maler und Bildhauer aus Würzburg, lebte seit 1804 in Rom.

9 José Madrazo (1781-1859), spanischer Maler und Radierer, lebte von 1803 bis 1819 in Rom. 1811 bis 1815 Kammermaler des in Rom lebenden Exkönigs Karl IV. von Spanien.

10 Wohl die von Fra Angelico da Fiesole ausgemalte Kapelle Nikolaus V. im Vatikan in Rom.

11 Johann Daniel Engelhard (1788-1856), Architekt aus Kassel, lebte von 1811 bis 1812 in Rom.

12 Wohl die Vermieter des Hauses an der Piazza Trinità die Monti in dem Sophie Reinhard wohnte.

13 Karl Roos (1775-1837), Kunsttischler aus Ludwigsburg, lebte seit 1804 in Rom.

14 Tjarko Meyer Cramer (1780-1812), Maler aus Ostfriesland, lebte seit 1804 in Rom.

15 Ferdinand Fischer (1784-1860), Baumeister aus Stuttgart, lebte von 1808 bis 1812 in Rom. Fischer und Cramer begleiteten die Familie Uexküll nach Neapel (vergl. Horst Vey, Die Sammlung des Freiherrn von Üxküll (1755-1832) und ihre späteren Geschicke, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 42, 2005, S. 94).

 

 

8              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                                   Rom Sonntags Juni2

 

Gestern hörte ich von H. v. Schmidt3 Sie würden noch 4-6 Wochen in Neapel bleiben, ich freue mich über diese Nachricht da sie mir ein Beweiß zu seyn scheint daß Ihnen die Luft dort nun besser bekommt, da ich aber auch weiß wie sehr Sie Sich für alles waß R.4 angeht interesieren so will ich das was sich seit wenig Tagen zutrug getreu berichten. Vor 8 Tagen hatten wir Abends 10 Uhr ein heftiges Erdbeben das zwar nicht so stark war als jenes im Winter,5 uns aber doch in nicht geringe Furcht sezte, und wieder viele Menschen auf die Straße jagte, Huber6 der in Aricia war erzehlt daß es dort viel stärker gewesen sey als alle andere welche man bisher spührte, auch hatte das Zimmer in welchem Sie und F. v. Ixkull schliefen einen zimlichen Sprung bekommen. Vorgestern fand man morgens das hölzerne Crucifix im Collosseo, (unter dem Bogen beym Torwirt) ganz zerstümmelt, Hände Füsse und der Kopf waren abgesägt, und lagen theils auf dem Altar in der Capelle theils im Coloseo zerstreut, daß dies viel Aufsehn erregte werden Sie glauben, eine Menge anderer die mit Vertrauen dort ihr Gebet verrichteten, versammelten sich und äusserten ihr Mißvergnügen, daher bleiben viele gestern bey der Illumination zu Hauß, worunter auch ich war, das wenige waß ich von der Loge des Hauses sehn konnte ist alles, doch hörte ich daß sich das ganze schön ausgenommen habe, besonders das Colloseo, das aber verschlossen war, auch der Corso war schön beleuchtet die neben Strasen aber blos durch den Mond! heute ist Girandola und Cupol, aber auch dieses werde ich nur von der Loge sehn. Der alte Capell Meister der Peterskirche bekam den Auftrag auf dieses Fest eine Musik zu componieren, er schlug es ab, und wurde gestern nach Corsica abgeführt. Gestern Abend 11 Uhr waren wieder zwei Er[d]stöße. – Inzwischen hat sich abermahl unser Haus vermehrt, und zwar durch die Ankunft eines Architekten aus Carlsruh den ich kenne, und dessen Gesellschaft mir Vergnügen macht.7 Heute 8 Tag waren wir in der Villa borgese dort am See, es waren 11 Personen, Eberhard8 Steinkopf9 u Leipold10 waren auch dabey, wir assen etwas kaltes, und genossen den herrlichen Abend.

 

Koch11 hat bereits die Parzen fertig, ich glaube diese Zeichnung wird Ihnen Vergnügen machen, mit dem goldenen Zeitalter ist er auch zimlich weit. Signor Keller,12 auch Schleichle genannt, war mit Sposa auf dem Land, und hat dem Stugarder Keller13 erzehlt die Geschichte des Geldes, welches Sie ihm geliehen haben erzehlt und bemerkt Sie müßten die Venus nehmen, Sie hätten sie bestellt, er habe sie verfertigt, und darüber andere Arbeiten liegen lassen, Huber will nun ein Billet an ihn schreiben, und wird Ihnen dann das weitere berichten. Gemmerig14 und der unstäte Raktig15 sind lezten Montag abgereist, lezterer kam noch vor der Abreiße zu mir um mir endlich freundschaftliche Erinnerungen von Ihnen und der Frau v. Ixkull auszurichten – oder – um zwei Empfehlungs Schreiben bey von mir zu bekommen die ich ihm nicht gegeben hätte wegen seiner späten Visite, wenn er nicht der armen Witwe unser Wascherin 9 Scudi gegeben hätte, diese Frau hat eine schwere Brustkrankheit gehabt, und kam dadurch in große Noth, sie ist nun wieder auf, gestern besuchte ich sie, und war in Versuchung ihr etwaß in Ihrem oder der Fr v. Ixkul Nahmen zu reichen, da ich Ihre Wohltätigkeit kenne, und das Elend dieser braven Famillie sah! die Tochter ist auch ganz mager geworden.

 

Die Rosa war auch bey mir, und erzehlte Signor Day16 sey dermahlen propio senza denaro, und er nebst der Signora Day ließen mich sehr einladen sie zu besuchen, ich war aber noch nicht dort, und der Sohn sey mehr Narr als je.

 

Schik17 befindet sich in Aricia beinahe wieder ganz wohl, der Huber sagt er arbeite gehe spazieren, und sey recht wohl zufrieden, – daß der brave Roden18 Rom verlässt, ist mir sehr leid, und allen die ihn kennen, es möchte wohl schwer seyn, daß sein er ersezt wird, denn Redlichkeit, Geschiklichkeit, mit Bildung verbunden, ist doch etwaß seltenes – Baron Kniphausen19 sehe ich manchmal durch die Straßen schweben, hatte aber noch nicht die Gnade von denselben besucht zu werden, doch das wäre zu verschmerzen, aber das bereits einer meiner Pretendenten von meinem Triumpfwagen loß, und an einen andern gespannt hat, das ist traurig, Canova20 heurathet eine Witwe aus Florenz, Staches21 besucht mich noch immer, will mir aber nur seine knöcherne Hand reichen, wenn ich mich bekehre und catolisch werde, aber ich war stark blieb dem Glauben meiner Väter, und dem großen Calvin getreu, und so wird denn nun auch dieser Jüngling für mich verlohren seyn!!! – Madam Heß22 die Witwe des Mahlers, heurathet Stelze aus Bremen, der nun nach Zürich zieht.

 

Mit Roos23 und seiner Frau war ich im Teater, und sah Graf Armand24 elend geben, hörte aber auch die berühmte Heser,25 die zwar künstlich singt, mir aber doch nicht recht gefiel.

 

Hr. v. Huth26 ist nun in dikster amur mit der jüngsten Tochter der Marona in aricia, Huber brachte eine Liste mit die wenigstens eine Cana27 mißt auf welcher und nichts als Band Perlen x enthält, die hier eingekauft werden, und dort von Huth dem Mädchen geschenkt werden. Sie sind wohl mein Geschwäz herzlich satt? – ich empfehle mich Ihnen und der Fr v. Ixkull bestens

                                                                                                                                           S. R

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an:

„Monsieur

            le Baron dIxkull

chez les freres Breyer

à

Naples

aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Als Datum kommt nur der Juni des Jahres 1811 in Frage.

3 Dr. Ludwig Friedrich von Schmidt (1764-1857), Hofprediger und Berater von Caroline Königin von Bayern geb. Prinzessin von Baden.

4 Abkürzung für Rom.

5 Das „European Archive of Historical Earthquake Data“ verzeichnet am 18.02.1811 ein Erdbeben der Magnitude von 4,8 mit dem Epizentrum Rom.

6 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler und Reisebegleiter von Sophie Reinhard aus Zürich.

7 Bei dem namentlich nicht genannten Architekten könnte es sich um den Weinbrenner-Schüler Johann Friedrich Dyckerhoff (1789-1859), Bruder des bekannteren Ingenieurs und Architekten Jakob Friedrich Dyckerhoff (1774-1845), handeln. Jakob Friedrich Dyckerhoff kann es nicht gewesen sein, denn Beringer bestreitet, dass Jakob Friedrich jemals in Rom gewesen sei (vergl. Joseph August Beringer, Jakob Friedrich Dyckerhoff 1774-1845, Ingenieur, Architekt, Maler und Daguerreotypeur in Mannheim, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, N. F., Bd. 47, 1934, S. 267). Gabriele Fünfrock hat ferner darauf hingewiesen, dass Jakob Friedrich Dyckerhoff im Juni 1811 laut seinem Tagebuch mit dem Umbau des Treppenhauses von Schloss Herrnsheim bei Worms beschäftigt und außerdem kein Weinbrenner-Schüler war, sondern erst 1816 als Hofarchitekt nach Karlsruhe berufen wurde, weshalb Sophie Reinhard ihn vor ihrer Abreise nach Rom auch nicht kennenlernen konnte (vergl. Gabriele Fünfrock, Jakob Friedrich Dyckerhoff – ein Architekt des Frühklassizismus im Großherzogtum Baden – 1774-1845, Worms 1983, S. 16, 18, 38 und 164).

8 Wohl Konrad Eberhard (1768-1859), Bildhauer aus Hindelang, lebte mit seinem Bruder in Rom von 1806 bis 1819 und von 1821 bis 1826.

9 Gottlieb Friedrich Steinkopf (1779-1860), Maler aus Stuttgart, lebte von 1808 bis 1814 in Rom.

10 Karl Jakob Leybold (1786-1844), Maler aus Stuttgart, lebte wie Steinkopf von 1808 bis 1814 in Rom.

11 Joseph Anton Koch (1768-1839), Landschaftsmaler aus Obergiblen in Tirol, lebte seit 1795 in Rom. Die Zeichnung der Parzen ist bei Lutterotti WV Koch nicht aufgeführt. Zur Zeichnung „Das Goldene Zeitalter“ vergleiche Lutterotti WV Koch Nr. 392.

12 Heinrich Keller, genannt Schleichle (1771-1832), Bildhauer und Schriftsteller aus Zürich, lebte seit 1794 in Rom.

13 Dr. Carl Urban Keller (1772-1844), Advokat und dilettierender Zeichner aus Marbach bei Stuttgart. Begleitete Freiherr von Uexküll und seine Frau auf der Reise von Stuttgart nach Rom.

14 Gemmerig, nicht ermittelt.

15 Raktig, nicht ermittelt.

16 Alexander Day (1773-1841), englischer Maler und Kunsthändler.

17 Gottlieb Schick (1776-1812), Maler aus Stuttgart, lebte in Rom seit 1802.

18 Johann Martin von Rohden (1778-1868), Landschaftsmaler aus Kassel, lebte seit 1795 in Rom.

19 Carl Freiherr von Knyphausen aus Lütersburg im Fürstentum Ostfriesland (vergl. Lutterotti WV Koch Nr. 424).

20 Antonio Canova (1757-1822), Bildhauer aus Possagno, lebte seit 1779 in Rom. Sein Grabmal für die Erzherzogin Marie Christine in der Augustinerkirche in Wien hatte Sophie Reinhard während ihrer Ausbildung bei Füger kennen und bewundern gelernt.

21 Staches, nicht ermittelt.

22 Ludwig Heß (1760-1800), Maler und Kupferstecher aus Zürich, war von 1790 bis zu seinem Tode verheiratet mit Anna Barbara geb. Wegmann.

23 Karl Roos (1775-1837), Kunsttischler aus Ludwigsburg, lebte seit 1804 in Rom.

24 Graf Armand, Oper von Luigi Cherubini.

25 Charlotte Vera geb. Häser (1784-1871), Sängerin aus Leipzig, sang erstmals 1808 in Rom, heiratete 1814 den Konservator des städtischen Archivs Giuseppe Vera und lebte in Rom bis zu ihrem Tod im Jahre 1871.

26 Carl Wilhelm von Huth (1778-1818), dänischer Hauptmann.

27 Canna, italienisches Längenmaß, 1 canna = 2 Meter.

 

 

9              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                                              Rom d 20 Juny

                                                                                                                                                                                   1811

 

Sey es nun Spott oder Ernst daß ich dort oben für mein Geschauer den Lohn bekommen solle, so klingt es doch genehmer, als wenn man für die beste Meinung hören muß die Weiber seyn böse Kröten waß mir so oft hier, mit Ihnen begegnete und jedes Mal mein Herz durchschnitten hat! aber ich hoffe das Salz des Seewassers soll einige wohlthätige Wirkung haben, und das der Zunge in etwaß dämpfen.

 

Vor allem ein Wort über den schönen Plan nach welchem ich bis 1814 im Mai hier bleiben könnte, ja so wohl wird mir nicht, viel früher wird die Stunde meiner Abreise kommen, und mit ihr das Ende meines Lebens, denn das heißt nicht leben wie ich weiter hier in C.R2 oder an einem andern Ort leben werde, ohne Genuß und ohne Freiheit, und der Wunsch daß meine lezte Reise nach der Piramide3 seyn möchte ist mir daher weit verzeilicher als gewissen Leuten, die immer wieder nach Rom kommen können, und geht mir auch gewiß mehr von Herzen, wenn ich an die Abreise denke läuft mir die Katze den Rüken herauf. – Schleichle4 wird wohl an Sie geschrieben haben? – der Wascherin gab ich die 4 Scudi in Ihrer und der Fr. v Ixkull Nahmen, mit dank heißem Dank nahm sie das Geld, und gestand daß ihre Lage sehr bedrängt sey, ein zweiter Anfall hat sie so mager gemacht, daß ich glaube das Ende ihres Elends ist bald da, ich soll dem guten Paar in Neapel sagen, daß sie es nie vergessen, und den Himmel um Segen für Sie beide bitten werde.

 

Wegen dem Modell vom M. Aurel5 hat Eberhard6 mit Posky7 gesprochen, er hat es erst angefangen, weil er bisher mit dem verfertigen der Schweine und Hunde beschäftigt war. – Waß sagen Sie dazu daß Schiks8 Frau in gesegneten Umständen ist? der Thäter hat den Plan gemacht Sie sollten seine Frau und das jüngste Kind mit nach Stutgart nehmen, wohin er in Jahr und Tag dann auch kommen will, doch will ich von dem alles nichts gesagt haben, denn leicht könnte mirs üble Früchte tragen – Koch9 war soeben mit dem Aeltsten Rippenhausen10 bey mir, lezterer ging früher fort da sagte ich ihm waß Sie mir von ihm geschrieben haben, es freute ihn sehr, und bey der Gelegenheit entdekte er mir er möchte Sie und die F v. I. gerne zu Gevatter11 bitten wenn er wüßte Sie thätens nicht mit Wiederwillen, und in der Überzeugung daß es nicht Interresse sondern aus die lauterste Absicht sey. Ich bin bereits förmlich geladen, und thue es mit Vergnügen, – Wenn Sie doch dem braven Mann, seine Schweizer Landschaft verkaufen könnten an Häugele!12

 

Vom 28 Mai erhielte ich Briefe von Hauß wieder kein Wort von Lindemann!13 Die Costum sind angekommen, und haben Freude gemacht. Gestern ist Roden14 fort, heute wieder ein Wagen voll es wird recht leer von deutschen Künstler. Feodor der Kalmuc15 ist längst in CR. angekommen, aber noch nicht bey meinen Eltern gewesen! der hat doch auch die platte Nase nicht umsonst. Keller16 der fleißige Zeichner ist heute nach Fraskati nebst dem gelben Hund, der sich ganz fest an ihn hält, und nicht übel dabey fährt, er hat ihn nun auf dem Hals, und ist zu gutmüthig um ihn fort zu jagen, Sie hat jenes oft wohlthätige Scepter dafür bewahrt. Fankerl17 der sehr von der Hitze leidet empfiehlt sich Ihnen, und dem Morle bestens, ich habe nun auch 2 schöne Holztauben, in meinem Zimmer spazieren.

 

Die Girandola18 und Cupolbeleuchtung sah ich sehr gut von meiner Loge aus, auf dem piazza Navonna sah ich das Pferdrennen, ein einzig schöner Anblick, daß hätten Sie sehn sollen, viele Freude hätten Sie gehabt, im August soll ein weiteres seyn.

 

Drei Juden welche unter dem fr. Militair sind haben das Cruzifix im Colossé zerstümmelt und sitzen bereits.

 

Auf der isola farnese hat man neuerdings schöne Sachen gefunden, unter andren 2 kolossalische Köpfe von Tiber, und August (dieser soll besonders schön seyn) zu beiden hoft man auch die Statuen zu finden, Eberhart war gestern mit Wagner19 dort.

 

Die nechste Woche gedenke ich nach Tivoli zu gehn, um einige Pflanzen zu zeichnen, aber hauptsächlich um frische Luft zu athmen, die Hitze ist unerträglich, schon 2 Grad höher als vorigen Sommer im August, waß wird das am Ende noch werden? heute haben wir starken Wind, und einige phrofezeihn ein Erdbeben, ein schöner Trost!

 

Schmekt denn der Fr v. I. die neapolitanische Küche? Und vergißt sie denn Rom ganz? – Leben Sie recht wohl und behalten in gutem Angedenken

                                                     Sophie R               

d 21.

 

1 Brief von Sophie Reinhard an:

„Monsieur

            le Baron dIxkull,

chez les freres Breier

à

Naples

aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Abkürzung für Carlsruhe.

3 Protestantischer Friedhof an der Pyramide des Cestius.

4 Heinrich Keller, genannt Schleichle (1771-1832), Bildhauer und Schriftsteller aus Zürich, lebte seit 1794 in Rom.

5 Freiherr von Uexküll hatte im Januar 1811 für 60 Piaster bei Giuseppe Boschi, Bildhauer und Bronzegießer, ein Modell der „Reiterstatue des Mark Aurel“ in Bronze bestellt.

6 Wohl Konrad Eberhard (1768-1859), Bildhauer aus Hindelang, lebte mit seinem Bruder in Rom von 1806 bis 1819 und von 1821 bis 1826.

7 Posky = Giuseppe Boschi.

8 Gottlieb Schick (1776-1812), Maler aus Stuttgart, lebte seit 1802 in Rom.

9 Joseph Anton Koch (1768-1839), Landschaftsmaler aus Obergiblen in Tirol, lebte seit 1795 in Rom.

10 Franz Riepenhausen (1786-1831), Maler aus Göttingen, lebte seit 1805 mit seinem Bruder Johann (1788-1860) in Rom.

11 Gevatter = Taufpate.

12 Die Landschaft aus den Schweizer Alpen = Der Schmadribachfall I (Lutterotti WV Koch Nr. 16). Mit Häugele könnte Heigelin gemeint sein.

13 Wohl Karl Lindemann, Kaufmann aus Markirch/Elsaß, der mit Frommels ältester Schwester Katharina Philippina (1787-1829) verheiratet war.

14 Johann Martin von Rohden (1778-1868), Landschaftsmaler aus Kassel, lebte seit 1795 in Rom.

15 Feodor Iwanowitsch, genannt Kalmück (um 1763-1832), seit 1806 badischer Hofmaler, reiste am 23. November 1810 in Rom ab (vergl. Karl Obser, Feodor Iwanow. Ein Karlsruher Hofmaler aus der Zeit des Klassizismus, in: Ekkhart, Jahrbuch für das Badner Land, 11. Jg., 1930, S. 21). Feodor Iwanowitsch wurde wie Sophie Reinhard bei Philipp Jakob Becker in Karlsruhe ausgebildet. Er war der Künstlerin sicher schon vor ihrer Abreise nach Italien bekannt, denn er war seit 1806 Hausgenosse von Friedrich Weinbrenner, wo Sophie Reinhard häufiger Gast war (vergl. Margrit-Elisabeth Velte, Leben und Werk des Badischen Hofmalers Feodor Iwanowitsch Kalmück (1763-1832), Karlsruhe 1973, S. 38).

16 Wohl Dr. Carl Urban Keller (1772-1844), Advokat und dilettierender Zeichner aus Marbach bei Stuttgart.

17 Fankerl, Name des Hundes von Sophie Reinhard.

18 Girandola = Feuerwerk.

19 Johann Martin Wagner (1777-1858), Maler und Bildhauer aus Würzburg, lebte seit 1804 in Rom.

 

 

 

Sophie_Reinhard

 

Brustbild des Karlsruher Hofmalers Feodor Iwanowitsch Kalmück (1763-1832). Lithographie von Karl Joseph Brodtmann

 nach einem Selbstportrait des Künstlers (vergl. Margrit-Elisabeth Velte, Leben und Werk des Badischen Hofmalers Feodor Iwanowitsch Kalmück (1763-1832), Karlsruhe 1973, WV 2g, S. 232, Bildnachweis: E. Fecker)

 

10              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                                  Rom d. 26. 7ber

                                                                                                                                                                           1811

                                                                                                                                                                                                

Theils hoffte ich auf einen Brief von Ihnen, theils auch auf Materialien um einen erträglichen Brief an Sie theurer Freund schreiben zu können, aber von Ihnen kommt kein Brief und neues will es hier auch nicht geben. Gestern erfuhr ich durch einen Brief von meinem Vatter2 daß Sie wenigstens den 9ten dieses noch nicht in CR3 waren, meine Eltern verlangen Sie und Fr v. Üxküll4 zu sehn.

 

Unser Freund und Gevatter Koch5 der wie er mir gestern sagte Ihre Hülfe anrufen will, wird Ihnen eine traurige aber gewiß nicht übertriebene Beschreibung seiner Lage geben, der arme Mann muß nun in Jahren wo doch jeder, der auch nur den 3tel lernte von dem waß er weiß auf sicheres Brod rechnen kann, Rom, seine Frau und Kind verlassen, um anderwärts Brod zu suchen, er that würklich alles waß sich thun ließ um von Bayern etwaß zu erhalten, ich glaube aber nun selbst daß ihm dort nicht aufgethan wird er klopfe auch an so oft er wolle! hier wird es immer theurer, dazu immer weniger Freunde, darunter beinah keine die etwaß kaufen, niemand missbilligt daher Kochs Vorhaben nach Wien zu gehn, es ist nicht zu denken daß er der nichts verschmäht und in jedem Fache etwaß gutes leistet, bey guten Empfehlungen seinen Zweck verfehle, sollte er aber auch dort nichts finden, so hat er doch noch immer so viel als er hier verließ. Geben Sie dem Ehrlichen Mann das Geld, so wird er Ihnen zum zweitenmahl sein Glück danken, und ich zweifle nicht auch bald wenigstens einen Theil der Summe zurück geben können. – Daß Hr. Schleichle6 sich nicht mehr bey mir bliken lässt wird Sie nicht wundern.

 

Reinhart7 soll auch in einer mißlichen Lage seyn und denkt auch Rom zu verlassen; – kurz das Elend steigt mit jedem Tag bey all denen die weder Vermögen noch ein Gehalt haben. – Ab Poschi8 habe ich 18 Scudi gegeben gegen Quittung Huber9 20, ich habe also noch 2 von Ihren in Händen, Day10 läßt nichts von dem Wagen hören, ich glaube beinah, Sie oder Hr. von Rak,11 hat sich an ihm einen üblen Geschäftsträger gewählt, seine Frau war mehrere Monathe auser dem Hauß, wohnt aber jetzo wieder im Hauß ihres Mannes, doch oben wo Sie wohnten, da sie fürchtet der Sohn möchte zum zweitenmal glücklich seyn in seinem Versuch sie umzubringen. Kramer12 soll am hinscheiden seyn in Neapel, seine Krankheit hat sich in eine Auszehrung verwandelt, weßwegen er dort aus dem Hause gestoßen wurde, und mit Mühe endlich noch in einer verlassenen Wohnung Obdach fand. – Ich war 3 Wochen in Tivoli machte von da eine Reise nach Subiaco, zu Esel (den ich nun meisterhaft reite) ich sah sehr viel schönes. – Meiner lieben Frau v. Uxküll viele Empfehlungen. Leben Sie recht wohl

                         Reinhard

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll (1755-1832) aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Maximilian Wilhelm Reinhard (1748-1812), Vater der Künstlerin.

3 Abkürzung für Carlsruhe.

4 Elisabeth Freifrau von Uexküll geb. Hardegg (1771-1814), Gemahlin des Karl Friedrich von Uexküll.

5 Joseph Anton Koch (1768-1839), Landschaftsmaler aus Obergiblen in Tirol, lebte seit 1795 in Rom.

6 Heinrich Keller, genannt Schleichle (1771-1832), Bildhauer und Schriftsteller aus Zürich, lebte seit 1794 in Rom.

7 Johann Christian Reinhart (1761-1847), Maler und Radierer aus Hof, lebte seit 1789 in Rom.

8 Giuseppe Boschi, Bildhauer und Bronzegießer, bei dem Freiherr von Uexküll im Januar 1811 für 60 Piaster ein Modell der „Reiterstatue des Mark Aurel“ in Bronze bestellt hatte, das Sophie Reinhard am 30. Dezember 1811 in Empfang nahm (vergl. Abrechnung zwischen Sophie Reinhard und Freiherr von Uexküll im Jahre 1815).

9 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler aus Zürich.

10 Alexander Day (1773-1841), englischer Maler und Kunsthändler, verkaufte für Uexküll eine Kutsche, wofür Day 20 Scudi zahlte (vergl. Abrechnung zwischen Sophie Reinhard und Freiherr von Uexküll im Jahre 1815).

11 von Rak, nicht ermittelt.

12 Tjarko Meyer Cramer (1780-1812), Maler aus Ostfriesland.

 

 

11              [NL Adam, StA München Nr. 104]1                                                                                          Rom d. 22. 8ber

                                                                                                                                                                           1811

                                                                                                                                                                                                 

Theurer Freund,

 

Es ist nun ein Jahr daß ich hier bin, und beinahe ebenso lange daß ich Ihren Brief erhielt von Ancona,2 längst – das werden Sie mir glauben – hätte ich Ihnen geschrieben, wenn Sie mir nicht in Ihrem Brief gesagt hätten Sie machten eine Reise, also auch diese Zeilen schreibe ich auf geradewohl, und sobald Sie mir andworten werde ich Ihnen von meinem hiesigen Leben schreiben, heute nur so viel, daß mirs bisher gut ging, und daß ich diese Reise nicht bereue da sie nützlich für mich war. Überbringer dieses ist ein Landsmann von mir, der hier in große Noth kam,3 eine Collecte die ich veranstaltete, sezt ihn in den Stand bis Mailand und vielleicht weiter seiner Heimath zu, zu reisen, ich bitte Sie können Sie ihm eine kleine Beisteuer geben, es zu thun wenig ist viel für den der nichts hat, er ist ehrlich und würde ohne Hülfe im Elend umkommen! – die Zahl derer die etwas geben können ist hier klein, und oft fehlt auch der gute Wille, Sie sind in einer Lage die Ihnen das geben nicht verbiethet, und Ihr Herz kenne ich. – Schreiben Sie ja gleich wenn Sie dieses erhalten, Sie können sich vorstellen daß ich mit unveränderlicher Freundschaft oft an Sie denke, und nach Nachrichten verlange, – viel werde ich Ihnen schreiben, sobald ich weiß daß meine Briefe in Ihre Hände kommen.

 

Huber4 grüßt Sie – unveränderlich Ihre

                                                                                  Freundin

                                                                                                            Sophie Reinhard

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard:

                                               „al Signor

                                   Adam, Pittore del vice

                                   Ré

                                                 à

                                                           Milano

                                                           se trova a Monza”

aus dem Nachlass des Malers im Stadtarchiv München.

2 Im Oktober 1809 war Albrecht Adam im Rang eines Kapitäns in die Dienste des Vizekönigs von Italien Eugène de Beauharnais (1781-1824) getreten und nahm, ausgehend vom Hof in Monza, an mehreren Feldzügen in Norditalien teil, so kam er auch nach Ancona, das zum Besitz von Beauharnais gehörte.

3 Namentlich nicht genannter Landsmann der Künstlerin.

4 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler aus Zürich.

 

 

12              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                                 Rom d. 9. 9ber 1811

 

Ich beandworte heute Ihre beyde Briefe, vom 3 und 19 8ber, – daß ich mich ein wenig über das lange Stillschweigen ergerte läugne ich nicht, und gestehe auch ebenso aufrichtig, daß ich so gültig ich auch Ihre Abhaltungen finde, denn doch die Frau v. Ixküll2 gar nicht entschuldigt finde daß sie mir auch jetzo da sie bey meinen Eltern war nicht ein Wort schrieb, da sie mir dieses doch mehr als einmahl versprach, schön gesagte Briefe haben für mich wenig Werth, wenn sie die Sprache der Freundschaft führen freuen sie mich, und wie man spricht soll man ja schreiben, also könnte wohl die Freundin, der Freundin schreiben, die gewiß alles versteht wie sie es verzeit, und viel Freude hätte!

 

Koch3 schreibt Ihnen selbst also von dieser Sache nichts.

 

Day4 hat den Wagen längst verkauft aber bisher das Geld in der Tasche, wo ich es nicht zu bekommen weiß. Poschi5 jammert schreklich er könne ohne weitern Vorschuß den Aurel nicht endigen, der wie Eberhard6 sagt recht gut seyn soll (nehmlich im Modell).

 

Von meinem Vatter7 werden Sie hören daß leider mein billiger Banquier failliert hat, und auch nun Torlonia8 ebenso unbarmherzig schröpft wie alle anderen. – Hier geht alles im alten Schlendrian, le Thier9 hat ein großes Bild ausgestellt welches das Urtheil den Brutus darstellt, wie er seinen Sohn verurtheilt, nach franzö. Sitte ist natürlich einer schon enthauptet, es sind keine Römer, es sind Franzosen, inzwischen hat das ganze viel Verdienst, und herrscht Seele in allem, wird aber von vielen erbärmlich herunter gemacht, besonders von seinen Landsleuten. Ein gewißer Cornelius10 aus Düsseldorf ist angekommen der aus Göthes Faust vortreffliche Zeichnungen gemacht hat, von denen nun Koch, Müller11 und die Rippenhausen12 zusammen, und nach und nach jene in isidoro13 herabsetzen, woran die Ripp. schuld seyn mögen, denen Overbeck14 ein Stein des Anstoßes war, übrigens wird es schwer seyn jemand zu finden der geschikter ist! Catel15 aus Berlin Mahler ist auch angekommen mit seinem Bruder der Architekt ist und eine Frau bey sich hat, artige Leute, die Briefe an mich hatten, und die ich alle 3 zu Kochs Frau logierte, die nun ihr Auskommen hat, wenn Koch fortgeht. Huber16 ist auch in Geld Nöthen und wenn Sie erlauben werde ich ihm seine lezte Platte von jäner Summe bezahlen welche Sie schiken. Roos17 der nun viel zu thun hat, ließ die Sache wegen Keller18 die er sich erboth auszufechten ganz liegen, mit dem ist gar nichts zu machen! verspricht alles und hält nichts! – Die Frau ist glücklich daß das Gewerbe so gut geht denn nun werden endlich ihre Ohren die lange gewünschten brillanti bekommen! Kramer19 lebt noch, aber ohne Hoffnung, vor 14 Tag hat er denn auch sein Ketzerthum abgelegt, se fatto buono e a ricevuto jesu christo, wie meine Hausfrau sagte, worüber ich und viele sich ärgern. Engelhard20 gab richtig das Mädchen auf, 14 Tage nachher spann er wieder an, und fand auch wieder Gehör, wiewohl er in dem Absage Brief schrieb er habe sich übereilt, und gefunden daß mir eine Italiänerin von anderer Religion, Sprache; und ohne Bildung für ihn nicht passe – das zweitemahl hielt er Wort heurathete sie und zog vor 4 Wochen nachdem er noch Beweise seines verrückten Kopfes ablegte mit ihr ab, war auch so niederthrächtig zu sagen, ich habe die meiste Schuld daß er das erste mal zurück gegangen sey. – beyde werden bezahlt werden er für seine Lügen und Dummheiten, sie für ihre Begirde unter die Haube zu kommen, denn waß kann sie erwarten! – aber das Mädchen und die Mutter sind eben auch Pack!

 

Könnten Sie nicht von Reinharts21 radierten Blättern in Stuttgard absetzen? – der October war 21 Tag himmlisch schön, ich war 2 mahl auf testaccio,22 und 2 mahl in der Vigna, bey buna della ocrità sehr vergnügt. – Meine Elisabetha23 habe ich untermahlt, und glaube sie wird weniger schlecht als meine andere Arbeiten. Schik24 hat 4 exemplare von Kochs radierten blättern mitgenommen die bei mir in CR.25 bestellt wurden ich habe die 8 scudi längst an Koch bezahlt, und bin besorgt die Blätter möchten nicht an Ort und Stelle kommen, haben Sie die Güte sich zu erkundigen, wann Schik ankommt, sie sollen an Haldenwang26 adressiert werden.

 

Rohden27 und Sikler28 lassen nichts von sich hören.

 

Wie sieht den mein guter Vatter aus? ich bin sehr unruhig wegen seiner Gesundheit! und habe mir vorgenommen abzureisen wenn er kränkelt, um ihn wenigstens noch zu sehn, ach ich verlöhre ja an ihm den besten liebsten Freund, den mir der Himmel gab! – und wenn er nicht mehr ist, bin auch ich nur noch halb auf dieser Erde.

 

Möchten Sie recht gesund bleiben und vergnügte Tage haben, gedenken Sie ferner mit Freundschaft an mich, und glauben Sie daß ich die kleinen Geschäfte recht gerne besorge, so gut ich kann.

                                                                                                                        RS.

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard:

   „a Monsieur

le Baron dIxkull lainé

        à

         Stutgard

         Wurtemberg.

aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Elisabeth Freifrau von Uexküll geb. Hardegg (1771-1814), Gemahlin des Karl Friedrich von Uexküll.

3 Joseph Anton Koch (1768-1839), Landschaftsmaler aus Obergiblen in Tirol, lebte seit 1795 in Rom.

4 Alexander Day (1773-1841), englischer Maler und Kunsthändler, verkaufte für Uexküll eine Kutsche, wofür Day 20 Scudi zahlte (vergl. Abrechnung zwischen Sophie Reinhard und Freiherr von Uexküll im Jahre 1815).

5 Giuseppe Boschi, Bildhauer und Bronzegießer, bei dem Freiherr von Uexküll im Januar 1811 für 60 Piaster ein Modell der „Reiterstatue des Mark Aurel“ in Bronze bestellt hatte, das Sophie Reinhard am 30. Dezember 1811 in Empfang nahm (vergl. Abrechnung zwischen Sophie Reinhard und Freiherr von Uexküll im Jahre 1815).

6 Wohl Konrad Eberhard (1768-1859), Bildhauer aus Hindelang, lebte mit seinem Bruder in Rom von 1806 bis 1819 und von 1821 bis 1826.

7 Maximilian Wilhelm Reinhard (1748-1812).

8 Giovanni Raimondo Torlonia (1754-1829), italienischer Bankier.

9 Guillaume Lethière (1760-1832), von 1807 bis 1817 Direktor der französischen Akademie in Rom.

10 Peter von Cornelius (1783-1867), Maler aus Düsseldorf, lebte von 1811 bis 1819 in Rom. Seine Faustzeichnungen hatte er in seinen Frankfurter Jahren begonnen und dafür von Goethe reichlich Lob erhalten (Friedrich von Boetticher, Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Leipzig 1891-1901, Bd. 1, S. 191, Nr. 28).

11 Friedrich Müller (1749-1825), Maler und Dichter, lebte seit 1778 in Rom.

12 Franz Riepenhausen (1786-1831), Maler aus Göttingen, lebte seit 1805 mit seinem Bruder Johann (1788-1860) in Rom.

13 San Isidoro, verlassenes Kloster in Rom, welches sich die Lukasbrüder zu ihrem Wohnort wählten.

14 Johann Friedrich Overbeck (1789-1869), Maler aus Lübeck, lebte seit 1810 in Rom.

15 Franz Catel (1778-1856), Maler aus Berlin, lebte seit Ende 1811 mit seinem Bruder Ludwig (1776-1819) in Rom.

16 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler und Radierer aus Zürich.

17 Karl Roos (1775-1837), Kunsttischler aus Ludwigsburg, lebte seit 1804 in Rom.

18 Heinrich Keller (1771-1832), Bildhauer und Schriftsteller aus Zürich, lebte seit 1794 in Rom.

19 Tjarko Meyer Cramer (1780-1812), Maler aus Ostfriesland, lebte seit 1804 in Rom. Cramer wurde im Oktober 1811 katholisch, mit neuem Taufnamen Lukas.

20 Johann Daniel Engelhard (1788-1856), Architekt aus Kassel, heiratete am 3. November 1811 Annunziata Bossi, Tochter des Kupferstechers Giacomo Bossi.

21 Johann Christian Reinhart (1761-1847), Maler und Radierer aus Hof, lebte seit 1789 in Rom.

22 Der Monte Testaccio ist ein kleiner Hügel in Rom.

23 Ihr Gemälde „Heilige Elisabeth mit dem Johannesknaben“.

24 Gottlieb Schick (1776-1812), Maler aus Stuttgart, lebte seit 1802 in Rom. Schick reiste anfangs September 1811 nach Stuttgart, wo er am 7. Mai 1812 starb. Er wanderte mit Koch 1804 nach Olevano, wo die ersten Zeichnungen zu Kochs zwanzig Radierungen Römischer Ansichten entstanden (Otto von Lutterotti, Joseph Anton Koch 1768-1839, Berlin 1940, S. 52).

25 Abkürzung für Carlsruhe.

26 Christian Haldenwang (1770-1831), aus Durlach, seit 1805 Hofkupferstecher in Karlsruhe.

27 Johann Martin von Rohden (1778-1868), Landschaftsmaler aus Kassel, lebte seit 1795 in Rom.

28 Friedrich Sickler (1773-1836), Altertumsforscher aus Gräfentonna, lebte seit 1805 in Rom.

 

 

13              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                                      Rom d. 27. 9ber

                                                                                                                                                                       1811

 

Vor einigen Tagen erhielte ich Ihren Brief vom 11 dieses, nebst dem Wechsel, Fischer2 erhob diese 200 piastre bey T.2 und ich habe bereits Boschi3 weitere 20 ausbezahlt, recht gerne besorge ich die kleinen Geschäfte des Freundes den ich ehre, und der gewiß viel mehr thun würde, wenn ich irgend ein Gesuch hätte! inzwischen ärgerte ich mich über Boschi nicht wenig da ich hörte er habe geäussert Sie hätten ihm bey der Abreise versichert es sey alles besorgt wegen des Geldes für den M. A.4, ich würde also wohl das Geld haben, und ihm vorenthalten, sey das nicht so soll ich das von Day5 erle für die Carette6 erlöste Geld zu bekommen suchen, Sie werden glauben daß ich nicht wenig entrüstet war mich so nach italienischem Maßstab gemessen zu sehn! – ich puzte ihn daher auch heute ordentlich deshalb aus, und sagte ihm daß ich eine deutsche sey, keine italiänerin, noch zu der Classe gehöre wozu ich Day zehle den ich für einen getauften Juden hielte! – Mark Aurel7 soll bis Ende Xber fertig werden, und soll richtig durch De Sartio spediert werden. Huber8 der auch in Geldnöthen war bezahlte ich eine Platte, ich muß daher bey den lezten 20 Piaster die Boschi bekömt Kochs9 reisegeld angreifen, das gar nichts auf sich hat, da dieser erst im Aprill nach W. geht, und zwar mit Frau und Kind, er mahlt an aqua cetosa10 für den Asbek in M. wird dieses Bild noch hier endigen, und vieleicht auch das große der Regenbogen,11 das wie er hoft sicher hoft nach Stut. kommt. Sie haben daher wegen Ihres Geldes nicht nöthig in Sorgen zu seyn. – Ach könnte ich einen Tag mit Ihnen reden so sollten Sie hören waß der gute Mann einen Drachen von Weib am Hals hat, ich zehle auf heilige Verschwiegenheit, und sage Ihnen nur soviel, daß sie im lezten Jahr vieleicht 100 Scudi zu unnöthigen Sachen heimlich, man kann sagen dem Manne stohl, es wurden Diamanten Ohrenringe golden Ketten und anderes angeschaft, während er halbsatt arbeiten mußte wie ein Pferd! – die 20 Scudi welche Sie ihr ins Kindbett gaben wurden abseits geschaft, und 4 andere welche ich ihr schenkte, auch Koch verhehlt, der es endlich durch Zufall erfuhr, Catels12 hat sie so geschnürt das die nach einem Monat schon heute fe ausziehn, Koch hat zwar über vieles das er weiß, und dadurch das ihm einfiel nachzurechnen waß er dieß Jahr verdient habe, Bariere geschlagen, aber er wird wieder übertölpelt, und ich mäger Sie der Sie durch viele Freundschaftdienste ein Recht haben etwaß zu sagen, sollten ihm einen italiänischen Brief schreiben worin Sie der Frau das Capitel über unnöthigen Aufwand tüchtig lesen, ohne Datas aufzuführen weil Sie sonst auf mich verfallen würde, und ich mag mit dem Aas nichts zu thun haben – sondern wünschte vielmehr als Sie sollten den Brief so einrichten als hätten Sie es von dennen die nach Deutschl. zurück gekommen sind gehört. Kommt K. nach Wien, und verdient Goldneberge, so muß er schlecht und wenig fressen und der mistug dürre Steiß der Madam wird alles bekommen, waß nicht auf Busen, und in den Ohren Plaz findet! Oh der arme Mann! helfen Sie ich bitte, doch schonen Sie meiner. Koch hält zwar viel auf mich, und ich habe sein ganzes Zutrauen, aber ihm fehlts an Pfiff ich kann ihm nichts sagen, die Alte mit Zugehör hat er aus dem Haus gejagt, nun erzehlte diese den Ankauf der Diamanten und Ketten. Wenn doch nur eine Malingea oder so etwaß über das Mensch käme! das Kind macht sich nun ganz ordentlich wiewohl ihm die zärtliche Mama Mohn genug eingibt. Eine brave Frau ist mir Orela, und wer die hat der klage nicht wenn ihm ein Maierhof abbrennt, besonders wenn er doch noch einige Bajocki übrig behält! –

 

Cramer13 lebt noch. Heute kam Zoll14 von C.R. an. Wagner15 sehe ich nicht, bat aber Eberhard16 ihm Ihr Gesuch zu melden, Steinkopf17 soll mehr hipockondrisch seyn als lustig. – Alles waß Sie kennt empfiehlt sich, auch Staches18 mit dem ich, Huber und Dallearmi19 öfters spielen, er verlohr schon mehrere piaster –. Morgen gehe ich in die Gallerie Daria,20 um mich Raths zu erholen, ich bin mit meiner Elisabeth ziemlich vorgerükt. Mein Vatter21 schrieb mir wie sich alle die Meinigen freuen Sie und die F. v. G.22 in C.R. zu sehen, daß mir die böse Frau nicht schreibt verzeih ich nicht, und ruhe auch nicht bis sie meinen Wunsch erfüllt – Huber führt die Rechnung Ihres Geldes pünktlich. Leben Sie recht wohl. – die lieben piferari ziehn bereits durch Rom, und erfreuen mein Herz, könnten Sie nur auch diese mahlerischen Burschn sehn. Leben Sie recht wohl und behalten lieb Ihre redliche Freundin

                                                                                                                                  RS

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an:

   „Monsieur

le Baron dIxkill

 lainé

        à

         Stutgard

         Wurtemberg

aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Ferdinand Fischer (1784-1860), Baumeister aus Stuttgart, lebte von 1808 bis 1812 in Rom.

3 Wechsel auf Giovanni Raimondo Torlonia (1754-1829), italienischer Bankier, vom 26. November 1811 über 200 Scudi (vergl. Abrechnung zwischen Sophie Reinhard und Freiherr von Uexküll vom 5. Februar 1812 und vom Jahre 1815).

4 Giuseppe Boschi, Bildhauer und Bronzegießer.

5 Abkürzung für Mark Aurel.

6 Alexander Day (1773-1841), englischer Maler und Kunsthändler.

7 Caretta = einspännige, offene Kutsche für zwei Personen. Day zahlte dafür 20 Scudi (vergl. Abrechnung zwischen Sophie Reinhard und Freiherr von Uexküll im Jahre 1815).

8 Bei G. Boschi hatte Freiherr von Uexküll im Januar 1811 für 60 Piaster ein Modell der „Reiterstatue des Mark Aurel“ in Bronze bestellt, das Sophie Reinhard am 30. Dezember 1811 in Empfang nahm (vergl. Abrechnung zwischen Sophie Reinhard und Freiherr von Uexküll vom 5. Februar 1812 und vom Jahre 1815).

9 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler und Radierer aus Zürich.

10 Joseph Anton Koch (1768-1839), Landschaftsmaler aus Obergiblen in Tirol, lebte seit 1795 in Rom. Er heiratete laut Friedrich Noack, Das Deutschtum in Rom, seit dem Anfang des Mittelalters, Stuttgart 1927, Bd. 2, S. 322 am 1. September 1806 Cassandra Ranaldi. Er unterbrach seinen Romaufenthalt, um von 1812 bis 1815 in Wien zu leben.

11 Aqua cetosa = Tiberlandschaft bei Acqua Acetosa (Lutterotti WV Koch Nr. 19) für Franz Wilhelm Freiherr von Asbeck in München.

12 Koch hoffte die Landschaft mit dem Regenbogen II (Lutterotti WV Koch Nr. 30) dem württembergischen König Friedrich I. in Stuttgart verkaufen zu können.

13 Franz Catel (1778-1856), Maler aus Berlin, lebte seit Ende 1811 mit seinem Bruder Ludwig (1776-1819) in Rom.

14 Tjarko Meyer Cramer (1780-1812), Maler aus Ostfriesland, starb am 26. April 1812 in Rom.

15 Franz Joseph Zoll (1770-1833), Maler aus Möhringen/Baden, lebte von 1811 bis 1813 in Rom.

16 Johann Martin Wagner (1777-1858), Maler und Bildhauer aus Würzburg, lebte seit 1804 in Rom.

17 Konrad Eberhard (1768-1859) und Franz Eberhard (1767-1836), beide Bildhauer aus Hindelang, lebten in Rom von 1806 bis 1819 und von 1821 bis 1826.

18 Gottlieb Friedrich Steinkopf (1779-1860), Maler aus Stuttgart, lebte von 1808 bis 1814 in Rom.

19 Staches, nicht ermittelt.

20 Wohl Andreas DallArmi (1788-1846), Landschaftsmaler und Lithograph aus München. Laut R. Armin Winkler, Die Frühzeit der deutschen Lithographie, S. 53, betrieb DallArmi zusammen mit Raphael Wintter seit 1805 die erste lithographische Druckerei in Rom.

21 Wohl Galleria Doria im Palazzo Doria, um Rat zu ihrem Gemälde Die heilige Elisabeth einzuholen.

22 Maximilian Wilhelm Reinhard (1748-1812), Vater der Künstlerin.

23 Vielleicht Abkürzung für Friederike von Gaisberg geb. von Uexküll (1759-1825), die man in C.R. (Abkürzung für Carlsruhe) erwartet.

 

 

14              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                               [Rom] d. 5. February

                                                                                                                                                                       1812

  

Ich hätte Ihnen früher auf Ihren Brief vom 4 Januar geandwortet, wenn ich nicht durch allerley neue Studien worunter auch die Anatomie gehört wäre abgehalten worden, ich muß jeden Morgen nach S. Vitale2 lauffen, und dort sitze ich in Gesellschaft noch zweier Mahlerinnen (die eine von Bologna3 die andere von Mailand4) 6 bis 7 Stund vor einem Stück Fleisch das nicht immer ganz angenehm anzusehn ist, und zeichne mir in kaltem Zimmer Finger und Füsse ganz starr, Sie können denken daß ich dann Abends nicht fähig zum schreiben bin, waß Sie heute meinem Brief anmerken werden. Von Müller5 erhielt ich schon vor 14 Tage beiliegendes Blatt an Sie, verrathen Sie mich nicht daß ich es erst heute schike. Poschi6 hat sein Pferd längst fertig, und jedermann findet die Arbeit schön und sehr wohlfeil, zu einer andren Zeit würde dieses Pferd 150 Scudi gelten, auch hat kürzlich ein Römer ein gleiches aber viel kleiner und bei weitem nicht so gut an einen Fremden für 45 Zechinen7 verkauft. Mit Boschi sprach ich schon zweimal wegen das Fortschickens, er versprach zu Desartio zu gehn die Kiste und alles zu besorgen (gepakt soll es bey mir werden) durch Desartio, aber der Boschi ist so ein langsames Thier den man immer treiben muß, und mit dem Geschäfte zu machen, nicht immer angenehm ist, mit Roos8 ist gar nichts anzufangen denn der hat zu viel eigne Geschäfte, Koch9 hat die Abdrüke von guin todarti,10 ich sagte er solle sie Fischer11 bringen der sie mitnehmen kann, bey Abruzzi12 war ich noch nicht, ich will sehn daß Huber13 hin geht, weil ich schwer Zeit finde. Nun will ich Ihnen denn auch Rechnung ablegen, und hören ob Sie zufrieden mit meiner Verwaltung sind, ich wußte es nicht besser zu machen, das ist alles waß ich sagen kann!

 

 

Erhalten

     Scudi.      B.

   

Ausgegeben

     Scudi       B

bey Ihrer Abreise

40

    Huber für eine Platte

22

 
als Abtrag von Keller

2

40

  Boschi

18

 
durch Wechsel

200

    Huber für S. onofrio

22

 
 

242

40

  porto carte de regiae    
        den 3. 8ber brief porto  

18

        den 19. 9ber detto  

18

        23. Xber detto  

35

        an Boschi

42

 
        an Huber die Fragmente von Colonna

22

 
        Brief porto  

19

        an Koch

45

 
        dem alten Franceso  

50

        Briefporto  

18

         

172

58

 

Also habe ich nun noch 69 Scudi und 72 Bajochi. – Sie gaben mir zwar keinen bestimmten Auftrag Hubers fernere Arbeiten zu bezahlen, da ich ihm aber bereits 40 Scudi geliehn, und er kein Geld hatte, so konnte ich nicht anderst und indem meine Casse nicht so ist daß ich mehreres hätte vorstreken können. Koch, hofft für sein Bild nach M.14 hinlängliches Reise Geld zu bekommen, und holt nun soviel als er bis zur Zeit da er sein Geld bekommt, zum Unterhalt braucht, von Huber Boschi und Koch habe ich Quittungen, die Ihnen zu Befehl stehn, – Schleichle15 hat das Gewehr gestrekt auf Ihren kräftigen Brief, er schrieb an Huber da nun die Venus16 verkauft sey, und er in 14 Tag das Geld bekommen werde er alles in Richtigkeit bringen, und wundere sich daß H v. I so viel Aufhebens wegen einer Kleinigkeit mache die er nie anderst angesehn habe, als daß er sie bezahle sobald die Venus verkauft sey – Kochs Töchterlein macht sich recht hübsch, hat zwar rothe Haare, gleicht aber ganz seinem ächten Vatter! – da gibt’s Geschichten die ich nicht schreiben darf, und nachdem sie auch niemand fragen können, da nur ich Matrazzo17 und Reinhart18 sie wissen diesen mußte ich mein Ehrenwort geben zu schweigen nur soviel daß Koch auf alle Art betrogen wird. Doch hat er sich des Geldes bemächtigt, und hält gut Haus. Die Victoria ist Braut mit einem Bauer von Olevano. Ihren freundschaftlichen Vorschlag, wegen meiner Arbeiten habe ich überlegt, und sehe ein daß es in mehrere Rücksicht Vortheil für mich haben könnte wenn in dem M. blatt19 meiner erwähnt wird, aber wo finde ich jemand der einen ordentlichen Contur in Kupfer bringt? und wird man mich am Ende nicht durchhecheln, und sagen ich hätte alles selbst einrücken lassen? meine Elisabeth20 gefällt und ist das beste was ich zustand brachte, aber Sie haben das Bild nicht gesehn, und könnten doch nicht ganz nach einem Contur urtheilen, s deswegen weiß ich nicht ob es nicht besser ist alles unterwegen zu lassen. – Die K. v. Bayern21 schreibt mir oft und äusserst freundschaftlich, Sie wissen hier passt alles auf, so weiß man auch dies, und mehrere die mich früher links liegen liesen, sind nun sehr artig, besonders die Ri – hausen,22 aber ich zeigte ihnen noch nichts von meiner Arbeit, sondern sagte ihnen bey ihrem lezten Besuch der besonders mein Bild zum Zweck hatte, gerade heraus, ich sey gewarnt worden vor ihrem Spott, und sie sollten mir nichts übelnehmen, wenn ich daher ihnen nichts zeigte, – Sie können denken welche Betheuerungen da gemacht wurden, – Wagner23 richtete erzehlte ich das Schiksal Ihres Bildes, das Sie von ihm haben, bekam aber keine bestimmte Andwort. Was neues hier vorfiel ist wenig und Fischer wird Ihnen alles sagen. Also genug für heute – .

 

Leben Sie theurer Freund recht wohl, und behalten mich in gutem Andenken

 

                                                                                                                                           SR

 

Die Platte von Colonna ist Huber sehr gelungen, und ist sehr bewundert worden, es ist in jeder Rücksicht die beste – was macht denn Wächter?24 Day25 schikt kein Geld – er versprach zu Ende Januar zu bezahlen aber es kam nichts. Den 9ten heute brachte uns Day 20 Scudi für die Carettella26 er sagte er habe 29 erhalten für die remise gehöre ihm 9 Scudi – also ein Handel der doch noch Profit trug wenigstens für Day, dem ich gleich 15 Scudi für sein Gewinst gebe, er wollte mir ein Billet an Sie schiken sah aber noch nichts und dieser Brief muß auf die Post.

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll (1755-1832) aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 San Vitale in der heutigen Via Nazionale.

3 Malerin aus Bologna, nicht ermittelt.

4 Bianca Milesi (1790-1849), befreundete Malerin aus Mailand.

5 Friedrich Müller (1749-1825), Maler und Dichter, lebte seit 1778 in Rom.

6 Giuseppe Boschi, Bildhauer und Bronzegießer, bei dem Freiherr von Uexküll im Januar 1811 für 60 Piaster ein Modell der „Reiterstatue des Mark Aurel“ in Bronze bestellt hatte, das Sophie Reinhard am 30. Dezember 1811 in Empfang nahm (vergl. auch Abrechnung zwischen Sophie Reinhard und Freiherr von Uexküll im Jahre 1815).

7 45 Zechinen = 45 Golddukaten entsprechen ungefähr 190 Scudi.

8 Karl Roos (1775-1837), Kunsttischler aus Ludwigsburg, lebte seit 1804 in Rom.

9 Joseph Anton Koch (1768-1839), Landschaftsmaler aus Obergiblen in Tirol, lebte seit 1795 in Rom.

10 Filippo Giuntotardi (1768-1831), italienischer Landschaftsmaler, Kupferstecher und Radierer aus Rom.

11 Ferdinand Fischer (1784-1860), Baumeister aus Stuttgart, lebte von 1808 bis 1812 in Rom.

12 Abruzzi, nicht ermittelt.

13 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler und Radierer aus Zürich.

14 Abkürzung für München.

15 Heinrich Keller, genannt Schleichle (1771-1832), Bildhauer und Schriftsteller aus Zürich, lebte seit 1794 in Rom.

16 Venus (vergl. Brief der Künstlerin vom Juni 1811 an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll).

17 José Madrazo (1781-1859), spanischer Maler und Radierer, lebte von 1803 bis 1819 in Rom.

18 Johann Christian Reinhart (1761-1847), Maler und Radierer aus Hof, lebte seit 1789 in Rom.

19 Vergleiche den bereits zuvor im, Morgenblatt für gebildete Leser, 5. Jg., Tübingen 1811, S. 664, erschienenen Artikel, der wohl aus der Feder von Uexküll stammt.

20 Wohl das Gemälde „Die heilige Elisabeth mit dem Johannesknaben“.

21 Caroline Königin von Bayern, geb. Prinzessin von Baden (1776-1841).

22 Franz Riepenhausen (1786-1831), Maler aus Göttingen, lebte seit 1805 mit seinem Bruder Johann (1788-1860) in Rom.

23 Johann Martin Wagner (1777-1858), Maler und Bildhauer aus Würzburg, lebte seit 1804 in Rom.

24 Eberhard von Wächter (1762-1852), Historienmaler aus Balingen. War seit 1810 Kustos der Kupferstichsammlung in Stuttgart.

25 Alexander Day (1773-1841), englischer Maler und Kunsthändler in Rom.

26 Caretta = einspännige, offene Kutsche für zwei Personen. Day zahlte dafür 20 Scudi (vergl. auch die Abrechnung zwischen Sophie Reinhard und Freiherr von Uexküll im Jahre 1815).

 

 

15              [GLA Karlsruhe 56 Nr. 382]1                                                                            [Karlsruhe, den 31. März 1812]

 

Durchlauchtigster Großherzog

gnädigster Großherzog und Herr

 

Meine älteste Tochter Sophie hat schon in frühen Jahren Liebe und Geschik zur Malerey gezeigt. Da diese mit reiferen Jahren zunahmen glaubte ich meine Pflicht als Vatter fordere von mir meiner Tochter zur Ausbildung ihrer natürlichen Fähigkeiten behülflich zu seyn. Sie erhielt deswegen an Eurer Königlichen Hoheit Gallerie Director Beker2 allhier mehrjährigen Unterricht, hat darauf ihre Kenntnisse durch fünfjähriges Fortsetzen ihrer Studien in München, Wien und Rom, an welchem letzten Ort sie sich auch gegenwärtig befindet, zu erweitern gesucht und, wenn ich dem Zeugnis der Kunstkenner die sich hierüber geäusert haben Glauben beymessen darf, es so weit gebracht daß sie unter diejenige Künstler gerechnet zu werden verdient die mit Nutzen zu Verbreitung ihrer Kenntnisse und des guten Geschmaks wirken können.

 

Euer königliche Hoheit haben, wie höchst dero ehrwürdigster Regierungsvorfahre, Hilfen aus den Mitteln des Staats einen Theil zur Belohnung und Aufmunterung verschiedener Künstler verwendet und nebst anderen dem kürzlich verstorbenen Hofmaler Schröder3 ein Gehalt von achthundert Gulden jährlich angewiesen.

 

Sollte Eure Königliche Hoheit gesonnen seyn, auch bey den jetzigen freylich für starken Aufwand auf Reisen nicht günstigen Zeiten, dieses erledigte Gehalt wider zu vergeben, sollten Höchst dieselbe glauben, daß meine Tochter, wenn sie es erhielte, ihrem Vatterland nutzen könne und sollte Höchst dieselbe niemand wissen der Ihrer höchsten Gnade würdiger als meine Tochter wäre, so wage ich es, wiewohl ohne meiner Tochter, verwissen, um obiges Gehalt und dabey um gnädigste Fristung der Verbindlichkeit welche meine Tochter wenn sie es erhält zu übernehmen hat, hiermit unterthänigst zu bitten.

 

         Ich verharre in tiefster Ehrerbietung

 

Karlsruhe den 31t. Merz 1812.

                                                                       Eurer Königlichen Hoheit

 

                                                                                                                       unterthängster

                                                                                                                       Staatsrath Reinhard.

 

 

1 Brief des Vaters von Sophie Reinhard Maximilian Wilhelm Reinhard (1748-1812) an Karl Ludwig Großherzog von Baden mit der Nachschrift von anderer Hand:

Seine Königl. Hoheit

wollen hierauf Ihre höchste Entschließung nach geschehner

Festsetzung des neuen Etats fassen; wo Ihm hiernochmals

gegenwärtiges wieder unterthänigst vorgelegt werden

soll. Karlsruhe, d 1. April 1812.                      F. A. Reinhardt

Oben rechts der Vermerk: Pr den 1. April 1812.

                                               bey der Audienz

2 Philipp Jakob Becker (1759-1829), seit 1784 Hofmaler und Galeriedirektor in Karlsruhe.

3 Johann Heinrich Schroeder (1757-1812), wurde am 27. April 1811 zum Großherzoglich Badischen Hofmaler ernannt (vergl. Carl Friedrich und seine Zeit, Ausst.-Kat. Baden-Baden 1981, S. 175).

 

 

16              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                                    Rom den 10 Mai

                                                                                                                                                                          1812

                                                                                                                                                                                                    

Diesmahl habe ich zimlich lange nicht geandwortet auf Ihre freunschaftliche Briefe, aber ich bin so beschäftigt wie noch nie, und Sie müssen verzeihn. Daß Sie mit dem Mark A.2 zufrieden sind freut mich, ein Arbeiter von Boschi war bey mir, und sagte Sie hätten ein Trinkgeld versprochen, ich frage daher ob, und wie viel ich geben soll? mit Desartio3 sprach ich der will kein Geld, er sagte Sie hätten seinen Brief unrecht verstanden. Koch4 versprach schon oft die Sachen bey J Jentotardi5 zu besorgen, hat aber kein Gedächtniß, er hat nun gerade 100 Piaster von Ihnen wofür ich mir eine Quittung werde geben lassen, da für die vielen die ich von ihm in Henden habe, die Cascade6 ist für 200 P. in die Schweiz verkauft, er hat bestellungen aller Art besonders von Nott7 der ihn hierher brachte, das meiste ist schon gepakt zur Abbreise, ich glaube er geht seinem Glück entgegen. Kramer8 ist todt, und wurde doch in den lezten Tagen seines Leidens von seinen Bekehrer Werner9 verlassen der mit Schlosser10 nach Florenz ging, nachdem er sich in der heiligen Woche in ein Kloster eingesperrt hatte, wo er sich kasteite, seinem dürren Hintern fipte und beym Herausgehn, den begeiferten schwarzen Fuß des Petrus waker küsste! – o Heuchler! Schleichle11 kommt mir nicht zu Gesicht höre aber Clementine sey abermahl in gesegneten Umständen. Pforr12 ist übel an der Abzehrung, und wird bald sterben. Eberhard13 war in Neapel mit Catel,14 und wird bis Spetjahr seine Arbeiten selbst nach Münch. bringen. Ich habe mein Bild fertig, und zeichne nun fleißig nach Model Weiblich und Männlich, ich finde die Anaotmie15 bekommt mir wohl, und ich komme weiter, sogar R Koch lobt mich, der nie mit mir zufrieden war. Niemand fühlt besser als ich wie Vortheilhaft ein längerer Aufenthalt für mich hier wäre, aber ich habe bereits von meinem kleinen Vermögen 6000 fl. verzehrt, ich habe Geschwister, und einen Vatter16 der oft kränkelt, meine Mutter17 hat wenn sie Witwe wird, nichts als die kleine Einnahmen vom Vermögen die, wenn ich viel mehr noch brauche nicht hinreichen würde, also ist es Pflicht zurück zu gehn, ich thue es mit blutendem Herzen, denn ich glaube noch auf einen Punkt kommen zu können, wo ich nicht unter die Pfuscher gerechnet würde, so kehre ich zurück, und versaure – schreiben Sie mir aber noch ein einziges mahl von Gattin und Mutter werden, so gehe ich ohne weiteres zu Torlonia,18 mit einer von mir geschrieben Anweisung von Ihnen, auf 600 Piaster, und bleibe dann noch ein Stükchen hier, Sie können dann darben mit dem bischen waß Ihnen bleibt! – Waß Sie wegen Apruzzi19 schreiben verstehe ich nicht, denn Sie bedienen sich eines mir fremden Ausdruks –. Bey uns spuken die Erdbeben noch immerfort doch nur schwach, waß das große aber Schaden that ist nicht zu beschreiben auch mein ganzes Logis sieht wie eine Laterne aus. Grüssen Sie Fischer20 von mir, aber küssen Sie tausendmahl die liebe Fr v. Ixküll für mich, wenn sie mir schon nicht schreibt ist sie mir doch lieb. Herr und Fr v. Ramdohr21 besuchen mich oefters, und laden mich sehr dringend ein zu ihnen zu kommen, aber ich habe keine Zeit, richte ihm aber von Zeit zu Zeit viele Compl. von Ihnen aus, die von denen Sie nichts wissen, er freut sich immer sehr, und gibt alles erdenkliche schön zurück, er scheint ein guter Mann zu seyn, und hat sich nun ganz aufs Mahlen gelegt, waß doch besser ist als über Kunst schreiben. Noch einer hat sich ein an meinen Triumpfwagen neben Staches22 gespannt, nehmlich Graß23 der unter uns gesagt, mich versicherte mit mir würde er sehr glücklich seyn – aber ich sehr unglücklich mit Ihnen, war meine Andwort, sehn Sie welche Eroberungen! Miller24 erwartet mit Sehnsucht einen Brief von Ihnen. Sagen Sie doch Fischer die Madalena sey am Faulfieber gestorben, nehmlich die Tochter unserer Hausfrau, Dall`ar Dallarmi25 mache der Cecilia die cour, und Catels hätten das Logis in der strada del tritone verlassen wegen einem Prozeß den sie mit den Hausleuten bekamen da der aufgerafte Luigi die Kinder mit dem Erbgrind26 angestekt hat, sie zogen alsdann in Fischers leztes Logis auf der Trinita. Vieleicht kommen Catels nach Stutgard, wo ich mir die Freiheit nehme Ihnen diese guten Leute zu empfehlen, ich glaube Sie werden gerne von Rom das neuste hören, waß sich besser erzehlen als schreiben lässt, und es sind artige gute Menschen.

 

Kirchner27 und die Gräfin Vay28 sind vor mehreren Wochen abgereist eine große Lüke, da es das einzige Hauß war wo ich Abends ein paar Stunde vergnügt hinbrachte, nun habe ich auch niemand doch fand ich ein Mädchen aus Mailand die mit 21 Jahren schön reich, und voll Verstand sich mit seltenem Eifer der Mahlerei wiedmet, durch das Studium der Anatomie, die ich mit ihr lernte, ich sehe sie täglich, und arbeite mit ihr, und täglich wird sie mir lieber verständiger und besser fand ich noch keine Freundin in Deutschland es ist ein vortreffliches Geschöpf die mir auch recht gut zu seyn scheint sie heißt Bianca Milesi,29 ist gerade so lange hier wie ich doch kenne ich sie erst 5 Monate. Leben Sie recht wohl und versuchen Sie nach dem Schreiben Ihren großen Weinkeller, nicht vorher wie Sie zu thun sp pflegen, und dann glauben Deutschl. sey eine Bären Grube auch hier blieb es kalt und regnete beständig bis Ende Aprill nun ist es schon heiß, wir sind um den Frühling betrogen

 

Fankerl30 [der], wenn man ihn mit nüchtern Augen ansieht immer der schöne gute Hund ist, meint dem Keucher Mukle geschehe ein guter Tag wenn ihn einer aus diesem Leben befördert, da er doch nichts thut als fressen schlafen, und die Leute in die Beine beißt. – Leben Sie theurer Freund recht wohl

                                                                                                                                                S.R

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard:

   „a Monsieur

le Baron dIxkill, lainé

        à

         Stutgardt

         Wurtemberg

aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Freiherr von Uexküll hatte im Januar 1811 für 60 Piaster bei Giuseppe Boschi, Bildhauer und Bronzegießer, ein Modell der „Reiterstatue des Mark Aurel“ in Bronze bestellt, welcher von Sophie Reinhard im Frühjahr 1812 nach Stuttgart gesandt wurde.

3 Desartio, römischer Spediteur.

4 Joseph Anton Koch (1768-1839), Landschaftsmaler aus Obergiblen in Tirol, lebte seit 1795 in Rom. Er unterbrach seinen Romaufenthalt, um von 1812 bis 1815 in Wien zu leben.

5 Filippo Giuntotardi (1768-1831), italienischer Landschaftsmaler, Kupferstecher und Radierer aus Rom.

6 Cascade = Schmadribachfall I (vergl. Lutterotti WV Koch Nr. 16, das Gemälde kaufte Herr Honneker aus Bremgarten).

7 Dr. George Nott (1767-1841), englischer Theologe aus Oxford. Großer Gönner und Freund von Anton Koch.

8 Tjarko Meyer Cramer (1780-1812), Maler aus Ostfriesland, lebte seit 1804 in Rom. Er trat im Oktober 1811 zum katholischen Glauben über, mit dem neuem Taufnamen Lukas. Cramer starb am 26. April 1812.

9 Zacharias Werner (1768-1823), Dichter aus Königsberg, lebte in Rom seit 1809. Trat 1811 zum katholischen Glauben über und wurde 1814 in Aschaffenburg zum Priester geweiht (die Angabe bei Friedrich Noack, Das Deutschtum in Rom, seit dem Anfang des Mittelalters, Stuttgart 1927, Bd. 2, S. 638, er sei bis 1813 in Rom geblieben, müsste revidiert werden).

10 Christian Schlosser (1782-1829), Arzt und Schulmann aus Frankfurt a. M. lebte in Rom vom Herbst 1808 bis zum 19.04.1812. Trat in Rom zum katholischen Glauben über (Friedrich Noack, Das Deutschtum in Rom, seit dem Anfang des Mittelalters, Stuttgart 1927, Bd. 2, S. 524)

11 Heinrich Keller, genannt Schleichle (1771-1832), Bildhauer und Schriftsteller aus Zürich, lebte seit 1794 in Rom. Er war seit 1798 mit Clementina Tosetti verheiratet (Friedrich Noack, Das Deutschtum in Rom, seit dem Anfang des Mittelalters, Stuttgart 1927, Bd. 2, S. 307).

12 Franz Pforr (1788-1812), Maler aus Frankfurt a. M., starb am 16. Juni 1812 in Albano.

13 Wohl Konrad Eberhard (1768-1859), Bildhauer aus Hindelang, lebte mit seinem Bruder in Rom von 1806 bis 1819 und von 1821 bis 1826.

14 Franz Catel (1778-1856), Maler aus Berlin, lebte seit Ende 1811 mit seinem Bruder Ludwig (1776-1819) in Rom.

15 Soll wohl Anatomie lauten.

16 Maximilian Wilhelm Reinhard (1748-1812), Vater der Künstlerin.

17 Jacobina Reinhard (1752-1826), Mutter der Künstlerin.

18 Giovanni Raimondo Torlonia (1754-1829), italienischer Bankier.

19 Apruzzi, nicht ermittelt.

20 Ferdinand Fischer (1784-1860), Baumeister aus Stuttgart, lebte von 1808 bis 1812 in Rom.

21 Friedrich Wilhelm von Ramdohr (um 1757-1822), Kunstschriftsteller und preußischer Gesandter.

22 Staches, nicht ermittelt.

23 Carl Gotthard Graß (1767-1814), Maler und Dichter aus Serben in Livland, lebte seit 1805 in Rom (vergl. Gerhard Bott und Heinz Spielmann, Künstlerleben in Rom, Bertel Thorvaldsen (1770-1844), Ausst.-Kat. des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, Nürnberg 1992, S. 724).

24 Johann Martin Miller (1750-1814), deutscher Dichter und Prediger.

25 Wohl Andreas DallArmi (1788-1846), Landschaftsmaler und Lithograph aus München. Laut R. Armin Winkler, Die Frühzeit der deutschen Lithographie, S. 53, betrieb DallArmi zusammen mit Raphael Wintter seit 1805 die erste lithographische Druckerei in Rom.

26 Erbgrind ist eine Kinderkrankheit, bei der Geschwüre im Bereich des Kopfhaars entstehen.

27 Kirchner, nicht ermittelt.

28 Esther Gräfin von Vay (1774-1845). Chr. G. Körner schreibt am 24. September 1812 aus Dresden an Goethe „Überbringerin dieses Briefs ist Frau Gräfin von Vay, geborne Gräfin von Wartensleben, eine sehr angenehme Frau, die ich in Wien bey Herrn von Humboldt kennen gelernt habe. Nach dem Tode ihres Gemahls, eines Ungarn, hat sie mehrere Jahre in Italien zugebracht, und sehr für die Kunst gelebt. Sie werden über vieles mit ihr sprechen können. Jetzt macht sie eine Reise nach Holland zu einer Tante“ (GoetheJb, Bd. 8, 1887, S. 60).

29 Bianca Milesi (1790-1849), befreundete Malerin aus Mailand.

30 Fankerl, Name des Hundes von Sophie Reinhard.

 

 

17              [GLA Karlsruhe 56 Nr. 382]1                                                                              [Karlsruhe, den 27. Juni 1812]

 

Durchlauchtigster Großherzog;

 

Euere Königliche Hoheit haben die unterthänigste Bitte meines seeligen Vaters,2

 

seiner in Rom befindlichen Tochter die durch den Todt des Hofmalers Schröder3 erledigte Besoldung gnädigst zu bewilligen,

 

so huldreich aufgenommen, daß er darinn noch in seinen lezten Stunden Trost und Beruhigung fand.

 

Durch seinen Todt ist nun bey meiner Schwester, deren Studien schon sehr bedeutende Kosten veranlaßt haben, das wirkliche Bedürfniß einer Unterstützung eingetreten, wenn sie anders die mit einigem Erfolg betretene Laufbahn nicht verlaßen soll.

 

Ich finde mich dafür gedungen, und ich wage es in Vertrauen auf die meinem seeligen Vater zu erkennen gegebene gnädigste Intention,

 

Euere Königliche um gnädigste Gewährung des obgedachten von meinem seeligen Vater bereits unterthänigst angebrachten Gesuchs nochmals devotest zu bitten.

 

                                                                  Euerer Königlichen Hoheit

Karlsruhe

am 27. Juni 1812.

                                                                                                                             unterthänigster

                                                                                                                             W Reinhard.

 

 

1 Brief des Bruders von Sophie Reinhard Regierungsrat Wilhelm Reinhard (1776-1858) an Karl Ludwig Großherzog von Baden mit der Nachschrift von anderer Hand:

Eingereicht in der Audienz, 1812 d. 27. Juni

nach Festsetzung des neuen Etats wieder vorzulegen.

Oben rechts der Vermerk P. den 27 Juny 1812. bey

                                                           der Audienz

2 Maximilian Wilhelm Reinhard (1748-1812), Vater der Künstlerin. Laut Eintrag im Standesbuch der reformierten Gemeinde von Karlsruhe starb am 16. Mai 1812 der großherzoglich badische Geheime Rat und Direktor der Brandversicherungsanstalten im Alter von 63 Jahren 4 Monaten und 21 Tagen.

3 Johann Heinrich Schroeder (1757-1812), wurde am 27. April 1811 zum großherzoglich badischen Hofmaler ernannt (vergl. Carl Friedrich und seine Zeit, Ausst.-Kat. Baden-Baden 1981, S. 175).

 

 

18              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                           [Rom, November 1812]2

 

Beiliegenden Brief gab mir Madam Döhler3 in Neapel vor 2 Monat, mit der Bitte ihn an Sie einzuschließen, verrathen Sie mich nicht daß ich ihn so lange nicht abschikte, es geht Döhlers recht gut, und beide empfehlen sich Ihnen und der F v. Ixküll,4 auch Hofmanns5 gehts gut, ich war aber nicht bey diesen, da meine Stimmung gar nicht geeignet war um Gesellschaft zu sehen. Harkhofer6 empfiehlt sich auch, ich machte ihm Hoffnung Sie würden wieder nach Neapel kommen; er bittet die Frau von Ixküll ihm eine gute schöne junge reiche Hausfrau zu suchen, und mitzubringen; er will keine Italienerin; Herr v. Huth7 wohnt noch in Fischers8 leztem Quartier, seine Frau ist in der Hoffnung, von wem? weiß man nicht.

 

Ich grüße Keller,9 und Fischer, und küsse die liebe F. v Ixküll herzlich – andworten Sie mir bald, und geben Sie mir ferner Ihre Aufträge, die wenn ich in der lezten Zeit auch nicht ganz glüklich war, ferner besser sollen besorgt werden, leben Sie recht wohl und bleiben mein Freund.

 

                       Sophie Reinhard

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll (1755-1832) aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Die Datierung kann aufgrund des Inhaltes der Mitteilungen erfolgen. Sophie Reinhard unternahm 1812 zusammen mit Bianca Milesi eine Reise nach Neapel. Über den Verlauf der Reise gibt ihr Brief vom 22. November 1812 an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll Auskunft. Von dieser Reise kehrte die Künstlerin Ende September nach Rom zurück.

3 Frau Döhler verheiratet mit Heinrich Döhler, Mutter des Komponisten und Pianisten Theodor Döhler (1814-1856). Heinrich Döhler (gest. 1843) war bis 1827 Kapellmeister in Neapel.

4 Elisabeth Freifrau von Uexküll geb. Hardegg (1771-1814), Gemahlin des Karl Friedrich von Uexküll.

5 Georg Franz Hofmann (1765-1838), Pädagoge aus Burrweiler (Pfalz), gründete 1810 in Neapel eine Privatschule nach der Methode von Johann Heinrich Pestalozzi (vergl. Rebekka Horlacher und ‎Daniel Tröhler (Hrsg.), Sämtliche Briefe an Johann Heinrich Pestalozzi : Kritische Ausgabe, Band 2, 1805-1809, Zürich 2010, S. 141 und Rebekka Horlacher und ‎Daniel Tröhler (Hrsg.), Sämtliche Briefe an Johann Heinrich Pestalozzi : Kritische Ausgabe, Band 3, 1810-1813, Zürich 2011, S. 433 ff.). Georg Hofmann war verheiratet mit Charlotte Hofmann (vergl. Rebekka Horlacher und ‎Daniel Tröhler (Hrsg.), Sämtliche Briefe an Johann Heinrich Pestalozzi : Kritische Ausgabe, Band 5, 1817-1820, Zürich 2013, S. 135).

6 Georg Hackhofer, Gastwirt in Neapel in der Via Toledo bei dem die Uexkülls ein Zimmer gemietet hatten (vergl. Horst Vey, Die Sammlung des Freiherrn von Üxküll (1755-1832) und ihre späteren Geschicke, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 42, 2005, S. 94).

7 Carl Wilhelm von Huth (1778-1818), dänischer Hauptmann.

8 Ferdinand Fischer (1784-1860), Baumeister aus Stuttgart, lebte von 1808 bis 1812 in Rom.

9 Dr. Carl Urban Keller (1772-1844), Advokat und dilettierender Zeichner aus Marbach bei Stuttgart.

 

 

19              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                                          Rom d. 22. 9ber

                                                                                                                                                                            1812

                                                                                                                                                                                                        

Ich mache Ihnen, theuerster Freund keine Endschuldigungen mein langes Stillschweigen betreffend, denn leider bin ich gewiß in Ihren Augen nur zu gut entschuldigt da Sie wissen welchen Verlust ich erlitten habe, ach ich verlohr das liebste das beste waß ich auf dieser Welt hatte,2 aus Verzweiflung entschloß ich mich mit meiner Freundin Milesi3 nach Neapel und Ischia (wo sie die Bäder braucht) zu reisen, in Neapel wurde ich in den ersten Tagen ernstlich krank, litt viel, und ging noch krank nach Ischia, wo ich 2 Monate mit meinem Schmerz ohne allen Genuß lebte, keine Briefe konnte ich erhalten bis ich endlich nach Neapel ging mich dort an die Gesandschaft wandte, und mit Mühe von sechs Briefen die dort für mich anlangt waren 3 erhielt, unter diesen 3 Briefen war einer meines Bruders4 der mir erklärte ich solle bis künftiges Frühjahr in Rom bleiben, da mein guter Vatter vor seinem Todte mich seegnend den Wunsch geäußert habe, er wolle nicht daß sein Todt meine Abreise beschleunige, ich kehrte also nach 3 Monat Abwesenheit nach Rom, wo ich mein Quartier durch Zoll5 besezt fand, zog daher zur Schwiege von Koch,6 die nach wenige Tagen die paravecosa bekam, sich zum Erstaunen aller, wieder erholte, doch bald wieder am nehmlichen Übel zum zweitenmal darnieder lag, sich zwar auch wieder zimlich erholte, inzwischen hatte ich satt, an zweimonatlicher Hunde Zeit die ich so verlebte, ohne Bedienung, in beständigem Ekel, ich zog daher ehegestern von quatro fontane nach S. Vitale, neben cavallier de Rossi,7 in das nehmliche Haus meiner Freundin Milesi, wo ich zwar zimlich entfernt von allen Deutschen, aber bey meiner lieben edlen Freundin lebe, die sich mit 22 Jahren, mit seltenem Eifer der Kunst wiedmet, bey der ich Kost und Bedienung habe, allein für zimlich wenig Geld – in Neapel, gefiel mirs nicht, – und hier haben Sie en gros meine qualvolle lezte 6 Monat! – Heugelin8 sah ich zweimal in seiner Villa, ein Glück daß der gute Mann nichts an der Aussicht ändern kann, sonst wäre das einzige was seine kleinliche Spielereien erträglich macht, gewiß auch verpfuscht, ich konnte an dem Manne kein Behagen finden, er ist voll süsser Worte, hinter denen nichts stekt! – Meier9 der sich meiner liebreich annahm als ich krank war, und mir sehr gefiel, starb in den ersten Tagen des 7bers, Strehlin10 war täglich bey uns in Ischia und ist ein gar lieber junger Mann der allgemeine Achtung verdient, und auch hatt. – Huber11 ist noch hier, war auch in Neapel wo er unendlich viel schöne Sachen zeichnete die hier Beifall finden, er aquarellierd nun, unter andern die veduta della Trinità, ist fertig und ausnehmend gut gelungen, ich glaube Sie würden sie kaufen wenn Sie es sähen, – Poschi12 meldete sich nicht mehr wegen der maigia, ich gab daher jene 2 scudi welche Sie hiezu bestimmt hatten dem armen Wintergerst,13 ohne Sie zu nennen dieser liegt elend am Fieber, und hat kein Geld, es ist zu befürchten er habe das Übel seines Freundes Pforr,14 dem er bis an Todt abwartete, geerbt! ich weiß Sie haben nichts gegen dieses meine etwaß eigenmechtiges Verfahren mit Ihrem Geld, noch 22 scudi habe ich in Verwahrung von Ihnen, von x Koch habe ich Quittungen, dieser ist nicht ganz zufrieden in Wien wiewohl er Bestellungen hat, und Gott danken sollte daß er von hier weg ist, seit seiner Abreise haben sich schändliche Dinge seine Frau betreffend verbreitet, die 3 lezten Liebhaber, welche sie hegte, und beschenkte, erzehlen nun alles, bis ins ekelhafte, – armer Koch! – ich glaube auch die Frau wird wohl die größte Schuld haben, daß sich Koch nicht in Wien gefällt, denn dieße schimpft ganz toll über die Wiener, wo ihr wahrscheinlich noch kein Liebhaber zu Füssen, – oder im Bette liegt –. Rohden15 ist wieder hier fand aber Rom ins Schlimme verändert, Ramdohr16 lebt mahlend mit seiner Frau (die auch mahlt) aber still und spricht vom abreisen, er wollte hier als Kunstkenner eine Rolle spielen, und verfehlte seinen Wunsch, denn er wird nur verlacht, sagt man, ich weiß nicht ob das erste wahr ist, das zweite ist nur zu wahr, – Wagner17 sah ich in Neapel, er ist wie man sagt vom E    Prinzen v. B.18 nach Griechenland geschikt worden und will bis Frühjahr wieder in Rom seyn. – Day19 hatte auch die perniciosa, und hat groß + mit seinem Sohn, der ihn oft schlägt, Huber und Rebell20 wohnen dort. De Young21 ist todt, Wiedeman22 in München, wo er Unterricht in Sprachen gibt, Reinhardt23 mein mier guter Freund ist seit beinahe 2 Monat in Caricia, Matrazzo24 hat seine 2 grosse Bilder an den ehemaligen König von Spanien25 verkauft, mahlt diesen nebst der Frau, und Friedensfürsten, und ist in einer guten Lage, Miller26 besucht mich zuweilen, und ist sehr bös daß Sie ihm nicht schrieben, Schleichle27 sucht immer noch Sie und Huber in schlechtes Licht zu setzen, bey Leuten die der Geschichte unkundig sind, Eberhard28 bleibt bis Spetjahr noch hier – nun eine Bitte, durch meinen Vorschlag bestellte die Königin von Baiern29 ein Bild bey Overbek,30 welches Sie auf beyliegendem Blatt beschrieben finden, den Preiß sagte ich zwar höher als Overbek verlangte, und wurde von der K. genehmigt, inzwischen ist das Bild so ausnehmend schön daß 40 statt 20 Louisd`ors noch ein sehr mäßige Summe wäre, ich werde den Vorschlag zwar der Königin machen, aber um leichter zu meinem Zweck zu gelangen wünschte ich Sie hätten die Güte beiliegendes ins Morgenblatt und wo möglich auch in ein ähnliches Blatt, welches glaube ich in München heraus kommt, einrüken zu lassen, Sie erleichtern mir mein Geschäft, nutzen einem Vortrefflichen Künstler sehr viel, ich habe auch noch eine andere Absicht die ich vieleicht damit erreiche, und welche Overbek ausnehmend ehrenvoll und lieb seyn würde, nur Gelegenheit fehlt, er ist gewiß nach Rasp. Raphaele der größte Mahler und kann der Stolz Deutschlands werden, Catel31 sagte nur dieses auch, das Sie aber nach gutfinden ändern können, doch können Sie nie zu viel gutes von seinem Bilde sagen, und dürfen die Re Königin nicht nennen, ich hoffe Sie schlagen mir diese Bitte nicht ab, und beschleunigen die Sache so viel möglich.32 – Ob ich nächstes Frühjahr abreise ist ungewiß, im engsten Vertrauen gesagt, ich habe Hoffnung von Baden eine Pension zu bekommen, meine Elisabetha33 schikte ich daher vor einem Monat nach CR.34 Wenn Sie gelegenheit haben, in CR irgend etwaß zu meinem besten zu würken so bin ich dankbahr, wie es in mit meiner Sache in München steht weiß ich nicht, man scheint dort nicht mehr den sonst so warmen Wunsch zu haben mich kommen zu lassen, wiewohl die Briefe der K.gin häufig; und überaus freundschaftlich, und für mich ehrenvoll sind, so schweigt Sie doch von dieser Sache, auch wäre mir eine Pension, weit lieber, da ich dann doch ft frei bin, und thun kann waß ich will – doch wie Gott will.

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll (1755-1832) aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Maximilian Wilhelm Reinhard (1748-1812), der Vater der Künstlerin starb am 16. Mai 1812.

3 Die Reise mit Bianca Milesi (1790-1849), einer befreundeten Malerin aus Mailand, trat sie am 21. Juni 1812 an.

4 Wilhelm Reinhard (1776-1858), Bruder der Künstlerin.

5 Franz Joseph Zoll (1770-1833), Maler aus Möhringen/Baden, lebte von 1811 bis 1813 in Rom.

6 Joseph Anton Koch (1768-1839), Landschaftsmaler aus Obergiblen in Tirol, lebte seit 1795 in Rom. Er heiratete laut Friedrich Noack, Das Deutschtum in Rom, seit dem Anfang des Mittelalters, Stuttgart 1927, Bd. 2, S. 322 am 1. September 1806 Cassandra Ranaldi. Er unterbrach seinen Romaufenthalt, um von 1812 bis 1815 in Wien zu leben.

7 Giovanni Gherando de Rossi (1754-1827), italienischer Dichter (vergl. Émile Souvestre, Blanche Milesi-Mojon. Notice biographique, Angers 1854, Seite 30).

8 Christian Heigelin (1744-1820) aus Stuttgart, dänischer Generalkonsul in Neapel.

9 Dr. Mayer (1777-1812), deutscher Arzt am Militärlazarett in Neapel (vergl. Carl August Böttiger, Tagebuch einer Reise durch einen Theil Deutschlands und durch Italien in den Jahren 1804 bis 1806 von Elisa von der Recke, Berlin 1815, 3. Bd. S. 37f.).

10 Dr. Straehlin, Reisebegleiter von Karl Friedrich Freiherr von Uexküll aus Stuttgart (vergl. Horst Vey, Die Sammlung des Freiherrn von Üxküll (1755-1832) und ihre späteren Geschicke, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg, Bd. 42, 2005, S. 87).

11 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler und Radierer aus Zürich.

12 Giuseppe Boschi, Bildhauer und Bronzegießer (vergl. Abrechnung zwischen Sophie Reinhard und Freiherr von Uexküll vom 5. Februar 1812 und vom Jahre 1815)

13 Joseph Wintergerst (1783-1867), Maler aus Wallerstein, lebte von 1811 bis Anfang 1813 in Rom.

14 Franz Pforr (1788-1812), Maler aus Frankfurt a. M., starb am 16. Juni 1812 in Albano.

15 Johann Martin von Rohden (1778-1868), Landschaftsmaler aus Kassel, lebte seit 1795 in Rom.

16 Friedrich Wilhelm von Ramdohr (um 1757-1822), Kunstschriftsteller und preußischer Gesandter.

17 Johann Martin Wagner (1777-1858), Maler und Bildhauer aus Würzburg, lebte seit 1804 in Rom.

18 Ludwig Kronprinz von Bayern (1786-1868).

19 Alexander Day (1773-1841), englischer Maler und Kunsthändler in Rom.

20 Joseph Rebell (1787-1828), Landschaftsmaler und Radierer aus Wien.

21 De Young (? De Jonghe), nicht ermittelt.

22 Wiedemann, nicht ermittelt.

23 Johann Christian Reinhart (1761-1847), Maler und Radierer aus Hof, lebte seit 1789 in Rom.

24 José Madrazo (1781-1859), spanischer Maler und Radierer, lebte von 1803 bis 1819 in Rom. 1811 bis 1815 Kammermaler des in Rom lebenden Exkönigs Karl IV. von Spanien.

25 Karl IV. König von Spanien (1748-1819).

26 Johann Martin Miller (1750-1814), deutscher Dichter und Prediger.

27 Heinrich Keller, genannt Schleichle (1771-1832), Bildhauer und Schriftsteller aus Zürich, lebte seit 1794 in Rom.

28 Konrad Eberhard (1768-1859) und Franz Eberhard (1767-1836), beide Bildhauer aus Hindelang, lebten in Rom von 1806 bis 1819 und von 1821 bis 1826.

29 Caroline Königin von Bayern, geb. Prinzessin von Baden (1776-1841).

30 Johann Friedrich Overbeck (1789-1869), malte 1812/13 für die Königin von Bayern das Gemälde „Die Anbetung der heiligen drei Könige“, das sich heute im Besitz der Hamburger Kunsthalle befindet.

31 Franz Catel (1778-1856), Maler aus Berlin, lebte seit 1811 in Rom.

32 Im Morgenblatt vom 14. Januar 1813 erschien dann auch unter der Rubrik Korrespondenz-Nachrichten folgender Text: „Es wird Sie, mein werther Freund, gewiß freuen, daß ich Sie mit dem Talent eines jungen Künstlers bekannt mache, dessen Name in Deutschland noch wenig gekannt ist, von welchem aber, wenn er so fortschreitet, zu erwarten steht, daß er dereinst der deutschen Kunst unendliche Ehre und sich unsterblichen Ruhm erwerben wird; der junge Overbeck aus Lübeck kam vor ungefähr zwey Jahren nach Rom … Seine Eltern können ihren Sohn nur wenig unterstützen; es stand also sehr zu befürchten, daß die geringen Vermögens-Umstände des braven Overbeck seinem Fortschreiten in der Kunst große Hindernisse in den Weg legen, und seinen so wünschenswerthen Aufenthalt in Italien abkürzen würden. Wie erfreulich muß daher den Freunden der Kunst die Nachricht seyn, daß eine deutsche Fürstinn, welche immer eine großmüthige Beschützerinn der Kunst und alles Schönen und Guten war, sich des jungen Overbeck angenommen, indem sie ihm ein Bild für ihr Kabinet bestellt hat. Overbeck hat zum Gegenstand die Anbetung der heiligen drey Könige gewählt; das Bild ist seiner Vollendung nahe, und man kann sagen, daß es die hohe Erwartung, wozu man durch Overbeck frühere Arbeiten berechtigt war, noch übertrifft. Die edle Fürstinn, indem Sie, durch die Unterstützung eines so hoffnungsvollen Künstlers sich ein Recht auf die Dankbarkeit der Freunde der Kunst erwirbt, macht durch dieses Bild zugleich auch eine unschätzbare Acquisition“ usw. (S.48). Die Stadtbibliothek Lübeck besaß aus dem Nachlass Overbecks einen an ihn gerichteten Brief von Sophie Reinhard aus dem Jahre 1813, der im Zusammenhang mit der Fertigstellung des Gemäldes für die Königin Caroline gestanden haben könnte (Paul Hagen, Friedrich Overbecks Handschriftlicher Nachlaß in der Lübeckischen Stadtbibliothek, Veröffentlichungen der Stadtbibliothek der freien und Hansestadt Lübeck, 2. Stück, Lübeck 1926, S. 9). Leider ist dieser Brief nach dem 2. Weltkrieg in die Soviet Union verbracht worden und bei der Rückführung von Teilen der Bibliothek im Jahre 1990 nicht mehr im Bestand aufgetaucht (Robert Schweitzer, Die alten und wertvollen Bestände der Stadtbibliothek, Der Wagen. Ein Lübeckisches Jahrbuch, 1992, S. 276).

33 Wohl „Die heilige Elisabeth mit dem Johannesknaben“.

34 Abkürzung für Carlsruhe.

 

 

20              [GLA Karlsruhe 56 Nr. 382]1                                                                                                  d. 12. Jänner 1813.

 

Euer Hochwohlgeboren

 

haben ich zu benachrichtigen die Ehre, daß die Rahme zu dem Gemählde meiner Schwester2 trotz alles Treibens erst morgen oder übermorgen fertig wird, und daß Herr Oberbaudirector Weinbrenner3 wegen der Zeit, da daßelbe in das Schloß zu verbringen wäre, unterthänig nächsten Mittwoch bey denenelben anfragen laßen wird.

 

Bey dieser Gelegenheit wollte ich, wenn es zur Einreichung des Zwecks beitragen sollte, nicht unbemerkt laßen, daß meine Schwester, in Übereinstimmung mit der von meinem seel: Vater seiner Zeit übergebenen Vorstellung, sich die Bedingung, Unterricht im Zeichnen zu geben, oder von Zeit zu Zeit eine Arbeit einzuliefern, gerne gefallen laßen würde.

 

Erlauben Sie, daß ich, nebst meinem wärmsten Dank, die Gesinnungen der aufrichtigsten Verehrung ausdrücke, womit ich zu sagen die Ehre habe

 

                                                      Euer Hochwohlgeboren

                                                                                                                  ganz gehorsamster

                                                                                                                  W Reinhard.

 

 

1 Brief des Bruders von Sophie Reinhard Regierungsrat Wilhelm Reinhard (1776-1858) an das Großherzogliche Geheime Kabinett

2 Bei diesem Gemälde handelt es sich wohl um die „Die heilige Elisabeth mit dem Johannesknaben“, welche die Künstlerin in ihrem Schreiben vom 22. November 1812 an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll erwähnt und mitteilt „ich habe Hoffnung von Baden eine Pension zu bekommen, meine Elisabetha schikte ich daher vor einem Monat nach CR.“

3 Friedrich Weinbrenner (1766-1826), Architekt, Geheimer Rat und großherzoglicher Oberbaudirektor in Karlsruhe.

 

 

21              [GLA Karlsruhe 56 Nr. 382]1   

 

Großherzogl. Geheimes Kabinet.                                                                                             Karlsruhe, den 15. Jänner

                                                                                                                                                                  1813.

                                                                                                                                                                                                         

Seine Königliche Hoheit

 

haben der gegenwärtig in Rom sich aufhaltenden Mahlerin Dlle. Sophie Reinhard, von hier, auf solange, als sie sich mit ihrer Kunst ihrem Vaterlande widmen wird, den vorhin von dem verstorbenen Hofmahler Schröder2 bezogenen Gehalt von jährlichen

 

Achthundert Gulden, an Geld,

 

vom 23. dieses Monaths anfangend, mit der Verbindlichkeit zu verwilligen geruhet, daß sie von Zeit zu Zeit eine Arbeit einzuliefern oder auch, auf deßfalls anderweit erhaltende Weisung, Unterricht im Zeichnen zu ertheilen gehalten seyn solle.

 

Nach höchstem Befehl wird das Gr. Finanz Ministerium zur weiters erforderlichen Verfügung hiervon in Kenntniß gesetzt.

 

 

1 Abschrift der Antwort des Großherzoglichen Geheimen Kabinetts auf den Brief des Bruders von Sophie Reinhard Regierungsrat Wilhelm Reinhard vom 12. Januar 1813. Wilhelm Reinhard, geb. am 1. September 1776 wie seine Schwester in Kirchberg, war seit 1806 Regierungsrat (vergl. Karl von Wechmar, Handbuch für Baden und seine Diener, Heidelberg 1846, S. 119).

2 Johann Heinrich Schroeder (1757-1812), wurde am 27. April 1811 zum großherzoglich badischen Hofmaler ernannt (vergl. Carl Friedrich und seine Zeit, Ausst.-Kat. Baden-Baden 1981, S. 175).

 

 

22             [GLA Karlsruhe 56 Nr. 382]1                                                                             [Karlsruhe, den 19. Januar 1813]

 

Durchlauchtigster Großherzog;

 

Euer königliche Hoheit haben unterm 15ten d. die Höchste Gnade gehabt, meiner zu Rom befindlichen Schwester die durch den Todt des Hofmalers Schröder2 vacant gewordene Besoldung zu verwilligen.

 

Indem ich für dieße huldvolle Entschließung meinen unterthänigsten Dank darbringe, glaube ich im Nahmen meiner Schwester versichern und geloben zu dürfen, daß sie mit allem ihren − durch Euere Königl. Hoheit neubelebten Kräften sich bestreben wird, einen solchen Grad an Ausbildung zu erreichen, daß sie den höchsten Absichten immer mehr und mehr entsprechen, und seiner Zeit auch das Ihrige zu Erweckung vaterländischer Kunst beytragen möge.

 

Karlsruhe 19ten Jenner

                        1813.                                             Euerer Königlichen Hoheit

 

                                                                                                                                     unterthänigster

                                                                                                                                      W Reinhard.

 

 

1 Brief des Bruders von Sophie Reinhard Geheimer Regierungsrat Wilhelm Reinhard (1776-1858) an Karl Ludwig Großherzog von Baden.

2 Johann Heinrich Schroeder (1757-1812), wurde am 27. April 1811 zum Großherzoglich Badischen Hofmaler ernannt (vergl. Carl Friedrich und seine Zeit, Ausst.-Kat. Baden-Baden 1981, S. 175).

 

 

23              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                                 Rom d. 21. März 1813

 

Theuerster Freund,

 

Daß Sie das Unglück hatten, und sich dabey übel zu beschädigen, erfuhr ich durch einen Brief den Huber2 von Fischer3 erhielte, diesmal bedauere ich Sie recht von ganzem Herzen! Weit mehr als Jemahls als Ihnen der Meierhof abbrannte, inzwischen hoffe ich haben Sie nun das äergste überstanden, und werden bald wieder hergestellt seyn. Beiliegendes Blatt brachte mir Müller,4 der wie er selbst gesteht in der Hitze einen Brief an Sie schrieb den er nicht hätte schreiben sollen, die ganze Sache kommt daher daß ihm Batt5 (der eine Gomara seyn muß,) einen Brief von Ihnen mittheilte worin Sie von vergangenen Zeiten und dergleichen sprachen, wir wissen alle daß Müller nebst großem Talent, die Schwachheit hat daß er nie alt seyn will, inzwischen ists ja doch immer besser Friede zu machen und zu erhalten, wenn man auch das Recht hätte Krieg zu führen, ich glaube daher Sie werden die Sache großmüthig verzeihn und vergessen; Müller ist selbst aufgebracht über Batt, der ihn durch die Übersendung Ihres Briefes zu einem dummen Streich Gelegenheit gab; – ich sehe Müller öefters und finde ihn würklich nicht so übel von Caracter als man ihn schildert, im Gegentheil, er ist will man seiner Eitelkeit schmeicheln sanft wie ein Lamm, und sehr leicht zu mißbrauchen. – Daß ich eine Pension von unserm Großherzog erhielt werden Sie gehört haben, ich schätze mich sehr glücklich, und hoffe noch in Italien bleiben zu können, auch darf ich Ihnen sagen ohne dabey zu fürchten der Eitelkeit oder so etwaß beschuldigt zu werden, daß ich in Jahr und Tag Fortschritte gemacht habe, die mich hoffen lassen dieser Pension nicht ganz unwürdig zu seyn; die Königin v. B.6 hatt mir geschrieben sie erwarte mich diesen Frühling in München, freue sich auf den Zeitpunkt und hoffe sie werde alles zu meiner Zufriedenheit ordern können, ich solle nicht glauben daß sie je diesen Wunsch aufgegeben habe. Neues kann ich Ihnen wenig schreiben, Matrazzo7 verlohr sein einziges Kind an den Roeteln, Koch8 schreibt nicht, Rohden9 sah ich wenig, die Rippenhausen10 sind nach Neapel auf einige Wochen, Surland11 ist auch in Neapel, Strehlin12 soll nächstens hier her kommen. Maier13 in Neapel ist todt, ich wohne dort bey St. Vitale wie Sie ganz recht vermutheten; sagen Sie Fischer nebst meinem Compl. daß Vetter14 meine Stütze im Ungewitter die Auszehrung hatt. – Nun eine Bitte die wäre mir doch womöglich auf besseres Papier zu schreiben, Ihre Briefe sind so schwer zu lesen weil die Worte zusammengeflossen sind. Der heurige Carnevale war ausnehmend schön, und zahlreich. Daß sich Graß15 heiratete werden Sie wissen? eine Witwe mit der er schon 3 Jahre das Mittagessen theilte, sie scheint eine recht brave Frau von 35 Jahren zu seyn. Graß sagte mir als er mir seine Heirath ankündigte, ich heirathe keine Frau, sondern eine Freundin, werde auch wie bisher allein schlafen; nun höre ich aber daß er Hoffnung zu einem Erben habe, Glück zu! Frau und Kinder, scheinen mir bey jetzigen Zeiten das aller überflüssigste für einen Künstler. – Ich erwarte mit Ungedult Nachricht von Ihnen, und hoffe wenn Sie auch nicht selbst schreiben können, so werden Sie mir durch einen 3ten etwaß schreiben lassen Ihre Gesundheit betreffend, die arme F. v. I.16 wird recht erschroken seyn! Sie aber auch gut verpflegen, – ich möchte wünschte heute mehr als je Stoff zu einen unterhaltenden Brief für Sie zu haben, aber che serve non so niente; als daß ich noch heute auf den Monte Mario17 gehe wo ich Ihrer der guten Freundin, und auch der guten Pfankuchen gedenken werde, könnten Sie doch bey uns seyn! kommen Sie denn nicht bald? ich möchte gerne mit Ihnen zurück reissen hoffentlich sind Sie etwaß besser geworden und als Reisegesellschaffter etwaß annehmbarer? Leben Sie wohl und bleiben mein Freund

 

                                                                        S. Reinhard

 

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll (1755-1832) aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler und Radierer aus Zürich.

3 Ferdinand Fischer (1784-1860), Baumeister aus Stuttgart, lebte von 1808 bis 1812 in Rom.

4 Friedrich Müller (1749-1825), Maler und Dichter, lebte seit 1778 in Rom.

5 Dr. Georg Anton Batt (1775-1839), Privatgelehrter und Müllers Mannheimer Agent.

6 Caroline Königin von Bayern, geb. Prinzessin von Baden (1776-1841).

7 José Madrazo (1781-1859), spanischer Maler und Radierer, lebte von 1803 bis 1819 in Rom.

8 Joseph Anton Koch (1768-1839), Landschaftsmaler aus Obergiblen in Tirol, lebte seit 1795 in Rom. Unterbrach seinen Romaufenthalt, um von 1812 bis 1815 in Wien zu leben.

9 Johann Martin von Rohden (1778-1868), Landschaftsmaler aus Kassel, lebte seit 1795 in Rom.

10 Franz Riepenhausen (1786-1831), Maler aus Göttingen, lebte seit 1805 mit seinem Bruder Johann (1788-1860) in Rom.

11 Wohl Rudolph Suhrlandt (1781-1862), Maler aus Ludwigslust, lebte von 1808 bis 1816 in Rom, unterbrochen von einem Aufenthalt in Neapel, der von Mitte 1812 bis Anfang 1816 dauerte. Laut Hela Baudis, Rudolph Suhrlandt (1781-1862) Grenzgänger zwischen Klassizismus und Biedermeier, Inauguraldissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Philosophie der Philosophischen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, 2007, S. 101 zählte Rudolph Suhrlandt zu der Reisegruppe von Bianca Milesi, Sophie Reinhard, Jakob Wilhelm Huber und Joseph Rebell, die im Juni 1812 nach Neapel reiste. Weil Suhrlandt während der Reise erkrankte, musste er in Velletri zurückbleiben und konnte erst zwei Wochen später nach Neapel weiterreisen.

12 Dr. Straehlin, Reisebegleiter von Karl Friedrich Freiherr von Uexküll aus Stuttgart.

13 Dr. Mayer (1777-1812), deutscher Arzt am Militärlazarett in Neapel, gestorben im Alter von 35 Jahren an Lungenschwindsucht (vergl. Carl August Böttiger, Tagebuch einer Reise durch einen Theil Deutschlands und durch Italien in den Jahren 1804 bis 1806 von Elisa von der Recke, Berlin 1815, 3. Bd. S. 37f.). Dr. Mayer, geboren in Rastatt, starb am 4. September 1812 in Neapel  (vergl. Süd-Deutsche Miscellen für Leben, Literatur und Kunst, 2. Jg., Nro. 86, Karlsruhe, 24. Oktober 1812, herausgegeben von Philipp Joseph von Rehfues).

14 Vetter, nicht ermittelt.

15 Carl Gotthard Graß (1767-1814), Maler und Dichter aus Serben in Livland. Lebte seit 1805 in Rom (vergl. Gerhard Bott und Heinz Spielmann, Künstlerleben in Rom, Bertel Thorvaldsen (1770-1844), Ausst.-Kat. des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, Nürnberg 1992, S. 724).

16 Elisabeth Freifrau von Uexküll geb. Hardegg (1771-1814), Gemahlin des Karl Friedrich von Uexküll.

17 Hügel im Nordwesten von Rom.

 

 

24       [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                                   Rom d. 3 July

                                                                                                                                                           1813

 

Dießmal haben Sie auch ein Recht mich zu zanken, denn es ist schändlich daß ich Sie so lange ohne Andwort ließ, aber (für jedes Übel giebts ein Pflästerle) ich war ohne äussere Ursache dazu zu haben einige Monathe so melankolisch daß ich keinen Brief noch sonst etwaß zusammen bringen konnte, der böse Scirocco drückt ungemein auf mich, deshalb gehe ich in 14 Tagen mit der Milesi nach Orvietto2 um dort frische Luft und die Kunstwerke des Duomos zu genießen, und Ihre Gesundheit soll bey dieser Gelegenheit in ächtem Orvietto getrunken werden; machen Sie die Adresse statt caffe greco, al Banco de Rossi so erhalte ich die Briefe geschwinder. – Müller3 war hochst erfreut sich in gutem Vernehmen mit Ihnen zu wissen und grüßt Sie, herzlich dankend für Ihren Brief. Roos4 sehe ich gar nicht mehr, ich wurde als ich das lezte mahl, das heißt im lezten Oktober dort war, beinahe unhöflich von der dummen Frau behandelt, waß mich nicht abgehalten hätte ferner hin zu gehn, da meine Besuche mehr Hr. Roos galten, aber auch er nimmt eine gewisse Art an, die zu oft nach pax veru riecht, ein Gestank der mir mehr zu wieder ist als jeder andere. – Überhaupt kann ich Ihnen nur wenig vol von den alten Bekannten sagen, ich wohne entfernt, und zudem wissen Sie, daß die Herrn lieber in der Borgese5 sitzen, als in meiner trokenen Gesellschaft, Rohden6 Reinhart,7 Eberhard8 Steinkopf9 Leipold,10 und Matrazzo11 sehe ich selten, dagegen oefter Cornelius,12 Overbeck,13 Catel,14 Zoll,15 und Huber16 alle Tage, dieser empfiehlt sich bestens, er hat ein Bild geendigt, eine Gegend bey Mare-morto,17 in der Ferne Ischia und Procida, das ungemein gut ausfiel, alle Reinhard und Müller loben es besonders, 100 Scudi sind ihm darauf gebothen, nun gearbeitet er an dem von Neapel, und der Gegend, die colorierd, und recht schön werden, die conture sind radiert, das Blatt wird auf 4 Scudi, oder 1 Louisd’ors kommen, 6 Blätter gibts in allem, doch kann sich jeder wählen waß und soviel er will, zwei sind fertig das eine der Posilipo das andere Neapel von der Villa des Heugelins18 aus genommen, könnten Sie nicht einiges anbringen? Trinita de monti19 wird auch eins dieser 6 Blätter seyn, von dem Standpunkt aus genommen den Sie selbst Huber angaben, und der jedermann gefällt.

 

Auf der französchen Accademie sind viele Bilder ausgestellt vom Director,20 und von einem gewissen Enger,21 dieser hat unter andern auf einem großen Stük Leinewand Osian dargestellt, wie ihm schlafend die Helden die er besiegt erscheinen, una porckeria tale non é mai stata fatta! – könnten Sie das Basrelief von Thorwalsten22 sehn welches nach Monte Cavallo kommt, da würden Sie eine Freude haben, übrigens gibt’s wenig erhebliches, Eberlein23 hat die Abzehrung, und kein Geld, Vogel24 Wintergest25 sind abgereist ersterer ist noch in Florenz, letzterer wird nun in Wallerstein seyn, neue Künstler sind mehrere angekommen, unter andern, Qualiot aus München,26 Hetsch27 sah ich einmal, da ihn Strehlin28 zu mir brachte, dieser Strehlin ist doch von jedermann geschäzt und geliebt, so gut bescheiden, und gebildet findet man selten einen jungen Mann von seinen Jahren, ewig schade daß er wie es scheint nie gesund werden kann! – Von Koch29 erhielt ich kürzlich einen Brief vom 23 Januar, worin er mit seiner Lage zimmlich zufrieden ist, doch Rom nicht vergessen kann, das ist natürlich für den Künstler gibt’s nur ein Künstlerleben, das ausser Rom niergends zu finden ist, ich bin nun bald 3 Jahre hier, und jeden Tag sehe ich etwas neues, das unterrichtend ist, wie ich einst in meiner lieben Vatterstadt leben werde weiß ich auch nicht, und denke mit Schrecken daran, ! ! ! – daß Sie wieder auf dem Lande sind habe ich gehört, also sind Sie auch wieder hergestellt? und sind wahrscheinlich wieder so böszungig wie vorher! was macht Wächter?30 tausend grüsse an meine Freundin, Ihre consorta infelice, leben Sie wohl und schreiben Sie bald Ihrer aufrichtigen Freundin S. R.

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an:

   „Monsieur

le Baron d’Ixkill

 l’ainé

        à

         Stutgart

aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 An der Reise nach Orvieto nahmen auch Bianca Milesi, Jakob Huber und Peter von Cornelius teil. Vergl. zum Verlauf der Reise die Ausführungen von Carl Brun, Kreuz- und Querzüge eines Schweizer Malers, Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1885, N. F. XLV, S. 10.

3 Friedrich Müller (1749-1825), Maler und Dichter, lebte seit 1778 in Rom.

4 Karl Roos (1775-1837), Kunsttischler aus Ludwigsburg, lebte seit 1804 in Rom.

5 Laut Friedrich Noack, Das Deutschtum in Rom, seit dem Anfang des Mittelalters, Stuttgart 1927, Bd. 1, S. 497 besuchten die deutschen Künstler am Anfang des 19. Jahrhunderts gerne die im Vorbau des Palazzo Borghese gelegene Osteria Sabina.

6 Johann Martin von Rohden (1778-1868), Landschaftsmaler aus Kassel, lebte seit 1795 in Rom.

7 Johann Christian Reinhart (1761-1847), Maler und Radierer aus Hof, lebte seit 1789 in Rom.

8 Konrad Eberhard (1768-1859) und Franz Eberhard (1767-1836), beide Bildhauer aus Hindelang, lebten in Rom von 1806 bis 1819 und von 1821 bis 1826.

9 Gottlieb Friedrich Steinkopf (1779-1860), Maler aus Stuttgart, lebte von 1808 bis 1814 in Rom.

10 Karl Jakob Leybold (1786-1844), Maler aus Stuttgart, lebte wie Steinkopf von 1808 bis 1814 in Rom.

11 José Madrazo (1781-1859), spanischer Maler und Radierer, lebte von 1803 bis 1819 in Rom.

12 Peter von Cornelius (1783-1867), Maler aus Düsseldorf, lebte von 1811 bis 1819 in Rom, anschließend Direktor an die Kunstakademie in München.

13 Johann Friedrich Overbeck (1789-1869), Maler aus Lübeck, lebte seit 1810 in Rom.

14 Franz Catel (1778-1856), Maler aus Berlin, lebte seit 1811 in Rom.

15 Franz Joseph Zoll (1770-1833), Maler aus dem badischen Möhringen an der Donau, lebte von 1811 bis 1813 in Rom. 1828 wurde er Galerieinspektor und 1831 Galeriedirektor in Mannheim (vergl. GLA Karlsruhe Bestand 56 Nr. 447).

16 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler und Radierer aus Zürich.

17 Mare Morto bei Neapel.

18 Christian Heigelin (1744-1820) aus Stuttgart, dänischer Generalkonsul in Neapel.

19 Kloster Trinità dei Monti in Rom.

20 Guillaume Lethière (1760-1832), von 1807 bis 1817 Direktor der französischen Akademie in Rom.

21 Wohl „Ossians Traum“ von Jean Auguste Dominique Ingres (1780-1867), Maler aus dem französischen Montauban, der von 1806 bis 1820 in Rom lebte. Ingres war bei den Deutschrömern nicht besonders gelitten, weil sein Gemälde von Raphael, auf dessen Schoß die Fornarina als Muse, Modell und Geliebte Platz nimmt, nicht in deren Weltbild passte. Sie sahen darin eine Verunglimpfung des göttlichen Raphael (vergl. Michael Thimann, Raffael als Idee. Ein Künstlerphantasma der Romantik, Vortrag bei Fichter Kunsthandel, Frankfurt 2014, S. 4).

22 Gemeint ist wohl der Alexanderfries im Quirinalpalast in Rom von Bertel Thorvaldsen.

23 Johann Christian Eberlein (1778-1814), Maler aus Göttingen, lebte seit 1805 in Rom.

24 Ludwig Vogel (1788-1879), Maler aus Zürich, lebte von 1810 bis 1812 in Rom.

25 Joseph Wintergerst (1783-1867), Maler aus Wallerstein, lebte von 1811 bis Anfang 1813 in Rom.

26 Bei Qualiot handelt es sich um ein Mitglied der Münchner Künstlerfamilie Quaglio. Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, München 2009, Bd. I, S. 84 identifiziert Angelo Quaglio (1778-1815).

27 Wohl Gustav Friedrich Hetsch (1788-1864), Maler aus Stuttgart, Sohn des Philipp Friedrich von Hetsch (1788-1864), Maler aus Stuttgart, seit 1798 Direktor der herzoglichen Gemäldegalerie in Ludwigsburg.

28 Dr. Straehlin, Reisebegleiter von Karl Friedrich Freiherr von Uexküll aus Stuttgart.

29 Joseph Anton Koch (1768-1839), Landschaftsmaler aus Obergiblen in Tirol, lebte seit 1795 in Rom. Unterbrach seinen Romaufenthalt, um von 1812 bis 1815 in Wien zu leben.

30 Eberhard von Wächter (1762-1852), Historienmaler aus Balingen. Wächter war seit 1810 Kustos der Kupferstichsammlung in Stuttgart.

 

 

25          [NL Adam, StA München Nr. 104]1                                                                                             Rom d. 20. 7ber

                                                                                                                                                                                1813

                                                                                                                                                                                                            

Theurer Freund,

 

Wie tausend, und tausend mahl habe ich an Sie gedacht, mit Rebell2 und Huber3 von Ihnen gesprochen! wir hörten Sie sitzen Gefangen, wie hätte ich dann denken können daß Sie in Mailand sind? zwar oft sagte ich zu Rebell mich soll`s wundern ob der Fuchs nicht Lunten roch, und sich bey Zeiten aus dem Staub gemacht hat; – gut daß ich Sie wieder einmal recht beurtheilte, daß Sie noch Leben, und daß Sie woran ich nie zweifelte noch mein liebes gutes Adämle sind! unsere Freundschaft ist ja nicht nur für dieses Leben, auch dort wo das liebste ist waß ich auf dieser Erde hatte, auch dort wird sie fortdauern. Ja lieber Adam, ich verlohr meinen Vatter, mit ihm den ehrwürdigen frommen Freund starb auch meine schönste Freude! wenig bleibt mir übrig, ach Gott, daß kann ich Ihnen nicht schreiben, das muß ich Ihnen mündlich sagen! o könnte ich es doch recht bald, Sie sahn ihn sein sanftes liebes Gesicht mit den grauen Haaren, Ihr Herz wird mit mir fühlen, 16 monat sinds daß er starb, und noch fand ich niemand der meinen Verlust recht theilte niemand der mich recht versteht – waß ein Jahr verlebte ich! alles Unglück kam über mich! doch scheint auch nun wieder die Sonne heiter für mich, meines Vatters Seegen ruht reich auf mir! – Ihre Briefe erhielt ich alle, habe aber auch alle bis auf den lezten beandwortet, weil mir es unmöglich schien daß Sie ihn erhalten könnten, erwarte nun mit Sehnsucht einen recht langen Brief von Ihnen und vor allem die Gewißheit daß ich Sie hier sehe, werde ich Sie denn nicht vor Freude erdrüken? so Gott will finden Sie mich noch hier ich habe mir vorgenommen so lange als möglich zu bleiben, waß ich wohl ausführen kann, wenn ich nicht besonderes Unglück erlebe, ich habe 800 fl. Pension von meinem Großherzog,4 mit der ich wohl werde leben können wo ich will, wenn ich nur von Zeit zu Zeit ein Bild nach Hause schike, meine Heimath hat nun da ich meinen Vatter nicht mehr dort finde, wenig Anziehendes für mich und Italien, besonders Rom, gefällt mir täglich besser, ich bin der Sprache ziemlich mächtig, habe unter den deutschen Künstlern Freunde gefunden die mich achten, habe einige Fortschritte gemacht, und meine Ansichten über Kunst sind nun berichtigt und fest, könnte ich`s nur machen wie ich wollte, aber spät kam ich zur Kunst, noch später auf dem rechten Weg! Sonst hätte wohl waß rechtes aus mir werden können – doch wie Gott will, ich mache wenigstens das wenige mit Gefühl; die Anatomie habe ich ganz nach der Natur durchgemalt und zeichne viel auch Modell weiblich und männlich, das hat mir etwaß geholfen. Ich wohne seit Jahr und Tag im Hause einer jungen schönen Mailänderin nahmens Milesi5 dies Mädchen wiedmet sich mit seltenem Eifer der Kunst, ist reich geachtet gut, und meine Freundin, ich gehe zu ihr in die Kost, im Sommer machen wir kleine Reisen zusammen, kurz ich habe würklich hierin viel Glück sie gefunden zu haben, und nie hätte ich gedacht daß in Italien eine Freundin für mich zu finden wäre, ich fand sie, aber das deutsche Herz meiner Geiger6 – fand ich nicht – wie ist es möglich, wir deutsche sind durch Clima Erziehung, und 1000 Dinge so verschieden von den Italienern! - Huber ist immer noch mein Freund der mich täglich besucht, Sie tausendmahl grüßt, er ist etwaß gesetzter, und vernünftiger geworden, und hat ein Bild gemahlt daß ihm Ehre macht. Rebell ist seit 4 Monat in Neapel, auch er, der bey Huber wohnte, besuchte mich täglich, er ist ein guter Kerl, nur störte mich oft sein verschlossenes Wesen! – Im Grunde kann ich nicht über die Italiener klagen, ich mache wenig Forderungen an sie, denn Herzlichkeit, ist bey denen unbekannt, schöne Worte tausend Versicherungen, die mir zu einem Ohr hinein, zum andern hinaus gehen! und dann die verfluchten Pfiffe, und Umwege! betrogen werde ich seit 2 Jahr nicht mehr, denn ich kenne das Wesen der Itali so gut, daß ich auch auf der Stelle merke wohin es will, hielte mich meine Ehrlichkeit nicht ab, ich wollte wohl 10fach heimgeben waß mir geschah, im Anfang meines Hierseyns! aber das Land, die herrlichen Kunstsachen, und die himmlische Freiheit in der, der Künstler hier lebt, machen den Auffenthalt höchst angenehm und manchmal geht mir der Gedanke durch den Kopf, mich auf immer hier festzusetzen, wer weiß waß geschieht! Ob ich nicht einst ein Häußchen kauffe, und mein altjungfern Leben da Ende! für Deutschland bin ich nicht mehr recht tauglich, unter uns gesagt; − ich würde es besonders in meiner Vatterstadt nicht lange aushalten, doch sagen Sie  hiervon beileibe nichts, sonst richten die Meinigen die Sachen dahien, daß ich heim kommen muß. Daß Sie sich in manchem Wollen geändert haben, waß mir nicht an Ihnen gefiel, ist mir räthselhaft, nur eins weiß ich, (worüber wir in Wien oefters lebhaft disputierten) waß ich nun weniger als zu verzeihn könnte, wenn Sie sich hierin bekehrt haben so weiß ich nichts, gar nichts waß ich an Ihnen anderst wünschen möchte! alle menschliche Schwachheiten, auch jene Beichten und kleine Sünden welche Sie in Schönbrunn und andernwärts mit gutmüthigen Schönen begingen, verzeihe ich gerne, nur das eine nicht! – x x.

 

Ich hoffe Sie schreiben mir nun oefters als bisher geschah, und lernen auch einmal meine Adresse schreiben, denn dazu wären Sie lange genug in Italien, waß Teufels setzen Sie denn statt Pittrice, Pittura, alles lachte im griechischen Caffé7 darüber, daß ich ein Gemälde genannt werde, alla Signora Sofia Reinhard, Pittrice

                                                                                   a Roma

                                                                                  Caffe Greco

Schreib Er sichs Buchstäblich ab, Er Dotsch!9

 

Mein gewöhnliches Fach in der Kunst wird Ihnen wahrscheinlich nicht behagen, ich gebe mich beynahe immer mit Legenden ab, die besonders anziehend für mich sind, ohne daß ich wünsche selbst eine Heilige zu werden.

 

Daß Sie sich des Esels Berit so gut annehmen, schrieb ich meinem Vatter, er segnete Sie in einem Brief an mich, für Ihr gutes Herz, Sehn Sie, der Seegen eines Gerechten hatten Sie ohne es zu wissen! kein Wunder daß es Ihnen gut geht! kommen Sie nun bald, und schreiben Sie inzwischen oft und viel, ich zehle darauf daß ich in 3 Wochen von jezt an gerechnet einen Brief von Ihnen habe, adieu leben Sie wohl küssen Sie ihr junge Adämle8 für mich, ich habe es lieb, es ist ja ein Sprößlein meines alten Füchsles!

                                                                                  Adieu ewig

                                                                                                                   Ihre wahre Freundin Sophie Reinhard.

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Albrecht Adam aus dem Nachlass des Malers im Stadtarchiv München.

2 Joseph Rebell (1787-1828), Landschaftsmaler und Radierer aus Wien.

3 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler aus Zürich.

4 Mitteilung des Geheimen Kabinetts vom 15. Januar 1813.

5 Bianca Milesi (1790-1849), befreundete Malerin und Schriftstellerin aus Mailand.

6 Margarete Geiger (1783-1809), befreundete Malerin aus Schweinfurt, mit der Sophie Reinhard gemeinsam in Wien studierte.

7 Caffè Greco in der Via Condotti nahe der spanischen Treppe. Treffpunkt der deutschen Künstler in Rom.

8 Albrecht Adam heiratete 1812 Magdalena Sander, die Tochter eines Mailänder Kaufmanns. 1813 brachte sie Amalie das zweite Kind Albrechts zur Welt.

9 Laut Ernst Ochs, Badisches Wörterbuch, Bd. 1, S. 518f., ein ungeschickter, einfältiger Mensch.

 

 

26           [NL Adam, StA München Nr. 104]1                                                                                         R. d 5. Jenner 1814

 

Theurer Freund,

 

Erst gestern erhielte ich die paar Zeilen von Ihren, welche Sie in Zolls2 Brief schrieben; wie leid es mir thut daß Sie so geplagt wurden wegen dem Gelde kann ich Ihnen nicht sagen, die Milesi3 hat deswegen schon nach Mailand geschrieben und sich beklagt, Sie können ausser Sorgen seyn, Zoll kann bezahlen wenn er will (waß ich ihm schon geschrieben habe) und Sie werden nie in Anspruch genommen werden, verzeihn Sie daß ich Ihnen schon wieder durch eine Empfehlung plagte, aber ich konnte nicht anderst handeln, wenn ich dem festen Vorhaben nachleben will die Tugenden meines Vatters womöglich nachzuahmen, so mußte ich Z. mehr behülflich seyn als ich dem liebsten Freunde hätte seyn können, denn – er ist mehr mein Feind als Freund, denn die man liebt gefällig zu seyn ist kein Verdienst, aber denen die uns hassen böses mit gutem zu vergelten, darin liegt ein hohes Gefühl, ich that das lieber Adam mit Z. der immer mich hier drükte wo er konnte, und vornehmlich wegen meiner Pension Neid und Haß gegen mich trägt, er ist ein roher verstellerischer Mensch der überhaupt viel wiederliches für mich hat, inzwischen trug ich 2 Jahre alles gedultig, und mit Hülfe Ihrer Gefälligkeit konnte ich meinen immer dienstfertigen Betragen gegen ihn, noch die Krone aufsetzen; Genug sagen Sie wie Ihnen der Hr. gefiel? und wie er von mir sprach? mit Ihnen gewiß als wäre ich ihm sehr lieb? übrigens lassen Sie sich dadurch nicht mißtrauisch machen, und erweißen Sie allen die ich Ihnen empfehle Gefälligkeit doch merken Sie sich wohl, daß es dann hauptsächlich gilt wenn ich schreibe, ich werde alles waß Sie meinem Freunde thun ansehn als hätten Sie es mir selbst gethan. Auf Ihren mir so sehr interessanten langen Brief kann ich heute wieder nicht andworden ich muß in ruhiger Stimmung seyn, nur auf Ihre Fragen und Bemerkungen mit Überlegung andworten zu können, aber aus allem leuchtet der schöne Mensch sich zu vervollkommen, bravo lieber Adam das ist das schönste Streben, und das einzige waß uns hier, und dort Früchte trägt! der Mensch ist doch immer das erste dann der Künstler, doch kann man das eine thun ohne das andere zu vernachlässigen. Ich fürchte Sie sind in keiner guten Lage? beruhigen Sie mich hierüber, ich hoffe dieser Brief welchen ich durch die Milesi schike kommt in Ihre Hände, wenn Sie mir schreiben geben Sie Ihren Brief in das Milesische Hauß, so bekomme ich ihn sicher. Gestern erhielte ich Nachricht von Hause, stellen Sie sich vor der Gegenstand meiner ersten und einzig wahren Liebe ist nun in der Nähe von C. R.4 vor 16 Jahren musste ich dem Wunsche entsagen ihn zu besitzen, weil er Leutnant, und ohne Vermögen war, seit dem hörte ich oft durch die 3te Hand er habe den Schwur, den er mir schriftlich gab, mich oder keine zu heirathen nicht gebrochen, und hänge noch immer liebend an mir, nun kommt er zu meiner Mutter alle paar Tage, da er nur 2 Stund von C. R. im Quartier liegt, spricht nur von mir, sucht das Zimmer auf wo mein Portrait hängt ist nicht da wegzubringen, und hat sogar die gemahlten Hände schon verküßet, meiner Mutter erklärt daß er nie heirathen werde, wenn er nicht noch so glücklich sey, mich zu besitzen, nun als Oberstleutnant5 könne er mir ein besseres Glück mit seiner Hand anbiethen, haben Sie eine solche Treue schon erlebt? ach Adam ich habe niemand mit dem ich hierüber sprechen könnte, aber die ganze Jugendliche Liebe lebt wieder in meinem alten Herzen auf! ich konnte nicht wiederstehn ihm sogleich zu schreiben, daß es mich herzlich freut sichere Nachricht seines Wohlergehens zu haben, und zu wissen daß ich noch in seinem Andenken lebe, daß ich gewünscht hätte sein Schiksal hätte ihn in meine Nähe geführt, damit der innige Wunsch ihn in diesem Leben noch einmahl zu sehn erfüllt wäre, gerne und oft erinnerte ich mich der ersten einzigen Liebe, an deren Stelle nun hohes Wohlwollen und Freundschaft getreten sey, ich hoffte auch er belohne in treuem Herzen diese Gesinnungen seiner wahren Freundin S. – die Meinigen sind alle gerührt durch diese seltene Anhänglichkeit, glauben aber nicht daß er durch alle Zärtlichkeit, mich von meiner angetrettenen Bahn abbringen könnte, ach nur zu leicht wäre dies, ein Glück daß uns viele Meilen trennen! aber meine Ruhe ist wieder auf lange dahin! Adam mit Ihnen könnte ich darüber sprechen, und auch Sie sind entfernt – O schöne edle treue Liebe ruffe ich wohl 100mahl aus! ach wäre ich doch zu Hause! oder ist`s besser so? ich weiß nicht waß ich wünschen soll!! –

 

Schreiben Sie gleich, lieber Freund, und ob Sie in guten Verhältnissen sind, wenn ich dienen kann, auch das Hemde theile ich mit Ihnen, adieu 1000 Dank für alles waß Sie für Zoll thaten der Himmel wird Sie segnen. S. R. Qualiot6 sagte ich von Ihrer Adresse er lässt sich aber nicht sehn, ich höre er sey auch einer wie Z. nehmen Sie sich in Acht.

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard:

                                               „Al Signore

                                   Alberto Adam Pittore

                                   viccolo di SMartino No 554

                                                           a

                                                                       Milano

aus dem Nachlass des Malers im Stadtarchiv München.

2 Franz Joseph Zoll (1770-1833) Maler aus Möhringen/Baden. 1821 bis 1825 Zeichenlehrer an der Universität Freiburg, dann Lehrer an Weinbrenners Bauschule in Karlsruhe.

3 Bianca Milesi (1790-1849), befreundete Malerin aus Mailand.

4 Abkürzung für Carlsruhe.

5 Oberstleutnant Wenzel Freiherr von Kapaun von Swogkow, geb. am 4. September 1768 im böhmischen Jungbunzlau (vergl. Johann Svoboda, Die Theresianische Militärakademie zu Wiener-Neustadt und ihre Zöglinge von der Gründung der Anstalt bis auf unsere Tage, Bd. 1, Wien 1894, S. 191), gest. am 8. Juni 1816 (vergl. Militär-Schematismus des österreichischen Kaiserthums, Wien 1816, S. 571). Andere Schreibweisen für Swogkow: Swojkow, Swoykow, Svojkow, Svojkov. Kapaun wird auch Kapoun geschrieben.

6 Bei Qualiot handelt es sich um ein Mitglied der Münchner Künstlerfamilie Quaglio. Katrin Seibert, Rom besuchen – Italienreisen deutscher Künstlerinnen zwischen 1750 und 1850, München 2009, Bd. I, S. 84 identifiziert Angelo Quaglio (1778-1815).

 

 

27           [BSB München, Autogr. Overbeck, Friedrich]1                                                                      Roma li 16 febrajo 1814.

 

Stimatissima Signora Bianca.

Senza sapere se lei si ricordera ancora di me, ardisco di incommodarla con questa lettera, concernente l’affare d’un mio amico molto caro, domiciliato presentemente a Firenze; nella quale città non avendo nessun altro conoscente a cui mi potessi indirizzare, ricorro a lei, seguendo il consiglio della Sigra Sofia,2 e rapportandomi alli suoi assicuramenti, che lei non piglerebbe in male la mia importunità. Consiste dunque la mia domanda nel pagamento di dieci otto Scudi, che la prego di fare al Sigre Giovanni Colombo,3 la quale somma avrà rimborsata dalla Sigra Sofia, come lo leggera accertato nella sua lettera. Chi ricordo con sommo piacere del onore che ebbi diverse volte della sua visita, accompagnata dalla Sigra Sofia, cosa, della quale lei difficilmente si ricorderà; ma per rammentarle l’autore importuno di queste righe, basterà di dire, che ricevetti gli ultimi saluti suoi alla Signora Sofia, la matina della partenza sua di Roma, quando accompagnai Zoll4 alla vettura, anzi, ricevetti io stesso un servizio da lei nel ultimo momento, scrivendomi l’indirizzo d’un amico a Firenze per Zoll. È a questa medesima gentilezza che ricorro adesso, e al suo buon cuore, aggiungendo solamente, che fara un servizio doppio, a me ed al mio amico Colombo, uomo rispettabilissimo in qualunque rapporto, il quale trovandosi improvisamente nel sommo imbarrazzo, lo sarà sempre obbligatissimo.

 

Finalmente avrà pazienza ancora che questa lettera è scritta cosi malamente; che le darà da fare per capire gli tanti propositi che forse avrà detto, essendo poco capace ancora della lingua italiana. Gradira ancora gli miei umili ossequi di venerazione e d’una stima particolare, assieme colli sinceri assicuramenti della mia gratitudine colla quale sono e saro sempre il suo ubbidientissimo

                                                                                  Frederigo Overbeck.

 

 

1 Brief von Friedrich Overbeck:

„All’ ornatissima Sigra Bianca Milesi

pittrice

Firenze.

in der Bayerischen Staatsbibliothek München.

2 Bei der genannten Signora Sofia kann es sich nur um Sophie Reinhard handeln.

3 Giovanni Colombo (1782-1853), Maler aus Palazzolo, der in Wien bei Füger studierte und sich in Rom seit 1810 den Nazarenern um Franz Pforr und Friedrich Overbeck anschloss.

4 Franz Joseph Zoll (1770-1833), Maler aus Möhringen/Baden, lebte von 1811 bis Dezember 1813 in Rom.

 

 

28              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                          Rom d. 20. Juny [1814]2

 

Unser Briefwechsel ist schon lange unterbrochen jedoch nicht durch [meine]3 Schuld, denn ich schrieb Ihnen im Januar einen Brief, welche Sie spät w[ahrschein]lich spet oder gar nicht erhielten? nachher erfuhr ich durch meine M[utter, daß] unsere Freundin4 diese Welt verließ, ich weiß daß Sie v[erzeifelt sind,] ich weiß daß Ihr Verlust unersezlich ist! – daß bey [      ] damahl nicht schreiben, noch jezt errinnere ich Sie [an das große] Unglück, und doch wünschte ich die näheren Umst[ände zu kennen, wie] war es möglich daß die starke gesunde Frau [   starb,] ich verlohr in ihr eine liebe redliche Freundin, daß [     ist] gewiß. Wie leben Sie, haben Sie kein Project [das      ] hier her Ihren Kummer zu lenken? – Ihre Freunde fragen [immer nach] Ihnen, und nehmen aufrichtigen Antheil an Ihrem Schik[sal      ] – Noch wollen sich die gehofften wohlthätigen Folgen des Fri[edens] nicht zeigen, auf die der Künstler in Rom, so sehnlich hofft, alles arbeitet, aber wenige haben Bestellungen, und der größte Theil [hat Er]nehrungs Sorgen, doch das wird Ihnen Steinkopf5 alles mündlich erzeh[len.] Der aelteste Riepenhausen,6 machte eine Brustkrankheit, die wohl ei[ne] Abzehrung zurücklassen könnte, Matrazzo7 ist reich geworden. Müller8 schmachtet in tiefem Elend, da er schon über 2 Jahre seine Pension nicht mehr erhielt, er stirbt im eigentlichen Sinne des Worts, beynahe Hungers, wie wehe es mir thut den verdienstvollen alten Mann darben zu sehn, kann ich Ihnen nicht beschreiben, er hat alle Munterkeit alles Leben verlohren, ist an Kleider auch ganz aufgerissen, kurz Sie würden ihn ohne Mitleiden nicht ansehn können. – Huber9 ist in Castel gandolfo, wo er Freunde hat die sich seiner annehmen, er hat große Fortschritte in der Kunst gemacht, und mahlt eine würklich schöne Landschafft, ist aber auch immer in Geldnöthen, Sie werden daher verzeihn daß ich ihm die lezten 20 Scudi welche ich von dem Ihrigen noch in Händen hatte gegen Quittung vorgeschossen habe, er versichert Sie hätten ihm noch einiges bestellt, wo es also nur voraus gegebenes Geld wäre. Ich habe die Rechnung von dem Gelde waß Sie mir hier ließen, und von allem was ich von Ihnen erhielte, in ordnung, und würde sie Ihnen [dan]n, wenn ich die Quittungen welche dazu gehören der Post anvertrauen [kann], ich warte daher lieber, (wenn Sie es zufrieden sind?) meine [Abreise], die doch bald erfolgen muß, und an die ich nicht mehr [ohne] Wiederwillen denke, oft wird mir doch auch das Einsie[dlerle]ben lästig, noch lästiger das Elend so mancher verdienstvoller [Künstler zu sehn], ohne helfen zu können. Der alte Francesco10 [      ], es wurde auch eine Collecte für ihn [      ] der Fr v. Ixkul 5 Paul gab, ich [      ] nach oder nicht, ganz der Alte sergante [      ] Tischler Roos11 hat dann seine Rolle schlecht [gespielt, er wurde ganz] ausgestossen und verachtet, am meisten [von den Deut]schen, an denen er schändlich handelte, er war der [Verräter, der Ra]uch,12 Riepenhausen, Hopfgärtner,13 und Roschwei,14 soll als [Täter], bey dem fr. Governo angegeben haben; nun werden [      ]fige Zettel an das Haus geheftet, unter andern war dieser [in dem] Roos versichert seine Landsleute möchten ruhig seyn er fände [es nu]n überflüssig noch ferner den Spion zu machen X X. –

 

[Vom] Feste bey der Ankunft des Papstes15 wird Ihnen auch Steinkopf [be]schreiben; übrigens herrscht noch immer das alte Elend hier, denn der heilige Vatter, ist ganz ohne Geld, und kann nicht helfen wie er will. – Hr. Hetsch16 sehe ich alle Jahre einmahl, er lebt abgesondert und beynahe sieht er nur einige Dänen worunter Hr. von Huth,17 welcher wie man sagt nun mit allen Zeremonien, und öffentlich zur allein seeligmachenden Kirche übergehn wird.

 

Ich wohne nun seit 7 Monat, im Pallast des Cardinal Albani,18 neben Müller,19 der Bruder meiner Freundin20 wohnt auch bey uns, dadurch hat das stille Künstlerleben eine andere Wendung genommen, wir haben Kutschen und Pferde, X X. ich freue mich aber über diese Veränderung gar nicht, und gedenke des stillen kleinen Häußchens alle monti! wo mehr gearbeitet wurde, mit Wehmuth! – Wahrscheinlich gehe ich auch bald nach Castelgandolfo, wo sich schon seit 14 Tag die Milesi [befindet].21

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll (1755-1832) aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Die Datierung kann aufgrund des Inhaltes der Mitteilungen erfolgen.

3 Der Brief ist stark beschädigt, weshalb Lücken oder Ergänzungen mit einer eckigen Klammer gekennzeichnet sind.

4 Gemeint ist Elisabeth Freifrau von Uexküll geb. Hardegg (1771-1814), Gemahlin des Karl Friedrich von Uexküll, die am 11. Februar 1814 starb.

5 Gottlieb Friedrich Steinkopf (1779-1860), Maler aus Stuttgart, lebte von 1808 bis 1814 in Rom.

6 Franz Riepenhausen (1786-1831), Maler aus Göttingen, lebte und arbeitete gemeinsam mit seinem Bruder Johann seit 1805 in Rom.

7 José Madrazo (1781-1859), spanischer Maler und Radierer, lebte von 1803 bis 1819 in Rom. 1811 bis 1815 Kammermaler des in Rom lebenden Exkönigs Karl IV. von Spanien.

8 Friedrich Müller (1749-1825), Maler und Dichter, lebte seit 1778 in Rom.

9 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler und Radierer aus Zürich.

10 Francesco, vielleicht ein ehemaliger Bediensteter.

11 Karl Roos (1775-1837), Kunsttischler aus Ludwigsburg, lebte seit 1804 in Rom.

12 Christian Rauch (1777-1857), Bildhauer aus Arolsen, weilte ab 1805 mehrfach in Rom (vergl. den Brief der Künstlerin vom 4. Mai 1815 an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll).

13 Wilhelm Hopfgarten (1779-1860), Bronzegießer aus Berlin, lebte seit 1805 in Rom.

14 Ferdinand Ruscheweyh (1785-1845), Zeichner und Kupferstecher aus Neustrelitz, lebte von 1808 bis 1832 in Rom.

15 Papst Pius VII. – seit 1812 in Frankreich interniert – konnte am 3. Juni 1814 wieder in Rom Einzug halten.

16 Wohl Gustav Friedrich Hetsch (1788-1864), Maler aus Stuttgart, Sohn des Philipp Friedrich von Hetsch (1788-1864), Maler aus Stuttgart, seit 1798 Direktor der herzoglichen Gemäldegalerie in Ludwigsburg.

17 Carl Wilhelm von Huth (1778-1818), dänischer Hauptmann.

18 Palazzo Albani del Drago, Via delle Quattro Fontane. Hier hatte schon Winkelmann von 1760 bis zu seinem Tod 1768 als Bibliothekar des Kardinals Albani gewohnt (vergl. Friedrich Noack, Das Deutschtum in Rom, seit dem Anfang des Mittelalters, Stuttgart 1927, Bd. 2, S. 649).

19 Friedrich Müller wohnte in der Via delle Quattro Fontane 109 (vergl. Friedrich Noack, Das Deutschtum in Rom, seit dem Anfang des Mittelalters, Stuttgart 1927, Bd. 2, S. 412).

20 Carlo Milesi (1795-1829), Bruder von Bianca Milesi.

21 Der Brief endet an dieser Stelle. Die nächste Seite ist abgetrennt. Es ist aber zu erkennen, dass der Brief nach vier weiteren Zeilen endete.

 

 

29              [Freies Deutsches Hochstift, Nr. 9364]1                                                                     [August/September 1814]2

 

Verehrteste Freundin!

 

Den herzlichsten Danck statte ich Ihnen ab für die Nachricht womit Sie mich durch den Einschluß an Herrn Eberhart3 erfreuet und muntre Sie auf da Sie doch einmahl sich meiner so weit freundschaftlich angenommen das gute Werck weiter aus zu führen und dem Herrn Hoffprediger von Schmidt4 nebst meinem Danck für dessen gütige Bemühung zugleich meine fernere Bitte vor zu tragen in gegen wertiger Lage mich nicht zu verlassen, sondern deßen edlem versprechen so bald als möglich Kraft zu ertheilen. Mir bleibt es ein Räthsel was Dalarmi5 und Rath Öertel6 versichern nehmlich daß meine Pension7 ausbezahlt sey, an wen? auf welche Weiße? ich wenigstens weis hievon nichts, künftigen October sind drey Jahre verfloßen daß ich nichts von München aus erhalten habe. Ich verlasse mich in diesem meinem Anliegen auf Sie verehrteste Freundin und auf ihr wohlwollendes, menschenfreundliches Herz Sie können sich selbst vorstellen in welcher Lage ich mich befinde, und habe die Ehre mit volkomenster Hochachte mich zu unterzeichnen, Ihr ergebenster freund und Diener Frid. Müller.

 

 

1 Entwurf eines Briefes von Friedrich Müller gen. Maler Müller (1749-1825) aus Rom vom August/September 1814 an Sophie Reinhard (Quelle: Rolf Paulus und Gerhard Sauder (Hrsg.), Friedrich Müller genannt Maler Müller, Werke und Briefe, Briefwechsel, Kritische Ausgabe, Teil 2: Briefwechsel 1812-1825, Heidelberg 1998, S. 704).

2 Die Angaben im Brief weisen auf das Jahr 1814. Sophie Reinhard reiste am 26. Juni in Rom ab, um Mitte Juli 1814 nach Karlsruhe zurückzukehren.

3 Wohl Konrad Eberhard (1768-1859), Bildhauer aus Hindelang, lebte mit seinem Bruder in Rom von 1806 bis 1819 und von 1821 bis 1826.

4 Dr. Ludwig Friedrich von Schmidt (1764-1857), Hofprediger und Berater von Caroline Königin von Bayern geb. Prinzessin von Baden.

5 Andreas Michael von DallArmi (1765-1842), Kaufmann und Bankier in Rom.

6 Hofrat Oertel, bayerischer Hofbeamter.

7 Friedrich Müller bezog eine Pension, zunächst vom Hofe in Mannheim, dann vom Hofe in München. Aus dem Briefverkehr zwischen Sophie Reinhard und Karl Friedrich Freiherr von Uexküll wird deutlich, dass sich Müller ständig in Geldnot befand, weil seine Pension unregelmäßig oder jahrelang gar nicht ausbezahlt wurde. Davon spricht Müller auch in seinem Brief an Sophie Reinhard. Sie und ihre Familie hatten schon einmal im Jahre 1811 ihre Beziehungen zum bayerischen und badischen Hof geltend gemacht (vergl. Rolf Paulus und Gerhard Sauder (Hrsg.), Friedrich Müller genannt Maler Müller, Werke und Briefe, Briefwechsel, Kritische Ausgabe, Teil 1: Briefwechsel 1773-1811, Heidelberg 1998, S. 593f.), und konnten 1812 die Auszahlung eines Pensionsrückstandes aus der Mannheimer Liquidationskasse bewirken (vergl. Rolf Paulus und Gerhard Sauder (Hrsg.), Friedrich Müller genannt Maler Müller, Werke und Briefe, Briefwechsel, Kritische Ausgabe, Teil 2: Briefwechsel 1812-1825, Heidelberg 1998, S. 694).

 

 

30              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                      Carlsruhe d. 15 Jenner 1815.

 

Theurer Freund,

 

Ich zehlte ganz sicher darauf Sie hier zu sehn, und beandwortete deswegen bisher Ihren Brief nicht, ich sehe aber leider wohl daß Sie gar kein Verlangen haben mündliche Nachrichten von Rom und Ihren dortigen Freunden zu hören denn Sie waren in Heidelberg und wollten nicht einmahl die kleine Streke Weg bis hier her machen? das ärgert auch recht, − unsere Abrechnungen würde ich auch viel lieber mündlich als schriftlich abgethan haben, wollen Sie daß ich Ihnen Quittungen und Rechnungen schike? etwaß weniger muß ich Ihnen noch heraus bezahlen.

 

Ihre contulazion und gratulazion nehme ich an, ich kann es nicht bereuen auf einige Zeit das schöne Rom verlassen zu haben, weil mir meine Rükkehr ins Vatterland Freude und Vortheil brachte, und ich dabey immer die Gewißheit habe wieder nach Rom gehn zu können sobald mein Beutel sich von der lezten Reiße erholt hat, welches längstens bis künftiges Spetjahr geschehn wird, wo ich inzwischen fürs erste nur nach Mailand gehn werde, weil schon künftigen Frühling meine Freundin2 dort hin geht.

 

Von Rom hätte ich Ihnen viel zu sagen, waß sich ohnmöglich schreiben läßt. Dem armen Müller3 möchte sehr die 20 Scudi gönnen welche Sie ihm großmüthig bestimmen, aber ich kann Ihnen würklich nicht sagen wie Sie es machen sollen, das beste glaube ich wäre durch Roos,4 dem Sie schreiben könnten für den Ertrag einiger Exemplare von Müllers Werke? so viel ich weiß hat er noch keine Besoldung, und muß in tiefem Elend steken!

 

Daß Rohden5 kürzlich die Tochter des Sibillen Wirth in Tivoli heirathete werden Sie wissen, Graß6 ist todt, Wagner7 will auch heirathen, Catel8 ist geheirathet, das Monument welches Rauch9 für die Königin von Peusen10 verfertigte, wurde auf dem Meer gekappert. Huber11 ist seit 2 Monath in Neapel wo er bessere Aussichten hat Geld zu verdienen als in Rom, wo zwar schon eine Menge Engländer sind, welche aber noch für keinen Heller kaufften. Von Koch12 bekam ich kürzlich einen Brief, der will auch wieder nach Rom, glaubt dort goldene Berge zu finden, wird sich irren. Ich glaube immer er that wohl nach Wien zu gehn, und würde in R. die Zeit über großen Mangel gelitten haben. Seine Frau beschenkte ihn mit einem Knäblein. Warum lassen Sie sich nicht für das Geld waß er Ihnen noch schuldig ist ein Bild machen? er ist nun auf seiner der höchsten Stuffe seiner Kunst, Sie werden bezahlt, und Koch wälzen Sie einen Stein vom Herzen der ihn sehr drükt. In Piazza di Spagna wird gerädert und geköpft, von la storda13 bis Rom ist die Straße mit Köpfen ärmen und Füssen geziert, auf dem corsso alle Pontifici ist die Corda errichtet und wird häuffig gebraucht. – Besinnen Sie sich eines besseren und kommen – schreiben Sie wenigstens bald

                                                                                                                          Ihrer

                                                                                                                                           Sie verehrende

                                                  Freundin Sophie

                                                                        R

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll (1755-1832).

2 Bianca Milesi (1790-1849), befreundete Malerin aus Mailand. Laut Émile Souvestre, Blanche Milesi-Mojon. Notice biographique, Angers 1854, Seite 36, reiste Bianca Milesi am 16. April 1815 in Rom ab.

3 Friedrich Müller (1749-1825), Maler und Dichter, lebte seit 1778 in Rom.

4 Karl Roos (1775-1837), Kunsttischler aus Ludwigsburg, lebte seit 1804 in Rom.

5 Johann Martin von Rohden (1778-1868), Landschaftsmaler aus Kassel, lebte seit 1795 in Rom.

6 Carl Gotthard Graß (1767-1814), Maler und Dichter aus Serben in Livland. Lebte seit 1805 in Rom (vergl. Gerhard Bott und Heinz Spielmann, Künstlerleben in Rom, Bertel Thorvaldsen (1770-1844), Ausst.-Kat. des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, Nürnberg 1992, S. 724).

7 Johann Martin Wagner (1777-1858), Maler und Bildhauer aus Würzburg, lebte seit 1804 in Rom.

8 Franz Catel (1778-1856), Maler aus Berlin, lebte seit 1811 in Rom.

9 Christian Rauch (1777-1857), Bildhauer aus Arolsen, weilte ab 1805 mehrfach in Rom.

10 Grabdenkmal für Luise Königin von Preußen (1776-1810).

11 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler aus Zürich.

12 Joseph Anton Koch (1768-1839), Landschaftsmaler aus Obergiblen in Tirol, lebte seit 1795 in Rom.

13 Vielleicht ist unter La Storta ein Ort nordwestlich von Rom zu verstehen.

 

 

31        [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                            [Karlsruhe Januar 1815]2

 

Von Herrn Ixküll aus Stutgart erhielte ich Sofia Reinhard    
 

S

B

 den 14 Juni 1811 Scudi

40

 
 von Bildhauer Keller Scudi

2

40

 den 26 8ber 1811 ein Wechsel auf Torlonia

200

 
Von Day für die Caretta 

20

 

Summa 262

–––

40

 für Herrn von Ixküll bezahlte

ich Sofia Reinhard

   
  S. B
 Julli 1811 Hr. Huber für eine Platte

22

 
dem Bronzarbeiter Poschi laut Quit.

60

 
den 15 August 1811 Briefporto  

18

den 23 7ber Hr. Huber für eine Platte

22

 
den 3 8.ber 1811 Briefporto  

18

den 19. 9br 1811 dito  

18

den 11  Xber 1811 dito  

35

den 28. 8.ber Hr. Huber für eine Platte

22

 
Briefporto  

19

laut Quittung an Koch

110

 
dem alten Francesco  

50

im Januar 1812 B.porto  

18

im Merz dito  

18

im Aprill dito  

18

den 14 Juny dito  

18

im Februar 1813 dito  

19

an Wintergerst

2

 
im Aprill 1813 Briefp.  

19

im August dito  

20

Hr. Huber vorgestrekt

20

 
dem alten Francesco  

50

Summa 261

–––

38

 

1 Abrechnung über Einnahmen und Ausgaben, welche Sophie Reinhard namens Karl Friedrich Freiherr von Uexküll in Rom vorgenommen hat. Aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Zur Datierung vergleiche Brief der Künstlerin vom 15. Januar 1815 mit der Bemerkung „unsere Abrechnungen würde ich auch viel lieber mündlich als schriftlich abgethan haben, wollen Sie daß ich Ihnen Quittungen und Rechnungen schike? etwaß weniger muß ich Ihnen noch heraus bezahlen.“

 

 

32              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                                   Carlsr. 4 Mai 1815.

 

Verzeihn Sie, theurer Freund, daß ich Ihnen so lange nicht schrieb, aber meistens verstimmt, dann war meine Mutter 14 Tage krank, das machte mir Sorgen, und nachher, bekam ich ein Catharrfieber welches mich 4 Wochen meistens im Bette hielt, und zu jeder Arbeit untüchtig machte, seit wenigen Tagen geht es besser, und ich benütze den ersten erträglichen Tag, und schreibe an Sie. Vielen Dank für das kleine Buch über Rom, ich laas es mit großem Vergnügen. Wann, und ob ich die Sachen an Müller2 mitnehmen werde das ist im weiten Felde, denn wer kann sich heut zu Tage etwaß vornehmen? Künftiges Spetjahr wollte ich wieder nach Italien gehn, aber – nun muß man fest sitzen bleiben wo man ist, bis das Gewitter, uns den Garaus gemacht, oder vorüber ist! – Ihren Freund B.3 sah ich seit mehreren Monathen nicht, konnte ihm also Ihren Gruß nicht ausrichten, ich suche mir alles unangenehme wo ich kann vom Hals zu schaffen, und dahin gehören auch B. Besuche, die mir kein Vergnügen gewähren können, weil ich allen boßhaften Spott, und das Bestreben alle die, so etwaß gelert (folglich mehr sind als er) herunterzusetzen, an niemand, aber am wenigsten an einem Menschen leiden kann, der so sehr Nachsicht bedarf – meine Arbeiten lobte er zwar über den Scherbenkönig wie man zu sagen pflegt, aber das macht mich nicht blind für seinen bösen Willen. – Weinbrenner4 und Haldenwang5 sind die einzigen mit denen ich über Kunst sprach – und ich fand noch niemand, der so viel ächten Sinn für Kunst hatt als der Ehrliche Wbrenner.

 

Huber6 ist seit 5-6 Monat in Neapel wo er sich gut fortbringt, er hatt Bestellungen, und giebt auch Unterricht – Waagner7 war im Begriff sich zu heirathen, hatt aber die Gedanken fürs erste aufgegeben, weil die Engländer für keinen Heller kauffen, ausser einigen aquarell von Kaisermann8 und eine Statue von Canova,9 wurde auch gar nichts gekauft, wiewohl eine Menge sehr reicher Engl. Rom überschwemmt hatt; daher kommt es dann daß die meisten Künstler noch am Hungertuch nagen.

 

Rohden10 wird nächstens Papa werden.

 

Roos11 spielte eine schlechte Rolle, und ist allgemein verachtet. Übrigens hatt er sich schnell bereichert. Am Gambaro12 wurden auch einmahl die Fenster, durch trasteberiner13 eingeworffen, die ledige Schwester von dem Roos seiner Frau, hatt den Sohn von Lethier,14 dem Directeur der fr. Accademie geheirathet, Roos und Lethier bekamen Verdruß, wegen der Dota, oder Aussteuer, und nachher bey Gelegenheit als die 5 deutsche Rauch,15 Rippenhausen,16 Ruschway,17 und Hopfengartner18 nach chalon19 sollten gebracht werden, verrieth Lethier daß Roos seine Landsl. selbst bey der Pollizei angegeben habe, – er mußte vieles, aber alles verdient leiden. – Wächter20 war bey mir, aber ich fand nicht mehr den Mann an ihm, wie vor 6 Jahren, er lag die meiste Zeit seines Hierseins in der Kirche, weßwegen ihm Wbrenner bey dem er 8 Tag logierte die Wahrheit derb sagte, aber waß hilfts? W. ist bey all seiner schönen Kunst eben ein Narr! – Ich bin sehr begierig auf bessere Nachrichten von Ihrer Gesundheit und Stimmung betreffend, Sie haben eine Freundin verlohren, die Ihnen nie ersetzt werden kann daß ist gewiß, aber Sie haben Sinn für Vieles, Geld und Zeit sich Genuß zu verschaffen, und ich glaube Sie sollten so bald Ihre Gesundheit besser ist, wo nicht nach Rom, doch irgend eine andere Reise machen, auf Ihrem einsamen Eschenau21 müssen Sie ja ganz melancholisch werden! Hätte ich mich nicht durch meine Reise in Schulden gestürzt, ich wäre schon lange zu Ihnen gekommen, aber ich muß spahren, damit ich bezahlen kann. Aber unendlich soll michs freuen wenn Sie endlich einmahl hierher kommen, – ach mein Gott, es wird mir seyn als wäre ich wieder in Rom. – Leben Sie wohl, und verzeihn Sie, daß ich erst jetzo schreibe, aber ich versichere Sie, ich bin auch in einer Stimmung, wo man sich zu allem zwingen muß!

 

                                                                                                                  Mich Ihnen empfehlend,

                                                                                                                                                                  S. R

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll (1755-1832) aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Friedrich Müller (1749-1825), Maler und Dichter, lebte seit 1778 in Rom.

3 Unter dem Namenskürzel B. dürfte sich Becker verbergen. Der Karlsruher Galeriedirektor war ein alter Freund Uexkülls.

4 Friedrich Weinbrenner (1766-1826), Architekt, Geheimer Rat und Großherzoglicher Oberbaudirektor in Karlsruhe.

5 Christian Haldenwang (1770-1831), aus Durlach, seit 1805 Hofkupferstecher in Karlsruhe.

6 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler aus Zürich.

7 Johann Martin Wagner (1777-1858), Maler und Bildhauer aus Würzburg, lebte seit 1804 in Rom.

8 Franz Kaisermann (1765-1833), Maler aus Yverdon in der französischen Schweiz, lebte seit 1789 in Rom.

9 Antonio Canova (1757-1822), Bildhauer aus Possagno, lebte seit 1779 in Rom.

10 Johann Martin von Rohden (1778-1868), Landschaftsmaler aus Kassel, lebte seit 1795 in Rom. Er war seit 1815 mit Caterina Coccanari, einer Tochter des Sibyllenwirtes in Tivoli, verheiratet.

11 Karl Roos (1775-1837), Kunsttischler aus Ludwigsburg, lebte seit 1804 in Rom.

12 Gambaro, vielleicht ist die Via del Gambaro oder das gleichnamige Gasthaus in dieser Straße gemeint.

13 Einwohner des römischen Stadtteiles Trastevere.

14 Guillaume Lethière (1760-1832), von 1807 bis 1817 Direktor der französischen Akademie in Rom.

15 Christian Rauch (1777-1857), Bildhauer aus Arolsen, weilte ab 1805 mehrfach in Rom.

16 Franz Riepenhausen (1786-1831), Maler aus Göttingen, lebte und arbeitete gemeinsam mit seinem Bruder Johann seit 1805 in Rom.

17 Ferdinand Ruscheweyh (1785-1845), Zeichner und Kupferstecher aus Neustrelitz, lebte von 1808 bis 1832 in Rom.

18 Wilhelm Hopfgarten (1779-1860), Bronzegießer aus Berlin, lebte seit 1805 in Rom.

19 Die Deportation in das Gefängnis von Chalon-sur-Saône konnte durch die Fürsprache von Antonio Canova und Guillaume Lethière verhindert werden (vergl. Max Kunze (Hrsg.), Antike zwischen Klassizismus und Romantik. Die Künstlerfamilie Riepenhausen, Ausst.-Kat. Winckelmann-Gesellschaft Stendal, 2001, S. 35).

20 Eberhard von Wächter (1762-1852), Historienmaler aus Balingen. Er weilte laut Paul Köster, Eberhard Wächter (1762-1852), Ein Maler des deutschen Klassizismus, Diss. Bonn, 1968, S. 45 von 1792 bis 1798 in Rom. Seit 1810 war er Kustos der Kupferstichsammlung in Stuttgart.

21 Schloss Eschenau in der Gemeinde Obersulm im Landkreis Heilbronn.

 

 

 

Sophie_Reinhard

 

Brustbild des Großherzoglich Badischen Oberbaudirektors Friedrich Weinbrenner (1766-1826). Den Freunden und Verehrern desselben gewidmet von G. Moller 1822. Gezeichnet und radiert von Carl Sandhaas (Bildnachweis: E. Fecker)

 

33          [GLA Karlsruhe 56 Nr. 382]1  

 

Großherzogl. Geheimes Cabinet.                                                                                   Carlsruhe, den 22ten Julius 1815.

 

Seine Königliche Hoheit

 

haben der Mahlerin Dlle. Sophie Reinhard von hier die Erlaubniß zur Verehelichung mit dem KK. Oesterreichischen Oberst-Lieutenant von Kappaun, im Chevauxlegers-Regiment von Vincent, unter unabgekürzter Belassung ihres jährlichen Gehalts von Achthundert Gulden, auch im Ausland, jedoch mit der ihr p AndNo. 67 den 15 Jenner 1813. auferlegten Verbindlichkeit, daß sie von Zeit zu Zeit eine Arbeit einzuliefern habe, zu ertheilen geruhet;

 

und

 

soll noch auf höchsten Befehl, dem Finanz Ministerium und der Sophie Reinhard hiervon Nachricht gegeben werden.

 

1 Abschrift der Antwort des Großherzoglichen Geheimen Kabinetts auf eine Anfrage von Sophie Reinhard den Oberstleutnant von Kapaun heiraten zu dürfen.

 

 

34          [GLA Karlsruhe 56 Nr. 382]1                                                                             [Karlsruhe, den 28. Oktober 1816]

 

Durchlauchtigster Großherzog,

Allergnädigster Herr;

 

Meine dermalen zu Heidelberg befindliche Schwester hat mich beauftragt, Eurer Königlichen Hoheit ein kleines auf Holz gearbeitetes Oehlgemälde2 mit der unterthänigsten Bitte zu überreichen,

 

„daß Allerhöchst dieselbe solches als einen ersten unvollkommenen Versuch,

irgend einen interessanten Act der vaterländischen Geschichte bildlich

darzustellen, eines nachsichtsvollen Blicks würdigen möchten, indem Sie

in Bezug auf die allergnädigst bewilligte Pension die ihr angenehme

Pflicht durch eine größere und vollendetere Arbeit erfüllen werde.“

 

Füglich soll ich wegen einer allenfallsigen Erinnerung, daß Markgrav Karl Wilhelm sich nicht ähnlich sehe, die unterthänigste Bemerkung beyfügen, daß sie zum Behuf dieser Ähnlichkeit einen alten Ducaten als einzigen Leitstern gehabt habe.

 

                                           Der ich in tiefster Devotion verbleibe

                                                                     Euerer Königlichen Hoheit

Karlsruhe 28. Oct: 1816.

 

                                                                                                          allerunterthänigster

                                                                                                                      W Reinhard.

 

 

1 Brief des Bruders von Sophie Reinhard Geheimer Referendär Wilhelm Reinhard (1776-1858) an Karl Ludwig Großherzog von Baden.

2 Vergleiche das Manuskript des Antwortschreibens des Großherzogs vom 28. Oktober 1816.

3 Carl Wilhelm Markgraf von Baden-Durlach (1679-1739), Gründer der Stadt Karlsruhe, ließ einen Golddukaten mit seinem Portrait auf der Schauseite prägen (vergl. die Abbildung bei Hans Merkle, Carl Wilhelm Markgraf von Baden-Durlach und Gründer der Stadt Karlsruhe (1679-1738), Heidelberg 2012, S. 122)

 

 

35          [GLA Karlsruhe 56 Nr. 382]1                                                                             [Karlsruhe, den 28. Oktober 1816]

 

An

Mademoiselle Sophie Reinhard

 

Heidelberg

 

Nahmens Sr Königlichen

Hoheit des Großherzogs

 

Ich danke Ihnen verbindlich für das schöne Gemählde Meines Ahnherrn, des Markgrafen Carl Wilhelm,2 das Sie Mir übersandt haben, und dessen Gegenstand Mir äusserst interessant seyn muß.

 

Ich werde mit ausgezeichnetem Vergnügen fernerhin dergleichen Darstellungen aus der Geschichte Meines Hauses von Ihnen bearbeitet sehen und verbleibe mit besonderer Achtung

 

                                                             /eigenhändig/ dero ergebener

                                                                                               Carl

 

Karlsruhe

Den 28. Oktbr

1816.

 

 

1 Abschrift der Antwort von Karl Ludwig Großherzog von Baden auf das Schreiben von Wilhelm Reinhard vom 28. Oktober 1816.

2 Wohl das bei Gerda Kircher, Zähringer Bildnissammlung im neuen Schloss zu Baden-Baden, S. 189 erwähnte Gemälde „Traum des Markgrafen Karl Wilhelm“ mit der Inventar-Nr. K 232. Dort als Pflichtbild bezeichnet.

 

 

36          [GNM Nürnberg, Nachlässe Böttiger]1                                                                                    Baden bey Rastad2

                                                                                                                                                                       16 Julii 1818

 

Sie werden mich für eine undankbare halten, weil ich so späht ihnen den versprochene Pseudo-Deutsche Brief, schreibe. Wenn ich in meine Mutter Sprache ihnen Schreibe dürfte, so hätte ich mich schon lang dazu entschloßen, aber ich hätte auf diese Art, mein heiliges Versprechen, nur halb gehalten, und es wäre nicht richtig gewesen.

 

Unsere Reise war glücklich; und durch ihre Freundschaftliche Sorge, war sie sehr angenehm. Überall ihre emphelung haben uns viel Freude verschaffen. Die Artigkeit von den Herrn Brock[h]aus3 hat sich nicht nur in Leippzig geaußert, sondern habe ich hier ein neue Beweiß dasselbe gehabt. Er hat mir ein Buch geschickt, das ich so gern haben wollte, und nicht damals in Leipzig zu haben war.

 

Die Frau von Reichenbach4 war sehr freundlich, und wird mich, nach kurze Zeit, in Mayland besuchen. Die Gräfin Edling5 war abgereist, und wir haben den Brief in Weimar, bey ihre Bedienter abgegeben, weil wir von Leipzig, gerade nach Weimar gereist sind: die Straße durch Jena war nicht zu machen, als mit vier Pferden. Nach Jena sind wir von Weimar gegangen. Dort war der Major Knebel6 sehr gefällig; aber Göthe, wegen die schlechten umstände seiner Gesundheit, war lieder nicht sichtbar. Auch die intereßante bekantschaft von Legationsraths Bertuch7 war uns von Schicksal beraubt, aber seyn Schwiegersohn Dr Frioriep,8 der sowohl als seyne Frau,9 uns sehr gefallen hat, hat uns von Bertuchs abwesenheits vergelten.

 

In Gotha waren wir mit eine unausprächliche Artigkeit von dem Herzog10 empfangen. Er hat uns so viel Beweiß von seiner güte gegeben, daß ich nicht im stand bin ihnen zu beschreiben. Ich bitte ihnen wenn Sie ihm schreiben, so laßen Sie eine Spur von unsere Dankbarkeit durchfahren, so wohl auch an die andere die oben genannt sind. Der vortrefflicher Madelung,11 und der Kriegsrath Reichard,12 sollen auch nicht vergeßen seyn.

 

Jetzt muß ich eine frage anzubitten, wegen der Maas ihre Stambuch. Ist es so groß wie der ganze ausgebreite Blat, wo sie mir den Winter für meine Reise geschrieben haben, oder nur die [H]elfte deßelben. Sein Sie so gut, schreiben Sie mir die Antwort nach Mayland, wo ich in Anfang August seyn wird. Meine empfelung an der C. Hartmann13 und Winspear.14 Meine Freundin Sophie bitte Sie um ihre erinnerung sowohl als ihre ergebene

                                                                                                                                                                    Bianca Milesi

 

 

1 Brief von Bianca Milesi:

An Herrn Hofrath

Carl August Böttiger

Dresden

aus dessen Nachlass im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Signatur: Nachlässe Böttiger Carl August, K 18, Milesi Mojon Bianca. Auf der Adressseite ist ein zweizeiliger Kastenstempel „LEIPZIG 22. Jul.18.“ als Aufgabestempel abgeschlagen, was vermuten lässt, dass der Brief nach Leipzig mitgenommen und dort zur Post nach Dresden aufgegeben wurde.

2 i. e. Baden-Baden bei Rastatt.

3 Friedrich Arnold Brockhaus (1772-1823), Gründer des Verlagshauses F. A. Brockhaus in Leipzig.

4 Wohl Wilhelmine von Reichenbach, Leipzig (vergl. Brief von Wilhelmine Reichenbach an Carl August Böttiger vom 22.08.1817 aus Leipzig im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Historisches Archiv, Nachlässe Böttiger).

5 Roxandra Sturdza (1786-1844), Philanthropin, heiratete 1815 den weimarschen Minister Albert Cajetan Graf von Edling. In Weimar lebte sie bis 1819.

6 Major Karl Ludwig von Knebel (1744-1832), Lyriker und Übersetzer, Freund Goethes in Jena.

7 Friedrich Johann Justin Bertuch (1747-1822), Schriftsteller und Verleger in Weimar.

8 Dr. Ludwig Friedrich von Froriep (1779-1847), Professor für Chirurgie, Verleger und Leiter des Geographischen Instituts in Weimar.

9 Charlotte von Froriep (1779-1839), Ehefrau des Ludwig Friedrich von Froriep.

10 Herzog August von Sachsen-Gotha und Altenburg (1772-1822).

11 Karl Ernst August Wilhelm Madelung (1776-1849), Geheimer Hofrat am Hofe des Herzogs August in Gotha.

12 Heinrich August Ottokar Reichard (1751-1828), Kriegsrat, Schriftsteller, Bibliothekar in Gotha.

13 Wohl Christian Ferdinand Hartmann (1774-1842), Historienmaler, seit 1810 Professor an der Kunstakademie zu Dresden.

14 Baron David Winspear (1775-1847), Jurist, Anwalt und Philosoph, stand in Diensten von König Ferdinand I. von Neapel (vergl. auch Brief von Winspear an Carl August Böttiger vom 25.07.1819 aus Neapel im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Historisches Archiv, Nachlässe Böttiger).

 

 

37          [GLA Karlsruhe 56 Nr. 382]1                                                                               [Karlsruhe, den 4. Januar 1819]

 

Durchlauchtigster Grosherzog,

Gnädigster Fürst und Herr,

 

S. K. Hoheit der hochseelige Grosherzog Karl,2 haben bey Bewilligung meiner Pension, von Zeit zu Zeit die Einlieferung einer Arbeit zur Bedingung gemacht, und ich habe sie immer pflichtmäßig und mit inniger Dankbarkeit erfüllt.

 

Wenn ich dieselbe Pflicht nun gegen Euer Königliche Hoheit erfülle, und Höchstdieselbe um gnädigste Annahme, und nachsichtsvolle Beurteilung, beifolgenden Gemäldes bitte,3 so geschieht es nicht ohne jenes unbegränzte Vertrauen, das jeden Landesbewohner zu dem edeln Sohn Karl Friedrichs durchdringt; und nicht, ohne von dem Gedanken bewegt zu seyn, daß es die vieljährige Treue Dienste meines redlichen Vaters sind, welche S. K. Hoheit der hochseelige Grosherzog durch Unterstützung meines geringen Talents zu ehren und zu belohnen geruhten.

 

Ich verbleibe in tiefstem Respect,

 

Euer Königliche Hoheit

 

Karlsruhe den 4 Jenner

1819.

 

unterthänigste

Sophie Reinhard,

Malerin.

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Ludwig Großherzog von Baden (1763-1830), Regent seit dem 8. Dezember 1818.

2 Karl Ludwig Großherzog von Baden (1786-1818), Regent seit dem 10. Juni 1811.

3 Pflichtbild für den Hof mit landesgeschichtlichem Bezug.

 

 

38          [GLA Karlsruhe 56 Nr. 382]1                                                                                [Karlsruhe, den 5. Januar 1819]

 

An

Mademoiselle Sophie Reinhard

in

Carlsruhe

 

Mit wahrem Vergnügen habe Ich das von Ihrem schätzbaren Schreiben vom 4. d. M. begleitete Mir sehr interessante Gemählde erhalten, wodurch Sie zugleich Ihre rühmliche Vorliebe für die vaterländische Geschichte Ihr starkes Fortschreiten in der Kunst bewähren und Mich zugleich zum verbindlichen Danke verpflichten.

 

Ich verbleibe mit besonderer Achtung

Ihr

/eigenhändig/dienstwilliger

Carlsruhe den 5. Jenner

1819.

 

 

1 Abschrift der Antwort von Ludwig Großherzog von Baden auf das Schreiben von Sophie Reinhard vom 4. Januar 1819.

 

 

39          [Privatbesitz]1                                                                                                                                Karlsr. d. 7 Merz

                                                                                                                                                                                  1820.

                                                                                                                                                                                                           

Verehrtester Herr Brönner,2

 

Sie haben mir zwar kein Wort, Hebels Vorrede betreffend geschrieben,3 inzwischen muß ich glauben, dass Sie Ihrem frühern Plan, welchen Sie in einem Brief vom 17 Mai 1819 Hr. Haldenwang4 mittheilten, getreu bleiben, zu den zehn radierten Blätter, die 7 Gedichte druken, aus denen die Darstellungen genommen sind, dazu die Vorrede, und ein schöner Umschlag, für den Preiß von 12 fl. geben werden. – Hier im Badischen befinden sich die Gedichte fast in allen Händen, viele würden daher ungern noch Geld ausgeben, für diese 7 Gedichte, zu dem giebt es gar viele Menschen welche nur dann Freude an Kunstwerken haben, wenn sie solche als Zimmer Verziehrung anwenden können, also auch für dieße wären die 10 Blätter, ohne Zubehör annehmbarer, wie hoch werden Sie das Exemplar ohne Druk und Umschlag verkauffen? Das Papier gab Magdalener5 zu den Abdrüken, ich verlangte zwar meine Rechnung, habe sie aber noch nicht erhalten, die hiesigen Künstler lassen sich auch immer das Papier von Magdalener lieffern, und nennen ihn billig.

 

Gewiß bedurften Sie meines zweiten Briefes nicht zu um zu sehn, dass ich weder (wie es Kaufleute nennen) Geschäfte machen, noch Geschäftsbriefe schreiben kann! ich nehme Sie daher dankbar beym Wort, und hoffe Sie werden sich meines Vortheils stets erinnern. Leben Sie wohl, und andworten gefälligst

                                                                                                                     

                                                                                                Ihrer

                                                                                                                                         ergebenen Dienerin

                                                                                                                                         Sophie Reinhard

                                                                                                                                                Malerin.

 

1 Brief von Sophie Reinhard           

                                                           „An Herrn

                                                           Buchhändler Brönner,

                                                                       in

                                                                                   Frankfurt

2 Carl Heinrich Brönner (1789-1857), Buchhändler, Drucker und Verleger in Frankfurt a. M.

3 Die Ausgabe der „Zehn Blätter nach Hebels Alemannischen Gedichten“, welche 1820 beim Verlag Mohr und Winter in Heidelberg erschien, enthielt als Beilage ein Blatt mit dem Vorwort von Johann Peter Hebel (vergl. Adrian Braunbehrens (Hrsg.), Sophie Reinhard, Zehn Blätter zu Hebels Alemannischen Gedichten, Neuauflage, Heidelberg 1996).

4 Christian Haldenwang (1770-1831), Kupferstecher aus Durlach, seit 1804 Hofkupferstecher in Karlsruhe.

5 Dabei dürfte es sich um den Kupferdrucker Ignaz Magdalener (1761-1820) handeln, der 1808 Bürger von Mannheim wurde (vergl. Helmut Tenner, Mannheimer Kunstsammler und Kunsthändler bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, Heidelberg 1966, S. 165). Ignaz Magdalener ist für Carl Ludwig Frommel, Christian Haldenwang, Ferdinand Kobell, Carl Kuntz u. a. als Drucker ihrer Werke nachweisbar.

 

 

40              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                                   Karlsr. d. 2. August

                                                                                                                                                                                    1820.

                                                                                                                                                                                                               

Verehrter Freund,

 

Hierbey folgt ein Exemplar meines Hebelschen Werks2 welches Sie zu freundschaftlichem Angedenken von mir annehmen werden. Sechs weitere Exemplare kommen als Gefolge, ich hoffe Sie nehmen mirs nicht übel, wenn ich Sie bitte dieße nach und nach abzusetzen, der Preiß ist so nieder daß er wie ich hoffe von keiner grossen Unbequemlichkeit für Sie seyn wird, ihnen Unterkunft zu verschaffen, sollte Ihnen aber dennoch der Auftrag zu schwer werden, so denken Sie nur daß Sie eigentlich noch nie von mir geplagt wurden, und es doch so oft verdient hätten.

 

Daß Sie sich gar nicht mehr sehn lassen thut mir leid! Doch vergeht kein Tag wo ich nicht an die frohen Tage in Rom dächte, und dabey erscheint auch immer der redliche geistreiche Freund, und die Verewigte3 die ich nie vergessen werde!

 

Schreiben Sie mir ich bitte, wie Sie leben, und auch etwaß aus der Künstler Welt, ich lebe auf einer Sandbank, und wenn ich nicht gelernt hätte, auch ohne alle Aufmunterung zu arbeiten so müsste ich vergehn! Dieß Jahr komme ich wieder nicht nach Italien, nun hält mich das Merkantilische meines Werks fest, aber über Jahr so Gott will ist Ihre Freundin jenseits der Alpen. – Leben Sie wohl, ich verbleibe achtungsvoll

                                                                                                     Ihre

                                                                                                                ergebene

                                                                                                                Sophie Reinhard.

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll (1755-1832).

2 Zehn Blätter nach Hebels Alemannischen Gedichten, Heidelberg Mohr und Winter 1820.

3 Elisabeth Freifrau von Uexküll geb. Hardegg (1771-1814), Gemahlin des Karl Friedrich von Uexküll.

 

 

41              [GSA 28/88 Bl. 381f., Klassik Stiftung Weimar]1                                                          [Karlsruhe, 14. August 1820]

                                                                                                                                                                                   

                                                                                                                                                                                                               

Herr Geheimerath,

 

Indem ich eine Arbeit deren mangelhaftes ich zum Theil wohl selbst kenne, dem ersten Kenner überreiche, gebe ich sie auch dem wärmsten Freund der Kunst, welcher das gute Streben, und einiges nicht mißlungene zu würdigen weiß; dieser Glaube giebt mir Muth einen Wunsch in Erfüllung zu bringen den ich schon lange lebhaft fühlte! Dem Manne auf den ganz Deutschland stoltz ist, dessen Schriften über Kunst mir so weßentlich nützten, einen Beweiß meiner hohen Achtung und meines Dankes geben zu können.

 

Hebel ist mit meiner Arbeit zufrieden, findet seine Oberländer, und sagt ich hätte ihn verstanden. Neun Jahre meiner Jugend die ich unter diesem einfachen Volk verlebte machtens mir möglich eine Arbeit zu unternehmen, die sehr viel reizendes für mich hatte, weil sie mich beständig an frohe Tage erinnerte;2 die radier Nadel welche ich bey dieser Gelegenheit zum erstelmahl in die Hand nahm erschwerte mir jedoch Vieles, und um den Ausdruk meiner Köpfe nicht zu verliehren, verzichtete ich auf weitere Ausführung.

 

Möchten Sie Herr Geheimerath, meine Arbeit, und die Versicherung meiner unbegränzten Verehrung gütig aufnehmen.

 

Karlsruhe d. 14 August

      1820                                                                                                    Sophie Reinhard.

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) im Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar (abgedruckt in: Katharina Mommsen (Hrsg.), Die Entstehung von Goethes Werken in Dokumenten, Band VII, Hackert - Indische Dichtungen, Berlin 2015, S. 117).

2 Den Dichter Johann Peter Hebel (1760-1826) kannte die Künstlerin, seitdem sie mit ihren Eltern und Geschwistern 1783 ins badische Oberland  gezogen war, wo ihr Vater Maximilian Reinhard in Lörrach bis 1792 Landschreiber und Hofrat am Oberamt Rötteln war.

 

 

42              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                                  Karlsr. d. 2. Jenner

                                                                                                                                                                                   1821

                                                                                                                                                                                                   

                                                                                                                                   

Geehrter Freund,

 

Ihre Lüster werden Sie nun haben, das Kistchen war bereits gepakt als ich Ihr Billet an Weiß abschikte. Warum Sie nichts von Beker2 hörten weiß ich nicht, ich spreche ihn nicht, man sieht ihn aber in allen Gassen, die wohlbekannte Trägheit wird wohl die Ursache allein seyn warum er nicht schreibt, der junge Beker3 wird gelobt, auch seine Predigten gefallen; die Tochter ist Braut, mit einem gewissen Amtmann Eckstein, in Rastadt,4 zwar ein Wittwer, mit einem Kind, ein braver Mann, nicht ohne Vermögen.

 

H Frommel5 schikte ich Ihren Aufsaz6 bevor ich denselben geleßen, und erhielt beiliegende Antwort.7

 

Ich begreife wie man nach 6 Wöchentlichen Leiden, und in Ludwigsburg, von einem schönen Blatt wie dieses ist, ergriffen wird, und mit völliger Überzeugung in ein vieleicht zu warmes Lob gerathen kann, im ganzen ist diese Arbeit über Erwarten gelungen, doch werden Sie wohl bey kälterem Beschauen sehn, daß mehr Duft, wie Luft, oder Lust im Bild scher herrscht, daß die Bäume, oder die Partien von den Aesten kleben, und daß besonders der Hiert im Hintergrund sehr langer Gestalt also die Bäume herunter drükt, Frommel kann keine Figuren machen; Bey dießem Gegenstand konnte er auch wegen den Gebäuden ohnmöglich seine Bäume höher (vieleicht sind sie kleiner) als sie in der Natur sind annehmen, wenigstens hätte er dann seinen Horizont viel höher nehmen müssen. Dieß sey nur als Eingang gesagt, − ich kann es gar wohl ertragen daß der Künstler, dessen gutes Streben am Tage liegt, mehr gelobt wird als er erwarten darf, aber mir thut es leid wenn ein alter verdienter Künstler wie Gmehlin8 erst ungerecht herab gesezt wird, um den lebenden um eine Stufe höher setzen zu können, Sie verzeihn, aber ich halte es für meine Pflicht Sie hierauf aufmerksam zu machen, wiewohl mein Gutachten kein von Ihnen verlangtes ist. Damit Sie sehn daß mein Gefühl nicht bestochen sey, sondern nur die Liebe zur Kunst mein Urtheil leite, muß ich Ihnen sagen, daß ich Frommel seit 16 Jahr kenne, und als Freund verehre, und in der Hinsicht würde Gmehlin by mir, weit gegen Frommel zurükstehn, ich war 4 Jahr in Rom, durch den Bruder, und Gmehlins besten Freunden auf das Wärmste empfohlen, Freunde, alle deutsche kann ich sagen gaben mir die schönsten Beweiße von Freundschaft und Wohlwollen, während ich auch nicht den kleinsten Dienst von Gmehlin anführen konnte, als ich Abschied bey ihm nahm sagte er, „Sie wollen schon fort?“ ich bin 4 Jahre hier – „waß 4 Jahre, und ich habe noch nichts für Sie gethan“ – von der Seite sehn Sie bin ich nicht bestochen, Frommel könnte es seyn, denn für ihn hatte G. manches gethan. Sie werfen unserm G. die Wasserfälle vor, aber wenn Sie alle seine Blätter (Hauptblätter) zählen werden Sie nicht läugnen, daß die wenigsten Wasserfälle enthalten, ich stimme Ihnen ganz bey, und bin auch nicht für Gegenstände der Art, aber solange die Landschaft als ein eigener Theil der Kunst angesehn wird, waß sie in den goldenen Zeiten nie war, so lange werden Wasserfälle mit und ohne Pinsel erscheinen, wissen wir ob Fr. nicht auch einen ähnlichen Gegenstand gewählt hätte, wenn er wie G. der Sache gewachsen wäre? sehn Sie G.lins Mare Morto9 an, wie frisch wie die Conture da ist nichts heraus geschliffen, wie luftig die Bäume, da ist keine andere als seine eigene Kunst, nicht die des Deutens, und nachhelfens mit schwächerer oder stärkerer Farbe zu finden! – Vieleicht könnte F. einst G. ersetzen, vieleicht werden einst keine Veduten mehr gemacht, gewiß nicht so bald die Reichen lieber so viel Louisdors für ein Kunstwerk geben, als nun Bajochi, G. hat dießes Unweßen unserer Zeit nicht unterstüzt, und alle ausser Kaisermann10 sind unschuldig daran, viele drängt nur die Noth sich nach einem reichen Plebs zu richten. Lassen wir also unserem G. gebührende Ehre wiederfahrn, er hat seinem Vaterland Ehre gemacht, und an uns sey es nicht, ihn der kaum kalt ist11 um wohlverdienten Nachruhm zu bringen; lebte er noch ich würde schweigen, aber nun hielt ich es für meine Pflicht den alten verehrten Freund aufmerksam zu machen, ich darf mein Urtheil vor jedes Kunst Tribunal bringen, man wird mir beistimmen, − Sie werden es auch nicht verwerfen, Wächter12 gewiß nicht, und dieser ist in meinen Augen der erste deutsche Künstler, ich bin einmahl am zanken, also muß ich Ihnen auch sagen, daß ich es schwer ertragen kann wenn Sie Hetsch13 und Wächter so nahe beisammen nennen, jeder könnte sich mit Recht beschweren, Thowalsen14 hat sich nicht geringen Schaden gethan, dadurch daß er W. nicht besuchte, Raphael und M.angelo, hätten bey ihm eingekehrt, doch muß man wissen waß vieleicht dahinter stekt, ob der Jesuit S.15 nicht gesagt habe, man könne W. nicht sprechen? denn sein Christus (den ich zwar nicht sah) könnte wohl doch neben W. tief gefühlten Compo. verlohren haben, – aber wer so denkt, der kann so wenig einen Kristus machen, als eine Gans ein Straußen Ey ausbrüthen!

 

Ich bin bösmauligt, werden Sie sagen, wir sind es beyde – jedoch wünsche ich Ihnen ein gutes neues Jahr, und daß Sie immer muthig manches harte ertragen, da Sie doch in Ihrem Schiksal für alles Entschädigung finden, wenn Sie auch hierin gerecht urtheilen wollen.

 

Auch ich müste wissen wo die Winterschen Bilder16 herstammen, ob sie nicht by Liesching17 waren? Das Portrait von Merian,18 der uns die Topographie gab, werden Sie vieleicht etwaß erkennen? auch ein schönes Bild die Jefta19 vorstellend ißt dabey.

 

                                                                   Leben Sie wohl und schreiben bald

                                                                                                                               S.

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll (1755-1832) aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Philipp Jakob Becker (1759-1829), seit 1784 Hofmaler und Galeriedirektor in Karlsruhe.

3 Franz Becker (1798-1857), Sohn des Philipp Jakob Becker, seit 1821 Hofprediger in Donaueschingen.

4 Amtmann Eckstein in Rastatt heiratete Beckers Tochter Marie (laut Karl Obser, Galeriedirektor Philipp Jakob Becker und sein künstlerischer Nachlaß, in: Oberrheinische Kunst, Bd. 8, 1939, S. 171, starb sie am 7.  Juli 1832).

5 Carl Ludwig Frommel (1789-1863), von 1805 bis 1809 Schüler von Philipp Becker und Hofkupferstecher Christian Haldenwang, weilte von 1813 bis 1817 in Italien (Gerda Kircher, Vedute und Ideallandschaft in Baden und der Schweiz : 1750-1850, Heidelberger Kunstgeschichtliche Abhandlungen, 8, 1928, S. 22).

6 Im Nachlass Uexküll befindet sich unter Abt. D, Nr. 6 ein Text Uexkülls über „C. Frommels Blatt Lariccia in ein Schreiben eingekleidet“, am Schluss 12. Dezember 1820 datiert. Dabei handelt es sich wohl um den erwähnten Aufsatz über Frommels Radierung „Ariccia“, über den Sophie Reinhard nachfolgend schreibt (vergl. Rudolf Theilmann, Carl Ludwig Frommel 1789-1863. Zum 200. Geburtstag, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1989, Kat.-Nr. 77). Die Entwurfszeichnung für Frommels Radierung war schon auf der Kunstausstellung 1818 in Karlsruhe zu sehen und einen aquarellierten Stich zeigte Frommel auf der Karlsruher Ausstellung von 1821.

7 Frommels Antwort liegt nicht bei.

8 Wilhelm Friedrich Gmelin (1760-1820), Kupferstecher aus Badenweiler, lebte seit 1787 mit Unterbrechungen in Rom.

9 Mare Morto bei Neapel, 1798 (vergl. Stefan Borchardt, Wilhelm Friedrich Gmelin, Veduten und Ideallandschaften der Goethezeit, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Hohenkarpfen 2010, Kat.-Nr. 122 und Abb. S. 65).

10 Franz Kaisermann (1765-1833), Maler aus Yverdon in der französischen Schweiz, lebte seit 1789 in Rom.

11 Wilhelm Friedrich Gmelin war am 22. September 1820 in Rom gestorben.

12 Aus Briefen von Joseph Anton Koch, der 1795 nach Rom gekommen und dort mit Wächter zusammengetroffen war, an Uexküll spricht ebenfalls eine hohe Begeisterung für Werk und Persönlichkeit Wächters (vergl. Paul Köster, Eberhard Wächter (1762-1852), Ein Maler des deutschen Klassizismus, Diss. Bonn, 1968, S. 57). Eberhard von Wächter war seit 1810 Kustos der Kupferstichsammlung in Stuttgart.

13 Philipp Friedrich von Hetsch (1788-1864), Maler aus Stuttgart, seit 1798 Direktor der herzoglichen Gemäldegalerie in Ludwigsburg.

14 Bertel Thorvaldsen (1770-1844), Bildhauer aus Kopenhagen, lebte seit 1797 in Rom.

15 Jesuit S., nicht ermittelt.

16 Bei den Winter’schen Bildern könnte es sich um Arbeiten des Nürnberger Kupferstechers und Zeichners Johann Wilhelm Windter (um 1696-1765) handeln.  

17 Wohl Samuel Gottlieb Liesching (1786-1864), Verleger und Buchhändler in Stuttgart.

18 Portrait des Matthäus Merian d. Ä. (1593-1650).

19 Bei dem Bild der Jefta könnte es sich um die Tochter des Heerführers Jephta aus dem Alten Testament handeln. Jephta gelobte Jahwe, im Falle eines Sieges über die Ammoniter, das erste Lebewesen zu opfern, das über seine Schwelle treten würde. Es war seine einzige Tochter Iphis. Diesen tragischen Stoff vertonte Georg Friedrich Händel in einem Oratorium und der Dichter Aloys Schreiber (1761-1841), mit dem Sophie Reinhard bekannt war, hat den Text zur Oper „Jephtas Gelübde“ gedichtet, die von Giacomo Meyerbeer vertont wurde.

 

 

 

„ARICCIA bey ROM/Seiner Königlichen Hoheit dem Grossherzog Ludwig zu Baden“, Radierung von Carl Ludwig Frommel, um 1820 (Bildnachweis: E. Fecker). Die Vorzeichnung zeigte Carl Ludwig Frommel auf der ersten Ausstellung des Badischen Kunstvereins in Karlsruhe im Jahre 1818 (GLA 69 Badischer Kunstverein/1: Ariccia, Eigentum des Künstlers)

 

43              [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                                        Kr. d. 3. Februar

                                                                                                                                                                                   1821

                                                                                                                                                                                                

 Verehrter Freund,

 

Wenn ich Sie recht verstehe, so haben Sie alles oeffentliche Lob wegen F.2 Blatt aufgegeben, das thut mir leyd! denn ich sehe mich auch ungern als die Ursache eines unterlassenen Lobs meiner Freunde an. F–l kann zwar (dieß sei zu seiner Ehre gesagt) belen er wußte daß Sie Ihren Aufsatz zurük genommen hatten, zu mir, und sprach von dieser Schrift, als einer Sache die, weil sie ihn zu hoch erhebe, wohl unangenehme Folgen für ihn haben könnte, und wünschte daß wenigstens Vergleichungen unterbleiben möchten. Mir scheint es auffallend, daß Gmelin3 Haldenwang4 und Frommel im Badischen geboren, und zwar alle drei das Licht der Welt erblikten in einem Bezirk der kaum 25 Stund mißt, kaum entgeht der erste der Kunst, so erscheint das erste Werk deß jüngsten der vieleicht G. ersetzen wird, könnten Sie, dem alles so fließend von der Zunge rießelt nicht hievon Anlaß nehmen etwaß neues zu sagen an waß vieleicht noch wenige dachten dabey Frommels Blatt ehrenvoll zu schildern, Ihre Ansichten über Kunst überhaupt beifügen und witzig sägen ohne zu stechen? versuchen Sie es, Sie können auch anführen daß Haldenwang demnächstens große Arbeiten nach Claude5 anfangen werde etc. etc. – daß Gmehlin aus dem Mare morto6 ein schöneres Bild liefferte als es in der Natur zu sehn ist, gereicht ihm zur Ehre, Sie müssen wissen daß der Punkt den Frommel bey Arriccia angenommen hat, nirgends existiert, daß sagte er mir ohne von unseren Discusionen etwaß zu ahnden! Könnte ich nur Wächters7 jüngste Arbeiten sehn! gerne überlasse ich Ihnen die Kupferstiche; schon lange gehe ich mit dem Plan um, auf 8 Tage nach Stutgard zu reisen hauptsächlich wegen Wächter aber es ist weit, und für ein Frauenzimmer gleich mit Umständen, und Kosten verbunden.

 

Ihre Lüster Geschäfte besorgte ich gleich, und da Sie auch gerne etwaß neues hören sage ich Ihnen daß die hei Heirath mit Bekers Tochter,8 wieder rükgängig wurde, warum, weiß ich nicht, wills auch nicht gesagt haben.

 

Nun kommt bald der Frühling, und mit ihm das Mädchen aus der Fremde (das sind Sie) worauf ich mich recht freue. Müllers Augenkrankheit9 hat mich erschrekt, denn auf einem Aug ist er, wie Sie wissen längst blind mit dem andern sieht er so wenig, daß er zweimahl bey mir, als ich im Palast Albano wohnte, wo er die Thürme wie im Karlsr. Hofthor sind, zum Fenster hinaus wollte, dabey hat er die Schwachheit daß er die beste Augen haben will, ich konnte aber doch mit dem besten Willen nicht anderst als die Flügel oeffnen waß ihn in grosse Verlegenheit brachte, er sollte Ihr Hausgenosse seyn, mit niemand unterhielten Sie sich so gut als mit Müller, und nach 4 Jahren in welchen ich Müller oft sah, lange seine Nachbarin war, habe ich nie finden können, daß seyn Herz bös sey, er ist wie die Biene die nur sticht, wenn sie beleidigt wird, oder auch aus Angst, sie könnten Ihre, und seine Tage verschönern, wie gerne hörte ich in Rom dem oft bös mauligten, aber immer geistreichen Gespräch von Ihnen, und Müller zu! – ich bin fruchtbar an Vorschlägen, werden Sie sagen, aber alles kommt aus gutem Herzen*

 

*Darum werden Sie verzeihn Ihrer ergebensten S. Reinhard

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard

„An

Herrn Baron von Ixkill

den Aelteren

   in

Ludwigsburg

aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Carl Ludwig Frommel (1789-1863), Maler und Kupferstecher aus dem linksrheinischen, ehemals badischen Birkenfeld. Vergleiche den Brief von Sophie Reinhard an Freiherr von Uexküll vom 2. Januar 1821 mit der Kritik an Frommels Radierung „Ariccia“.

3 Wilhelm Friedrich Gmelin (1760-1820), Kupferstecher aus Badenweiler, lebte seit 1787 mit Unterbrechungen in Rom.

4 Christian Haldenwang (1770-1831), Kupferstecher aus Durlach, seit 1804 Hofkupferstecher in Karlsruhe.

5 Claude Lorrain (1600-1682), französischer Landschaftsmaler, der etwa ab 1630 bis zu seinem Tode in Rom lebte.

6 Mare Morto bei Neapel, 1798 (vergl. Stefan Borchardt, Wilhelm Friedrich Gmelin, Veduten und Ideallandschaften der Goethezeit, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Hohenkarpfen 2010, Kat.-Nr. 122 und Abb. S. 65).

7 In jener Zeit malte Eberhard von Wächter (1762-1852) das Gemälde „Kahn des Lebens“, welches im Juni 1820 im Kunstblatt eingehend gewürdigt wurde (vergl. Paul Köster, Eberhard Wächter (1762-1852), Ein Maler des deutschen Klassizismus, Diss. Bonn, 1968, S. 165ff.).

8 Betrifft die Heirat der Marie Becker, Tochter des Galeriedirektors Philipp Jakob Becker, mit dem Amtmann Eckstein in Rastatt.

9 Friedrich Müller (1749-1825), Maler und Dichter, lebte seit 1778 in Rom.

 

 

44        [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                               [Karlsruhe] d. 10. Merz.

                                                                                                                                                                                      1821

                                                                                                                                                                                                        

Diesesmahl ließ ich Sie lange warten, aber ich werde so oft von der Arbeit geruffen, und damit sich die verlohrene Zeit wieder ausgleiche nehme ich die zum Schreiben bestimmte oft dazu. Wächters2 Brief hebe ich auf biß Sie ihn abholen. Frommel3 kann Ihnen vor einigen Monat keinen probe Druck geben. Von der Gräfin Berboldingen4 bin ich wiederholt auf einige Wochen eingeladen also wegen einer Unterkunft der Art hätten Sie nicht zu sorgen, inzwischen läuft es gegen meine Grundsätze anderstwo als im Gasthof zu bleiben, ich achte die Berolding sehr aber nur selten findet sich ein Quartier bey Freunden wo man nicht auf mancherlei Art gebunden wäre, bey Ihnen wäre mirs angenehm, aber Sie sind so heilos verschriehn daß ich selbst jezt, wo ich alt bin nicht Ihr Gast seyn dürfte!! doch unter Gottes freiem Himmel wage ich es mit dem schuldlos verschrienen Freund eine Reise von Pf. nach St.5 zu unternehmen kommt Zeit kommt Rath.

 

Ein Freund sendete mir ein Buch mit folgendem Titel, Ansichten über die bildenden Künste, und Darstellung des ganzen derselben in Toscanax X. X. Heidelberg bey Oswald.

x von einem deutschen Künstler in Rom.

 

Wenn Sie dieses Buch nicht gelesen haben so empfehle ich es Ihnen, einen wahren (den ersten Genuß) gewährte es mir, unter allen mir bekannten Kunstbücher! seine Verbreitung und beherzigung könnte den schönsten Nutzen bringen, wenigstens das überhand nehmende Kunstgespräch in Deutschland ordnen, und zum vernünftigen umschaffen, hiebey darf ich mich abermahl auf Meister Wächter beruffen der diesem Werk gewiß Beifall giebt. Sollten Sie zu geizig seyn sichs anzuschaffen, so erbiethe mich Ihnen dasselbe durch die Post, aber non francato, auf 8 Tage zu senden? Vieleicht können Sie den Verfasser ausfindig machen,6 den ich gar zu gerne kennen möchte, altro che Göthex!

 

Leben Sie recht wohl und schreiben Ihrer Sie Verehrenden

S. Reinhard

x über Kunst, N. B.

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll (1755-1832) aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Eberhard von Wächter (1762-1852), Historienmaler aus Balingen. War seit 1810 Kustos der Kupferstichsammlung in Stuttgart.

3 Carl Ludwig Frommel (1789-1863), Maler und Kupferstecher aus dem linksrheinischen ehemals badischen Birkenfeld, Schüler von Philipp Becker und Hofkupferstecher Christian Haldenwang, weilte von 1813 bis 1817 in Italien.

4 In Stuttgart waren die Familien der Grafen von Beroldingen für ihre Gastfreundschaft und Kunstbeflissenheit bekannt. Ihre Schwester Isabella Gräfin von Beroldingen, hatte Sophie Reinhard 1809 in Wien kennengelernt. Ein Besuch bei den Beroldingen könnte 1840 stattgefunden haben, denn der Kunstsammler Sulpiz Boisserée vermerkt in seinem Tagebuch am Mittwoch den 30. September einen Besuch bei Beroldingen und trifft an diesem Tag auch Sophie Reinhard in Berg, einem Stadtteil von Stuttgart (vergl. Hans-Joachim Weitz, Sulpiz Boisserée, Tagebücher 1808-1854, Bd. 3, Darmstadt 1983, S. 649).

5 Könnte die Abkürzung für Pforzheim nach Stuttgart sein.

6 Ansichten über die bildenden Künste und Darstellung des Ganges derselben in Toscana; zur Bestimmung des Gesichtspunctes, aus welchem die neudeutsche Malerschule zu betrachten ist. Von einem deutschen Künstler in Rom [i.e. Johann David Passavant], Heidelberg & Speier, Oswald, 1820.

 

 

45        [NL Uexküll, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe]1                                                                            K. d. 24. Merz

                                                                                                                                                                                     1821

 

Erst den 22. dieses erhielte ich Ihr schreiben durch Hr. F.2 sonst hätten Sie bereits das angebothene Buch3 schon erhalten. Ich weiß wohl daß er nicht immer geizig, wohl aber vernünftig darf genannt werden wenn man nicht auf jede Empfehlung hin, ein Buch kauft, doch glaube ich ohne Eigenliebe von mir auch sagen zu können daß, waß Bildende Kunst ist, ich nicht ganz für die Hunde bin! – genug Sie werden lesen, und wenn Sie wollen so geben Sie es auch M. Wächter,4 Sie können 14 und mehr Tag es behalten, hier liest doch ausser mir niemand so etwaß mit Interresse, eine Abhandlung über einen Morast, oder Ochsenhorn würde hier weit mehr Leser finden. – Wegen des Briefwechsels über Kunst werde mit F. sprechen. – Ich angle schon lange nach Müllers5 Tiber Fischerei; konnte aber bisher dieß Blatt nicht bekommen!

 

Fahren Sie ferner fort, und bereun in Dehmuth Ihre Sünden, so werden sich die Engelein im Himmel freun, nebst Ihrer Freundin

                                                                                                                                                                                     S.R.

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll (1755-1832) aus dessen Nachlass in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

2 Vielleicht Abkürzung für Frommel.

3 Vergleiche Brief der Künstlerin vom 10. März 1821 an Karl Friedrich Freiherr von Uexküll.

4 Eberhard von Wächter (1762-1852), Historienmaler aus Balingen. Wächter war seit 1810 Kustos der Kupferstichsammlung in Stuttgart.

5 Friedrich Müller (1749-1825), Maler, Radierer und Dichter, lebte seit 1778 in Rom.

 

 

46       [GLA Karlsruhe 56 Nr. 1570]1                                                                               [Karlsruhe, den 24. Juni 1823]

 

Großherzogliches Hochpreißliches

Ober Marschallamt,

 

Auf die verehrliche Verfügung vom 12ten dießes, habe ich die Ehre, gehorsamst zu erwiedern, daß ich zu Erfüllung jener alternativen Verbindlichkeit, die mir bey der gnädigsten Bewilligung einer Besoldung auferlegt worden, irgend eine Aufforderung durchaus nicht abgewartet, sondern vom ersten Augenblik an, und meines Wissens beynahe ausnahmweise, solcher bestens nachzukommen, mich aufrichtig bestrebt habe; das Gegentheil wäre mit meiner Pflicht ebenso unvereinbar gewesen, als mit meinem Dankgefühl, gegen den Höchsten Verleiher dießer Unterstützung, und Aufmunterung meines Kunsttalents.

 

In dessen Gemäßheit habe ich unterthänigst überreicht,

 

des Großherzogs Karl Königliche Hoheit2

Elisabeth und Johannes,

die sterbende Catharina von Siena,

der Traum von Margraf Karl Wilhelm, oder die Erbauung von Karlsruhe.

 

Des regierenden Großherzogs Königliche Hoheit3

die heilige Cecilie,

zehn radirte, von mir componierte Blätter zu Hebels Allemannischen Gedichten,

das Fest bey Aufhebung der Leibeigenschaft,

und die Margräfin Anna, wie sie Gaaben unter Arme und Kranke spendet, wartet zu gleicher Bestimmung lediglich auf gehörige Empfänglichkeit für den Oelfirniß.

 

Die Huldreiche Handschreiben, welche ich zu besitzen das Glück habe, verschaffen mir die Beruhigung daß ich den Höchsten Intentionen, und Erwartungen nicht entgegen gehandelt habe, ich wurde in Sonderheit von des Großherzo[g]s Karl Königl Hoheit, auf die fernere Bearbeitung vaterländischer Geschichte aufmerksam gemacht, Ihro Königliche Hoheit der Grosherzog Ludwig nehmen ebenfalls besonderes Interresse an Gegenständen, welche aus der Geschichte Ihres hohen Hauses genommen sind, dieße Aufgabe jedoch, so wie überhaupt die Historienmahlerey erfordert längeres Nachforschen, und anhaltendes Studium der zerstreuten Nachrichten welche man aus gar verschiedenen Quellen schöpfen muß, auch bedarf der Künstler schon deswegen einiger Nachsicht, weil er nur durch wiederholte Bearbeitung seines Stoffs zur Hervorbringung eines würdigen Kunstwerks gelangen kann.

 

So lange mir Gott die Kräfte verleiht werde ich mir auch ferner die genaue Erfüllung meiner Pflicht zur ernstlichen und freudigen Angelegenheit machen

 

Karlsruhe den 24 Juny

1823                                                                                          Sophie Reinhard

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard:

„An

Ein Hochlöblich OberHof Marschall=

Amt

Dahier

2 Karl Ludwig Großherzog von Baden (1786-1818), Regent seit dem 10. Juni 1811.

3 Ludwig Großherzog von Baden (1763-1830), Regent seit dem 8. Dezember 1818.

  

 

47          [NL Adam, StA München Nr. 104]1                                                                                          Karlsr. d. 28. Merz

                                                                                                                                                                             1827.

                                                                                                                                                                                                        

Lieber Adam,

 

Innig freute ich mich wieder einmahl einen Brief von Ihnen zu erhalten. Ihren Freund Hermann2 frug ich über alles waß Sie betrieft, und glaube nun so zimlich zu wissen, daß es Ihnen wie allen geht, nehmlich man wandelt nicht immer auf Rosen, die Dornen sind jedem auch zugegeben. Herr v. Hermann der den eigentlichen Zweck seiner Reise lebhaft verfolgt sah ich nicht so oft, als die liebe Familie, die mir dann das mangelnde ergänzte, ein liebes gescheites Mädchen, die mir ausnehmend wohl gefiel. – Vor 4 Monat verlohr ich meine gute unvergeßliche Mutter,3 und dadurch wurde meine Gesundheit die 2 ½ Jahr schlecht war, aber wieder besser ging, abermahl erschüttert, doch befinde ich mich nun so ziemlich. Im Grunde geht es mir gut, das heißt ich habe hinlängliches Einkommen, meine bescheidenen Wünsche zu befriedigen, habe einige gute Freunde, und mein bischen Kunst, dies alles wäre genug um glücklich zu seyn, aber so vieles von aussen waß trübt, daß meine große Dosis Frohsinn sehr schnell zugeschnitten hat! nun kommen die Jahre die schon dem weisen Salamon nicht gefallen wollten, und oft bemerke ich, /waß Jahre nicht der Fall war/ nehmlich daß ich allein stehe, es ist aus und vorbey, nur auf dem May den uns die Natur vorgezeichnet hat ist wahres Glück zu finden, nehmlich in den Kindern, wer die hat, der wird nie ohne Genuß seyn, und ließe man mir die Wahl, ob ich, Michel Angelo an Geschiklichkeit, oder Mutter einiger Kinder seyn wollte, so würde ich das lezte wählen, doch eines ist so unmöglich wie das andere, und somit sterbe ich als alte Jungfer!

 

Das Heft welches Hermann von Ihrem russischen Feldzug bey sich hatte, gefiel mir sehr, ich glaube es wird gut abgehn, Ihr Freund giebt sich viel Mühe, doch glaube ich die meisten Subscribenten werden sich in Frankr. finden.4

 

Die Bianca Milesi5 ist in Genua glücklich geheirathet seit 2 Jahr, und Mutter eines Sohns. Vor 2 ½ Jahr war sie auch bey mir hier, und zwar 4 Wochen, nebst ihrer Mutter.

 

Ich hoffe lieber Freund, Sie werden mir wieder schreiben und da sagen Sie mir doch auch ob Cornelius glücklich ist? ich hörte verschiedenes, auch soll seine Frau sehr krank gewesen seyn, Herrmann, wusste wenig von Cornelius.6

 

Frommel ist seit einem Jahr wieder geheirathet, und recht glücklich.7 Huber8 war vor 2 Jahr auch hier mit seiner gar lieben anspruchlosen reichen Frau. Wenn Sie mir andworten sollten /gewiß verlasse ich mich nicht darauf/ so schreiben Sie mir wie es der guten Emilie geht? sie scheint etwaß schwächlich. Nun leben Sie wohl mit Ihren 9 Trabanten9 das heilige Sacrament der Taufe wünschte ich aus Ihrer Haus Tafel gestrichen zu wissen. Adieu, Mangnifique und Sulima10 hängen immer in meinem Arbeitszimmer neben Michel Angelo. Adämle Adämle wie glücklich waren wir, als Sie zu der Geiger11 und mir kamen, tempi passati

 

                                                                     unverändert

                                                                         die Ihrige Sophie Reinhard

                                                                                 wohnt im grossen Zirkel12

 

 

1 Brief von Sophie Reinhard an

                                               „Herrn

                                               Albrecht Adam, berühmten

                                               Mahler

                                                           München

                                               abzugeben mit Brief

                                               von Herrmann u Barth.“

aus dem Nachlass des Malers im Stadtarchiv München.

2 Inhaber und Geschäftsführer des Münchner Verlages Hermann & Barth.

3 Laut Eintrag im Standesbuch der evangelischen Gemeinde von Karlsruhe starb die Witwe Jacobina Margaretha Reinhard geb. Pasterts am 27. Oktober 1826 im Alter von vierundsiebzig Jahren drei Monaten und vierzehn Tagen.

4 Voyage pittoresque et militaire de Willenberg en Prusse jusqu`à Moscou fait en 1812 pris sur le terrain même, lithographié par Albert Adam. Verlag Hermann & Barth, München 1827 (vergl. Albrecht Adam und seine Familie. Zur Geschichte einer Münchner Künstlerdynastie im 19. u. 20. Jh., Ausst.-Kat. Münchner Stadtmuseum 1981, hrsg. Ulrike von Hase-Schmundt, München 1981, Katalog Nr. 411, S. 371).

5 Bianca Milesi (1790-1849), befreundete Malerin und Schriftstellerin aus Mailand. Laut Émile Souvestre, Blanche Milesi-Mojon. Notice biographique, Angers 1854, Seite 60, heiratete sie am 24. Januar 1825 den Arzt Benedetto Mojon (1781-1849). Als Geburtsjahr von Benedetto Mojon wird vielfach 1784 angegeben (vergl. F. de Lansac (Hrsg.), Encyclopédie biographique du XIXe siècle, Médecins célèbres, Paris 1845, S.241), was laut Pietro Berri (Il dottor Benedetto Mojon, Giornale storico e letterario della Liguria, Anno XVIII, 1942, S. 104) nicht zutreffend ist. Nach seinen Ausführungen wurde er am 16. Mai 1801 mit einer „Dissertazione sull’utilità della musica tanto nello stato di sanità che in quello di malattia.“ promoviert. Wäre Mojon 1784 geboren, wäre er schon mit 17 Jahren zur Promotion zugelassen worden. In den folgenden Jahren machte Benedetto Mojon mit weiteren außergewöhnlichen Untersuchungen auf sich aufmerksam, u. a. mit „Mémoire sur les effets de la castration dans le corps humain (1804) und einem Buch mit dem Titel „Leggi fisiologiche“ (1806), welches nach der 1821 erschienenen Ausgabe von Papst Pius VII. auf den Index librorum prohibitorum gesetzt wurde.

6 Peter von Cornelius (1783-1867), arbeitete zu dieser Zeit an den Fresken in der Glyptothek in München.

7 Carl Ludwig Frommel (1789-1863), war wie Sophie Reinhard Schüler von Galeriedirektor Philipp Jakob Becker. Er war seit 1826 in zweiter Ehe mit Johanna Henriette Gambs verheiratet (vergl. Carl Ludwig Frommel 1789-1863, Zum 200. Geburtstag, Ausst.-Kat. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 1989, S. 17).

8 Jakob Wilhelm Huber (1787-1871), befreundeter Maler aus Zürich.

9 Albrecht Adam heiratete 1811 Magdalena Sander mit der er bis dahin neun Kinder hatte.

10 Magnifique und Sulima, wohl eine Zeichnung oder ein Gemälde von Albrecht Adam.

11 Margarete Geiger (1783-1809), befreundete Malerin aus Schweinfurt.

12 Großer Zirkel = kreisförmiger Weg bzw. Straße mit dem Karlsruher Schloss als Mittelpunkt.

 

 

 

 

Brustbild des Arztes Benedetto Mojon (1781-1849), Ehemann der Malerin und Schriftstellerin Bianca Milesi.

Gezeichnet von Auguste Pidoux und lithographiert bei Paul Petit et Cie. Aus: Encyclopédie biographique du XIXe siècle, Médecins célèbres, Paris 1845 (Bildnachweis: E. Fecker)

 

48          [GLA Karlsruhe 390 Nr. 1945]1                                                                    [Karlsruhe, den 17. Dezember 1844]

 

Nr. 364. Den siebenzehenten Dezember Nachts neun Uhr starb und wurde den zwanzigsten früh neun Uhr beerdigt Sophie Karoline Friederike Petronella Reinhard, Malerin, ledige Tochter des weil. Staatsraths Reinhard2 u. der Jacobina geb. Pasterts,3 gebürtig von Kirchberg, alt neun und sechzig Jahre sechs Monate. Zeugen Karl Manz,4 Stallmeister; Gottlieb Eisenlohr5 Kassier

 

                                                                                                                       T. Deimling

 

 

 1 Eintrag im Standesbuch der evangelischen Kirchengemeinde Karlsruhe 1844

2 Maximilian Wilhelm Reinhard (1748-1812), Vater der Künstlerin.

3 Der Familienname der Mutter, hier Pasterts geschrieben, kommt auch als Pastertin vor und würde heute wohl Pastert geschrieben.

4 Karl Manz, Stallmeister.

5 Engelhard Gottlieb Eisenlohr (1780-1862), war seit 1815 Generalkassier der Witwen- und Brandkasse in Karlsruhe (vergl. Karl von Wechmar, Handbuch für Baden und seine Diener, Heidelberg 1846, S. 198). Sein Bruder, der Hofgerichtspräsident Christoph Jakob Eisenlohr (1775-1852), war seit dem 18. Juni 1804 mit Caroline Reinhard, der Schwester von Sophie Reinhard, verheiratet. Aus dieser Ehe gingen die Kinder Otto und Max hervor (vergl. Bernd Breitkopf, Die alten Landkreise und ihre Amtsvorsteher, Beiträge zur Geschichte des Landkreises Karlsruhe, Bd. 1, Ubstadt-Weiher, 1997, S. 110f.).

 

 

49          [BLB Karlsruhe, Sig. Ze 005 00]1                                                                                 Karlsruhe, den 23. Juli 1846

 

 

1 Laut Redaktion des Karlsruher Beobachters Gedicht von Johann Peter Hebel. Erstmals veröffentlicht im Karlsruher Beobachter, Nr. 59, 23. Juli 1846, Beilage zum Karlsruher Tagblatt (Bildnachweis: E. Fecker, vergl. auch Wilhelm Zentner (Hrsg.), Johann Peter Hebel, Gesamtausgabe, Band 3, Karlsruhe 1972, S. 220-221).

  

 

 

 

Stand: 3. Juni 2022